Ich hab die neue jetzt zweimal gehört und merke schon, dass sie mir sehr gefallen wird in ihrem dezenten Abdrehen ins Spacige. Ich hab zwar den Weggang des Keyboarders/Sängers noch nicht verwunden (Enslaved sind die erste Black-Metal-Band, die meine Frau mich bat ihr auf CD zu brennen, damit sie sie in ihrer alten Karre auf dem Weg zur Arbeit hören kann [Sie hört sonst nur Audioslave und Korn oder sowas]), aber das hier wird was. Ich hebe mir die Scheibe vorsichtshalber für besondere Gelegenheiten auf. Falls sie bei mir voll zündet. Sprich. Nur einmal die Woche. Samstags. Mit einem Bier oder Cocktail oder guten Wein in der Hand.
Ich muss ja sagen, dass mir persönlich der Klargesang des "neuen" Keyboarders vielleicht sogar besser gefällt als der von Herbrand Larssen. Und so mega-unterschiedlich klingen die jetzt auch nicht, finde ich.
Meine allgemeinen, bisherigen Gedanken zum neuen Album (höre ich gerade erst zum vierten Mal):
Finde es auffallend - und irgendwie auch gut, dass es endlich mal wieder auf eine LP passt (die letzten Alben hab ich alle auf CD, während ich bis "Below The Lights" alles auf Vinyl habe).
Die Songs sind im Schnitt ja auch ungewöhnlich kurz für Enslaved - durchschnittlich knapp 5 Minuten, während die Durchschnittslänge auf den meisten anderen Alben ja eher zwischen 6 und 9 Minuten war und sonst noch auf einigen zwischen 5 und 6 Minuten (und im Schnitt nur kürzer auf "Blodhemn", wenn ich mich nicht irre).
Das ist nicht das Schlechteste, denn auf manchen Alben der Band finde ich, dass in den langen Songs zu viele Wiederholungen desselben Parts vorkommen (war ja schon auf "Vikingligr Veldi" so - da für mich vielleicht sogar am negativsten, aber auch auf neueren Alben kam das öfter mal vor, wobei das natürlich immer Ansichtssache ist).
So ein Bisschen fehlen mir bisher aber trotzdem die richtigen Höhepunkte in den Songs, die mir allerdings allesamt gut gefallen. Vor allem "Homebound" ist richtig großartig! Alle anderen Stücke mag ich auch, aber da fehlt der letzte Funke zur Begeisterung, die ich aber eh zuletzt öfters auf "Axioma Ethica Odini" fühlte, was ja nun schon gut 10 Jahre alt ist. Insofern alles absolut im grünen Bereich.
Außerdem finde ich ganz cool, dass die neue Scheibe oftmals nicht so sehr einfach nach "wieder einem weiteren, typischen, neueren Album der Band" klingt. Klar, der Stil ist unverkennbar, aber hier und dort sind nun auch mal orientalisch anmutende Melodien zu hören ("Fires In The Dark") und diese Bathory-Vibes im stampfenden Teil von "Jettegryta" hab ich so von Enslaved schon länger nicht mehr gehört. Das sequenzer-getriebene aber sonst eher roh-rockige "Urjotun" empfinde ich sogar als sehr frisch im Bandkontext.
Insgesamt auf jeden Fall wieder alles auf hohem Niveau und diesmal auch nicht ganz so durchgängig "auf Nummer sicher" wie zuletzt.
Ich denke, die Scheibe hat auch noch Wachstumspotenzial. Bisher tendiere ich schon dazu, sie als bestes Album seit "Axioma..." anzusehen. Das fand ich allerdings erst auch beim letzten Album und das hat mich bei einem erneuten Durchlauf vor kurzem dann nicht mehr ganz so beigeistern können, wie in den Wochen nach dem Kauf.
Irgendwas zwischen 8 und 9 Punkten wird sich bei "Utgard" aber auch langfristig festigen, denke ich.
Irgendwie ist dies für mich musikalisch ein komisches Jahr - zwar durchaus einige gute Scheiben und auch viele neue Alben von seit Jahren sehr geschätzten Bands, von denen mich aber nichts so umhaut, wie die besten 5 oder 6 Alben des letzten Jahres...