Habe auch die ersten beiden Durchgänge hinter mir. Schwierige Sache diesmal. Finde "Phalaris" weitaus weniger zugänglich als "The Insulated World", was erstmal nichts Negatives sein muss. Immerhin ist das neue Album kohärenter und wirkt wie aus einem Guss, während der (sehr solide) Vorgänger noch hin und her schwankte.
Was ich direkt loswerden muss: wann hören die endlich mit diesen blöden Promotional-Edit-Versionen ihrer Singles auf? Da wird einfach sowohl bei "Ochita" als auch bei "Perfume" eine Minute weggeschnitten. Gab es zu Zeiten von "Dum Spiro Spero" noch nicht und ich verstehe nicht, warum die Band da nicht mit dem Label ein ernstes Wörtchen spricht. Ich meine, nach all den Jahren und dem großen Namen hat DEG sich das Standing ja erarbeitet. Passt einfach nicht zum sonstigen Image der Band, sich in so ein Korsett zwängen zu lassen.
Die Re-Recordings bzw. Bonus-Songs finde ich diesmal nicht berauschend und sogar ein wenig unnötig. Aber gut - immerhin waren zuletzt "Clever Sleazoid" und "T.D.F.F." absolut fantastisch.
Mein erster Eindruck von "Phalaris" ist gemischt. Der Opener "Schadenfreude" ist richtig stark und präsentiert DEG von der besten Seite. Wunderbar atmosphärisch, verspielt, düster, treibend - das weckt Erinnerungen an DSS. "Oboro" reiht sich dahinter schön ein und passt wunderbar ins Album, auch wenn die Single für sich stehend mir wenig gegeben hat. "The Perfume of Sins" lässt mich etwas ratlos zurück. Hier wird eine dichte Atmosphäre aufgebaut, in der Mitte lässt der Song Druck raus, aber dann fehlt der Biss. Irgendwie zu kurz und ohne Kick. Hält man ein "Different Sense" dagegen, verblasst "Perfume" ziemlich schnell. Dabei wollte die Band auf "Phalaris" wieder härter und düsterer werden. Hm.
"13" ist der klassische J-Rock-Ohrwurm, der wieder gut reingeht und Spaß macht. Von "Ochita" abgesehen folgt danach aber das große "Phalaris"-Tief und zieht sich bis "Eddie" durch, das Reminiszenzen an "The Inferno" liefert, dann aber doch in Belanglosigkeit versinkt. Bei "Ochita" verstehe ich übrigens nicht, warum man den Song neu aufgenommen hat. Die Single-Version war total rund und jetzt ist der Anfang etwas abrupt. Na ja. Immerhin ist das Ende des Albums wieder toll geworden. Mit "Otogi" und "Kamuy" wagt man sich wieder raus aus der Comfort Zone und präsentiert neue, kreative Klänge, die emotional treffen.
Klingt jetzt etwas negativ, aber wir befinden uns hier auf einem hohen Niveau. DEG ist immer noch zwei Klassen über dem gängigen J-Rock / J-Metal. Mit dem letzten Gazette-Album könnte "Phalaris" den Boden aufwischen. Dennoch habe ich für DEG-Verhältnisse etwas mehr erwartet. Muss der Platte aber wie immer wesentlich mehr Zeit geben. Eine feste Meinung bildet sich erst nach Monaten.