[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Prog-on's Liste

Prog on!

Till Deaf Do Us Part
So, ich eröffne meine Liste und werfe die Schlusslichter in die Runde. Es wird zunächst mal relativ metallisch...

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100. Redemption - The Art of Loss (USA, 2016)
Kurzes, knackiges Drum Fill, gefolgt von einem Gitarrensolo, das die Kinnlade gen Erdoberfläche sausen lässt - joa, so kann man durchaus mal ein Album (und eine Liste!) eröffnen, und wenn Rays Göttervocals erklingen, ist ohnehin klar, dass das alles nur gut werden kann, wobei es zugegeben eine gewisse Zeit braucht, das durchaus komplexe Material auf die geistige Festplatte zu schreiben, aber wir sind ja hier bei "Top of the Progs", insofern keine Ausreden! Sollte jemand die Scheibe wider Erwarten nicht kennen und entdecken wollen, sei der Erstkontakt via des wunderbaren Seelenstreichlers "That Golden Light" empfohlen (), und nachdem man sich dann ausgiebig in jenem gesonnt, dürften auch die restlichen gut 65 Minuten (inklusive einer bewegenden Coverversion von "Love Reign O'er Me" mit John Bush am Mikro sowie des abschließenden, schlichtweg überragenden Ultra-Longtracks "At Day's End") das Herz des geneigten Prog-Metal-Fans im Sturm erobern, allerdings sollte man beim Genuss des Albums gut das Rotweinglas im Auge behalten...

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99. Periphery - IV: Hail Stan (USA, 2019)
Djent?! Ja, Djent. Und das mit ziemlich viel Gebrüll und zahlreichen "Dicke-Hose-Momenten". Und ja, der Albumtitel ist sowas von Erprobungsstufe, weiß ich doch, weiß ich doch. Aber: Das Songmaterial ist durch die Bank herausragend, und wer mit offenem Geist dem knapp 17-minütigen Opener "Reptile" entgegentritt (https://m.youtube.com/watch?v=fQQxhyhdg-w), der oder die mag erahnen, welche Sogwirkung das Album zu entfalten vermag. Weitere Highlights: Das melodische, teilweise etwas nah am Kitsch segelnde "It's Only Smiles" sowie der phantastische Albumcloser "Satellites", der aufgrund seiner Mischung aus Melodie und Brutalität so etwas wie der perfekte Periphery-Song ist. Übrigens: Am 10. März erscheint das siebte Album der Band, Titel: "Djent Is Not a Genre". Ich lass' das mal so stehen.

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98. Neal Morse - One (USA, 2004)
Würde Neal Morse im Rahmen eines zweistündigen Konzeptalbums seine alltägliche Morgentoilette vertonen, ich würde das Werk vorbestellen, sobald dies möglich wäre. Ja, hier bin ich Fanboy, das geb' ich zu ohne rot zu werden, und Output, an dem Neal in irgendeiner Weise beteiligt war, wird in dieser Liste noch häufiger anzutreffen sein, das gleich als Vorwarnung. "One", welches die bewegende Geschichte des geschätzten Users @Prodigal Son nacherzählt, atmet über die komplette Spielzeit von immerhin knapp 80 Minuten alte Spock's-Beard-Herrlichkeit und verweist den Vorgänger "Testimony" klar auf die Plätze. Anspieltipps sind schwierig zu begründen, da man das Werk am besten am Stück und nicht geschnitten konsumieren sollte, aber die bewegende Ballade "Cradle to the Grave" scheint mir (neben den ersten sechs Spock's-Beard-Alben) ein guter Einstieg zu sein (https://m.youtube.com/watch?v=8u_BohE4Ze8).
 
Eben iPad aufgeklappt und was sehe ich?
Eine neue Liste. FREUDE und SPANNUNG.
Einmal tippen noch…
und dann…









… ist mir fast das iPad aus der Hand gefallen!
Ein Album, das es bei mir wohl unter die ersten 20 schaffen würde, steht bei Dir auf der 100!
Echt krass! Was kommt da noch? Ich glaube ich muss im Bereich Prog noch sooo viel entdecken…
VORFREUDE! :jubel:
 
Tja, irgendwo muss man die Grenze ziehen. Gefühlt ist "The Art of Loss" natürlich stärker als Rang 100, aber das gilt auch für die Innehaber der Ränge 101-150. Da sind Sachen rausgepurzelt, da blutet einem echt das Herz. Platz 101 etwa hätte folgendes Album innegehabt:

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Dream Theater - Black Clouds & Silver Linings (USA, 2009)

Dies ist mit das stärkste DT-Album der 2000er-Jahre. "A Nightmare to Remember", "A Rite of Passage", "The Fucking Count of Fucking Tuscany" - was für Songs, man möchte ausrasten! Doch es hat ganz knapp nicht gereicht, und so müssen nun die älteren Geschwister die Kastanien aus dem Feuer holen...
 
Tja, irgendwo muss man die Grenze ziehen. Gefühlt ist "The Art of Loss" natürlich stärker als Rang 100, aber das gilt auch für die Innehaber der Ränge 101-150. Da sind Sachen rausgepurzelt, da blutet einem echt das Herz. Platz 101 etwa hätte folgendes Album innegehabt:

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Dream Theater - Black Clouds & Silver Linings (USA, 2009)

Dies ist mit das stärkste DT-Album der 2000er-Jahre. "A Nightmare to Remember", "A Rite of Passage", "The Fucking Count of Fucking Tuscany" - was für Songs, man möchte ausrasten! Doch es hat ganz knapp nicht gereicht, und so müssen nun die älteren Geschwister die Kastanien aus dem Feuer holen...

Du machst mich fertig! ;););)
 
Wow, sehr interessanter Thread! Hast mich auf jeden Fall heiß darauf gemacht, bei den Alben mal reinzuhören. Nur diese Spielzeiten wieder – das verlangt viel von meiner begrenzten Konzentrationsspanne. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Platz 100:
Bestes Album der Band.

Platz 99:
Das Reptil ist ganz cool, aber so richtig bin ich mit der Band nie warm geworden, von daher ist da auch gähnende Leere in meiner Sammlung.

Platz 98:
Der Neal ist toll, von seinen Solowerken gefallen mir die beiden "Testimony"-Teile wohl am besten, aber das ist schon sehr hübsch. Nur die sehr, ehm, göttliche "Lifeline" finde ich schwierig.
 
Platz 100:
Großartiges Werk, fraglos. Ob es die Beste ist...da muss ich so für mich noch mal in mich gehen, aber ich werde hier mal nix weiter dazu sagen :).

Platz 99:
Der Begriff "Djent" (der ja so recht irgendwie gar nicht greifbar zu sein scheint) hat mich mal zu einer Band namens Skyharbor geführt. Das klang ganz nett, hat mich am Ende aber nicht wirklich erwischt, was dazu führte, dass ich Bands oder Künstler, die in die Nähe dieses Begriffs gerückt wurden erstmal habe links liegen lassen, denn: es gibt ja genug Anderes....da wir aber unlängst ausgerechnet über diese Band sprachen werde ich ggf. noch mal einen "Djentversuch" unternehmen - und zwar mit Periphery.

Platz 98:
Ich mag den Neal....aber er ist schon so arg überpräsent, dass ich bisweilen den Überblick verloren habe.

Tja, irgendwo muss man die Grenze ziehen. Gefühlt ist "The Art of Loss" natürlich stärker als Rang 100, aber das gilt auch für die Innehaber der Ränge 101-150. Da sind Sachen rausgepurzelt, da blutet einem echt das Herz. Platz 101 etwa hätte folgendes Album innegehabt:

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Dream Theater - Black Clouds & Silver Linings (USA, 2009)

Dies ist mit das stärkste DT-Album der 2000er-Jahre. "A Nightmare to Remember", "A Rite of Passage", "The Fucking Count of Fucking Tuscany" - was für Songs, man möchte ausrasten! Doch es hat ganz knapp nicht gereicht, und so müssen nun die älteren Geschwister die Kastanien aus dem Feuer holen...

Du machst mich fertig! ;););)

Aha, der erste Mini-Skandal :D. Nur soviel: nein, es ist nicht das stärkste Album der 2000er Jahre, obwohl ich das lange Zeit auch so gesehen habe...mehr sachich dazu nich'.
 
Platz 100:
Großartiges Werk, fraglos. Ob es die Beste ist...da muss ich so für mich noch mal in mich gehen, aber ich werde hier mal nix weiter dazu sagen :).
Ist nicht die Beste. Es gibt mindestens eine bessere. Wir werden sehen...

Aha, der erste Mini-Skandal :D. Nur soviel: nein, es ist nicht das stärkste Album der 2000er Jahre, obwohl ich das lange Zeit auch so gesehen habe...mehr sachich dazu nich'.
Nix Skandal, hier gehe ich mit. Es gibt eine noch stärkere, die auch noch gelistet werden wird...
 
Ist nicht die Beste. Es gibt mindestens eine bessere. Wir werden sehen...


Nix Skandal, hier gehe ich mit. Es gibt eine noch stärkere, die auch noch gelistet werden wird...

Veflixt! Du hast "mit das stärkste..." geschrieben. Da hätte ich mir tatsächlich einen Satz schenken können, ist ja wie "2 Stühle, eine Meinung"....
 
So, ich eröffne meine Liste und werfe die Schlusslichter in die Runde. Es wird zunächst mal relativ metallisch...

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100. Redemption - The Art of Loss (USA, 2016)
Kurzes, knackiges Drum Fill, gefolgt von einem Gitarrensolo, das die Kinnlade gen Erdoberfläche sausen lässt - joa, so kann man durchaus mal ein Album (und eine Liste!) eröffnen, und wenn Rays Göttervocals erklingen, ist ohnehin klar, dass das alles nur gut werden kann, wobei es zugegeben eine gewisse Zeit braucht, das durchaus komplexe Material auf die geistige Festplatte zu schreiben, aber wir sind ja hier bei "Top of the Progs", insofern keine Ausreden! Sollte jemand die Scheibe wider Erwarten nicht kennen und entdecken wollen, sei der Erstkontakt via des wunderbaren Seelenstreichlers "That Golden Light" empfohlen (), und nachdem man sich dann ausgiebig in jenem gesonnt, dürften auch die restlichen gut 65 Minuten (inklusive einer bewegenden Coverversion von "Love Reign O'er Me" mit John Bush am Mikro sowie des abschließenden, schlichtweg überragenden Ultra-Longtracks "At Day's End") das Herz des geneigten Prog-Metal-Fans im Sturm erobern, allerdings sollte man beim Genuss des Albums gut das Rotweinglas im Auge behalten...

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99. Periphery - IV: Hail Stan (USA, 2019)
Djent?! Ja, Djent. Und das mit ziemlich viel Gebrüll und zahlreichen "Dicke-Hose-Momenten". Und ja, der Albumtitel ist sowas von Erprobungsstufe, weiß ich doch, weiß ich doch. Aber: Das Songmaterial ist durch die Bank herausragend, und wer mit offenem Geist dem knapp 17-minütigen Opener "Reptile" entgegentritt (https://m.youtube.com/watch?v=fQQxhyhdg-w), der oder die mag erahnen, welche Sogwirkung das Album zu entfalten vermag. Weitere Highlights: Das melodische, teilweise etwas nah am Kitsch segelnde "It's Only Smiles" sowie der phantastische Albumcloser "Satellites", der aufgrund seiner Mischung aus Melodie und Brutalität so etwas wie der perfekte Periphery-Song ist. Übrigens: Am 10. März erscheint das siebte Album der Band, Titel: "Djent Is Not a Genre". Ich lass' das mal so stehen.

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98. Neal Morse - One (USA, 2004)
Würde Neal Morse im Rahmen eines zweistündigen Konzeptalbums seine alltägliche Morgentoilette vertonen, ich würde das Werk vorbestellen, sobald dies möglich wäre. Ja, hier bin ich Fanboy, das geb' ich zu ohne rot zu werden, und Output, an dem Neal in irgendeiner Weise beteiligt war, wird in dieser Liste noch häufiger anzutreffen sein, das gleich als Vorwarnung. "One", welches die bewegende Geschichte des geschätzten Users @Prodigal Son nacherzählt, atmet über die komplette Spielzeit von immerhin knapp 80 Minuten alte Spock's-Beard-Herrlichkeit und verweist den Vorgänger "Testimony" klar auf die Plätze. Anspieltipps sind schwierig zu begründen, da man das Werk am besten am Stück und nicht geschnitten konsumieren sollte, aber die bewegende Ballade "Cradle to the Grave" scheint mir (neben den ersten sechs Spock's-Beard-Alben) ein guter Einstieg zu sein (https://m.youtube.com/watch?v=8u_BohE4Ze8).
Die Redemption ist ein tolles Werk, ich persönlich würde aber immer das Debut allen anderen Werken der Band vorziehen. Neal Morse kann auch nicht schlecht, aber mit Periphery ist bei mir ein wunder Punkt getroffen. Ohne richtig zu wissen, wie ich den Begriff Djent musikalisch verorten soll, verstehe ich diese Band einfach nicht. Wäre ja aber auch schlimm, wenn wir alle einen gleichförmigen Musikgeschmack hätten... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich heute Abend sowohl Zeit als auch Muße hatte, hier gleich die nächsten drei...

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97. Heaven's Cry - Food For Thought Substitute (CAN, 1996)
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit habe ich genau dieses Album nochmal aufgelegt, um zu eruieren, ob das gute Stück womöglich gar ein Kandidat für die Top 90 (oder gar noch mehr?) ist. Test nicht bestanden, wie man sieht, dennoch ist "Food For Thought Substitute" eines der stärksten Prog-Metal-Debüts der 90er, vielleicht sogar generell. Klar, man hat offenbar ziemlich viel Psychotic Waltz gehört (der knackige Opener "My God's Cry"), doch verarbeitet man auch weitere feinste Zutaten in gekonnter Weise, so etwa Shadow Gallery (der Anfang von "The Alchemist") oder auch "Grace under Pressure"-Keyboards und Bombast à la Queen (beides nachzuhören im überragenden "Gaia's Judgement", am besten gleich hier: ), liefert dabei jedoch ein absolut koheräntes Gesamtbild ab, ohne auch nur ansatzweise wie ein plumpes Plagiat zu wirken. So gut waren sie dann leider auch nie wieder, auch wenn das vierte und bis dato letzte Album "Outcast" zumindest annähernd auf Augenhöhe agiert.

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96. Spock's Beard - V (USA, 2000)
Da isser schon wieder, der Neal, und diesmal hat er auch Bruder Alan und die Kumpels Dave, Nick und Ryo dabei. Außerdem im Gepäck: Album Nummer, genau, 5, nein, wohl nicht das stärkste der Bärte, aber womöglich das mit dem dramaturgisch perfekten Aufbau: Alpha und Omega bilden zwei wahrhaft göttliche (Ultra-)Longtracks, die die komplette Spock's-Beard-Palette in all ihren schillernden Farben wunderbar abbilden; in der Mitte tummeln sich kurze, knackige 4-6-Minüter, die sich qualitativ zwischen "überragend" ("All on a Sunday") und "sehr gut" ("Revelation") bewegen. Zwei Jahre später wurde es mit dem Sechstwerk "Snow" ein wenig weniger göttlich, dann stieg Neal aus, und Spock's Beard wurden eine andere Band. Leider nicht mehr meine.

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95. Alkaloid - Liquid Anatomy (D, 2018)
Lange, wirklich lange habe ich überlegt, ob dieses Album in diese Liste gehört. Ja, gehört es, Punkt, schließlich beantwortet es im Opener "Kernel Panic" eine Frage, von der man zugegebenermaßen nie geglaubt hätte, dass sie sich jemals stellen würde: Wie würden Yes klingen, würden sie Morbid Angel spielen? Nach einem "Owner of a Lonely Heart"-mäßigen Beginn mit integriertem Stadionrock-Riff wähnt man sich in relativer Sicherheit, bevor nach gut zwei Minuten mehr oder weniger unvermittelt die Hölle über einen hereinbricht. Nach knapp 30 Sekunden ist der Spuk (vorerst) wieder vorbei, der bzw. die mit dem einsamen Herzen ist zurück, und man fragt sich ernsthaft, ob man gerade einem Fehler in der Matrix aufgesessen ist - doch dann gibt's schon wieder auf die Fresse, es scheint also real zu sein (wessen Neugier geweckt ist: https://m.youtube.com/watch?v=si9RaeeCUXI). Tja, und so geht das im Prinzip noch eine ganze Stunde lang weiter, das muss man aushalten. Zugegeben, es gibt Tage, an denen das nur schwerlich geht ("Chaos Theory and Practice" etwa kann akuten Kopfschmerz generieren, manchmal bereits bei der bloßen Lektüre des Songtitels); es gibt jedoch auch solche, an denen einem "Liquid Anatomy" ein an Intensität kaum zu toppendes Musikerlebnis beschert, wobei der abschließende, knapp 20-minütige Ultra-Longtrack "Rise of the Cephalopods" der extragroßen Kirsche auf der meterdicken Sahne gleichkommt. Wer das Album für alle Lebenslagen sucht, ist hier definitiv falsch; der Vorgänger "The Malkuth Grimoire" ist dies ebenfalls nicht, spielt aber qualitativ in derselben Liga.
 
Zuletzt bearbeitet:
Heaven's Cry: Klassiker
Spock's Beard: auch schon ein Klassiker, aber es gibt noch ein paar bessere.
Alkaloid: komplett unbekannt, wird gecheckt.
 
Fein, Heaven's Cry gehören in jedem Fall in diese Top 100 aus meiner Sicht, das verlinkte "Gaia's Judgement" ist eine absolute Geilerei. Ich denke, die Bärte begegnen uns noch des Öfteren...und ich reihe mich hiermit in die Schlange derer ein, die Alkaloid nicht kennen, aber garantiert mal antesten werden.
 
Da ich heute Abend sowohl Zeit als auch Muße hatte, hier gleich die nächsten drei...

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97. Heaven's Cry - Food For Thought Substitute (CAN, 1996)
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit habe ich genau dieses Album nochmal aufgelegt, um zu eruieren, ob das gute Stück womöglich gar ein Kandidat für die Top 90 (oder gar noch mehr?) ist. Test nicht bestanden, wie man sieht, dennoch ist "Food For Thought Substitute" eines der stärksten Prog-Metal-Debüts der 90er, vielleicht sogar generell. Klar, man hat offenbar ziemlich viel Psychotic Waltz gehört (der knackige Opener "My God's Cry"), doch verarbeitet man auch weitere feinste Zutaten in gekonnter Weise, so etwa Shadow Gallery (der Anfang von "The Alchemist") oder auch "Grace under Pressure"-Keyboards und Bombast à la Queen (beides nachzuhören im überragenden "Gaia's Judgement", am besten gleich hier: ), liefert dabei jedoch ein absolut koheräntes Gesamtbild ab, ohne auch nur ansatzweise wie ein plumpes Plagiat zu wirken. So gut waren sie dann leider auch nie wieder, auch wenn das vierte und bis dato letzte Album "Outcast" zumindest annähernd auf Augenhöhe agiert.

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96. Spock's Beard - V (USA, 2000)
Da isser schon wieder, der Neal, und diesmal hat er auch Bruder Alan und die Kumpels Dave, Nick und Ryo dabei. Außerdem im Gepäck: Album Nummer, genau, 5, nein, wohl nicht das stärkste der Bärte, aber womöglich das mit dem dramaturgisch perfekten Aufbau: Alpha und Omega bilden zwei wahrhaft göttliche (Ultra-)Longtracks, die die komplette Spock's-Beard-Palette in all ihren schillernden Farben wunderbar abbilden; in der Mitte tummeln sich kurze, knackige 4-6-Minüter, die sich qualitativ zwischen "überragend" ("All on a Sunday") und "sehr gut" ("Revelation") bewegen. Zwei Jahre späte wurde es mit dem Sechstwerk "Snow" ein wenig weniger göttlich, dann stieg Neal aus, und Spock's Beard wurden eine andere Band. Leider nicht mehr meine.

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95. Alkaloid - Liquid Anatomy (D, 2018)
Lange, wirklich lange habe ich überlegt, ob dieses Album in diese Liste gehört. Ja, gehört es, Punkt, schließlich beantwortet es im Opener "Kernel Panic" eine Frage, von der man zugegebenermaßen nie geglaubt hätte, dass sie sich jemals stellen würde: Wie würden Yes klingen, würden sie Morbid Angel spielen? Nach einem "Owner of a Lonely Heart"-mäßigen Beginn mit integriertem Stadionrock-Riff wähnt man sich in relativer Sicherheit, bevor nach gut zwei Minuten mehr oder weniger unvermittelt die Hölle über einen hereinbricht. Nach knapp 30 Sekunden ist der Spuk (vorerst) wieder vorbei, der bzw. die mit dem einsamen Herzen ist zurück, und man fragt sich ernsthaft, ob man gerade einem Fehler in der Matrix aufgesessen ist - doch dann gibt's schon wieder auf die Fresse, es scheint also real zu sein (wessen Neugier geweckt ist: https://m.youtube.com/watch?v=si9RaeeCUXI). Tja, und so geht das im Prinzip noch eine ganze Stunde lang weiter, das muss man aushalten. Zugegeben, es gibt Tage, an denen das nur schwerlich geht ("Chaos Theory and Practice" etwa kann akuten Kopfschmerz generieren, manchmal bereits bei der bloßen Lektüre des Songtitels); es gibt jedoch auch solche, an denen einem "Liquid Anatomy" ein an Intensität kaum zu toppendes Musikerlebnis beschert, wobei der abschließende, knapp 20-minütige Ultra-Longtrack "Rise of the Cephalopods" der extragroßen Kirsche auf der meterdicken Sahne gleichkommt. Wer das Album für alle Lebenslagen sucht, ist hier definitiv falsch; der Vorgänger "The Malkuth Grimoire" ist dies ebenfalls nicht, spielt aber qualitativ in derselben Liga.
Heaven's Cry ist auch bei mir absoluter Top 100 Kandidat, genau mein Beuteschema. Prog Metal wie er typisch für die 90er war.
Die Spocks Beard ist klasse, kann es aber nicht mit dem Debut aufnehmen.
Alkaloid kenne ich auch (noch) nicht.
 
Und weiter geht's...

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94. Steven Wilson - Hand. Cannot. Erase (UK, 2015)
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Albums schrieb irgendein Magazin (Visions?) etwas vom "The Wall" der Generation Facebook. Nun mag es treffendere Vergleiche in der Geschichte des Musikjournalismus gegeben haben, doch lässt sich das Geschriebene nicht vollends von der Hand weisen; atmosphärisch und hinsichtlich des enormen musikalischen und konzeptuellen Anspruchs kommt das schon hin, was die musikhistorische Bedeutung des Werks angeht..., nun ja, immerhin reicht's recht deutlich für diese prestigeträchtige Liste - und das auch völlig zurecht, denn musikalisch wird (wie eigentlich immer bei Mr S Wilson) Großartiges geboten. Aber was genau? Nun, der aphone Rabe ist aus- bzw. zurück in die 70er geflogen; "Hand. Cannot. Erase" ist düsterer (ohne tieftraurig zu sein), femininer (man beachte Storyline und Farbgebung des Artworks und lausche gebannt der Performance der wunderbaren Ninet Tayeb im Albumhighlight "Routine"), punktuell metallischer ("Ancestral"), dabei gleichzeitig poppiger (der Titelsong ist ein veritabler Hit, bitte sehr: ) und bereitet letztlich in gewisser Weise auch den beiden polarisierenden Nachfolgern den Weg (ich mag sie ja...). Generell darf man gespannt sein, wie es im Hause Wilson musikalisch weitergeht, auch und insbesondere vor dem Hintergrund der Porcupine-Tree-Reunion. Und die Frage, wo genau der Rabe gelandet ist, bedarf ebenfalls noch der Klärung...

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93. Headspace - I Am Anonymous (UK, 2012)
Und weiter geht's mit den Wilson-Festspielen dieser Runde - exit Steven, enter Damian. Herausragender Gesang ist somit garantiert, und natürlich drängt sich die Frage auf, wie sehr das Album nach Threshold klingt. Überraschende (?) Antwort: Gar nicht mal so sehr. "I Am Anonymous" ist deutlich weniger leicht zugänglich als jedes Threshold-Album. Am ehesten taugen die Dream Theater der frühen 2000er-Jahre als Referenz; speziell "Six Degrees" ploppt immer mal wieder auf - etwa in "Daddy Fucking Loves You", der besten Viertelstunde des Albums (https://m.youtube.com/watch?v=fJtD2OYB4O8) - was auch und insbesondere der petrucciesken Gitarrenarbeit von Pete Rinaldi (wo kam der damals eigentlich plötzlich her?) geschuldet ist. Yes, "I Am Anonymous" ist ganz klar ein Gitarrenalbum, was man bei einer Beteiligung des Namen Wakeman (Sohnemann Adam, nicht Papa Rick) vielleicht nicht unbedingt vermutet hätte. Textlich geht es um die großen inneren Kämpfe des Lebens, wobei dies alles in eine nicht allzu leicht zu entschlüsselnde Kriegsmetaphorik gehüllt ist; zumindest ich arbeite noch dran. Letzteres sei auch allen empfohlen, die dieses musikalische Kleinod (noch) nicht kennen - die Mühen lohnen sich!

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92. Leprous - Pitfalls (NOR, 2019)
Der Begriff "Gesamtkunstwert" wird für meinen Geschmack teilweise doch recht inflationär verwendet, hier jedoch ist er unbedingt angebracht. Klar, jeder der neun Songs ist auch für sich betrachtet ganz wunderbar, gönnt man sich jedoch das Album am Stück, spürt man sich sofort einem einzigartigen Spannungsbogen unterworfen und sieht nach hinreichend vielen Durchläufen, wie sich die einzelnen Puzzleteile vor dem geistigen Auge förmlich von selbst ineinanderfügen. Die erste Hälfte des Albums ist sehr ruhig, eindeutig nah am Pop gebaut, man muss sich mit ungewohnten Zutaten wie programmierten Drums und Celloakzenten arrangieren (was aber ausgezeichnet gelingt, nicht zuletzt auch wegen Einar Solbergs überirdischer Gesangsperformance, die alles zusammenhält), dann folgt die knapp vierminütige Halbzeitansprache "Alleviate", welche im Laufe der dritten Minute geradezu explodiert; danach ist das Album ein anderes. Die nun folgenden Songs sind weniger fragil (Ausnahme: "Distant Bells", zumindest anfangs), wirken trotziger, selbstbewusster und erinnern jetzt schon ein wenig an die Leprous der "Coal"-"The Congregation"-Malina"-Phase. Das abschließende "The Sky Is Red" hingegen ist ein Fall für sich, ein Monster von einem Song, welches nach knapp sieben Minuten Wahnsinn in ein die restlichen gut vier Minuten füllendes Break mündet, das von einem Gänsehaut erzeugenden, dabei gleichzeitig sensationell minimalistischen Cellomotiv getragen wird (https://m.youtube.com/watch?v=N8vw086Ta7Y) - möge die Nummer auf ewig der Rausschmeißer eines jeden Leprous-Konzerts bleiben! Und - noch viel wichtiger - möge Einar Solberg die inneren Dämonen im Zuge der Erschaffung dieses, jawoll, Gesamtkunstwerts ein für allemal besiegt haben!
 
94. Egal
93. Sehr stark, höre ich viel zu selten.
92. Mittlerweile vielleicht meine Liebste, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall großartig.
 
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95. Alkaloid - Liquid Anatomy (D, 2018)
Lange, wirklich lange habe ich überlegt, ob dieses Album in diese Liste gehört. Ja, gehört es, Punkt, schließlich beantwortet es im Opener "Kernel Panic" eine Frage, von der man zugegebenermaßen nie geglaubt hätte, dass sie sich jemals stellen würde: Wie würden Yes klingen, würden sie Morbid Angel spielen? Nach einem "Owner of a Lonely Heart"-mäßigen Beginn mit integriertem Stadionrock-Riff wähnt man sich in relativer Sicherheit, bevor nach gut zwei Minuten mehr oder weniger unvermittelt die Hölle über einen hereinbricht. Nach knapp 30 Sekunden ist der Spuk (vorerst) wieder vorbei, der bzw. die mit dem einsamen Herzen ist zurück, und man fragt sich ernsthaft, ob man gerade einem Fehler in der Matrix aufgesessen ist - doch dann gibt's schon wieder auf die Fresse, es scheint also real zu sein (wessen Neugier geweckt ist: ). Tja, und so geht das im Prinzip noch eine ganze Stunde lang weiter, das muss man aushalten. Zugegeben, es gibt Tage, an denen das nur schwerlich geht ("Chaos Theory and Practice" etwa kann akuten Kopfschmerz generieren, manchmal bereits bei der bloßen Lektüre des Songtitels); es gibt jedoch auch solche, an denen einem "Liquid Anatomy" ein an Intensität kaum zu toppendes Musikerlebnis beschert, wobei der abschließende, knapp 20-minütige Ultra-Longtrack "Rise of the Cephalopods" der extragroßen Kirsche auf der meterdicken Sahne gleichkommt. Wer das Album für alle Lebenslagen sucht, ist hier definitiv falsch; der Vorgänger "The Malkuth Grimoire" ist dies ebenfalls nicht, spielt aber qualitativ in derselben Liga.
Sehr, sehr geiles Teil. Imo sogar noch ein gutes Stück größer als das wahrlich nicht schlechte Debüt. Gerade diese AOR-Versatzstücke, die immer wieder mal aufblitzen machen dieses Album vollkommen einzigartig.
 
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