Aufgelegt!

Bei Riot gefällt mir die Frühphase mit Guy Speranza am Besten.Allerdings habe ich keine einzige schlechte Scheibe von dieser Band,egal in welcher Konstellation sie spielten (Riot V kenne ich auch nicht und da geht es mir ähnlich wie dir.Muss ich nicht unbedingt haben.).

"Fire down under" ist meine aktuelle Liebliengsscheibe von RIOT, somit eine Platte mit Speranza. Wie schon erwähnt weißt meine RIOT-Sammlung Lücken auf, allerdings findet sich bei den mir bekannten und vorhandenen Werken auch keine schlechte Scheibe. Selbst die im DF eher "mau" gewertete "Nightbreaker" ist für mich ein tolles Album, wobei sie natürlich einen Kennenlernbonus hat. Über kurz oder lang werde ich mich da wohl auch noch weiter mal in Sachen Riot umtun und vielleicht bekommen dann auch RIOT V eine Chance.

BTW: ich habe mir seinerzeit immer mal vorgestellt, wie wohl ein Twin-Gitarrenduo Criss Oiva und Mark Reale ausgesehen hätte - ich denke, das hätte man unmöglich toppen können....
 
Grundsätzlich mag ich alle Hardrockalben von Moore, ein Künstler mit sehr hohem Wiedererkennungswert und einfach einem "Händchen" für gute Songs, dazu ein echter Virtuose, der aber stets genau wußte, wie sein Spiel im Kontext des jeweiligen Songs zu funktionieren hat.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Die teils vorherrschende Meinung, Moores Bluesrockalben seien "seelenlos" kann ich deshalb auch so nicht stehen lassen

Doch, genau das habe ich auch immer bemängelt.
Technisch ist das alles natürlich über jeden Zweifel erhaben, aber was mir bei
den Alben immer gefehlt hat war eben das Gefühl.
Und gerade im Bluesrocksektor DER Faktor schlechthin.
Hör Dir mal einen Mann wie Rory Gallagher an.
Der war weißgott kein perfekter Gitarrist, aber was der aus dem Griffbrett
gezaubert hat war Emotion pur.
Oder, um mal eine aktuelles Beispiel ins Rennen zu schicken, Kenny Wayne
Shepherd ( höre beispielsweise die Liveversion von "Heat of the Sun" ).
Beide hatten/haben einen mehr (Shepherd) oder weniger (Gallagher ) aus-
geprägten Rockhintergrund und haben diesen perfekt mit dem klassischen
Blueshintergrund zu verbinden verstanden.
Etwas, was ich bei Moore immer vermisst habe.
Das er den Blues spielen konnte, daran besteht kein Zweifel.
Die damit verbunden Emotionen konnte er, mir zumindest, leider nie
vermitteln.

Auffällig war allerdings, das die Qualität eben jener Scheiben von Werk zu Werk ein wenig nachließ

Das kommt noch hinzu;)
 
Dem ist nichts hinzuzufügen.



Doch, genau das habe ich auch immer bemängelt.
Technisch ist das alles natürlich über jeden Zweifel erhaben, aber was mir bei
den Alben immer gefehlt hat war eben das Gefühl.
Und gerade im Bluesrocksektor DER Faktor schlechthin.
Hör Dir mal einen Mann wie Rory Gallagher an.
Der war weißgott kein perfekter Gitarrist, aber was der aus dem Griffbrett
gezaubert hat war Emotion pur.
Oder, um mal eine aktuelles Beispiel ins Rennen zu schicken, Kenny Wayne
Shepherd ( höre beispielsweise die Liveversion von "Heat of the Sun" ).
Beide hatten/haben einen mehr (Shepherd) oder weniger (Gallagher ) aus-
geprägten Rockhintergrund und haben diesen perfekt mit dem klassischen
Blueshintergrund zu verbinden verstanden.
Etwas, was ich bei Moore immer vermisst habe.
Das er den Blues spielen konnte, daran besteht kein Zweifel.
Die damit verbunden Emotionen konnte er, mir zumindest, leider nie
vermitteln.



Das kommt noch hinzu;)

Das sehe ich auch so,leider null Gefühl.Gerade der Vergleich mit Rory ist so offensichtlich.
Trotzdem ist Gary einer der besten Gitarristen gewesen,imo hätte er halt besser noch ein paar Hardrockperlen rausgehauen.:verehr::verehr::verehr:
 
Doch, genau das habe ich auch immer bemängelt.
Technisch ist das alles natürlich über jeden Zweifel erhaben, aber was mir bei
den Alben immer gefehlt hat war eben das Gefühl.
Und gerade im Bluesrocksektor DER Faktor schlechthin.
Hör Dir mal einen Mann wie Rory Gallagher an.
Der war weißgott kein perfekter Gitarrist, aber was der aus dem Griffbrett
gezaubert hat war Emotion pur.
Oder, um mal eine aktuelles Beispiel ins Rennen zu schicken, Kenny Wayne
Shepherd ( höre beispielsweise die Liveversion von "Heat of the Sun" ).
Beide hatten/haben einen mehr (Shepherd) oder weniger (Gallagher ) aus-
geprägten Rockhintergrund und haben diesen perfekt mit dem klassischen
Blueshintergrund zu verbinden verstanden.
Etwas, was ich bei Moore immer vermisst habe.
Das er den Blues spielen konnte, daran besteht kein Zweifel.
Die damit verbunden Emotionen konnte er, mir zumindest, leider nie
vermitteln.

Das sehe ich auch so,leider null Gefühl.Gerade der Vergleich mit Rory ist so offensichtlich.
Trotzdem ist Gary einer der besten Gitarristen gewesen,imo hätte er halt besser noch ein paar Hardrockperlen rausgehauen.:verehr::verehr::verehr:

An dieser Stelle sei ausdrücklich angemerkt, dass ich den Blues als Solchen bislang in meiner musikalischen Welt bislang eher gestreift habe. Etwas intensiver wurde das seinerzeit durch Bonamassa, dessen Frühlwerke ich sehr gern höre und auch als "gefühlvollen Blues" bezeichnen würde, auch, wenn das natürlich nicht mit einer Ikone wie John Lee Hooker vergleichbar ist.

Ähnlich ist es mit Joanne Shaw Taylor (eine ganz phantastische Gitarristin, das nur am Rande), beide eben benannten Künstler tendieren mittlerweile eher in Richtung "Mainstream Bluesrock", was die Musik eher "weicher", somit "massenkompatibler" und weniger spannend macht. Da bleibt dann das eigentlich beseelte Spiel einfach auf der Strecke. Ähnlich sehe ich das im Falle Gary Moore, dessen erste beide Bluesalben m.E. nach durchaus noch große Gefühle wecken konnten, ich muss zugeben, dass mir die späteren Bluesalben von ihm eher nichts mehr gegeben haben, gerade in emotionaler Hinsicht.

Gallagher ist mir leider bislang nur vom Namen her ein Begriff, aber durchaus Jemand, mit dem ich mich gern noch beschäftigen würde und wohl auch werde.
 
Mal was für diese Rubrik eher Neues: ein Selfmade-Sampler, daher auch kein Cover. Für Letzteres habe ich mir früher ab und an gern die Zeit genommen, aktuell ist sie nicht mehr da. Ersteres bekomme ich aus den gleichen Gründen leider auch nicht mehr so oft auf die Kette (obwohl ich es mir schon des Öfteren mal vornehme...) - und doch ist diese Leidenschaft an sich geblieben, verbunden mit der Zielsetzung: was Feines für das Auto, was "immer" geht!

1 - Evergrey: The Aftermath (Hymns for the Broken - 2014) - Was für ein Monolith! Tatsächlich ist der Rausschmeißer des Albums "Hymns for the Broken" eine Hymne. Schleppend, episch und mit einem wunderbaren Pink-Floyd-Touch versehen, der im Regelfall bei Tom Englund und Konsorten nicht so offensichtlich auftaucht. Dazu dieses schlichte und doch einfach immer perfekt überleitende Piano in verschiedenen Segementen des Songs, diese singende, einfach nach Gilmour klingende Gitarre - was für ein wunderschönes Stück Musik. Für mich unverständlich, dass diese Band vielfach in einen Topf mit "Schmachtfetzenmetal" geworfen wird - auch, wenn "The Aftermath" streng genommen sogar als Solcher durchgeht, allerdings bar jeder Peinlichkeiten, eher eine Art Hommage an "The Division Bell".

2 - Eldritch: Aberration of Nature (Cracksleep - 2018) - https://www.youtube.com/watch?v=kTUE9WbtG94
Nach so viel getragenen Pathos ist eine Spur fast schon thrashiger Progmetal genau das Richtige! Auf "Cracksleep" haben sich ohnehin eine Menge starker Tracks eingeschlichen, die die Stärke der Italiener über ihre gesamte Spannweite repräsentiert. Der Gesang von Terence Holler ist hierbei ein markantes Merkmal innerhalb des Sounds von Eldritch, vielleicht sogar ein Grund für den Ein- oder Anderen, die Band nicht zu mögen, für mich ist er essentiell und ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtsounds. "Abberation of Nature" geht mächtig nach vorn, ballert amtlich, glänzt dabei mit tollen Melodien, einem fetten Chorus und wunderschönen Gitarrenharmonien - Volltreffer.

3 - Arena - Paradise of Thieves (Double Vision - 2018) - https://www.youtube.com/watch?v=qhnUtfjVB-g
Das jüngste Werk von Arena dreht in Gänze auch immer noch und wieder seine Kreise in einem meiner CD-Player, sei es im Auto, am PC, in der Küche oder im Wohnzimmer. Anders als bei Evergrey oder Eldritch habe ich hier mit meiner Angetrauten auch eine Schnittmenge an Musik, auf die man sich in so ziemlich jeder Lebenslage einigen kann. "Paradise of Thieves" ist die wohl schon länger von der Band angestrebte Symbiose aus AOR und Progressive-Rock, ein Ohrwurm par Excellence, dazu die permanent schneidende Gitarre eines John Mitchell in Verbindung mit der Keyboardkathedrale von Clive Nolan. Einerseits sofort als klassischer Arena-Track kenntlich hat man es hier geschafft, eine Art "Hit" zu kreiren, der im Ohr bleibt, ohne auf Dauer zu nerven. Ein feines und flottes Stück Musik, in dem auch der Gesang perfekt eingebettet ist.

4 - Black Country Communion - Awake (BCCIV - 2017) - https://www.youtube.com/watch?v=0iD1d3ukm3g
Frage: wer braucht Greta van Fleet, wenn man BCC hat? Glenn Hughes wird wohl mit 100 noch singen wie ein junger Gott und "Awake" zählt zu den stärksten Classic-Rock-Songs der letzten Jahre für mich. Bonamassa leistet hier gar Überirdisches (das Solo!), Sherinian gibt in perfekter Manier den Lord und in Gänze ist das Ganze ein echter Led-Zep/DP-Crossover, wie man ihn besser in kompakter Form schlicht nicht liefern kann. Zum gesamten Album findet sich weiter vorne ja schon etwas, "Awake" ragt für mich absolut heraus.

5 - Avatarium - The starless Sleep (Hurricanes and Halos - 2017) - https://www.youtube.com/watch?v=swO-VOEdIBA
Der "weibliche" Dio in Verbindung mit einem Gitarrensound, der speziell bei den Soli an Herrn Blackmore gemahnt. Was für ein wunderbar eingängiger Song, welch ein wunderbarer Gesang, gleichermaßen unaufgeregt und doch so virtuos. Diese Band ist groß und die Vorfreude auf das in Kürze erscheinende neue Album ist immens. So recht weiß ich immer noch nicht, in welche Schublade Avatarium nun denn passen mögen - der Song jedenfalls hat das Prädikat "Perfekt" schlicht verdient, man beachte allein diesen Chorus....

6 - Bigelf - Alien Frequency (Into the Maelstorm - 2014) - https://www.youtube.com/watch?v=aEQWxLTcc0I
"Kauzig" - ja. Durchaus. Dennoch ist die Band um Mastermind Damon Fox schlicht eine echte Ausnahmeerscheinung innerhalb der Szene und die Legende besagt, dass es "Into the Maelstorm" ohne einen gewissen Mike Portnoy nie gegeben hätte. "Alien Frequency" lebt nun zu großen Teilen auch tatsächlich vom Drumming des Meisters und das, obwohl man es nicht auf Anhieb als "typischen Portnoy-Drumsound" einordnen würde. Prägend sind auch hier die turmhohen Keyboard- und Orgelwände, die der Meister selbst erschafft. Speziell auf "Into the Maelstorm" fühlt man sich fast wie in einem alten Vincent-Price-Film, Sounds wie aus den 60er/70er Jahren, gepaart mit streckenweise hart riffenden Gitarren - und eine Produktion, die für diese Art von "Retro-Musik" schlicht perfekt gewählt ist.

7 - Fates Warning - The Light and Shade of Things (Theories of Flight - 2016) - https://www.youtube.com/watch?v=eeF3IWLEeHE
Was soll man jetzt noch groß dazu sagen? Gibt es einen schlechten Longtrack von Fates Warning? Ach so, es gibt ja ohnehin keine schlechten Songs von FW ;-)..."The Light and Shade of Things" ist für mich der höchste Leuchtturm in einem Album voller strahlender Hochkaräter. Ein Spannungsaufbau, wie man ihn nur von Matheos & Co. geboten bekommt, ein Gesang, der einfach nicht von dieser Welt ist, ein Zusammenspiel, das Virtuosität und Eingängigkeit in unnachahmlicher Weise paart. Einer dieser Songs, bei denen man schlicht heulen könnte vor Freude, ein Beleg dafür, wie man spannungsgeladene Monolithen schreiben kann.

8 - Blues Pills - Lady in Gold (Lady in Gold - 2016) - https://www.youtube.com/watch?v=W-1hn87q9_8
Ich mag die Pills :). Nicht immer und jederzeit, aber speziell dieses Ding ist einfach catchy und der "Retro-Effekt" wirkt nicht aufgesetzt. Geht man in die Tiefe, so bietet das von vielen Metallern verhasste Genre "Retro-Rock" eine Menge Perlen, eine Sparte, die erst hochgejubelt und dann plötzlich von der gleichen Presse wieder regelrecht geschlachtet wurde. Da ich handgemachte Musik schätze hoffe ich mal darauf, die Pills auch mal live sehen zu können, auch, wenn mit Dorian Sorriaux wohl ein Eckpfeiler des Sounds weggebrochen sein dürfte.

9 - Joe Bonamassa - Dust Bowl (Dust Bowl - 2011) - https://www.youtube.com/watch?v=PGuyMBdsqTM
Diese eher furztrockene "Wüsten-Version" des Blues mag ich gern und "Dust Bowl" ist tatsächlich ein kleiner Hit, den ich eigentlich schon auf früheren Compilations verewigen wollte. Tatsächlich ist "Dust Bowl" schlicht lässig, perfekt für ein Roadmovie von Herrn Tarantino.

10 - Conception - Grand again (re:conception - 2018) - https://www.youtube.com/watch?v=aWLZ9pStIeU
Im Detail habe ich diesen Song ja schon weiter vorne in meiner entsprechenden EP-Rezi seziert. Was bleibt ist die Freude darüber, dass sich eine der für mich genialsten Art/Progrock-Bands wiedergefunden hat und im kommenden Jahr auch wieder live bestaunt werden kann, ich denke, der Trip nach Luxembourg wird wohl kaum zu vermeiden sein....

11 - Avantasia - Moonglow (Moonglow - 2018) - https://www.youtube.com/watch?v=Mk0FTHqmO9o
Eher ein Pop- denn ein Rock- oder Metalsong. Um "wirklich" authentisch nach Mike Oldfield zu klingen fehlt er natürlich, dieser unnachahmliche Gitarrensound des britischen Meisters. Auch, wenn ich im Regelfall einen großen Bogen um "diese Art" Metal mache, so bestätigen Ausnahmen die Regel. Natürlich ist das zuckersüß, melodisch und tatsächlich auch ein wenig kitschig, streng genommen ist das Keyboard auch ein wenig zu hektisch unterwegs - und doch ist "Moonglow" ein nettes Stück Musik zum Ab- und An hören - Punktaus....

12 - Blind Ego - Not going away (Liquid - 2016) - https://www.youtube.com/watch?v=rgaztTwZSoU
Ein Rausschmeißer ist bei mir selten ein kurzes Stück Musik, somit musste dieses Mal der gute Kalle Wallner herhalten. So "nett" die aktuelle RPWL geworden ist, so viel mehr gefällt mir noch immer "Liquid", nicht zuletzt auch deshalb, weil hier einfach die "Axt" bisweilen kreist. Ausbrüche dieser Art würden der Hauptcombo Wallners sicher gut zu Gesicht stehen. Auch zu diesem Song (der sich im Übrigen beständig weigert, irgendwelche Abnutzungserscheinungen zu zeigen....) habe ich weiter vorn ja schon ein wenig was geschrieben....
 
Nach einem kurzen Ausflug in meine Welt des "Selbstgemixten" nun ein Album, was immer geht:

81rSjhYMQ8L._SS500_.jpg


Einen persönlichen Favoriten unter den ersten Maiden-Alben (bis einschließlich "Seventh Son...") für mich auszumachen ist schier unmöglich: zu nah sind all diese Alben qualitativ beieinander. Eines ist ihnen allen gemein: gleich, welches man auflegt, direkt mit den ersten Tönen des entsprechenden Openers fühlt man sich wohl und zufrieden, irgendwie aufgehoben und angekommen, das Ganze ist vertraut und wird - oh Wunder - dennoch kein Stück langweilig.

"Aces High" ist schlicht und ergreifend einer dieser typischen Maiden-Songs der "alten Schule": schnell, hart, der pumpende Bass peitscht den Song weiter nach vorne, der Gesang von Bruce ist einfach "Metal", es finden sich rund viereinhalb Minuten zahlreiche Wendungen - und ein mega-eingängiger Chorus, der nicht die Spur käsig klingt. Ich kann mich erinnern, wie ich diesen Song noch zu einer Zeit kennen lernte, in der "Metal" für mich eher ein Fremdwort war - aber es hatte (und hat bis heute!) etwas Infizierendes....

Dieses ebenso einfach wie effizient wirkende Gitarrenintro zu "2 Minutes to Midnight" führt dann in Richtung "Midtempo-Maiden": erneut dieser stets präsente Bass, dies Melodien, diese Soli, dieser Chorus - was soll man sagen? Zu Recht ein weiterer Klassiker der eisernen Jungfrauen, erneut versehen mit dieser unterschwelligen Härte, die einen Maiden-Song trotz aller stets präsenten Eingängkeit trägt. Spätestens jetzt ist man in der Welt von Steve Harris und Co. angekommen.

"Losfer Words (Big 'Orra)" groovt wie Sau! Maiden können eben nicht nur mit Vocals, sondern auch wunderbare Instrumentals, bei denen im Grunde gar die teils schon "singenden" Gitarren eine Art Vocalcharakter haben.

Mit "Flash of the Blade" geht es ein wenig zurück in die eigene Vergangenheit: das Ding hätte problemlos auch einem der ersten beiden Alben stehen können, der Gesang von Bruce ist hier - von Bridge und Chorus abgesehen - eher zurückhaltend, dem Ganzen haftet eine leichte Punk-Attitüde an, nicht selten stelle ich mir hier auch gerne vor, wie ein Paul Di Anno hier am Gesang geklungen hätte, denn diese Art von Maiden-Songs ist durchaus sein Hoheitsgebiet (gewesen). Im Wesentlichen braucht sich "Flash..." kaum hinter weiteren Großtaten der Eisernen Jungfrauen verstecken - nur: man übersieht das Teil im Gesamtkontext des Schaffens sicherlich gerne mal.

Gleiches gilt für "The Duellists": auch dieses Ding ist sicherlich nicht permanent auf der Rechnung eines Jeden, wenn es um Maiden geht, doch findet hier streng genommen ein Vorgriff auf die kommende Ausrichtung auf "Somewhere in Time" statt. Der Songaufbau weicht ein wenig ab von "üblichen" Maiden-Schema, entwickelt sich. Auffällig: die teils verspielte Gitarrenarbeit, nahezu minimalistisch, um Harris' Bass einen entsprechenden Raum zu verschaffen. Bisweilen wirkt es ein klein wenig, als sei die Handbremse hier leicht angezogen - möglicherweise war das einfach mal so gewollt, wer weiß das schon? Vielleicht ist das Dint mit über 6 Minuten schlicht ein klein wenig zu lang geworden, ansonsten: prägnant Maiden.

Ebenso wie "Flash of the Blade" weißt auch "Back in the Village" nach dem kurzen Einblick in die "Zukunft" nun eher in Richtung "Vergangenheit": ebenso wie "Flash...." ist auch hier die punkige und rohe Attitüde der "Eisernen Jungfrauen" im Vordergrund, leider habe ich bislang noch nie das Vergnügen gehabt, das Ding live zu hören, doch das Energielevel ist hier wunderbar hoch, für mich erneut eine eher verkannte Perle im Maiden-Kosmos.

Der "Powerslave" ist - wie soll man sagen - schlicht "Der Powerslave": ein Maiden-Epic, perfektes Umsetzen orientalisch anmutender Gitarrenlinien, man ist in einem "Metal-Ägypten" gelandet, dazu dieser sich vermehrt steigernde Aufbau des Songs, dieser Chor....dieser schnelle Part im weiteren Verlauf....kann man einen besseren Metalsong schreiben, wenn man auf klassischem Terrain verbleiben möchte? Antwort: nein....Auffällig im Übrigen ganz besonders hier: das unglaubliche Drumming eines Nicko McBrain, der an den richtigen Stellen noch einen entsprechenden Kick zu vermitteln weiß.

Somit endet diese Jahrhunderwerk mit "Rime of the ancient Mariner": hier bündeln sich sämtliche Stärken und Trademarks der Briten, ein Epos ohne Längen und ein Beweis dafür, wie spannend und anspruchsvoll ein langer Metal-Song sein kann. Zurecht ein Klassiker - und völlig zu Recht oftmals als einer der stärksten und nachhaltigsten Maiden-Songs ever genannt.

Auffälligkeiten am Rande:

Bruce erlaubt sich bisweilen Schieflagen im Gesang, was dem Gesamtsound null Abbruch tut. Es ist vielmehr sympathisch, dass man es genau so belassen hat, denn es verleiht dem Maiden-Sound seinen ganz eigenwilligen Stempel - und mal ehrlich: wer kann auf Dauer derart anspruchsvolle Gesangslinien halten und komplett fehlerfrei durchziehen?

Die Produktion eines Martin Birch würde noch heute ein Juwel aus jedem Maiden-Album machen - womöglich wären dann auch einige Längen auf den moderneren Werken nicht zustande gekommen.

Warum sind Maiden die großen Gewinner der NWOBHM? Einfach: anders, als Diamond Head, Praying Mantis oder Angel Witch (um mal 3 zu nennen) haben die Jungfrauen trotz damals schon langer Laufzeit nur Alben am Start gehabt, die durch die Bank aus einer Mischung von Härte, einer entsprechenden Virtuosität (das darf man wirklich mal so ansprechen) und vor allem Eingängigkeit bestachen. Dazu die schon angesprochene Produktion als Sahnehäubchen....gleich, wie "kultig" manch andere NWOBHM-Alben sein mögen: in der Summe reichen sie nicht an Maiden heran.

Speziell "Powerslave" (später natürlich insebesondere "SSoaSS") wies bereits eine hohe Affinität zum "klassisch-Progressiven" auf. Der "Rime...." kann hierzu gerne als der Versuch gewertet werden, ein Genesis-Epos als metallisches Pendant in die 80er zu transportieren. Somit ist es nur eine logische Schlussfolgerung, dass man seit "A Matter of Life and Death" vermehrt versucht, diese Komponente weiterhin zu betonen - allerdings bleibt heutzutage oftmals die Griffigkeit dabei auf der Strecke, die beispielsweise den "Mariner" noch zu einem richtig epochalen Werk werden ließ.
 
Intensität pur:

619NxQCMXyL.jpg


Crippled Black Phoenix werden oftmals auf ihre in der Tat oftmals kaum überhörbaren Pink-Floyd-Einflüsse reduziert. Dass Justin Greaves und seine stetig wechselnden Mitstreiter allerdings daraus etwas völlig Eigenständiges kreiert haben und die verwendeten "floydschen" Stilelemente leidlich nur ein Bestandteil eines Sounds sind, den man schlicht als "mächtig" titulieren muss, wird hierbei permanent übersehen.

Kaum eine Band der "Neuzeit" transportiert Schwermut in Verbindung mit Melodie und Heavyness (wird immer sehr gerne übersehen - m.E. nach ist die Härte in der Musik von CBP um Längen packender und intensiver als bei so manchen Stilrichtungen, die sich schlicht auf Drescherei reduzieren) auf eine derart bewegende Art und Weise wie eben genau CBP. Das ist Emotion pur, teils minimalistisch, teils bombastisch, im Regelfall durchaus traurig - "Endzeit Balladen", wie es so oft heißt, wenn es um CBP geht.

Man hätte speziell aus den Frühwerken alles hier nennen können, was die Band veröffentlicht hat, doch nimmt "I, Vigilante" (im offiziellen Sprachgebrauch eine EP) einen besonderen Platz in meinem musikalischen Herzen ein: neben Greaves ist es für mich die Achse Demata - Volk - Chapman, die hier überirdisches Songmaterial noch ein wenig überirdischer macht. Das Erstaunliche insbesondere an der Personalie Joe Volk: der Mann "singt" im Grunde unglaublich emotionslos, manch einer würde es gar "gelangweilt" nennen - doch genau an den richtigen Stellen kommen Akzentuierungen im Rahmen dieses eher eindimensionalen Singes, die dem Ganzen einen ganz besonderen, gar noch traurigeren Touch verleihen, es ist gleichermaßen Kälte und Gleichgültigkeit, die seine Vocals bei CBP vermitteln - und das passt derart wie Faust aufs Auge zur Musik, dass es schlicht ein in Gänze eigenes Stilmittel ist.

"Troublemaker" eröffnet in üblich schwerer Manier und mit ebenso quietschend-knarzenden wie singenden Gitarren einen "klassischen" CBP-Epik: knapp achteinhalb Minuten geballte Traurigkeit und Schwermut in seiner schönsten Form, im Mittelteil aufgelockert durch einen flotten und recht "improvisiert" wirkenden Classic-Rock-artigen Part, der genau seinen Zweck erfüllt und den Song zum Ende hin noch einmal im Rahmen seines Grundthemas eskalieren lässt, auffällig hier das ebenso gefühlvolle wie virtuose Spiel des Gitarristen Karl Demata. Auch, wenn Greaves selbst den Namen hier nicht gern lesen wird: in Sachen Gitarrenarbeit ist auch dieser Mann schwerlich zu ersetzen bei CBP.

"We forgotten who we are" setzt auf einen langen Songaufbau (im Übrigen ohnehin ein Trademark von CBP), Klavier, klassische Instrumente in eher minimalistischem Einsatz, ehe man - basierend auf dem bereits im Intro intonierten Grundthema - Gitarre & Co. "zur Hilfe" nimmt, um dem Ganzen mehr Fahrt und Tiefe zu verleihen - und das steigert sich von Strophe zu Strophe, mal hinterlegt mit leichten Akzentuierungen im Pianospiel, mal in lauterem wie leiserem, härterem wie gedämpfterem Riffing, wobei das Piano den Song durchaus "trägt". Wie schon eingangs erwähnt ist Volks Gesang hier ein ganz eigenes Stilmittel, eindimensional, emotionslos - und das in Verbindung mit einer hochkomplexen, technischen Thematik, bei der gemeinhin eigentlich der Gesang emotional ohne Ende sein sollte. Die Tatsache, dass genau dies ausbleibt lässt "We forgotten..." um so bedrohlicher wirken, gipfelt im späteren Verlauf in einem "plätschernden" Pianoteil, einem variablen, tribal-artigen Drumming, "kreisenden" Gitarren, ehe sich die Wogen glätten und der Song zum Ende hin in bewährter Form einfach ausgleitet, untermalt von wunderschönen Soli. Ein Meisterwerk, dass vor allem in der Livepräsentation eine ganz, ganz eigene Tiefe entwickelt, sich aber auch auf "Konserve" hier schon mehr als mächtig ausnimmt.

"Fantastic Justice" klimpert zunächst mal "einfach so" vor sich hin, "bewährtes" Einlullen des Hörers, das auch durch Volks Vocals nur marginal "unterbrochen" wird, auch hier setzt Greaves auf Minimalismus, den man sich schlicht "erarbeiten" muss - nur, um im weiteren Verlauf eine Art Leonard-Cohen-Atmosphäre zu erschaffen, untermalt mit Bläsern, was das Ganze regelrecht zu einer Art bizarren Jazzversion führt, wobei das Klavierthema weiterhin als eine Konstante erhalten bleibt. "Fantastic Justice" ist ein Ohrwurm - allerdings keiner, der offensichtlich wäre, zu sehr "muss" man sich damit auseinandersetzen, ehe sich der Song in seiner ganzen Eleganz entfaltet, immer in Nuancen auf ein höheres Level getragen, auch hier gilt: live eine Macht.

"Bastogne Blues" thematisiert die Ardennenschlacht aus dem Jahr 1944. Instrumentale Ausbrüche sucht man in den über 12 Minuten vergebens, hier wird aus Sicht eines jungen Soldaten geschildert, wie und in welchem Maße dieses Ereignis sein Leben schlicht zerstört hat. Das Stück ist beklemmend, dunkel, depressiv, eher ein Songwriter-, denn ein Rockstück, tiefgründig, packend - und lässt einen am Ende schlicht "platt" zurück, regelrecht ausgelaugt. CBP setzen hier auch vermehrt auf den Einsatz klassischer Instrumente (Bläser, Cello), wobei die Stromgitarre sich eher als akzentuierendes Mittel einbringt. Gerade dieser Song macht deutlich, wie wichtig "in die Tiefe gezogener Gesang" sein kann, Volk führt den Hörer in eine Hoffnungslosigkeit, lässt ihn teilhaben am Leiden und der Perspektivlosigkeit des Protagonisten. Ein "völlig anderes" Stück Musik, weit weg von jeder Rock- und Metal-Attitüde und doch so, so wertvoll.

Wie um ein wenig die Sonne aufgehen zu lassen nach so viel Traurigkeit folgt eines der - wie ich finde - geilsten Cover aller Zeiten: war mir "Of a Lifetime" von Journey sicher irgendwann im Laufe meines Lebens mal zu Ohren gekommen (natürlich habe ich das Orignal mehr als zeitnah noch einmal in Ohrenschein genommen), so wirkt die CBP-Version direkt, als sei sie nicht adaptiert, sondern ein "Eigengewächs": diese unglaublich intensive Gitarre, der Gesang einer Daisy Chapman, die mit ihrer Mischung aus Zerbrechlichkeit und Power alles aus diesem Stück herausholt - ein Ohrenschmaus, ein echter Wahnsinn - und vor allem bestens platziert, strahlt doch dieser Song tatsächlich so etwas wie "Hoffnung" aus - eher eine Seltenheit im CBP-Kosmos.

Noch ungewöhnlicher und daher ein "Hidden Track" (der so recht keiner sein mag) ist "Burning Bridges", der mir zwar stets irgendwie bekannt vor kam - und doch hätte ich nie gewußt, dass er von der "Mike Curb Congregation" stammt. Gebe zu: da bin ich auch nie weiter in die Tiefe gegangen, ein nettes "Nice-to-Have" zum Abschluss einer tollen EP (die locker die Länge eines "70er-Jahre-Albums" erreicht), aber vielleicht auch ein Augenzwinkern von der Band selbst.

"I, Vigilante" bündelt alle Stärken von CBP auf eher "kurzer" Distanz und fährt mit "Troublemaker", "Fantastic Justice" und "Of a Lifetime" drei (Band-)Klassiker auf einmal auf, haut mit "We forgotten who we are" einen Überhammer aufs Parkett (im Grunde also NOCH ein Bandklassiker) und bietet mit "Bastogne Blues" wohl eines der besten Statements gegen jegliche Schlachten- und Kriegsromantik - so es hiervon überhaupt noch Verfechter geben sollte.

CBP sind keine Band für jede Stimmungslage, speziell die Alben ihrer Frühphase jedoch sind Meisterwerke - Meisterwerke, die man schlicht und ergreifend nicht versäumen darf. Vielfach wurde die Band auch ins "Progressive"-Lager sortiert, wo ich sie aber kaum sehen würde, auch, wenn vereinzelt durchaus progressive Zutaten mit eingerührt werden. CBP haben ihre ganz eigene Nische, irgendwo zwischen psychedelischem Rock, Classic-Rock, einem gewissen Songwriter-Status und oftmals Gitarrenwände die gar in Richtung Doom gehen - und auch schon mal darüber hinaus. Doch gleich, wie ein Jeder sie nun wahrnimmt: schön, dass es sie gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe es mit mehreren Alben versucht, aber mich langweilt die Truppe einfach. Offensichtlich bin ich einfach nie in der richtigen Stimmung dafür.
 
Ich habe es mit mehreren Alben versucht, aber mich langweilt die Truppe einfach. Offensichtlich bin ich einfach nie in der richtigen Stimmung dafür.

Geht mir auch exakt so. Auch ein Live-"Erlebnis" hat daran nix ändern können.

Hm...da kann man nichts machen, so schade das auch ist. CBP ist schon recht speziell, ich muss dazu sagen, dass es erst nach einem "Live-Erlebnis" so richtig gefunkt hat. Wie schon geschrieben ist der CBP-Sound sicher nicht "klassisch-progressiv", sondern eher eine Nische für sich.
 
Intensität pur:

619NxQCMXyL.jpg


Crippled Black Phoenix werden oftmals auf ihre in der Tat oftmals kaum überhörbaren Pink-Floyd-Einflüsse reduziert. Dass Justin Greaves und seine stetig wechselnden Mitstreiter allerdings daraus etwas völlig Eigenständiges kreiert haben und die verwendeten "floydschen" Stilelemente leidlich nur ein Bestandteil eines Sounds sind, den man schlicht als "mächtig" titulieren muss, wird hierbei permanent übersehen.

Kaum eine Band der "Neuzeit" transportiert Schwermut in Verbindung mit Melodie und Heavyness (wird immer sehr gerne übersehen - m.E. nach ist die Härte in der Musik von CBP um Längen packender und intensiver als bei so manchen Stilrichtungen, die sich schlicht auf Drescherei reduzieren) auf eine derart bewegende Art und Weise wie eben genau CBP. Das ist Emotion pur, teils minimalistisch, teils bombastisch, im Regelfall durchaus traurig - "Endzeit Balladen", wie es so oft heißt, wenn es um CBP geht.

Man hätte speziell aus den Frühwerken alles hier nennen können, was die Band veröffentlicht hat, doch nimmt "I, Vigilante" (im offiziellen Sprachgebrauch eine EP) einen besonderen Platz in meinem musikalischen Herzen ein: neben Greaves ist es für mich die Achse Demata - Volk - Chapman, die hier überirdisches Songmaterial noch ein wenig überirdischer macht. Das Erstaunliche insbesondere an der Personalie Joe Volk: der Mann "singt" im Grunde unglaublich emotionslos, manch einer würde es gar "gelangweilt" nennen - doch genau an den richtigen Stellen kommen Akzentuierungen im Rahmen dieses eher eindimensionalen Singes, die dem Ganzen einen ganz besonderen, gar noch traurigeren Touch verleihen, es ist gleichermaßen Kälte und Gleichgültigkeit, die seine Vocals bei CBP vermitteln - und das passt derart wie Faust aufs Auge zur Musik, dass es schlicht ein in Gänze eigenes Stilmittel ist.

"Troublemaker" eröffnet in üblich schwerer Manier und mit ebenso quietschend-knarzenden wie singenden Gitarren einen "klassischen" CBP-Epik: knapp achteinhalb Minuten geballte Traurigkeit und Schwermut in seiner schönsten Form, im Mittelteil aufgelockert durch einen flotten und recht "improvisiert" wirkenden Classic-Rock-artigen Part, der genau seinen Zweck erfüllt und den Song zum Ende hin noch einmal im Rahmen seines Grundthemas eskalieren lässt, auffällig hier das ebenso gefühlvolle wie virtuose Spiel des Gitarristen Karl Demata. Auch, wenn Greaves selbst den Namen hier nicht gern lesen wird: in Sachen Gitarrenarbeit ist auch dieser Mann schwerlich zu ersetzen bei CBP.

"We forgotten who we are" setzt auf einen langen Songaufbau (im Übrigen ohnehin ein Trademark von CBP), Klavier, klassische Instrumente in eher minimalistischem Einsatz, ehe man - basierend auf dem bereits im Intro intonierten Grundthema - Gitarre & Co. "zur Hilfe" nimmt, um dem Ganzen mehr Fahrt und Tiefe zu verleihen - und das steigert sich von Strophe zu Strophe, mal hinterlegt mit leichten Akzentuierungen im Pianospiel, mal in lauterem wie leiserem, härterem wie gedämpfterem Riffing, wobei das Piano den Song durchaus "trägt". Wie schon eingangs erwähnt ist Volks Gesang hier ein ganz eigenes Stilmittel, eindimensional, emotionslos - und das in Verbindung mit einer hochkomplexen, technischen Thematik, bei der gemeinhin eigentlich der Gesang emotional ohne Ende sein sollte. Die Tatsache, dass genau dies ausbleibt lässt "We forgotten..." um so bedrohlicher wirken, gipfelt im späteren Verlauf in einem "plätschernden" Pianoteil, einem variablen, tribal-artigen Drumming, "kreisenden" Gitarren, ehe sich die Wogen glätten und der Song zum Ende hin in bewährter Form einfach ausgleitet, untermalt von wunderschönen Soli. Ein Meisterwerk, dass vor allem in der Livepräsentation eine ganz, ganz eigene Tiefe entwickelt, sich aber auch auf "Konserve" hier schon mehr als mächtig ausnimmt.

"Fantastic Justice" klimpert zunächst mal "einfach so" vor sich hin, "bewährtes" Einlullen des Hörers, das auch durch Volks Vocals nur marginal "unterbrochen" wird, auch hier setzt Greaves auf Minimalismus, den man sich schlicht "erarbeiten" muss - nur, um im weiteren Verlauf eine Art Leonard-Cohen-Atmosphäre zu erschaffen, untermalt mit Bläsern, was das Ganze regelrecht zu einer Art bizarren Jazzversion führt, wobei das Klavierthema weiterhin als eine Konstante erhalten bleibt. "Fantastic Justice" ist ein Ohrwurm - allerdings keiner, der offensichtlich wäre, zu sehr "muss" man sich damit auseinandersetzen, ehe sich der Song in seiner ganzen Eleganz entfaltet, immer in Nuancen auf ein höheres Level getragen, auch hier gilt: live eine Macht.

"Bastogne Blues" thematisiert die Ardennenschlacht aus dem Jahr 1944. Instrumentale Ausbrüche sucht man in den über 12 Minuten vergebens, hier wird aus Sicht eines jungen Soldaten geschildert, wie und in welchem Maße dieses Ereignis sein Leben schlicht zerstört hat. Das Stück ist beklemmend, dunkel, depressiv, eher ein Songwriter-, denn ein Rockstück, tiefgründig, packend - und lässt einen am Ende schlicht "platt" zurück, regelrecht ausgelaugt. CBP setzen hier auch vermehrt auf den Einsatz klassischer Instrumente (Bläser, Cello), wobei die Stromgitarre sich eher als akzentuierendes Mittel einbringt. Gerade dieser Song macht deutlich, wie wichtig "in die Tiefe gezogener Gesang" sein kann, Volk führt den Hörer in eine Hoffnungslosigkeit, lässt ihn teilhaben am Leiden und der Perspektivlosigkeit des Protagonisten. Ein "völlig anderes" Stück Musik, weit weg von jeder Rock- und Metal-Attitüde und doch so, so wertvoll.

Wie um ein wenig die Sonne aufgehen zu lassen nach so viel Traurigkeit folgt eines der - wie ich finde - geilsten Cover aller Zeiten: war mir "Of a Lifetime" von Journey sicher irgendwann im Laufe meines Lebens mal zu Ohren gekommen (natürlich habe ich das Orignal mehr als zeitnah noch einmal in Ohrenschein genommen), so wirkt die CBP-Version direkt, als sei sie nicht adaptiert, sondern ein "Eigengewächs": diese unglaublich intensive Gitarre, der Gesang einer Daisy Chapman, die mit ihrer Mischung aus Zerbrechlichkeit und Power alles aus diesem Stück herausholt - ein Ohrenschmaus, ein echter Wahnsinn - und vor allem bestens platziert, strahlt doch dieser Song tatsächlich so etwas wie "Hoffnung" aus - eher eine Seltenheit im CBP-Kosmos.

Noch ungewöhnlicher und daher ein "Hidden Track" (der so recht keiner sein mag) ist "Burning Bridges", der mir zwar stets irgendwie bekannt vor kam - und doch hätte ich nie gewußt, dass er von der "Mike Curb Congregation" stammt. Gebe zu: da bin ich auch nie weiter in die Tiefe gegangen, ein nettes "Nice-to-Have" zum Abschluss einer tollen EP (die locker die Länge eines "70er-Jahre-Albums" erreicht), aber vielleicht auch ein Augenzwinkern von der Band selbst.

"I, Vigilante" bündelt alle Stärken von CBP auf eher "kurzer" Distanz und fährt mit "Troublemaker", "Fantastic Justice" und "Of a Lifetime" drei (Band-)Klassiker auf einmal auf, haut mit "We forgotten who we are" einen Überhammer aufs Parkett (im Grunde also NOCH ein Bandklassiker) und bietet mit "Bastogne Blues" wohl eines der besten Statements gegen jegliche Schlachten- und Kriegsromantik - so es hiervon überhaupt noch Verfechter geben sollte.

CBP sind keine Band für jede Stimmungslage, speziell die Alben ihrer Frühphase jedoch sind Meisterwerke - Meisterwerke, die man schlicht und ergreifend nicht versäumen darf. Vielfach wurde die Band auch ins "Progressive"-Lager sortiert, wo ich sie aber kaum sehen würde, auch, wenn vereinzelt durchaus progressive Zutaten mit eingerührt werden. CBP haben ihre ganz eigene Nische, irgendwo zwischen psychedelischem Rock, Classic-Rock, einem gewissen Songwriter-Status und oftmals Gitarrenwände die gar in Richtung Doom gehen - und auch schon mal darüber hinaus. Doch gleich, wie ein Jeder sie nun wahrnimmt: schön, dass es sie gibt.

Ich habe die Band mal vor einiger Zeit auf dem Hammer of Doom gesehen und war durchaus beeindruckt.
Aber wie das bei mir so als alter Traditionalist so ist, konnte ich mich nicht dazu bewegen, tiefer in die Materie von CBP einzutauchen.
Vielleicht ja ein Fehler...
 
Ich bin ja nun bekanntlich kein großer Freund von gelber Rockmusik, aber ausgerechnet CBP finde ich toll. Die beiden Liveerebenisse waren sehr intensiv und gerade diese EP ist mein Favorit.
 
Nach einem kurzen Ausflug in meine Welt des "Selbstgemixten" nun ein Album, was immer geht:

81rSjhYMQ8L._SS500_.jpg


Einen persönlichen Favoriten unter den ersten Maiden-Alben (bis einschließlich "Seventh Son...") für mich auszumachen ist schier unmöglich: zu nah sind all diese Alben qualitativ beieinander. Eines ist ihnen allen gemein: gleich, welches man auflegt, direkt mit den ersten Tönen des entsprechenden Openers fühlt man sich wohl und zufrieden, irgendwie aufgehoben und angekommen, das Ganze ist vertraut und wird - oh Wunder - dennoch kein Stück langweilig.

"Aces High" ist schlicht und ergreifend einer dieser typischen Maiden-Songs der "alten Schule": schnell, hart, der pumpende Bass peitscht den Song weiter nach vorne, der Gesang von Bruce ist einfach "Metal", es finden sich rund viereinhalb Minuten zahlreiche Wendungen - und ein mega-eingängiger Chorus, der nicht die Spur käsig klingt. Ich kann mich erinnern, wie ich diesen Song noch zu einer Zeit kennen lernte, in der "Metal" für mich eher ein Fremdwort war - aber es hatte (und hat bis heute!) etwas Infizierendes....

Dieses ebenso einfach wie effizient wirkende Gitarrenintro zu "2 Minutes to Midnight" führt dann in Richtung "Midtempo-Maiden": erneut dieser stets präsente Bass, dies Melodien, diese Soli, dieser Chorus - was soll man sagen? Zu Recht ein weiterer Klassiker der eisernen Jungfrauen, erneut versehen mit dieser unterschwelligen Härte, die einen Maiden-Song trotz aller stets präsenten Eingängkeit trägt. Spätestens jetzt ist man in der Welt von Steve Harris und Co. angekommen.

"Losfer Words (Big 'Orra)" groovt wie Sau! Maiden können eben nicht nur mit Vocals, sondern auch wunderbare Instrumentals, bei denen im Grunde gar die teils schon "singenden" Gitarren eine Art Vocalcharakter haben.

Mit "Flash of the Blade" geht es ein wenig zurück in die eigene Vergangenheit: das Ding hätte problemlos auch einem der ersten beiden Alben stehen können, der Gesang von Bruce ist hier - von Bridge und Chorus abgesehen - eher zurückhaltend, dem Ganzen haftet eine leichte Punk-Attitüde an, nicht selten stelle ich mir hier auch gerne vor, wie ein Paul Di Anno hier am Gesang geklungen hätte, denn diese Art von Maiden-Songs ist durchaus sein Hoheitsgebiet (gewesen). Im Wesentlichen braucht sich "Flash..." kaum hinter weiteren Großtaten der Eisernen Jungfrauen verstecken - nur: man übersieht das Teil im Gesamtkontext des Schaffens sicherlich gerne mal.

Gleiches gilt für "The Duellists": auch dieses Ding ist sicherlich nicht permanent auf der Rechnung eines Jeden, wenn es um Maiden geht, doch findet hier streng genommen ein Vorgriff auf die kommende Ausrichtung auf "Somewhere in Time" statt. Der Songaufbau weicht ein wenig ab von "üblichen" Maiden-Schema, entwickelt sich. Auffällig: die teils verspielte Gitarrenarbeit, nahezu minimalistisch, um Harris' Bass einen entsprechenden Raum zu verschaffen. Bisweilen wirkt es ein klein wenig, als sei die Handbremse hier leicht angezogen - möglicherweise war das einfach mal so gewollt, wer weiß das schon? Vielleicht ist das Dint mit über 6 Minuten schlicht ein klein wenig zu lang geworden, ansonsten: prägnant Maiden.

Ebenso wie "Flash of the Blade" weißt auch "Back in the Village" nach dem kurzen Einblick in die "Zukunft" nun eher in Richtung "Vergangenheit": ebenso wie "Flash...." ist auch hier die punkige und rohe Attitüde der "Eisernen Jungfrauen" im Vordergrund, leider habe ich bislang noch nie das Vergnügen gehabt, das Ding live zu hören, doch das Energielevel ist hier wunderbar hoch, für mich erneut eine eher verkannte Perle im Maiden-Kosmos.

Der "Powerslave" ist - wie soll man sagen - schlicht "Der Powerslave": ein Maiden-Epic, perfektes Umsetzen orientalisch anmutender Gitarrenlinien, man ist in einem "Metal-Ägypten" gelandet, dazu dieser sich vermehrt steigernde Aufbau des Songs, dieser Chor....dieser schnelle Part im weiteren Verlauf....kann man einen besseren Metalsong schreiben, wenn man auf klassischem Terrain verbleiben möchte? Antwort: nein....Auffällig im Übrigen ganz besonders hier: das unglaubliche Drumming eines Nicko McBrain, der an den richtigen Stellen noch einen entsprechenden Kick zu vermitteln weiß.

Somit endet diese Jahrhunderwerk mit "Rime of the ancient Mariner": hier bündeln sich sämtliche Stärken und Trademarks der Briten, ein Epos ohne Längen und ein Beweis dafür, wie spannend und anspruchsvoll ein langer Metal-Song sein kann. Zurecht ein Klassiker - und völlig zu Recht oftmals als einer der stärksten und nachhaltigsten Maiden-Songs ever genannt.

Auffälligkeiten am Rande:

Bruce erlaubt sich bisweilen Schieflagen im Gesang, was dem Gesamtsound null Abbruch tut. Es ist vielmehr sympathisch, dass man es genau so belassen hat, denn es verleiht dem Maiden-Sound seinen ganz eigenwilligen Stempel - und mal ehrlich: wer kann auf Dauer derart anspruchsvolle Gesangslinien halten und komplett fehlerfrei durchziehen?

Die Produktion eines Martin Birch würde noch heute ein Juwel aus jedem Maiden-Album machen - womöglich wären dann auch einige Längen auf den moderneren Werken nicht zustande gekommen.

Warum sind Maiden die großen Gewinner der NWOBHM? Einfach: anders, als Diamond Head, Praying Mantis oder Angel Witch (um mal 3 zu nennen) haben die Jungfrauen trotz damals schon langer Laufzeit nur Alben am Start gehabt, die durch die Bank aus einer Mischung von Härte, einer entsprechenden Virtuosität (das darf man wirklich mal so ansprechen) und vor allem Eingängigkeit bestachen. Dazu die schon angesprochene Produktion als Sahnehäubchen....gleich, wie "kultig" manch andere NWOBHM-Alben sein mögen: in der Summe reichen sie nicht an Maiden heran.

Speziell "Powerslave" (später natürlich insebesondere "SSoaSS") wies bereits eine hohe Affinität zum "klassisch-Progressiven" auf. Der "Rime...." kann hierzu gerne als der Versuch gewertet werden, ein Genesis-Epos als metallisches Pendant in die 80er zu transportieren. Somit ist es nur eine logische Schlussfolgerung, dass man seit "A Matter of Life and Death" vermehrt versucht, diese Komponente weiterhin zu betonen - allerdings bleibt heutzutage oftmals die Griffigkeit dabei auf der Strecke, die beispielsweise den "Mariner" noch zu einem richtig epochalen Werk werden ließ.
Ein :verehr:für das ausführliche und treffende Review, danke!
 
Zurück
Oben Unten