Allgemeiner Bücher-Thread

So, da ich mit "Der Distelfink" von Donna Tartt gerade den nächsten 1000-Seiten-Wälzer angefangen habe, hier noch der Überblick auf die letzten 2-3 Monate:

Stephen King - Im Morgengrauen

Inhalt: Eine kleine Sammlung an Kurzgeschichten, gefolgt von der etwas längeren Story "Im Nebel". "Der Mann, der niemandem die Hand geben wollte" erzählt von jemandem, der nach einem Erlebnis in Indien mit einem tödlichen Fluch belastet wurde, "Achtung - Tiger!" und "Omi" spielen ein wenig mit kindlichen Schreckensvorstellungen in Schule und Alltag (und den Möglichkeiten, dass es sich dabei doch nicht bloß um Vorstellungen handeln könnte...), und die "Morgenlieferungen" eines Milchmanns fallen schließlich auch nicht nur positiv für die Kunden aus. "Im Nebel" schließlich geschehen merkwürdige Dinge: Nach einem Unwetter bricht ein eigenartiger Nebel über eine Kleinstadt in Maine hinein, der Kunden und Personal eines Supermarkts buchstäblich in ihrem Etablissement einsperrt. Aus dem Nebel dringen fremdartige Laute, zur Erkundung ausgesendete Menschen kehren nicht zurück, schließlich tauchen noch seltsamerere Kreaturen auf...

Kommentar: Die Kurzgeschichten sehen King in recht leichter, aber konzentrierter Form, während "Im Nebel" schon eher dem nahekommt, wofür man King sonst so kennt - dafür spricht wohl alleine schon die Tatsache, dass sich unzählige weitere Autoren dieses Szenarios, unterschiedliche Charaktere unter fremdartigen Umständen an einem Ort festzuhalten, bemächtigt haben (vor allem das vor zwei Jahren gelesene "Todesregen" von Dean Koontz entsprach diesem Topos ziemlich genau). Trotzdem ist King seinen Nachahmern immer noch einen Schritt voraus, wenn er wie hier beispielsweise einen eher unvollständigen, nicht perfekten Protagonisten wählt, der gelegentlich auch falsche Entscheidungen trifft und ab und an schlichtweg auch nur durch Glück überlebt. Eher schwach war dagegen mal wieder die Übersetzung - man merkt es leider nur allzu deutlich, wenn Übersetzer mit stehenden Wendungen und Begriffen der Originalsprache nichts anfangen können. Trotzdem: Eine nette Abwechslung. ;)

Haruki Murakami - Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Inhalt: Tsuruku Tazaki wird zu Beginn seines Studiums sehr plötzlich von seinem Freundeskreis aus der Schulzeit ausgestoßen - mit der lapidaren Erklärung, er wisse schon, warum. In den Folgejahren vereinsamt Tazaki und macht sich zunehmend Selbstvorwürfe, die er in den bizarren Zusammenhang stellt, als einziger seines Freundeskreis keinen auf eine Farbe verweisenden Nachnamen zu haben, klammert sich aber an seine Arbeit als Architekt für Bahnhöfe und findet damit seinen Frieden - vorerst. Als er Jahre später eine Beziehung beginnt, ermutigt ihn die Freundin aber, sich diesem wunden Punkt seiner Biografie zu stellen und den Kontakt zu seinen ehemaligen Freunden erneut zu suchen...

Kommentar: Wohl so eine Art typischer Gesellschaftsroman von Murakami. Die Hauptfigur ist keine herausragende Persönlichkeit, sondern eben ein eher normaler, wenn auch - wie sich im Laufe der Handlung herausstellt - nicht wortwörtlich "farbloser" Mensch (überhaupt scheint die ganze Handlung darauf hinauszulaufen, dass es weniger der Charakter denn die soziale Einbettung eines Menschen ist, die seine Rolle und sein Wesen bestimmt), und die Dinge, die sie durchlebt, sind keine "Abenteuer" im engeren Sinne (allenfalls entspräche die Reise zu einem dieser Freunde nach Finnland diesen Punkt, aber selbst die wird hier halbwegs sorgfältig vorbereitet - Tazaki nimmt sogar Urlaub dafür). Das Drumherum ist dann ansonsten eine offenbar recht normale Beschreibung des Alltagslebens im Japan der 90er und 00er Jahre, was den Roman zwar einerseits gewissermaßen erdet, ihn andererseits aber eben auch nicht herausstechen lässt. Das führte zu der paradoxen Situation, dass sich der Roman zwar angenehm liest, aber dann wiederum auch keinen besonderen Nachhall findet.

Haruki Murakami - Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Inhalt: Der Erzähler wächst als Einzelkind auf - eine Eigenschaft, die er mit seiner besten Freundin der Schulzeit teilt. Nach einem Umzug verlieren die beiden sich aber aus den Augen. Im späteren Leben gründet der Erzähler nach einem eher tristen Job in einem Schulbuchverlag mit Unterstützung seiner Frau zwei recht erfolgreich laufende Jazzclubs - und just dort trifft er eines Tages seine Sandkastenfreundin wieder. Ist der Herr nun bereit, das nachzuholen, was er in seiner Jugend versäumt hat, und mag er dafür auch sein bisheriges Leben über Bord werfen?

Kommentar: Noch so eine eher gewöhnliche, teils gar melodramatische Story. Der etwas reißerische Titel der Originalübersetzung, "Gefährliche Freundin", klingt zwar ziemlich abgeschmackt, trifft den recht seifigen Charakter dieses Romans aber wesentlich besser als jener weitaus mehr intellektuellen Anspruch heischende der Neuübersetzung. Kein großes Werk liegt hier also vor, sondern leidlich unterhaltsame Gebrauchsliteratur. Einzig interessanter Aspekt ist vielleicht wieder mal die Tatsache, dass nicht alles in der Geschichte restlos aufgeklärt wird und viele Punkte der Biografien jener Freundin bis zum Ende offen bleiben. Das ist eine reizvolle Idee, aber gemacht wurde daraus eben auch nichts. Insofern habe ich also erst mal genug von Murakami. ;)

Frank Goosen - Sechs silberne Saiten

Inhalt: Eine kleine Weihnachtsgeschichte: Holger, der sich als Enddreißiger eher schlecht als recht durchs Leben kämpft, trifft an Heiligabend einen Weihnachtsmann namens Udo, der in der Innenstadt auf der Gitarre Country- und Songwriter-Klassiker klampft. Damit nicht genug: Als er sich wenig später selber aus der Wohnung aussperrt, hilft ihm eine Ruhrpott-Omma aus der Klemme - und wenig später sammeln sich unerwarteterweise auch noch weitere Personen in Holgers Wohnung an, die alle ebenfalls von einem Weihnachtsmann mit Gitarre den Weg gewiesen bekommen haben wollen...

Kommentar: Tatsächlich eine nette, wenn auch recht kurze Story, deren Stoßrichtung zwar einigermaßen gewohnt ist (jede Menge verkrachter Existenzen springen an Weihnachten über ihren Schatten) und in diesem Genre eigentlich nur durch die Goosen-üblichen Verweise auf Größen der Popmusik (sowie das Ruhrpott-Setting) eigene Elemente einbringen kann, dafür aber wiederum nicht zu klischeehaft ausfällt und auch nicht zu sehr ausufert - wer's probieren mag, wird sicherlich für einen weihnachtlichen Vorleseabend das Ding in weniger als einer Stunde heruntergerattert bekommen. ;) Ärgerlicher war da schon, wofür Goosen aber natürlich nichts kann, dass dieses Jahr die Erinnerung an die übliche und so gut wie nie reibungsfreie Weihnachts"stimmung" eher Wunden zu schlagen in der Lage ist. Aber so ist 2020 eben.

Orhan Pamuk - Das schwarze Buch

Inhalt: An einem Wintertag kehrt Anwalt Galip nach Hause zurück und muss feststellen, dass seine Frau Rüya ebenso verschwunden ist wie ihr Stiefbruder, der Zeitungskolumnist Celal. Natürlich steht für Galip fest, dass die beiden sich gemeinsam versteckt halten müssen - und so beginnt er eine buchstäbliche Odyssee durch das verschneite Istanbul, trifft die verschiedensten Leute, schlüpft gelegentlich in die Rolle von Celal und begegnet vor allem unzähligen Geschichten. Und über allem steht im weiteren Verlauf immer weiter die Frage: Wer ist wer, was ist Wahrheit und was ist bloßer Schein?

Kommentar: Natürlich ist auch dieser Roman vollgestopft mit Verweisen auf die Geschichte und Entwicklung der Türkei, speziell Istanbuls, und der umgebenden Gebiete, insbesondere des Orients. Anders als in den sonstigen Romanen, die ich von Pamuk bislang gelesen hatte, werden diese Ereignisse hier aber nicht erlebt (wie in "Diese Fremdheit in mir") oder symbolhaft in bestimmte Charaktere eingeflochten (wie in "Schnee"), sondern hier eben hauptsächlich indirekt durch eben die genannten Geschichten erzählt. Aber nicht nur bloß erzählt, sondern auf dieser metanarrativen Ebene auch miteinander verflochten, gegenübergestellt. Dabei ist auch das Kernthema - die Frage nach Identität, Mimikry, Urheberschaft und Nachahmung, und zwar in kultureller wie gesellschaftlicher Hinsicht - recht interessant. Leicht zu lesen war das Buch allerdings nicht - die Form brachte es eben mit sich, dass es seitenlange Absätze gibt statt kurzer, knapper Abfolgen wörtlicher Reden, und auch die Erzählstruktur, die aus jeweils einem Kapitel mit Galips Irrwegen im Wechsel mit Celals (oder Galips) Kolumnen besteht, macht es da nicht einfacher. Ich habe also - zumal ich ja nur an Wochenenden zum Lesen gekommen bin - mehr als einen Monat an diesem Schinken gelesen. Somit ist wohl verständlich, dass danach dann erst mal leichtere Sachen gefragt waren. ;)

Frank Goosen - Weil Samstag ist

Inhalt: Frank Goosen erzählt in teils essayistischer, teils episodenhafter Form von seiner Vorliebe für den Fußball, und zwar von der alljährlichen Leidensgeschichte als Anhänger des VfL Bochum, als Familienvater beim Versuch, diese Leidenschaft auch dem Nachwuchs angedeihen zu lassen, bei Pokalspielen und schließlich als mehr oder weniger involvierter Zuschauer bei der Weltmeisterschaft 2006 und der Europameisterschaft 2008.

Kommentar: Erneut recht leichte, aber unterhaltsame Kost, wenn auch nicht unbedingt Literatur, bei der man sich vor Lachen kringelt. Dazu ist das Geschehen - auch gerade durch den Ruhrgebiets- und Bochum-Bezug teils eben doch zu tragikomisch. Ansonsten ist wohl der einzige nennenswerte Makel dieses Buchs der Umstand, dass es doch ein wenig zusammegeklaubt wirkt (was offenbar tatsächlich der Fall war, zumal Goosen sein Material hier aus eigenen Kolumnen, Artikel und Blogbeiträgen zusammengetragen hat).

Olaf Schubert & Stephan Ludwig - Wie Dirk B. lernte, den Kapitalismus zu lieben

Inhalt: Als Hilfslehrer an einer alternativen Schule pflegt Dirk Bergfalk ein wenig erfülltes Leben, das ihm ebenso wie der fahrige Umgang mit seinem ohnehin schwierigen, weil passiv-aggressiven Sohn Meino als Versager erscheinen lässt - mehr noch, als ihm seine Frau, die Bankerin Albina, den Laufpass gibt. Doch die ebenso mysteriöse wie unlöschbare, zugleich bestens informierte App mit dem ominösen Namen "Weltenmeister" scheint Rat zu wissen, wie Dirk in der kapitalistischen Wirtschaft wieder und stärker denn je auf die Beine kommt. Oder auch nicht, denn fortan schlingert Dirk in all seinen Versuchen - u.a. als Vertreter, Bestattungshelfer, Lokalpolitiker - nur noch von einer Kalamität in die nächste...

Kommentar: Eins vorweg: Mit dem Stil, für den man Olaf Schubert als Kabarettisten kennt, hat dieses Buch kaum etwas gemeinsam. Allenfalls die teils - wie das Buch auch selber anmerkt - arg Kalenderspruch-artigen Weisheiten des "Weltenmeisters" gehen in ihrer schlitzohrigen Aussagelosigkeit ein wenig in diese Richtung. Ansonsten ergibt sich eine teils ein wenig gewöhnlich (was wohl auf die Routine des Krimiautors Stephan Ludwig zurückgehen dürfte) erzählte, aber entsprechend angenehm luftige Tragikomödie, deren einziger echter Mangel das eher angeflanschte Deus-Ex-Machina-Ende ist, wenn auch Dirk B. hier subversiverweise erst aus all seinen Miseren befreit wird - und dann, soviel spoilere ich mal, von den Autoren in Person wieder in die Nicht-Existenz seiner bloßen Fiktionalität hinabgestoßen wird. Na, kann man lesen.
 
Hat jemand von euch dieses Buch gelesen?

9783865527554_1.jpg


91sE47B0OzL.jpg


Ist vom Festa-Verlag, schon extrem, aber wohl nicht auf die stumpfe Art.
Bin unsicher, ob ich es mir holen soll. Die Leseprobe alleine gibt zuwenig her.
 
Gestern Nacht mal endlich so richtig mit dem "Don Juan" angefangen, obwohl das Buch schon bestimmt zwei Jahrzehnte im Schrank
steht. Aber wann hat man schon mal die Zeit für ein gut 550seitiges Versepos wenn nicht jetzt? Eben!

Ob ich das Ding komplett durch bekomme steht natürlich auf einem anderen Blatt ... ;)

proxy-image

(Lord Byron - Sämtliche Werke. Band II: Don Juan - Gedichte)
 
Lese seit gestern als Zweitbuch "Hitler 1889-1945" von Ian Kershaw. Bin irgendwie so hin- und hergerissen. Das Buch ist unglaublich interessant und fundiert geschrieben. Auf der anderen Seite hab ich immer das Bedürfnis zu schreien oder mir nen Finger in den Hals zu stecken, was natürlich ein ganz unwissenschaftliches Verhalten wäre...
 
Ich miste gerade einmal mein Bücherregal aus. Darunter sind auch noch ein paar geschichtswissenschaftliche Bücher zur Stadtgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Die verschenke ich gerne gegen einen kleinen Obulus für die Versandkosten. Wenn sich jemand dafür interessiert, gerne eine kurze Info an mich, dann schicke ich die Bücherliste.
 
Vor ein paar Tagen gab es einen Thread in dem so ca. 20 Bücher verkauft wurden (glaube für etwa 25€). Kann den nicht mehr finden oder ist der bereits gelöscht?
 
Ich pack diesen "Neuerwerb" mal hier rein, denke der ist hier ganz gut aufgehoben.

Heavy Metal Movies!



Der Titel und die Beschreibung auf dem Cover sprechen quasi für sich, in dem Buch werden 666 Filme behandelt, in denen auf irgendeine Art und Weise Metal vertreten ist.
Recht informativ, zwischendurch mit Postern der Filme (leider nicht alle, aber das hätte vermutlich den Rahmen gesprengt) und perfekt um mal ein zwei Seiten zu schmökern, wenn einem gerade der Sinn nicht nach ausschweifendem Akkordlesen steht.
Lohnt sich und macht Laune den ein oder anderen unbekannten Streifen zu entdecken! :top:
 
Ich bin jetzt fertig mit diesen Büchern:
  • Cory Doctorow – Homeland: die Fortsetzung von Little Brother, über einen jungen Nerd, der zum Whistleblower wird, im Prinzip die idealisierte Wikileaks-Geschichte, voller kleiner Easter Eggs, z.B. wird das Hörbuch von Wil Wheaton gelesen, dem der Protagonist des Buchs beim Burning Man Festival begegnet.
  • James S.A. Corey – Nemesis Games: der 5. Band von The Expanse hat jede Menge Tempo, macht mindestens so viel Freude wie die Serie, von der es in einigen Punkten abweicht.
  • Ted Chiang – Exhalation: Das ist eine der besten Genre-Kurzgeschichtensammlungen, die ich je lesen durfte. Jede davon hat eine Wendung, die zum Nachdenken anregt, erinnert mich ein wenig an Klassiker wie Isaak Asimov oder Philip K. Dick. Themen sind u.A. parallele und alternative Welten, der Einfluss neuer Technologie, religiöser Glauben und der freie Willen
  • .
    45448999._SX318_.jpg
 
41VCLZuJOPL._SX327_BO1,204,203,200_.jpg


"Fundamentalismus und Intoleranz sind nicht eine Folge der Fehlinterpretation der Texte, sondern eine Folge ihrer Überhöhung."
"Monty Python, Loriot, Mr. Bean, Charlie Hebdo... Politische, religiöse und gesellschaftliche Satire war immer ein Teil des Selbstreinigungsprozesses einer Gesellschaft."
"Vielleicht braucht der Islam keinen Luther, sondern einen Erasmus, einen Voltaire und viele Charlie Hebdos"

Bissig setzt sich der einst gläubige Muslim mit seinem Propheten auseinander und versucht, dessen teils widersprüchliches und narzisstisches Handeln vor einen psychologischen und historischen Hintergrund zu stellen. Allerdings vergaloppiert er sich stellenweise ein wenig, etwa wenn er den Judenhass des älteren Mohammed und der späteren Suren mit dem der Nazis vergleicht. Sicher, da sind Parallelen. Aber er vergisst, dass ein Jude in Hitlers Machtbereich noch so sehr darum bemüht sein konnte, sich anzupassen. Er wurde trotzdem ermordet. Die Juden der arabischen Halbinsel wurden auch von Mohammed vernichtet und zu Tausenden exekutiert. Aber sie hatten die Wahl. Ein ehrenwertes Buch, wenn auch nicht fehlerfrei oder schriftstellerisch hochwertig.

43e2616fc8199fb2159929dfcbb1449e24ef9951-00-00.jpeg



Noch nie ist ein Buch der Antwort auf die Frage nähergekommen, wie schuldig die Wehrmacht ist. Anhand von fünf völlig unterschiedlichen Divisionen an der Ostfront wird aufgrund vorzüglicher Quellenlage ein sehr differenziertes Bild "der" Wehrmacht gezeichnet. Und ich meine, ein wahrheitsgemäßes. Weder der um Apologetik bemühte Geschichtsrevisionist der Sorte Paul Carell noch der populärwissenschaftlich in die Irre geführte Besucher der Wehrmachtsausstellung eines Reemstma wird nach der Lektüre von Hartmann bei seiner Meinung bleiben können. Quellenlage und sachliche Analyse sind zu dicht, zu aussagekräftig, zu klar. Das "Fazit" (wenn man es so nennen mag): Die Schuld, die die Wehrmacht auf sich geladen hat, steigt im Schnitt mit dem Dienstgrad der Verantwortlichen und sinkt im Schnitt in den Reihen der einfachen Soldaten, die von Hitler in einen barbarischen Krieg geworfen wurden, auf den sie überhaupt nicht vorbereitet waren, in dem beide Seiten für totalitäre Systeme kämpfen mussten, auf einem Kriegsschauplatz, der auf unter 40 Grad gefroren war und der weder Gnade (des Gegners) noch Hoffnung auf baldige Heimkehr kannte. Eine Apokalypse für alle Beteiligten. Überschüttet mit Lügen. Und Propaganda. Zahlreiche Beispiele der Fürsorge von Verantwortlichen der Wehrmacht oder ihrer Soldaten gegenüber der russischen Zivilbevölkerung werden genannt und in ihren Hintergrund eingeordnet, genauso wie grauenhafte Exzesse und die Verstrickung in den Holocaust. Preußisch-deutsche Militärtradition traf auf NS-Ideologie. Altes auf Neues. Eine Zeit der Widersprüche nicht nur für die einfachen Landser. Aufschlussreich.

Edit:

written-in-blood-9781471179570.in03.jpg


Den neuen Chris Carter habe ich auch noch verschlungen. Zweimal im Jahr hab ich Lust auf seine Psychopathen. War okay. Die großen Ideen fehlen diesmal. Aber wer schreiben kann, der kann schreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer (und das tut hier wohl der eine oder andere) auf Sword and Sorcery steht, der wird sich an die Anthologien zu diesem Subgenre erinnern! Nun, das Herausgeben solcher Sammelbände ist noch nicht ganz ausgestorben. Daher mein Tipp (ohne finanzielle Interessen) zu Savage Scrolls, Vol. 1, hg. v. Jason Ray Carney. Erhältlich als gedrucktes Buch und als e-Book. Der eine oder andere Autor und/oder Titelheld dürfte dem S&S-Kundigen bereits bekannt sein.

Savage-Scrolls-Volume-One-small.jpg
Savage-Scrolls-Volume-One-back-small.jpg


Quelle: https://www.blackgate.com/savage-scrolls-volume-one-edited-by-jason-ray-carney/
 
Okay, ich habe mich jetzt entschieden, was ich lesen möchte. Das hier könnte etwas für mich sein:

819SLXlPoCL.jpg


Okay... das Cover ist kitschig, aber der Verlag ist gut. Angeblich recht lesenswert (ist Band 1 einer Reihe, die gerade am Entstehen ist).
Kennt das jemand?

Hast Du das mittlerweile schon gelesen? Wenn ja, ist es empfehlenswert, bzw. hat es Dir gefallen, wirst Du auch Band 2 lesen? Danke im Voraus für Dein Urteil!
 
1644e239-1f30-4f8e-95mkxt.jpeg


Ich weiß nicht, ob es hier schon erwähnt wurde...

Aber weil ich es gerade lese: Das hier ist ein ganz tolles Sachbuch über den Wandel der Schauer- zur Horrorliteratur in den 70ern und 80ern. In dieser Richtung vielleicht das beste, dass ich jemals gelesen habe.

Der Nachteil: Eine Übersetzung gibt es bisher nicht. Aber wer des englischen mächtig ist und sich nur ein klein wenig für Horror Romane interessiert (Was in der Metal Szene nicht wenige sein dürften...) MUSS dieses Buch lesen!

Der Autor hat ein geradezu enzyklopädisches Wissen über die Paperback Kultur, die Ende der 60er aufflammte. Und da vor allem auch den Bereich der Schauerliteratur, die sich zuvor hauptsächlich im Bereich der Gothic Novels (E.A. Poe usw.) abspielte.

Durch die neuen Vermarktungsmöglichkeiten und günstigen Preise der Taschenbücher konnten auf einmal viele junge Autoren ihre Visionen der Horror Geschichten veröffentlichen, und damit das ganze Genre auf ein neues Level hieven. Durch die Verfilmungen dieser Bücher ging das weit über die Literatur hinaus. Rosemarys Baby, Der Exorzist, Der Weiße Hai, Das Omen, Shining - Diese Filmtitel dürften allen Horrorfans bestens bekannt sein. Sie basierten aber zuerst auf den jeweiligen Paperbacks.

Das besondere ist, dass der Autor nicht nur die großen Namen würdigt (Sie kommen natürlich trotzdem ausreichend zur Geltung), sondern auch heute fast vergessene Romane würdigt.

Natürlich gehört dazu viel Schundliteratur, im wahrsten Sinne des Wortes. Kreuzungen aus Dämonenkillern und James Bond, Scooby Doo mäßige Geisterjäger und die LSD-Trips von Hexen aus Beverly Hills gehören nicht unbedingt zum Must-Read. Allerdings ist es sehr interessant zu lesen, welche wahnwitzigen Ideen die Kreativität der Autoren, die sich nicht um Erwartungshaltungen eines Publikums kümmern mussten, hervorbrachte.

Unter vielen dieser oft unfreiwillig komischen Pulp Romanen ragen aber immer wieder echte Meisterwerke heraus, die heute oft nur noch antiquarisch erhältlich sind, aber unbedingt gelesen werden sollten.

Exemplarisch z.B: Maynard´s House von Herman Raucher. Die Geschichte eines traumatisierten Vietnam Veterans, der sich in eine abgelegene Hütte in Maine zurück zieht. Als der Winter einbricht und er eingeschneit wird, beginnt er sich in zunehmend paranoiden Visionen zu verlieren. Er glaubt unter dem Fluch einer hier vor langer Zeit verstorbenen Hexe zu stehen, die ihn nun in der Hütte heimsucht. Dazu kommen fürchterliche Flashbacks aus dem Vietnamkrieg, die sich mit alptraumhaften Bildern von Hexenprozessen vermischen. Ein psychologisch sehr fundierter Horror Roman, der dringend wieder entdeckt werden sollte!

Von diesen Tipps gibt es hier viele, weshalb das Buch einen nicht zu unterschätzenden Wegweiser für (vergessene) Klassiker der Horror Literatur darstellt! Hunderte von sehenswerten Covern der alten Paperbacks (Darunter viele bekannte Maler und Illustratoren :verehr:) runden das Erlebnis ab.

Also auf englisch: Highly Recommend :top::verehr:
 
Zuletzt bearbeitet:
1644e239-1f30-4f8e-95mkxt.jpeg


Ich weiß nicht, ob es hier schon erwähnt wurde...

Aber weil ich es gerade lese: Das hier ist ein ganz tolles Sachbuch über den Wandel der Schauer- zur Horrorliteratur in den 70ern und 80ern. In dieser Richtung vielleicht das beste, dass ich jemals gelesen habe.

Der Nachteil: Eine Übersetzung gibt es bisher nicht. Aber wer des englischen mächtig ist und sich nur ein klein wenig für Horror Romane interessiert (Was in der Metal Szene nicht wenige sein dürften...) MUSS dieses Buch lesen!

Der Autor hat ein geradezu enzyklopädisches Wissen über die Paperback Kultur, die Ende der 60er aufflammte. Und da vor allem auch den Bereich der Schauerliteratur, die sich zuvor hauptsächlich im Bereich der Gothic Novels (E.A. Poe usw.) abspielte.

Durch die neuen Vermarktungsmöglichkeiten und günstigen Preise der Taschenbücher konnten auf einmal viele junge Autoren ihre Visionen der Horror Geschichten veröffentlichen, und damit das ganze Genre auf ein neues Level hieven. Durch die Verfilmungen dieser Bücher ging das weit über die Literatur hinaus. Rosemarys Baby, Der Exorzist, Der Weiße Hai, Das Omen, Shining - Diese Filmtitel dürften allen Horrorfans bestens bekannt sein. Sie basierten aber zuerst auf den jeweiligen Paperbacks.

Das besondere ist, dass der Autor nicht nur die großen Namen würdigt (Sie kommen natürlich trotzdem ausreichend zur Geltung), sondern auch heute fast vergessene Romane würdigt.

Natürlich gehört dazu viel Schundliteratur, im wahrsten Sinne des Wortes. Kreuzungen aus Dämonenkillern und James Bond, Scooby Doo mäßige Geisterjäger und die LSD-Trips von Hexen aus Beverly Hills gehören nicht unbedingt zum Must-Read. Allerdings ist es sehr interessant zu lesen, welche wahnwitzigen Ideen die Kreativität der Autoren, die sich nicht um Erwartungshaltungen eines Publikums kümmern mussten, hervorbrachte.

Unter vielen dieser oft unfreiwillig komischen Pulp Romanen ragen aber immer wieder echte Meisterwerke heraus, die heute oft nur noch antiquarisch erhältlich sind, aber unbedingt gelesen werden sollten.

Exemplarisch z.B: Maynard´s House von Herman Raucher. Die Geschichte eines traumatisierten Vietnam Veterans, der sich in eine abgelegene Hütte in Maine zurück zieht. Als der Winter einbricht und er eingeschneit wird, beginnt er sich in zunehmend paranoiden Visionen zu verlieren. Er glaubt unter dem Fluch einer hier vor langer Zeit verstorbenen Hexe zu stehen, die ihn nun in der Hütte heimsucht. Dazu kommen fürchterliche Flashbacks aus dem Vietnamkrieg, die sich mit alptraumhaften Bildern von Hexenprozessen vermischen. Ein psychologisch sehr fundierter Horror Roman, der dringend wieder entdeckt werden sollte!

Von diesen Tipps gibt es hier viele, weshalb das Buch einen nicht zu unterschätzenden Wegweiser für (vergessene) Klassiker der Horror Literatur darstellt! Hunderte von sehenswerten Covern der alten Paperbacks (Darunter viele bekannte Maler und Illustratoren :verehr:) runden das Erlebnis ab.

Also auf englisch: Highly Recommend :top::verehr:

Danke für den Tipp, klingt sehr interessant.
Vom gleichen Autor, Grady Hendrix, habe ich übrigens mal "Horrorstör" gelesen, eine Horrorgeschichte, in der es um unheimliche nächtliche Geschehnisse in einer Filiale einer Möbelhauskette geht, das Buch ist im übrigen auch in deutscher Übersetzung erschienen und kommt im Design eines Möbelhauskatalogs daher.
9783426517222.jpg

EDIT: Leider hinkt die Ausführung der originellen Grundidee dann doch ziemlich hinterher, sodass ich letztlich keine Kaufempfehlung aussprechen will, habe das Buch mittlerweile auch nicht mehr. Aber das Sachbuch desselben Autors über Horrorliteratur könnte etwas für mich sein, doch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den Tipp, klingt sehr interessant.
Vom gleichen Autor, Grady Hendrix, habe ich übrigens mal "Horrorstör" gelesen, eine Horrorgeschichte, in der es um unheimliche nächtliche Geschehnisse in einer Filiale einer Möbelhauskette geht, das Buch ist im übrigen auch in deutscher Übersetzung erschienen und kommt im Design eines Möbelhauskatalogs daher.
9783426517222.jpg

EDIT: Leider hinkt die Ausführung der originellen Grundidee dann doch ziemlich hinterher, sodass ich letztlich keine Kaufempfehlung aussprechen will, habe das Buch mittlerweile auch nicht mehr. Aber das Sachbuch desselben Autors über Horrorliteratur könnte etwas für mich sein, doch.

Danke für die Erwähnung. Prinzipiell klang es sehr interessant...

Aber wenn du sagst, dass es nichts war...

Das Sachbuch ist aber Gold wert! Alleine was man dadurch an vergessenen Horror Perlen entdecken kann :verehr:

Allerdings: Viele dieser fast verlorenen Romane sind ebenfalls nie übersetzt worden. Da ich englische Originale den leider oft schlampigen deutschen Übersetzungen aber jederzeit vorziehe, ist das für mich kein Problem.

Ich erwähne es aber vorsichtshalber, falls jemand nicht so fit in Englisch ist...
 
Der tägliche Stoiker von Ryan Holiday

366 Zitate von Marc Aurel, Epiktet und Seneca, die helfen sollen, im Alltag ruhiger zu sein.

@Oberst Wilhelm Klink
Ich habe die drei von Dir genannten während meines Militärdienstes gelesen... Hat nicht gewirkt! :D Spass beiseite:
Das Schweizer Fernsehen (SRF) hat dazu im Rahmen seiner Sendung "Sternstunde Philosophie" eine Episode ausgestrahlt, die ich gut gemacht fand. Alle beteiligten sprechen übrigens ein verständliches (Schweizer) Schriftdeutsch. ;)

https://gloria.tv/post/1zBrnUBzDxSH4i7eG6NRapiCR
 
@Oberst Wilhelm Klink
Ich habe die drei von Dir genannten während meines Militärdienstes gelesen... Hat nicht gewirkt! :D Spass beiseite:
Das Schweizer Fernsehen (SRF) hat dazu im Rahmen seiner Sendung "Sternstunde Philosophie" eine Episode ausgestrahlt, die ich gut gemacht fand. Alle beteiligten sprechen übrigens ein verständliches (Schweizer) Schriftdeutsch. ;)

https://gloria.tv/post/1zBrnUBzDxSH4i7eG6NRapiCR
Beim Militär wird nicht gelesen- sondern Waffe geputzt und Wache geschoben!;)
Bin auf Youtube drauf gestoßen. Ich finde die Ansätze ganz interessant. Meine Frau hat mir das Buch dann zum Geburtstag geschenkt.
 
Zurück
Oben Unten