Grave Digger

vll. wär das ne Idee für Grave Digger.... Instrumente absichtlich verstimmen, brennende Mülltonnen in den Proberaum und dann schön kunstvoll kauzig rumkloppen...
6,5 wären dann schonmal fest drin
 
vll. wär das ne Idee für Grave Digger.... Instrumente absichtlich verstimmen, brennende Mülltonnen in den Proberaum und dann schön kunstvoll kauzig rumkloppen...
6,5 wären dann schonmal fest drin

Du tust ja gerade so, als wäre "Symbol of Eternity" fürstlich produziert worden, dabei klingen die Gitarre und vor allem das Schlagzeug grauenhaft.
 
Ich find sie vom Songwriting auch recht gelungen, aber die Schepperdrums machen, v.a. bei den ersten paar Songs, einiges kaputt, finde aber, daß sich das zum Ende hin dann etwas bessert.

Kann ja verstehen, daß der Chris da gerne mal selber produzieren wollte und das beim ersten Mal vielleicht auch mal nach hinten losgehen kann, warum aber der produktionserfahrene Ritt da nicht eingegriffen hat, ist mir ein Rätsel
 
Alben-Rezensionen sind doch sowieso total unnötig, da viel zu subjektiv. Ich find der Metal-Journalismus sollte sich hauptsächlich auf Hintergrundinformationen, Interviews etc. fokussieren. In Zeiten von Spotify etc. kann sich doch sowieso jeder problemlos selbst einen Eindruck von einem Album machen.
 
Abgesehen davon, dass ich von Punktewertungen grundsätzlich auch nicht ganz so viel halte, ist aber genau das einer der Aspekte, der mich persönlich oftmals am "Metaljournalismus" stört: Dass gefühlt jede/r alles gut findet und man - leider schon erlebt - in einer Redaktion lieber so lange sucht, bis man jemande/n findet, der/die gewünschte Wertung liefert. Bei selbigem Magazin - ich nenne keine Namen mehr - gab oder gibt (?) es das System, dass man zu jedem Album, was man rezensieren möchte, auch ein zufälliges Album erhält (das sich zumindest in den Genres bewegt, mit denen man etwas anfangen kann). Dazu kann man stehen, wie man will und ich habe auch den Eindruck, dass das dort über die Jahre dazu geführt hat, dass man bevorzugt auf kleinere Künstler prügelt, um den Schein zu wahren, dass man nicht nur Wertungen über 7/10 vergibt, aber gleichzeitig kann man Magazine, in denen alles unter 7/10 quasi nicht zu existieren scheint, auch nicht wirklich ernstnehmen. Früher hat man sich über die EMP-Reviews lustig gemacht, aber die haben das halt so gemacht, weil sie auch was verkaufen wollten. Heute hat man nicht selten den Eindruck, dass vermeintlich unabhängige Magazine die Werbung für Label und Mailorder gratis übernehmen.
Die Note ist ja erst einmal völlig egal. Sie dient an sich nur einem einzigen Zweck, nämlich jenem, dass man ein Gimmick wie einen Soundcheck machen kann. Daher verstehe ich den Gedanken nicht, dass man ein Magazin mit sehr hohem Schnitt weniger ernst nehmen müsse, als ein Magazin mit einem eher niedrigen Schnitt. Es kommt ja immer auch darauf an, wie das Magazin selbst die Noten definiert. Bei uns beispielsweise hat die 7/10 die folgende Definition:

"Ein gutes Album, dem der letzte Kick fehlt, um es dauerhaft auflegen zu wollen."

Wenn deine Rezensionsvergabe nach dem Prinzip der Bewerbungen funktioniert, ist das für mich relativ logisch, dass die Einzelrezension dann selten eine Note unter 7,0 haben wird, weil man sich ja ganz grundsätzlich primär auf Dinge bewirbt, die einen interessieren, für die man offen ist, auf die man sich freut. Damit ist dann eine 7,0 planmäßig an sich schon eine Enttäuschung, weil wenn ich eine Scheibe einer Band, auf die ich mich gefreut habe, nachher nur attestieren kann, dass sie "ganz gut ist, ich aber keine große Lust habe, sie öfters anzuhören", dann ist das doch ganz klar erkennbar nicht das Gelbe vom Ei, oder?

Von der Idee, Rezensenten absichtlich Bands zu geben, die sie nicht mögen, um entweder der Schnittkosmetik zu dienen, oder aber der Unterhaltung der Leser durch lustige Verrisse, halte ich persönlich nicht viel. Im Idealfall bespricht doch jemand Grave Digger, der alle anderen Alben von Grave Digger relativ gut kennt, und wenigstens einen Teil davon auch sehr gerne mag, denn interessant ist ja schon primär, wie ein Album bei der Primärzielgruppe, sprich den Grave Digger Fans ankommt, und nicht, wie jemand das Album findet, der weiland nur "Heavy Metal Breakdown" gut fand. Dafür haben z.B. wir dann Formate wie Gruppentherapie und Soundcheck, andere haben Pro/Contra-Doppelreviews etc... Aber die Einzelrezension nicht an einen Schreiber aus der Primärzielgruppe zu vergeben, finde ich schon wild.

Dass dies nennenswert etwas mit Hofieren großer Namen und dafür dann Bashen von Newcomern zu tun hätte, um den eigenen Schnitt vom "Allesgutfinder"-Image weg zu bringen, würde ich in den seltensten Fällen jemandem unterstellen wollen. Klar, ich denke manchmal auch "Verdammt, 8,3 als Schnitt der Einzelrezis ist schon scheiß hoch.", auf der anderen Seite ist er halt einfach ehrlich, denn ich kann mich an wenige Alben erinnern, die ich besprochen hätte, die mir nicht wenigstens die oben genannte Definition wert gewesen wären. Warum sollte ich auch etwas besprechen, was ich nicht weiter empfehlen möchte? Deswegen machen wir das doch am Ende, um Lesern mit ählicher musikalischer Orientierung etwas empfehlen zu können, was uns überzeugt hat. Zumindest ist das meine Triebfeder in Sachen Rezensionen, und wäre dann ein Schnitt unter 7,5 schön höchst seltsam, finde ich. Aber am Ende redet man viel zu viel über Punkte und Noten. Wichtig ist doch, was in der Rezension steht, und da sollen natürlich immer auch alle Kritikpunkte erwähnt werden, durchaus auch mit diversifiziertem/objektiviertem Blick, wie Leute reagieren könnten, die nicht zur Primärzielgruppe gehören, oder die auf gewisse Stilistika einer Band eher allergisch reagieren. Eine Note wird letztlich einer detaillierten Werkanalyse doch nur sehr selten gerecht, und kann daher nie ein objektives oder auch nur annähernd objektives Werturteil abbilden, sondern immer nur eine rein subjektive Wahrnehmung des Rezensenten. Dessen sollte man sich, so denke ich, bei Schreiben und beim Lesen einer Rezi bewusst sein, und somit ist eine Note an sich NIE auch nur einen winzigen Aufreger wert. Auf das geschriebene Wort kommt es an.
 
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Alben-Rezensionen sind doch sowieso total unnötig, da viel zu subjektiv. Ich find der Metal-Journalismus sollte sich hauptsächlich auf Hintergrundinformationen, Interviews etc. fokussieren. In Zeiten von Spotify etc. kann sich doch sowieso jeder problemlos selbst einen Eindruck von einem Album machen.

Ich bin, obwohl selbst seit über 25 Jahren Schreiberling, sogar ein Stück weit bei dir, wenn man eine Rezension als Leser nutzen möchte, um sich Kaufempfehlungen zu holen. Dies kann eine Rezension nur dann leisten, wenn zwischen Leser und Schreiber eine Bindung dergestalt besteht, dass der Leser den Geschmack des Rezensenten einschätzen kann und weiß, ob er sich auf diesen speziellen Schreiber verlassen kann. Ich persönlich lese Rezensionen so gut wie nie, bevor ich das Album gehört habe. Mich interessiert die Rezeption aus der ex-post-Sicht. Wie wird ein Album wahrgenommen? Was halten andere Leute davon, deren Meinung mich interessiert. Eine Rezension eines Rezensenten, den ich nicht durch eine gewisse Leser-Bindung einschätzen kann, hat für sich genommen als Empfehlung für mich auch keinerlei Wert; als Gradmesser der Rezeption mitunter schon, wenn sie inhaltlich gute Arbeit leistet. Dennoch ist für mich die Rezension letztlich doch die relevanteste und interessanteste Disziplin des Musikjournalismus, und zwar sowohl als Leser wie auch als Schreiber, gerade weil sie so subjektiv ist, denn sie ist letztlich der Ort, an welchem der Diskurs über das Wirken eines Werkes in die Öffentlichkeit hinein stattfindet. Dennoch, klar, sie ist so subjektiv, wie etwas nur sein kann.
 
Die Note ist je erst einmal völlig egal. Sie dient an sich nur einem einzigen Zweck, nämlich jenem, dass man ein Gimmick wie einen Soundcheck machen kann. Daher verstehe ich den Gedanken nicht, dass man ein Magazin mit sehr hohem Schnitt weniger ernst nehmen müsse, als ein Magazin mit einem eher niedrigen Schnitt. Es kommt ja immer auch darauf an, wie das Magazin selbst die Noten definiert. Bei uns beispielsweise hat die 7/10 die folgende Definition:

"Ein gutes Album, dem der letzte Kick fehlt, um es dauerhaft auflegen zu wollen."

Wenn deine Rezensionsvergabe nach dem Prinzip der Bewerbungen funktioniert, ist das für mich relativ logisch, dass die Einzelrezension dann selten eine Note unter 7,0 haben wird, weil man sich ja ganz grundsätzlich primär auf Dinge bewirbt, die einen interessieren, für die man offen ist, auf die man sich freut. Damit ist dann eine 7,0 planmäßig an sich schon eine Enttäuschung, weil wenn ich eine Scheibe einer Band, auf die ich mich gefreut habe, nachher nur attestieren kann, dass sie "ganz gut ist, ich aber keine große Lust habe, sie öfters anzuhören", dann ist das doch ganz klar erkennbar nicht das Gelbe vom Ei, oder?

Von der Idee, Rezensenten absichtlich Bands zu geben, die sie nicht mögen, um entweder der Schnittkosmetik zu dienen, oder aber der Unterhaltung der Leser durch lustige Verrisse, halte ich persönlich nicht viel. Im Idealfall bespricht doch jemand Grave Digger, der alle anderen Alben von Grave Digger relativ gut kennt, und wenigstens einen Teil davon auch sehr gerne mag, denn interessant ist ja schon primär, wie ein Album bei der Primärzielgruppe, sprich den Grave Digger Fans ankommt, und nicht, wie jemand das Album findet, der weiland nur "Heavy Metal Breakdown" gut fand. Dafür haben z.B. wir dann Formate wie Gruppentherapie und Soundcheck, andere haben Pro/Contra-Doppelreviews etc... Aber die Einzelrezension nicht an einen Schreiber aus der Primärzielgruppe zu vergeben, finde ich schon wild.

Dass dies nennenswert etwas mit Hofieren großer Namen und dafür dann Bashen von Newcomern zu tun hätte, um den eigenen Schnitt vom "Allesgutfinder"-Image weg zu bringen, würde ich in den seltensten Fällen jemandem unterstellen wollen. Klar, ich denke manchmal auch "Verdammt, 8,3 als Schnitt der Einzelrezis ist schon scheiß hoch.", auf der anderen Seite ist er halt einfach ehrlich, denn ich kann mich an wenige Alben erinnern, die ich besprochen hätte, die mir nicht wenigstens die oben genannte Definition wert gewesen wären. Warum sollte ich auch etwas besprechen, was ich nicht weiter empfehlen möchte? Deswegen machen wir das doch am Ende, um Lesern mit ählicher musikalischer Orientierung etwas empfehlen zu können, was uns überzeugt hat. Zumindest ist das meine Triebfeder in Sachen Rezensionen, und wäre dann ein Schnitt unter 7,5 schön höchst seltsam, finde ich. Aber am Ende redet man viel zu viel über Punkte und Noten. Wichtig ist doch, was in der Rezension steht, und da sollen natürlich immer auch alle Kritikpunkte erwähnt werden, durchaus auch mit diversifiziertem/objektiviertem Blick, wie Leute reagieren könnten, die nicht zur Primärzielgruppe gehören, oder die auf gewisse Stilistika einer Band eher allergisch reagieren. Eine Note wird letztlich einer detaillierten Werkanalyse doch nur sehr selten gerecht, und kann daher nie ein objektives oder auch nur annähernd objektives Werturteil abbilden, sondern immer nur eine rein subjektive Wahrnehmung des Rezensenten. Dessen sollte man sich, so denke ich, bei Schreiben und beim Lesen einer Rezi bewusst sein, und somit ist eine Note an sich NIE auch nur einen winzigen Aufreger wert. Auf das geschriebene Wort kommt es an.

Ich nehme Magazine mit niedrigerem Schnitt nicht ernster als Magazine mit höherem Schnitt, das habe ich auch nirgendwo behauptet, weil mir zugegebenermaßen auch gar kein Magazin bekannt ist oder wäre, bei dem ersteres für mich überhaupt zuträfe. Übrigens: Das war auch gar keine Kritik an dir oder eurem Magazin, dafür bin ich viel zu selten bei euch unterwegs. Ich habe bei einem sehr großen Magazin bzgl. Hofieren und Bashen allerdings sehr schlechte Erfahrungen gemacht und bin wohl auch deshalb "vorbelastet", was meine Kritik ggü. dem "Metaljournalismus" angeht. Für mein persönliches Empfinden ist eine 7,0 keine Enttäuschung, sondern ein gutes Album, das im Kontext der restlichen Diskografie möglicherweise nicht ganz mithalten, einen trotzdem aber immer wieder dazu animieren kann, es zu hören. Ich würde eine Enttäuschung eher bei 5-6/10 einsortieren. Übrigens #2: Ich finde auch die zweite Wertung im DFF zu hart, aber im Kontext der ersten Wertung durchaus okay. Beim Mittelwert würde ich "Symbol of Eternity" einsortieren, aber ich bin argumentativ trotzdem näher an der 4,5, weil ich mich bei diesem Album sehr ähnlich fühle.

Mir ging's auch nicht um Subjektivität und Objektivität. Hier geht's um Musik, mir ist schon klar, dass das eine zutiefst subjektive Geschichte ist. Mein Punkt war nur der, dass ich vielen Redakteuren "vorwerfe", dass man zu inflationär mit hohen Wertungen und Höchstwerten umgeht. Ich will niemandem seine Leidenschaft absprechen, aber ich kenn's von mir selbst, dass man in der ersten Euphorie gerne überschwänglich bewertet und sich dann ein oder zwei Jahre, vielleicht auch nur Monate später fragt, was einen dazu geritten hat. Ich kann das logischerweise nicht automatisch auf andere übertragen oder anderen in den Kopf schauen, habe aber oftmals den Eindruck, dass vielen das weitestgehend egal ist, was für mich gewissermaßen eine Analogie zu diesen "Wacken-Sektenmitgliedern" ist, die bei jedem Hauch von Kritik an ihrem Lieblingsfestival ihre Gebetsmühle ("Dann komm halt einfach nicht mehr, wir haben Spaß!" etc. pp.) runterrattern. Man kann natürlich nicht wissen, was Monate oder Jahre später sein wird, aber gerade bei einer Band wie Grave Digger muss ich dann schon verwundert die Augen reiben, wenn ich da bei einer Band mit über 40 Jahren Geschichte und etlichen Klassikern ständig 9/10 oder 10/10 lesen muss, was für mich nichts anderes heißt, als dass das ein verdammter Klassiker oder zumindest nah am Klassiker sein muss.

Grundsätzlich glaube ich schon, dass man die vorhandene Skala auch ausnutzen kann, aber es ging mir jetzt auch nicht nur um die Zahl am Ende, sondern natürlich auch viel um die damit zusammenhängende Argumentation. Und gerade im heutigen Zeitalter, in dem Rezensionen für viele obsolet werden, weil man sowieso an jedem Eck vorher reinhören kann, darf Musikjournalismus grundsätzlich vielleicht auch ein bisschen mehr sein, als Empfehlungen auszuhändigen.

Schlussendlich muss ich zugeben, dass das ein schwieriges Thema ist: Ich war bei mehreren Magazinen tätig und bei 90% davon kam dieses Thema auf, weil nachweislich viel sachliche Kritik von Lesern kam, die genau das ansprach. Unter anderem auch wegen mir selbst, zumindest "früher", weil ich da meines Erachtens nach auch viel zu sorglos mit Höchstnoten für vergleichsweise banale Alben um mich geworfen habe. Und vor allem bei meiner letzten Station konnte ich das sehr gut nachvollziehen, weil's da wirklich Kollegen gab, bei denen unter 8/10 nichts stattfand. Es freut mich ja, wenn's den Personen gefällt und sie sich so sehr für Musik begeistern können, nur meistens wussten ebenjene Vertreter ein paar Monate später schon nichts mehr von diesen Alben, wenn man sie nach ihren Lieblingsalben des Jahres gefragt hat und genau dann sollte man sich und seine Wertungsphilosophie hinterfragen.
 
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Ich nehme Magazine mit niedrigerem Schnitt nicht ernster als Magazine mit höherem Schnitt, das habe ich auch nirgendwo behauptet, weil mir zugegebenermaßen auch gar kein Magazin bekannt ist oder wäre, bei dem ersteres für mich überhaupt zuträfe. Übrigens: Das war auch gar keine Kritik an dir oder eurem Magazin, dafür bin ich viel zu selten bei euch unterwegs. Ich habe bei einem sehr großen Magazin bzgl. Hofieren und Bashen allerdings sehr schlechte Erfahrungen gemacht und bin wohl auch deshalb "vorbelastet", was meine Kritik ggü. dem "Metaljournalismus" angeht. Für mein persönliches Empfinden ist eine 7,0 keine Enttäuschung, sondern ein gutes Album, das im Kontext der restlichen Diskografie möglicherweise nicht ganz mithalten, einen trotzdem aber immer wieder dazu animieren kann, es zu hören. Ich würde eine Enttäuschung eher bei 5-6/10 einsortieren. Übrigens #2: Ich finde auch die zweite Wertung im DFF zu hart, aber im Kontext der ersten Wertung durchaus okay. Beim Mittelwert würde ich "Symbol of Eternity" einsortieren, aber ich bin argumentativ trotzdem näher an der 4,5, weil ich mich bei diesem Album sehr ähnlich fühle.

Mir ging's auch nicht um Subjektivität und Objektivität. Hier geht's um Musik, mir ist schon klar, dass das eine zutiefst subjektive Geschichte ist. Mein Punkt war nur der, dass ich vielen Redakteuren "vorwerfe", dass man zu inflationär mit hohen Wertungen und Höchstwerten umgeht. Ich will niemandem seine Leidenschaft absprechen, aber ich kenn's von mir selbst, dass man in der ersten Euphorie gerne überschwänglich bewertet und sich dann ein oder zwei Jahre, vielleicht auch nur Monate später fragt, was einen dazu geritten hat. Ich kann anderen nicht in den Kopf schauen, habe aber oftmals den Eindruck, dass vielen das weitestgehend egal ist, was für mich gewissermaßen eine Analogie zu diesen "Wacken-Sektenmitgliedern" ist, die bei jedem Hauch von Kritik an ihrem Lieblingsfestival ihre Gebetsmühle ("Dann komm halt einfach nicht mehr, wir haben Spaß!" etc. pp.) runterrattern. Man kann natürlich nicht wissen, was Monate oder Jahre später sein wird, aber gerade bei einer Band wie Grave Digger muss ich dann schon verwundert die Augen reiben, wenn ich da bei einer Band mit über 40 Jahren Geschichte und etlichen Klassikern ständig 9/10 oder 10/10 lesen muss, was für mich nichts anderes heißt, als dass das ein verdammter Klassiker oder zumindest nah am Klassiker sein muss.

Grundsätzlich glaube ich schon, dass man die vorhandene Skala auch ausnutzen kann. Und gerade im heutigen Zeitalter, in dem Rezensionen für viele obsolet werden, weil man sowieso an jedem Eck vorher reinhören kann, darf Musikjournalismus grundsätzlich vielleicht auch ein bisschen mehr sein, als Empfehlungen auszuhändigen.

Keine Sorge, ich habe es nicht als konkrete Kritik an mir oder an uns aufgefasst, sondern als ganz generelle Systemkritik. Ich wollte nur darauf eingehen, weil ich das Thema der Noten und Rezensionen generell sehr spannend finde, und weil ich eben bei uns - oberflächlich betrachtet - auch solche Phänomene sehe, die dir nicht besonders zu behagen scheinen, und deshalb ein wenig näher auf die Hintergründe eingehen wollte, die zu durchschnittlich "hohen" Noten führen, aber nicht unbedingt mit Gefälligkeitswertungen, verlängertem Promoarm oder Allesgutfinderei zu tun haben.

Wie die Noten zu vergeben sind, hängt ja immer auch von der Notendefinition ab. Manche Magazine differenzieren eben im oberen Bereich stärker aus, andere im unteren, wieder andere gehen recht linear vor. Ich bin im Übrigen schon auch der Meinung, dass man eine Notenskala nach oben wie nach unten ausnutzen darf, und ich denke, dass das in Soundchecks auch ausgiebig geschieht (nicht nur, aber auch in unserem oder dem des DF). Bei der Einzelrezi ist es halt etwas schwieriger, aus den von mir genannten Gründen: Bei der Einzelrezi zur neuen Grave Digger muss das Magazin nicht unbedingt "jemanden suchen, der eine gewünschte Note schreibt", sondern der wird sich im Regelfall schon von selber aufdrängen, denn wir wissen alle, dass es zu jeder halbwegs namhaften Band einen "Fanboy" in jeder Redaktion geben wird, der die Scheibe versorgen will. Je nach Subjektivität der Notenskala finde ich das auch okay. Für mich ist halt entscheidend, ob er in der Rezi wirklich nur feiert, oder ob er auch Punkte anspricht, die ihn zwar nicht sonderlich stören, von denen er aber wissen sollte, dass sie anderen Hörern sauer aufstoßen könnten. Letzteres ist für mich der Punkt, an dem sich eine Rezi von "Ich sage meine Meinung!" zum "Ich versuche dem Werk und seiner Rezeption insgesamt gerecht zu werden, ohne meine eigene Meinung zu verleugnen." wandelt, und an dem Punkt wird für mich eine Rezi interessant.

EDIT:
Das gilt spiegelbildlich natürlich auch für Verrisse. Ein Veriss, der nur sagt, wie scheiße er ein Album findet, ist für mich nicht interessant. Versucht er auch über den eigenen Wahrnehmungshorizont hinaus zu ergründen, welche Zielgruppe das Album mögen könnte, dann hat er meine Aufmerksamkeit.
 
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Bisschen reingehört in die neuen Songs, und dann auch mal wieder ein wenig durch die gefeierten 90er Alben geskippt. Werd mit der Band einfach nicht mehr warm. Die haben richtig geile Riffs am Start, der Gitarrensound auch schön messerscharf ohne zu modern zu klingen - aber jeder Refrain ist entweder zu belanglos oder zu dudelig (und damit mein ich nichtmal so offensichtlich furchtbaren Müll wie "Zombie Dance").
 
Ich schreibe auch gelegentlich Rezensionen, ich finde eine 7 kann man sich zwar anhören, braucht man aber nicht zu kaufen. Aber es kommt natürlich immer auf den Rezensenten und das Genre an. Töne sagen natürlich mehr als Worte, aber Worte sind wichtig für eine erste Einordnung.
 
@Hugin und @Paynajaynen : Super Beiträge von euch beiden, danke dafür. Aber natürlich nicht nur auf GRAVE DIGGER bezogen, und sollten daher eigentlich in ein passenderes Thema verschoben werden, finde ich. :top:

Daher schreib ich da jetzt auch weiter nix zu. ;)
 
Keine Sorge, ich habe es nicht als konkrete Kritik an mir oder an uns aufgefasst, sondern als ganz generelle Systemkritik. Ich wollte nur darauf eingehen, weil ich das Thema der Noten und Rezensionen generell sehr spannend finde, und weil ich eben bei uns - oberflächlich betrachtet - auch solche Phänomene sehe, die dir nicht besonders zu behagen scheinen, und deshalb ein wenig näher auf die Hintergründe eingehen wollte, die zu durchschnittlich "hohen" Noten führen, aber nicht unbedingt mit Gefälligkeitswertungen, verlängertem Promoarm oder Allesgutfinderei zu tun haben.

Wie die Noten zu vergeben sind, hängt ja immer auch von der Notendefinition ab. Manche Magazine differenzieren eben im oberen Bereich stärker aus, andere im unteren, wieder andere gehen recht linear vor. Ich bin im Übrigen schon auch der Meinung, dass man eine Notenskala nach oben wie nach unten ausnutzen darf, und ich denke, dass das in Soundchecks auch ausgiebig geschieht (nicht nur, aber auch in unserem oder dem des DF). Bei der Einzelrezi ist es halt etwas schwieriger, aus den von mir genannten Gründen: Bei der Einzelrezi zur neuen Grave Digger muss das Magazin nicht unbedingt "jemanden suchen, der eine gewünschte Note schreibt", sondern der wird sich im Regelfall schon von selber aufdrängen, denn wir wissen alle, dass es zu jeder halbwegs namhaften Band einen "Fanboy" in jeder Redaktion geben wird, der die Scheibe versorgen will. Je nach Subjektivität der Notenskala finde ich das auch okay. Für mich ist halt entscheidend, ob er in der Rezi wirklich nur feiert, oder ob er auch Punkte anspricht, die ihn zwar nicht sonderlich stören, von denen er aber wissen sollte, dass sie anderen Hörern sauer aufstoßen könnten. Letzteres ist für mich der Punkt, an dem sich eine Rezi von "Ich sage meine Meinung!" zum "Ich versuche dem Werk und seiner Rezeption insgesamt gerecht zu werden, ohne meine eigene Meinung zu verleugnen." wandelt, und an dem Punkt wird für mich eine Rezi interessant.

EDIT:
Das gilt spiegelbildlich natürlich auch für Verrisse. Ein Veriss, der nur sagt, wie scheiße er ein Album findet, ist für mich nicht interessant. Versucht er auch über den eigenen Wahrnehmungshorizont hinaus zu ergründen, welche Zielgruppe das Album mögen könnte, dann hat er meine Aufmerksamkeit.

Wir sind uns da eh weitestgehend einig, glaube ich. Um mal zu präzisieren, weil ich das - Schande über mein Haupt - möglicherweise falsch oder lückenhaft rübergebracht habe: Ich wollte nicht nur gegen hohe Wertungen abledern, sondern bezog mich auch darauf, dass etliche Rezensionen, die mir komischerweise immer bei den üblichen Verdächtigen begegnen (dazu zähle ich Powermetal.de aus bereits erläuterten Gründen nicht, weil ich mir schlicht kein Urteil erlauben kann), zu einseitig argumentiert sind. Das soll im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass man aus Prinzip negative Kritik üben soll, aber wir reden hier halt, wie gesagt, von einer Band, die seit über 40 Jahren existiert und viele Klassiker geschrieben hat und da kann mir niemand von so manch "Pappnasenmagazin" ( ;) ) ernsthaft erzählen, dass es keine Kritikpunkte gäbe. Und das stört mich daran einfach desöfteren. Und wenn Grave Digger auf ihren Social-Media-Kanälen Reviews zu ihren neuen Alben teilen, sind das immer dieselben Blätter, die da frenetisch jubeln, als hätten Chris und Co. da gerade "Tunes of War" und die anderen Klassiker egalisiert. Ein bisschen sollte man den Kontext einer Diskografie schon einarbeiten können, wenn man ein neues Album bespricht.
Mir hat das letztlich irgendwann den Spaß an der Sache verdorben. Oder es war zumindest ein nicht ganz unerheblicher Grund dafür, warum ich mich dazu entschied, nicht mehr schreiben zu wollen. Es schien auch unterbewusst meine eigene Arbeit zu beeinflussen. Bei uns hatte man irgendwann nicht selten das Gefühl, dass KollegInnen ihre Promokopien nur angenommen haben, um Alben früher hören zu können und Klicks (für ihren eigenen Namen) zu generieren. Und das ist vermutlich, um es kurz zu machen, der Kern meiner Kritik: Dass das nicht die Hauptmotivation sein sollte.

Ich habe ein paar deiner Rezensionen gelesen, als es jüngst um deine berüchtigte Manowar-Kritik ging, zu der ich deine Rechtfertigung übrigens immer noch vollumfänglich teile, und du bist definitiv ein positives Beispiel. Tatsächlich würde ich mir wünschen, dass diese leidenschaftliche Expertise und dieses nuancierte, perspektivenreiche Argumentationsmuster auch bei anderen Magazinen wieder in den Vordergrund rücken würde. Aber da wirkt's oftmals leider eher so, als würde man's machen damit's halt gemacht ist und damit man die Scheibe als Erste/r hören kann. Ich denke, das ist von meiner Seite aus das passende Schlusswort dazu.
 
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Weil der Zombie Dance in der Rezi von BJT so als Tiefpunkt hervorgehoben wurde, musste ich da gerade mal reinhören. Ich finde das Teil total stark. Wer das nicht mag, hat in seinem Leben zu wenig Gogol Bordello gehört und geht zum Lachen in den Keller :). Ich denke, ich muss mich doch mal verstärkt den letzten Alben widmen.
 
Wir sind uns da eh weitestgehend einig, glaube ich. Um mal zu präzisieren, weil ich das - Schande über mein Haupt - möglicherweise falsch oder lückenhaft rübergebracht habe: Ich wollte nicht nur gegen hohe Wertungen abledern, sondern bezog mich auch darauf, dass etliche Rezensionen, die mir komischerweise immer bei den üblichen Verdächtigen begegnen (dazu zähle ich Powermetal.de aus bereits erläuterten Gründen nicht, weil ich mir schlicht kein Urteil erlauben kann), zu einseitig argumentiert sind. Das soll im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass man aus Prinzip negative Kritik üben soll, aber wir reden hier halt, wie gesagt, von einer Band, die seit über 40 Jahren existiert und viele Klassiker geschrieben hat und da kann mir niemand von so manch "Pappnasenmagazin" ( ;) ) ernsthaft erzählen, dass es keine Kritikpunkte gäbe. Und das stört mich daran einfach desöfteren. Und wenn Grave Digger auf ihren Social-Media-Kanälen Reviews zu ihren neuen Alben teilen, sind das immer dieselben Blätter, die da frenetisch jubeln, als hätten Chris und Co. da gerade "Tunes of War" und die anderen Klassiker egalisiert. Ein bisschen sollte man den Kontext einer Diskografie schon einarbeiten können, wenn man ein neues Album bespricht.
Mir hat das letztlich irgendwann den Spaß an der Sache verdorben. Oder es war zumindest ein nicht ganz unerheblicher Grund dafür, warum ich mich dazu entschied, nicht mehr schreiben zu wollen. Es schien auch unterbewusst meine eigene Arbeit zu beeinflussen. Bei uns hatte man irgendwann nicht selten das Gefühl, dass KollegInnen ihre Promokopien nur angenommen haben, um Alben früher hören zu können und Klicks (für ihren eigenen Namen) zu generieren. Und das ist vermutlich, um es kurz zu machen, der Kern meiner Kritik: Dass das nicht die Hauptmotivation sein sollte.

Ich habe ein paar deiner Rezensionen gelesen, als es jüngst um deine berüchtigte Manowar-Kritik ging, zu der ich deine Rechtfertigung übrigens immer noch vollumfänglich teile, und du bist definitiv ein positives Beispiel. Tatsächlich würde ich mir wünschen, dass diese leidenschaftliche Expertise und dieses nuancierte, perspektivenreiche Argumentationsmuster auch bei anderen Magazinen wieder in den Vordergrund rücken würde. Aber da wirkt's oftmals leider eher so, als würde man's machen damit's halt gemacht ist und damit man die Scheibe als Erste/r hören kann. Ich denke, das ist von meiner Seite aus das passende Schlusswort dazu.

Ich bedenke mich für das Schlusswort, das Lob und die ausführliche Erläuterung, und versuche den Bogen zurück zu Grave Diggers neuer Scheibe zu schlagen:

Mit einem 9-10-Punkte-Lob tue ich mir persönlich auch ein kleines bisschen schwer, und mit der Einordnung als "to be classic" erst recht, denn ich denke nicht, dass die Band damit "Tunes Of War", "Heavy Metal Breakdown" oder auch meinen persönlichen Geheimtipp "The Grave Digger" übertrifft oder egalisiert. Das bei Weitem nicht. Ich habe aber beim Hören durchaus gemerkt, dass ich vom ganzen Soundcheck dieses Monats, diese spezielle Scheibe öfters zurück in den Player strebte als die beiden Scheiben, die ich höher bewertet habe (Sigh und Blind Guardian). Sie läuft mir einfach gut herein, und ich mag die Refrains sehr gerne. Natürlich kann man sicherlich über den einen oder anderen Punkt berechtigt streiten, wie etwa die lyrische Konzeptwiederholung, die Produktion, die Lyrics bzw. deren Aussprache. Das ist alles richtig. Trotzdem hat mich die Scheibe mehr gepackt als die letzten zwei oder drei Alben. Das kann zum Teil auch an der momentanen Stimmung liegen, die etwas mehr in Richtung Teutonenstampfeuphorie geht, als dies in anderen Jahren der Fall war, doch ich finde, dass die Stimmung, der Sound und das lyrische Konzept hier ganz gut zusammenpassen, was für mich in Summe zu einem Album führt, das etwa im Mittelfeld Grave Digger'schen Werkelns anzusiedeln ist. Deutlich hinter den besten Alben, aber absolut auf Augenhöhe mit den meisten, und auch vor dem einen oder anderen.
 
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