[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Prog-on's Liste

Machet die Tore weit, der König zieht ein!

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21. King Crimson - In the Court of the Crimson King (UK, 1969)
Manche sagen, es sei das definitive Album aus dem Genre der progressiven Stromgitarrenmusik, andere wiederum behaupten, es handle sich um das einzige Schlafmittel, das man auf Vinyl bekommen kann. Ersteres stimmt nicht ganz, schließlich tauschen wir uns gerade "nur" über Rang 21 DER LISTE aus (ersetze "definitiv" durch "definierend" und wir kommen ins Gespräch...), letzteres ist gar blanker Unsinn; wer während dieses atemberaubend wilden Ritts in allen Gangarten des Mellotrons (der Titelsong!) ins Reich der Träume dahingleitet, hat zweifelsohne Probleme, die in Sachen Ernsthaftigkeit vergleichbar sind mit denen des "21st Century Schizoid Man", jenem prominenten Protagonisten des verstörend-genialen Openers versehen mit Lyrics von derartig prophetischem Wahrheitsgehalt, dass es einem eiskalt den Rücken runterläuft. Ja, auch mehr als ein halbes Jahrhundert (!) nach Release wirkt der Innenbereich des Hofes des purpurroten Königs so prunkvoll und blankpoliert wie am Anfang (nicht, dass ich dies bezeugen könnte, aber ich mag den Satz), und eigentlich, ja, eigentlich wäre ein Einsortieren des Albums in das Top-20-Regal DER LISTE nur folgerichtig; allerdings wäre da auch noch "Moonchild", Track 4, welcher mit höchst angenehmen sanften Klängen beginnt, nur um dann in eine gefühlt sieben Jahre andauernde improvisierte Instrumentalsektion überzugehen, ideal, um in dieser Zeit eine neue Sprache zu lernen, einen Marathon zu laufen oder... zzzzzzzzzzzzzzzzzzzz...
Ich mag auch "Moonchild"!:D
Verdienter Platz, keine Ahnung, wo das Album bei mir landen wird...
 
Hail to England!

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20. Genesis - Selling England by the Pound (UK, 1973)
How English can a record be? Banks, Collins, Gabriel, Hackett, Rutherford: Yes! Und siehe, sie machten sich auf und schufen "Selling England by the Pound", ein Werk, das in der Tat dermaßen englisch ist, dass man beim Hören automatisch Tee (mit Milch, klar) trinken und über das Wetter reden möchte. Bereits der Opener "Dancing with the Moonlit Knight" started mit einem A-Capella-Gesang, der so klar, so delightfully British ist, dass man schwören könnte, im Hintergrund den Westminster-Glockenschlag zu vernehmen, und es ist this very spirit, den das Album über die gesamte Spielzeit atmet, ist es nicht? Wäre "Selling England by the Pound" eine Person, es wäre der schrullige eldery gentleman mit langem, weißen Haar, ein Exzentriker wie aus dem Bilderbuch, dessen Geschichten, wenngleich verworren, derart faszinierend sind, dass man sich beim Zuhören ein "After Eight" nach dem anderen einverleibt, ohne zu bemerken, dass es bereits two minutes to midnight ist. Schlurft man schließlich todmüde in Richtung Schlafgemach, nachdem man zunächst vor der Tür zum Badezimmer eine spontane Ein-Mann-Schlange gebildet hatte, könnte, KÖNNTE, es sein, dass man es mit dem binge listening ein wenig übertrieben hat, I dare say...
 
Hmm, das ist tatsächlich die einzige Genesis-CD in meinem Schrank. Sicher 15+ Jahre nicht gehört. Mache ich ggf. mal wieder an.
 
Sunday Morning Special:

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19. Vauxdvihl - To Dimension Logic (AUS, 1994)
Es gibt (nicht nur, aber insbesondere Prog-)Alben, die man sich erarbeiten muss. Und es gibt solche, die muss man sich ERARBEITEN. Der Prozess des Erarbeitens ist dadurch gekennzeichnet, dass man als Erarbeitender zwar durchaus gefordert, in der Regel jedoch nicht überfordert ist. Klingt ein Album, das sich gerade erarbeitet wird, aus, sieht man dem nächsten Durchlauf mindestens gelassen, im Idealfall in freudiger Erwartung sich verstärkender Glücksgefühle entgegen, abhängig von der (vorläufigen, klar) Beurteilung der Qualität des Gehörten. Der Erarbeitende weiß zu jedem Zeitpunkt des Erarbeitungsprozesses, ob er (oder sie) Männlein oder Weiblein ist. Ganz anders der ERABEITENDE: jener (oder jene) schaut sicherheitshalber mal nach. Oder fühlt. Oder macht beides. Der ERARBEITENDE sieht sich nämlich einem Zustand akuter eigener Überforderung ausgesetzt, was umso belastender für ihn ist, da er sich selbst als Geübter betrachtet; sein Anspruch, ja, sein Selbstverständnis ist es, nicht nur mit Alben, sondern auch mit ALBEN klarzukommen. Dem nächsten Durchlauf eines ALBUMS, das im Begriff ist, ERARBEITET zu werden, sieht er daher zumindest in Anspannung, im Falle außergewöhnlich hoher Komplexität des zu ERARBEITENDEN eventuell gar in einem an Furcht grenzenden Zustand entgegen; was bloß, wenn man ein weiteres Mal wenig bis nix kapiert? Große Erleichterung dann, als schließlich doch kleine, fein gesetzte Steigbügel auszumachen sind (eine wiederkehrende Melodie, ein irgendwie doch nachvollziehbares Break, eine markante Textzeile, you name it), die dem ERARBEITENDEN den lang herbeigesehnten (ja, auch) emotionalen Halt gewähren und es ihm ermöglichen, peu à peu das Momentum zu seinen Gunsten zu drehen, bis dann am Ende das Drücken der Play-Taste nicht mehr angstbesetzt ist, sondern in freudiger Erwartung dessen, was folgt, erfolgt.
Joa, und am Ende des Tages kann es durchaus sein, dass der Ex-ERARBEITENDE einen Freund fürs Leben gewonnen hat - so wie im Falle von "To Dimension Logic", der Lohn dafür ist Rang 19 DER LISTE. Ohne den Steigbügel "Separate Ends" und dessen verhältnismäßig einprägsamen Melodien wäre ein solcher Triumph wohl nicht möglich gewesen, Dank gebührt daher dem, der den Parcours so wunderbar gesetzt hat!
 
Ich finde es auch toll, dass die sich nach dir benannt haben. Da würde ich ja schon gern mal wissen, wie sowas hinter den Kulissen abläuft. Gerne PM.
Nun, ja, das ist ein recht weit verbreiteter Irrglaube, dass sich die Band nach mir benannt hat. Ebenso, dass ich mich nach der Band benannt habe. Eigentlich haben wir den Namen gemeinsam gefunden. Und das war so:

Wir hatten 1990 einen Austauschschüler aus Australien bei uns. Sein Name war Fabrizio Gallino (Sohn italienischer Auswanderer). Er war etwas älter als ich, aber wir hatten durchaus Bock miteinander rumzuhängen, weil ich einen so exzellenten Musikgeschmack hatte. Sein Deutsch war in den ersten Wochen genauso gut wie mein Englisch (und blieb ehrlicherweise - im Gegensatz zu meinem Englisch - auch so), so dass ich immer sagte, er würde Kauderwelsch sprechen. Natürlich ein Wort, dass er so gar nicht verstand. Um ihm das Wort zu erklären, nahm ich eine Handvoll Buchstaben aus einem Scrabble-Beutel und formte damit ein Wort: V A U X D V I H L. Er fand das Wort völlig fantastsich, so dass wir in den nächsten Wochen uns mit den Namen "Kauderwelsch" (ich ihn) und "Vaud" (er mich) ansprachen (das komplette Wort bekam er nicht hin). Als Fabrizio zurück nach Australien ging, gründete er eine Band, die 1993 ihr erstes Demo einspielte. Sein Künstlername war Fab Gallen, die Band sollte erst "Kauderwelsch" heißen, aber nachdem das in Australien nicht wirklich eine Bedeutung hatte, nannte er sie Vauxdvihl. Der Rest ist bekannt.

Ich habe das noch nie so öffentlich erzählt, weil dann jeder denkt, ich sei bei der Musik voreingenommen. Stimmt aber nicht, die ist wirklich so gut wie mein Geschmack.

Und natürlich ist das alles frei erfunden.
 
Nun, ja, das ist ein recht weit verbreiteter Irrglaube, dass sich die Band nach mir benannt hat. Ebenso, dass ich mich nach der Band benannt habe. Eigentlich haben wir den Namen gemeinsam gefunden. Und das war so:

Wir hatten 1990 einen Austauschschüler aus Australien bei uns. Sein Name war Fabrizio Gallino (Sohn italienischer Auswanderer). Er war etwas älter als ich, aber wir hatten durchaus Bock miteinander rumzuhängen, weil ich einen so exzellenten Musikgeschmack hatte. Sein Deutsch war in den ersten Wochen genauso gut wie mein Englisch (und blieb ehrlicherweise - im Gegensatz zu meinem Englisch - auch so), so dass ich immer sagte, er würde Kauderwelsch sprechen. Natürlich ein Wort, dass er so gar nicht verstand. Um ihm das Wort zu erklären, nahm ich eine Handvoll Buchstaben aus einem Scrabble-Beutel und formte damit ein Wort: V A U X D V I H L. Er fand das Wort völlig fantastsich, so dass wir in den nächsten Wochen uns mit den Namen "Kauderwelsch" (ich ihn) und "Vaud" (er mich) ansprachen (das komplette Wort bekam er nicht hin). Als Fabrizio zurück nach Australien ging, gründete er eine Band, die 1993 ihr erstes Demo einspielte. Sein Künstlername war Fab Gallen, die Band sollte erst "Kauderwelsch" heißen, aber nachdem das in Australien nicht wirklich eine Bedeutung hatte, nannte er sie Vauxdvihl. Der Rest ist bekannt.

Ich habe das noch nie so öffentlich erzählt, weil dann jeder denkt, ich sei bei der Musik voreingenommen. Stimmt aber nicht, die ist wirklich so gut wie mein Geschmack.

Und natürlich ist das alles frei erfunden.
:verehr:
Sensationeller Text!
 
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18. Yes - Close to the Edge (UK, 1972)
Ich kann's schon hören, das im Crescendo anschwellende Wehgeschrei: "Was, jetzt schon, WTF?!" Ruhe! Ja, jetzt schon. Ach, ihr wisst ja, wie das im Prog-Universum so ist, für einen Platz in den Top 17 muss ein Album schon zwischen 23:32 und 23:49 Uhr bei Vollmond im Februar aufgenommen worden sein, nah an der Kante allein reicht da halt nicht. Wobei dies alles natürlich nichts daran ändert, dass "Close to the Edge" als die ultimative Blaupause für epische Prog-Kompositionen mit Überlänge betrachtet werden kann, hochkomplexe Songstrukturen und derart schlaue Texte, dass sie de facto nicht verständlich sind, inklusive, und natürlich, NATÜRLICH von ganzem Herzen zu lieben ist; allein der fast 19-minütige Titelsong dauert länger als manche Ehe heutzutage. Es ist auch nicht vermessen zu postulieren, dass wenige Alben derart maßgeblich an der DNA des Prog mitgearbeitet haben wie dieses; da kommt Rang 18 in der Tat ein wenig underwhelming daher, aber wartet erst mal ab, was demnächst hier auf der 17 ins Ziel kommt! So, muss jetzt Schluss machen, Abendessen ist fertig...
 
Ich zitiere mich mal selbst:
"hmm, bisher war das mit Yes bei mir immer ein No. Allerdings ist von den "Klassikern" die "Tales from the Topographic Ocean" die einzige, die ich intensiver gehört habe. Und das ist jetzt auch schon sicher 15-20 Jahre her. Vielleicht sollte ich das noch mal versuchen."
 
Ich zitiere mich mal selbst:
"hmm, bisher war das mit Yes bei mir immer ein No. Allerdings ist von den "Klassikern" die "Tales from the Topographic Ocean" die einzige, die ich intensiver gehört habe. Und das ist jetzt auch schon sicher 15-20 Jahre her. Vielleicht sollte ich das noch mal versuchen."
Yes!

(Hmm, Deja-vu-Faktor ziemlich hoch heute...)
 
Mangelndes Stehvermögen, also wirklich...

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17. Genesis - Foxtrot (UK, 1972)
Get it out by Friday - soweit der Plan, der ja auch beinahe funktioniert hat. Kampf dem Listenkoller - 1, 2, 3, 4 - nur noch 17 Alben - 1, 2, 3, 4. Doch jetzt mal ehrlich: Eben diese 17 noch ausstehenden Werke haben eine solche latente Lustlosigkeit nun wirklich nicht verdient, "Foxtrot" - 1, 2, 3, 4 - schonmal gar nicht, handelt es sich hierbei doch nicht nur um die beste Genesis knapp hinter "Calling All Stations" (kleiner Scherz, okay, war geschmacklos, sorry), sondern um das wohl beste UK-Classic-Prog-Album there is, was angesichts der zahlreichen Genreperlen aus dem gelobten Land nun wahrlich was aussagt. Allein "Supper's Ready", dieses das Album abschließende, knapp 23-minütige musikalische Weltkulturerbe, ist schon Grund genug für ewige Euphorie und Glückseligkeit (diese Melodien!), und wäre ich Prog-Traditionalist, der paarweise zu tanzende Gesellschaftstanz im 4/4-Takt (schon irgendwie unproggy...) wäre sehr viel weiter oben zu platzieren gewesen (bin sehr gespannt, wo etwa @Pavlos ihn sieht). Da die Dinge aber nun einmal liegen, wie sie liegen, ist es Platz 17 geworden, der kleine, aber feine 70er-Block DER LISTE findet seinen würdigen Abschluss - und wir stehen jetzt und hier an der Schwelle zur Moderne...
 
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