Aufgelegt!

Mal wieder einen - mit heißem Dank an den "Coroner-Virus" @hunziobelix, der mich immer ein wenig daran erinnert, dass ich diesen Thread mal ab und an füttere - und ihn gelegentlich einfach mal nach oben holt:

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Rough Silks "Circle of Pain" (erschienen 1996) ist das wohl makelloseste Album der Band. Die Stilistik ist - anders als bei vielen anderen Progbands der mittleren bis späteren 90er Ära - eher von frühen Queen oder auch späteren Savatage beeinflusst, die Keys von Ferdy Doernberg (später Keyboarder in zahlreichen Bands und Projekten, u. a. bei Herrn Pell) erinnern bisweilen gar an 70er Tastenvirtuosen, allen voran John Lord. Auffällig ist der sägende, regelrecht aggressive Part der Rhytmusgitarre, die - ebenfalls abweichend zu den sonst eher "sauber" gespielten Rhytmusgitarren - mächtig rifft. Ein weiterer, ganz wesentlicher Faktor auf den Alben 1 - 4 ist der tatsächlich virtuos zu nennende Gesang von Jan Barnett, der mal an einen cleanen Jon Oliva erinnert, im Wesentlichen aber primär Parallelen zum Gesang eines Freddie Mercury in seinen jungen Jahren aufweist. Gerüchtet wurde seinerzeit, der Mann sei nach dem 4. Album mit Rough Silk ins Schlagerlager (!) gewechselt - was immer da dran sein mag, es ist zu schade, sowohl für Rough Silk selbst als auch für die Metalszene in Summe, die eindeutig eine großartige Stimme eingebüßt hat.

Mit "The End" eröffnet ein orchestraler, sehr getragener, für einen Opener ungewöhnlich ruhiger Song das Album. Hier ist die Artverwandtschaft mit Queen klar zu erkennen, regelrecht hymnisch gestaltet sich dieser rund fünfeinhalbminütige Song - und ist damit mehr so ein Vorbote für den hohen Qualitätsstandard, der nun folgen wird, es wirkt wie eine Overtüre, eine regelrecht klassische Eröffnung, vorgetragen allerdings im Rockgewand.

"Insania" weigert sich dann erstmal, in Sachen Tempo aufzusatteln: ein ruhiges Piano, nicht so schön eingänig wie ein "Edge of Thorns" - doch dann zeigt das Ding kurzzeitig Zähne: die Gitarre sägt sich rein, ehe die Strophe letztlich wieder getragen ausgeführt, einen Refrain im eigentlichen Sinne sucht man vergeblich, es gestaltet sich eine Bridge aus, nach der eigentlich noch etwas kommen müsste - kommt aber nicht: ein wenig steht das Ding in der Tradition der Bho-Rhap oder meinetwegen auch "Chance" von Savatage, obwohl auf Chöre verzichtet wird. Auffällig: dies unglaubliche Phrasierung im Gesang, begleitet von eher Lord-typischen Keyboard-Sounds, man fühlt sich letztlich regelrecht durch den Song getragen.

Dieser Hang zum "operettenhaften" setzt sich mit dem Titeltrack (ein Prunkstück des Songwritings, hier würde der Vergleich zu "Chance" noch eher greifen als bei "Insania") nahtlos fort: erneut eine sägende Gitarre nach getragenem Intro, dann ein Übergang, der mächtig an eine härtere Version von Deep Purple erinnert, permanent mit einer Double-Base unterlegt, die ehe dann ein durchaus metallischer Part dem ganzen Ding noch einen Tritt in den Hintern verpasst - bis hin zur Strophe, ehe zum Refrain wieder die Härte Einzug hält, teils mit zusätzlichen Spielchen versehen - unglaublich geil! Hätten Savatage diesen Song veröffentlicht (und Jon den Gesang mit Zak geteilt an den richtigen Stellen), dann wäre es heute ein Klassiker, da bin ich sicher. "Unterbrochen" wird der Songfluss letztlich im letzten Drittel noch einmal durch einen orchestralen Part, der in amtlichem Gefrickel à la 70's Prog mündet und sich klar von den seinerzeit üblichen DT-Anleihen distanziert: viel mehr scheinen hier King Crimson durch, was dem Ganzen einen eher speziellen Anstrich verleiht - nur, um dann letztlich wieder das Thema Strophe-Refrain zum Ausklang noch einmal aufzugreifen.

"Les Chiens de la Guerre" ist ein im Albumkontext schon fast kompakter, recht metallastiger Song, der sich zwar weiterhin durchaus orchestraler Elemente bedient und ebenfalls zum Ende hin mit einem jamartigen Frickelpart punktet, im Wesentlichen aber geradliniger wirkt und einerseits ein wenig "entschlackt" und andererseits eine entsprechende Härte mit einbringt. Erwähnte ich den erneut brillanten Gesang und diese wunderschönen Jon-Lord-Keys....?

Eine echte Verschnaufpause ist "Life goes on": man könnte hier fast schon von einem Popsong sprechen, so eingängig ist das Ding - doch halt: da sind sie denn doch, diese eher hartmetallischen Akzente der Gitarre, diese feinen Breaks, sogar Backing-Shouts, die bislang auf dem kompletten Album nicht zu vernehmen waren. Die Krönung ist am Ende ein Refrain, den man schlicht nicht mehr aus den Gehörgängen bekommt, gekoppelt mit einem sich "drehenden" Gitarrenthema (seltsam ausgedrückt - werden Song kennt, der weiß, was ich meinen könnte....) - man könnte nun auch sagen: Musik und Text harmonieren hier durchaus.

Song Nummer 6 ist nichts weiter als eine rund 50sekündige, irgendwie leicht angejazzt wirkende Überleitung in "...and the Wind screams in Anger". Und damit packen Rough Silk direkt die nächste Bombast-Metal-Nummer aus, dieses Mal setzt man allerdings weniger auf getragene Elemente, sondern lässt das Ding im Stile eines Metalsongs durchlaufen, ein wenig wie Savatage mit Deep-Purple Keyboards.

"For once in my Life" ist eine hartmetallisch aufbereitete Mixtour aus Queen-und - ja - Meat-Loaf-Versatzstücken und baut sich zu Beginn in einem Mix aus Bratgitarre und dezenten Pianoklängen mal so langsam auf. Der Strophenaufbau setzt auf bewährt getragene Muster, ehe man sich in einer Art Refrain befindet, der dem Fleischklops entliehen sein könnte. Es sei an dieser Stelle anzumerken, dass insbesondere der Gesang Barnetts hier mal wieder alles rausreißt, wenn man schon Metal in eine Art Musical-Kontext packen möchte, dann bitte haargenau so - bitte auch mal anhören, Herr Holopainen.

Und dann? Ein Akkordeon! Bot der Schmerzkreis bislang keine "echte" Ballade, so kommt nun endlich mal ein wenig "Freddy-Quinn-Feeling" auf. "On the wrong Side of the Moon" kann man gerne kitschig finden - oder wahlweise wunderschön! Ich tendiere zu Letzterem, zumal es durchaus auch mutig ist - und wenn man möchte, dann dürfte ein passender Vergleich eher "Dust in the Wind" sein - und, mal ehrlich, NIEMAND findet "Dust in the Wind" kitschig, sondern bis heute einfach wunderschön.

"The mysterious Boot Hill Grave Inscription" hat sicherlich das Zeug zum wohl zungenbrecherischsten Songtitel ever - und ist bietet eine Art "Gute-Laune-Metal", man kann sich das Teil hervorragend in einem Musical vorstellen - wunderbar eingängig und positiv.

Weiter geht es mit "The Angel and the Raven" - und hier haben wir dann tatsächlich einen fast schon "klassischen" Metal-Shout-Chor am zur Mitte hin zu verzeichnen. In sich ist der vorletzte Song des Albums (streng genommen eigentlich der Letzte) auch gleichsam der Sperrigste: grundsätzlich kann man noch einmal von einer "Mini-Metal-Oper" sprechen, nur ist deren Aufbau nun durchaus widerspenstiger und mag sich nicht so recht greifen lassen. Gerade deshalb gelungen, denn einfach - anders und vielleicht auch deshalb schwierig in Worte zu fassen, in jedem Fall dreht man ein wenig weg aus der Richtung Queen/Savatage, ohne allerdings generell das Thema "Orchestral" ad acta zu legen. Wer mag, darf ein wenig alte Alan-Parsons reininterpretieren - und sei es nur aufgrund des Songtitels ;-).

Warum man ein derart gelungenes Album letztlich zum Ende hin mit einer über 10minütigen (!) und mega-überflüssigen, weil nichtssagenden Soundcollage jenseits von Gut und Böse ausklingen lässt, das wird indes immer ein Rätsel bleiben. Wer es schafft, die ganzen 10:15 durchzuhören - Respekt! Ich glaube, ich hab's noch nie gemacht....

Fazit: Im Wesentlichen waren Rough Silk (im Übrigen mittlerweile wohl wieder aktiv, wobei sie ihre Musik nunmehr als "Progressive-Oi-Pop" bezeichnen...very strange) mit ihren ersten 4 Alben durchaus und überaus würdig die "deutschen Savatage" - das darf man gerne so formulieren. Eine stets präsente Grundhärte an den richtigen Stellen hat überdies stets verhindert, dass die Band sich in allzu seichte Gefilde oder gar zu weit an die Kitschgrenze verirrt hat - gut, wer mag, der darf sowohl "Life goes on" als auch "On the wrong Side of the Moon" durchaus an diese Klippe stellen. Ansonsten aber waren hier regelrechte Epen am Start, ausgefeilt und ausgetüftelt, veredelt mit großartigem Gesang, die Keyboards effektiv und gar unterstreichende Härte, nicht Weichzeichner für die Musik. Eine Band wie diese, sie fehlt - Cryptex sind zeitweise mal dran, können nur leider weder in Sachen Gesang und auch nicht auf Albumdistanz punkten, so dass die Rauhe Seide eigentlich noch einen ordnungsgemäßen Nachfolger bräuchte....
 
Zuletzt bearbeitet:
Kenn ich gar nicht,aber wieder toll geschrieben.

Ich war ein bisschen schockiert,dass du mich Corona Virus genannt hast....es ist halt schon von Vorteil wenn man lesen könnte,oter!:D:D:D
 
Ich war ein bisschen schockiert,dass du mich Corona Virus genannt hast....es ist halt schon von Vorteil wenn man lesen könnte,oter!:D:D:D

Mögest Du mir das Wortspiel verzeihen, aber es hat sich einfach angeboten. In Verbindung mit der Band schwirrt es mir schon seit Wochen im Kopf rum (also Schreibweise Band vs. Virus), da hat es sich schlicht so angeboten ;-).
 
Mögest Du mir das Wortspiel verzeihen, aber es hat sich einfach angeboten. In Verbindung mit der Band schwirrt es mir schon seit Wochen im Kopf rum (also Schreibweise Band vs. Virus), da hat es sich schlicht so angeboten ;-).

Es war ja schlicht und einfach ein Verleser meinerseits,also kein Problem.Schön das du wieder ein Review geschrieben hast.Wirklich toll,wenn ich's nur halbsogut könnte.
 
Mal wieder einen - mit heißem Dank an den "Coroner-Virus" @hunziobelix, der mich immer ein wenig daran erinnert, dass ich diesen Thread mal ab und an füttere - und ihn gelegentlich einfach mal nach oben holt:

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Rough Silks "Circle of Pain" (erschienen 1996) ist das wohl makelloseste Album der Band. Die Stilistik ist - anders als bei vielen anderen Progbands der mittleren bis späteren 90er Ära - eher von frühen Queen oder auch späteren Savatage beeinflusst, die Keys von Ferdy Doernberg (später Keyboarder in zahlreichen Bands und Projekten, u. a. bei Herrn Pell) erinnern bisweilen gar an 70er Tastenvirtuosen, allen voran John Lord. Auffällig ist der sägende, regelrecht aggressive Part der Rhytmusgitarre, die - ebenfalls abweichend zu den sonst eher "sauber" gespielten Rhytmusgitarren - mächtig rifft. Ein weiterer, ganz wesentlicher Faktor auf den Alben 1 - 4 ist der tatsächlich virtuos zu nennende Gesang von Jan Barnett, der mal an einen cleanen Jon Oliva erinnert, im Wesentlichen aber primär Parallelen zum Gesang eines Freddie Mercury in seinen jungen Jahren aufweist. Gerüchtet wurde seinerzeit, der Mann sei nach dem 4. Album mit Rough Silk ins Schlagerlager (!) gewechselt - was immer da dran sein mag, es ist zu schade, sowohl für Rough Silk selbst als auch für die Metalszene in Summe, die eindeutig eine großartige Stimme eingebüßt hat.

Mit "The End" eröffnet ein orchestraler, sehr getragener, für einen Opener ungewöhnlich ruhiger Song das Album. Hier ist die Artverwandtschaft mit Queen klar zu erkennen, regelrecht hymnisch gestaltet sich dieser rund fünfeinhalbminütige Song - und ist damit mehr so ein Vorbote für den hohen Qualitätsstandard, der nun folgen wird, es wirkt wie eine Overtüre, eine regelrecht klassische Eröffnung, vorgetragen allerdings im Rockgewand.

"Insania" weigert sich dann erstmal, in Sachen Tempo aufzusatteln: ein ruhiges Piano, nicht so schön eingänig wie ein "Edge of Thorns" - doch dann zeigt das Ding kurzzeitig Zähne: die Gitarre sägt sich rein, ehe die Strophe letztlich wieder getragen ausgeführt, einen Refrain im eigentlichen Sinne sucht man vergeblich, es gestaltet sich eine Bridge aus, nach der eigentlich noch etwas kommen müsste - kommt aber nicht: ein wenig steht das Ding in der Tradition der Bho-Rhap oder meinetwegen auch "Chance" von Savatage, obwohl auf Chöre verzichtet wird. Auffällig: dies unglaubliche Phrasierung im Gesang, begleitet von eher Lord-typischen Keyboard-Sounds, man fühlt sich letztlich regelrecht durch den Song getragen.

Dieser Hang zum "operettenhaften" setzt sich mit dem Titeltrack (ein Prunkstück des Songwritings, hier würde der Vergleich zu "Chance" noch eher greifen als bei "Insania") nahtlos fort: erneut eine sägende Gitarre nach getragenem Intro, dann ein Übergang, der mächtig an eine härtere Version von Deep Purple erinnert, permanent mit einer Double-Base unterlegt, die ehe dann ein durchaus metallischer Part dem ganzen Ding noch einen Tritt in den Hintern verpasst - bis hin zur Strophe, ehe zum Refrain wieder die Härte Einzug hält, teils mit zusätzlichen Spielchen versehen - unglaublich geil! Hätten Savatage diesen Song veröffentlicht (und Jon den Gesang mit Zak geteilt an den richtigen Stellen), dann wäre es heute ein Klassiker, da bin ich sicher. "Unterbrochen" wird der Songfluss letztlich im letzten Drittel noch einmal durch einen orchestralen Part, der in amtlichem Gefrickel à la 70's Prog mündet und sich klar von den seinerzeit üblichen DT-Anleihen distanziert: viel mehr scheinen hier King Crimson durch, was dem Ganzen einen eher speziellen Anstrich verleiht - nur, um dann letztlich wieder das Thema Strophe-Refrain zum Ausklang noch einmal aufzugreifen.

"Les Chiens de la Guerre" ist ein im Albumkontext schon fast kompakter, recht metallastiger Song, der sich zwar weiterhin durchaus orchestraler Elemente bedient und ebenfalls zum Ende hin mit einem jamartigen Frickelpart punktet, im Wesentlichen aber geradliniger wirkt und einerseits ein wenig "entschlackt" und andererseits eine entsprechende Härte mit einbringt. Erwähnte ich den erneut brillanten Gesang und diese wunderschönen Jon-Lord-Keys....?

Eine echte Verschnaufpause ist "Life goes on": man könnte hier fast schon von einem Popsong sprechen, so eingängig ist das Ding - doch halt: da sind sie denn doch, diese eher hartmetallischen Akzente der Gitarre, diese feinen Breaks, sogar Backing-Shouts, die bislang auf dem kompletten Album nicht zu vernehmen waren. Die Krönung ist am Ende ein Refrain, den man schlicht nicht mehr aus den Gehörgängen bekommt, gekoppelt mit einem sich "drehenden" Gitarrenthema (seltsam ausgedrückt - werden Song kennt, der weiß, was ich meinen könnte....) - man könnte nun auch sagen: Musik und Text harmonieren hier durchaus.

Song Nummer 6 ist nichts weiter als eine rund 50sekündige, irgendwie leicht angejazzt wirkende Überleitung in "...and the Wind screams in Anger". Und damit packen Rough Silk direkt die nächste Bombast-Metal-Nummer aus, dieses Mal setzt man allerdings weniger auf getragene Elemente, sondern lässt das Ding im Stile eines Metalsongs durchlaufen, ein wenig wie Savatage mit Deep-Purple Keyboards.

"For once in my Life" ist eine hartmetallisch aufbereitete Mixtour aus Queen-und - ja - Meat-Loaf-Versatzstücken und baut sich zu Beginn in einem Mix aus Bratgitarre und dezenten Pianoklängen mal so langsam auf. Der Strophenaufbau setzt auf bewährt getragene Muster, ehe man sich in einer Art Refrain befindet, der dem Fleischklops entliehen sein könnte. Es sei an dieser Stelle anzumerken, dass insbesondere der Gesang Barnetts hier mal wieder alles rausreißt, wenn man schon Metal in eine Art Musical-Kontext packen möchte, dann bitte haargenau so - bitte auch mal anhören, Herr Holopainen.

Und dann? Ein Akkordeon! Bot der Schmerzkreis bislang keine "echte" Ballade, so kommt nun endlich mal ein wenig "Freddy-Quinn-Feeling" auf. "On the wrong Side of the Moon" kann man gerne kitschig finden - oder wahlweise wunderschön! Ich tendiere zu Letzterem, zumal es durchaus auch mutig ist - und wenn man möchte, dann dürfte ein passender Vergleich eher "Dust in the Wind" sein - und, mal ehrlich, NIEMAND findet "Dust in the Wind" kitschig, sondern bis heute einfach wunderschön.

"The mysterious Boot Hill Grave Inscription" hat sicherlich das Zeug zum wohl zungenbrecherischsten Songtitel ever - und ist bietet eine Art "Gute-Laune-Metal", man kann sich das Teil hervorragend in einem Musical vorstellen - wunderbar eingängig und positiv.

Weiter geht es mit "The Angel and the Raven" - und hier haben wir dann tatsächlich einen fast schon "klassischen" Metal-Shout-Chor am zur Mitte hin zu verzeichnen. In sich ist der vorletzte Song des Albums (streng genommen eigentlich der Letzte) auch gleichsam der Sperrigste: grundsätzlich kann man noch einmal von einer "Mini-Metal-Oper" sprechen, nur ist deren Aufbau nun durchaus widerspenstiger und mag sich nicht so recht greifen lassen. Gerade deshalb gelungen, denn einfach - anders und vielleicht auch deshalb schwierig in Worte zu fassen, in jedem Fall dreht man ein wenig weg aus der Richtung Queen/Savatage, ohne allerdings generell das Thema "Orchestral" ad acta zu legen. Wer mag, darf ein wenig alte Alan-Parsons reininterpretieren - und sei es nur aufgrund des Songtitels ;-).

Warum man ein derart gelungenes Album letztlich zum Ende hin mit einer über 10minütigen (!) und mega-überflüssigen, weil nichtssagenden Soundcollage jenseits von Gut und Böse ausklingen lässt, das wird indes immer ein Rätsel bleiben. Wer es schafft, die ganzen 10:15 durchzuhören - Respekt! Ich glaube, ich hab's noch nie gemacht....

Fazit: Im Wesentlichen waren Rough Silk (im Übrigen mittlerweile wohl wieder aktiv, wobei sie ihre Musik nunmehr als "Progressive-Oi-Pop" bezeichnen...very strange) mit ihren ersten 4 Alben durchaus und überaus würdig die "deutschen Savatage" - das darf man gerne so formulieren. Eine stets präsente Grundhärte an den richtigen Stellen hat überdies stets verhindert, dass die Band sich in allzu seichte Gefilde oder gar zu weit an die Kitschgrenze verirrt hat - gut, wer mag, der darf sowohl "Life goes on" als auch "On the wrong Side of the Moon" durchaus an diese Klippe stellen. Ansonsten aber waren hier regelrechte Epen am Start, ausgefeilt und ausgetüftelt, veredelt mit großartigem Gesang, die Keyboards effektiv und gar unterstreichende Härte, nicht Weichzeichner für die Musik. Eine Band wie diese, sie fehlt - Cryptex sind zeitweise mal dran, können nur leider weder in Sachen Gesang und auch nicht auf Albumdistanz punkten, so dass die Rauhe Seide eigentlich noch einen ordnungsgemäßen Nachfolger bräuchte....
müsste ich auch mal wieder auflegen....
 
Es gibt Alben, die nie eine "10" in meiner persönlichen, musikalischen Richterskala erreichen - und doch sind sie immens wichtig:

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Irgendwann im Jahre 1983 wurden sich wohl alle Purple-Mark II Mitglieder darüber bewusst, wie richtungsweisend ihre 70er Jahre Alben gewesen waren - na, vielleicht wurde es auch der entsprechenden Plattenfirma bewusst, die sich ob einer neuen Deep-Purple-Scheibe im für viele klassischen Line-Up schlicht die Hände rieben mit Blick auf den zu erwartenden Umsatz. Gleich wie: die Reunion Blackmore/Gillan/Glover/Lord/Paice förderte 1984 "Perfect Strangers" zutage, ein Werk, das aus heutiger Sicht durchaus auch ein klein wenig Schatten neben zahlreichen hellen Sonnenstrahlen wirft. Und doch: im Wesentlichen bündelt eben dieses "erste" Blackmore/Gillan-Comeback zumindest partiell die Stärken einer Band, die es wohl so kein zweites Mal in ähnlicher Form geben wird auf diesem Planeten.

"Knocking at your Back Door" eröffnet das Album in klassischer Purple-Manier, das Zusammenspiel Blackmore/Lord in Verbindung mit dem einzigartigen Gesang Gillans (seinerzeit noch durchaus auf Höhe der Zeit) und der Rhytmusmachine Paice/Glover kreiert einen rund siebenminütigen Midtempostampfer mit der Thematik....äh, Analsex. Man kann diese Thematik nun durchaus auf britischen Humor zurückführen, wer mag darf sich auch daran stoßen (oh, mein Gott - sorry....), und doch bleibt schlicht und ergreifend die Tatsache, dass "Knocking at your Back Door" nicht nur ein hervorragender Opener ist, der Purple mit einem Schlag zurück auf die Hardrockkarte zeichnete, sondern in Gänze wohl eines DER Stücke, die als "Late Classic" der Briten gelten dürfte. Absolut auffällig: Blackmore verzichtet auf übermäßig solierende Ausbrüche und bietet ein Paradebeispiel dafür, wie man als Gitarrenvirtuose songdienlich agieren kann. Kurz: 10 Punkte, ohne Wenn- und Aber.

Mit "Under the Gun" geht es dann eine Ecke flotter zur Sache, allein die Keys von Jon Lord treiben das Ding mit einfachen, dafür umso effektiveren Mitteln nach vorne. Heutzutage findet man solche Songs schlicht kaum noch in der musikalischen Landschaft, was einfach schade ist. Der zweite Track auf "Perfect Strangers" transportiert die 70er Attitüde Purples unmittelbar in die 80er, sogar kompromisslos. Das Teil hätte auch auf jedem 70er Album stehen können.

"Nobody's home" baut ein paar nette Schlenker ein - aber im Grunde ist es ein eher unspektakuläres Stück Hardrock auf seine Gesamtheit betrachtet. Man mag das Kunststück, eher verschachtelte Arrangements in einen Ohrwurm zu verwandeln einerseits als gelungen betrachten, doch kommt "Nobody's Home" letztlich nicht wirklich aus den Socken, sondern plätschert schlicht und ergreifend ein wenig vor sich hin. Kann man sich schönreden, muss man aber nicht.

Gleiches gilt für "Mean Streak", noch so ein eher verzichtbarer Stampfer. Erstmalig kommt hier so etwas wie Aggression in den Vocals zum Tragen und doch ist auch hier schlicht und ergreifend Durchschnitt am Start.

Boten die beiden Vorgänger ein klein wenig gepflegte Langeweile, so entschädigt der Titeltrack (in einer Edit-Version seinerzeit auch gerne im Radio vertreten) mit einer absoluten Paradevorstellung. Überhaupt sind es primär die getragenen, schweren Songs, die "Perfect Strangers" ausmachen. Manch einer mag gar anführen, das Teil sei totgenudelt - ist es aber in meiner Welt nicht. Die Nackehaare stellen sich auf ab den ersten Klängen von Lords Orgel und spätestens ab "Can you remember....remember my Name", da ist sie da, diese Magie, dieses unausweichlich Packende, was einen Song ausmacht, der einen sein ganzes Leben begleitet. Ich komme nicht umhin zu erwähnen, dass ich die auf "A Change of Seasons" vertretene DT-Livecoverversion seinerzeit sehnlichst erwartet habe, nur um damals wie heute festzustellen: Ernüchterung pur! Dieses Ding ist im Original so unantastbar, dass man schlicht die Finger davon lassen sollte, gleich wer.

"A Gypsy's Kiss" dürfte textlich der Vorliebe des Herrn Blackmore für Zigeuner entlehnt sein, überdies erinnert die Bauart des Songs an eher von Gillan beeinflusste Songs aus dem bisherigen Purple-Kosmos und auch seinem Solo-Schaffen. Hatte man aufgrund der eher mäßigen "Nobody's Home" und "Mean Streak" nun eine schon eher geminderte Erwartungshaltung, so überrascht Song Nr. 6 wieder mit überaus authentischen Anleihen an die Purple-Hochphase des Mark II Line-Ups, auf "Machine Head" hätte dieses Ding eine ebenso gute Figur abgegeben, wie sie es auch auf "Perfect Strangers" macht. Kurz: gelungen.

Mit "Wasted Sunsets" folgt die Ballade des Albums, die - mit Verlaub - mit knapp 4 Minuten und Fade-Out irgendwie nicht zu Ende gedacht wirkt. Ja, toller Chorus, packende Gitarrenmelodien und somit ein gelungener, kleiner Tränentreiber, dessen Manko dennoch die eben verminderte Spielzeit bleibt. Schaut man sich ein artverwandtes Stück wie "When a blind Man cries" (denn Niveau "Wasted..." nunmehr definitiv nicht erreicht), dann könnte man meinen, man habe das Songwriting auf halber Strecke eingestellt. Bis heute stellt sich die spannende Frage, wie es wohl geklungen hätte, wenn man hier stattdessen einen Hammer wie "Tearing out my Heart" von Rainbow mit Gillan-Gesang in die Purple-Konstellation gepackt hätte. Vor diesem Hintergrund bleibt ein nettes Stück Musik, nicht mehr, nicht weniger.

"Hungry Daze" beschließt das Album und kränkelt einmal mehr an einem größeren Maß an Belanglosigkeit. Man könnte meinen, die Band hätte noch einen Song benötigt, um ihr Comeback über eine entsprechende Spielzeit zu hieven, notwendig ist es nicht. Zusammen mit "Mean Streak" der Tiefpunkt von "Perfect Strangers".

Somit bietet die CD-Version dann mit "Not responsible" noch einen weiteren Song auf, der ebenfalls aus heutiger Sicht eher mäßig bis belanglos wirkt. Auch hier plätschert es so vor sich hin, ohne nennenswerte Akzente zu setzen. Kurz: es dürfte Gründe gehabt haben, warum man es für die LP-Version von "PS" nicht in Betracht gezogen hat.

Betrachtet man die Tatsache, dass gerade der Herr Blackmore wohl seinerzeit seine ganz persönlichen Gründe hatte, dieser Reunion zuzustimmen (ja, es ging da tatsächlich um Geld, wer hätte es gedacht), dann ist augenscheinlich - und doch um so erstaunlicher - was der schwarze Mann auch mit angezogener Handbremse, sowohl in Sachen Songwriting, als auch in Sachen Gitarrenspiel zustande gebracht hat. Im Übrigen gilt dies natürlich auch für seine Mitstreiter.

Das überaus Hungrige, was die 70er Werke prägte, entstanden aus kreativen Grabenkämpfen, primär zwischen Lord und Blackmore, blitzt hier zu selten auf - und erinnert man sich an einige Interviews des großen Jon Lord, so war er es auch zu dieser Zeit schlicht müde, mit Ritchie um all diese Dinge und jedes Detail zu kämpfen. Letzterer hat sich nur so weit wie möglich aus seiner Komfortzone gewagt und Gillan zumindest mit "Wasted Sunsets" und "A Gypsy's Kiss" zwei Zugeständnisse gemacht. Möglicherweise kann man - so man möchte - gar den Text von "Hungy Daze" als kleine Entschuldigung dafür ansehen, dass es eben nicht mehr ganz so "wild" zuging auf "PS" wie in den seligen 70ern, so schimmert doch zwischen den Zeilen durchaus durch, dass es eben "war" - nicht ist.

Das Kuriose zum Schluss: trotz der "Filler" gehört "Perfect Strangers" als Album genau so zusammen, wie es ist. Im Kontext wirkt die Platte auch heute noch überaus flüssig, in sich intakt, um es mal mit einem neuen Adjektiv zu benennen. Nach Erscheinen des Albums waren die Filler als Solche nicht wirklich erkennbar und über die Jahre, in denen man sich eher unkritisch und in einer gewissen Glücksseligkeit schwelgend den Klängen dieser wiedervereinten Ausnahmemusikeransammlung hingegeben hat, da waren sie Farbtupfer eines Sounds, den es eben zu lange in dieser Form schlicht überhaupt nicht gegeben hatte. Unter einer "9" landet "PS" daher in meiner ganz persönlichen Wertung niemals - die 10 ist allerdings über die Jahre und unter eher kritischer Betrachtungsweise ohne rosarote Fanbrille außer Sichtweite gerückt.
 
Eines der wohl besten Debutalben aller Zeiten:

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Das Debut der Kanadier nimmt eine Ausnahmestellung in der Discographie ein: fußen grundsätzlich alle der 3 Erstwerke in Summe noch stark in klassisch-progressiven Gefilden, so ist es auf "I" (oder "SAGA" - je nach Gusto) eben dieser Einschlag noch deutlich am höchsten. Dies äußert sich auch in der Spielzeit der Tracks, mit "Will it be you", "Ice Nice" und "Tired World" sind gleich 3 Siebenminüter zu finden, so viele, wie auf keinem späteren Album von Sadler & Konsorten.

Weiterhin auffällig sind die Keyboardsounds von Gründungsmitglied Peter Rochon, die über einen weitaus düstereren Anstrich verfügen, als dies bei seinen Nachfolgern der Fall ist. Demzufolge umweht "I" eine gewisse Düsternis, die sich über die Zeiten durchaus textlich auch weiterhin finden sollte, in dieser speziellen Form allerdings tatsächlich nur auf dem Debut zu finden ist.

Trotz der sonst eher längeren Songs eröffnet mit "How long" ein eher kompakter, auf den ersten Hördurchlauf fast schon eintönig wirkender Song das Album. Die Feinheiten erschließen sich allerdings recht schnell: so ist dieser Übergang in den Chorus schlicht und ergreifend getragen, fast schon klassisch. Dazu kommen die überaus gelungenen "Ausritte" des Keyboards zum Ende des Songs hin, der letztlich mehr oder minder abrupt endet. In der Tat strahlt "How long" unterschwellig gar etwas Bedrohliches aus, es wirkt gar ein wenig böse, wäre da nicht dieser bereits angesprochene, versöhnlich wirkende "Ausritt" zum Ende des Songs hin.

Über "Humble Stance" braucht man - so denke ich - keine großen Worte zu verlieren. Einer der SAGA-Hits, ich bin mir ziemlich sicher, dass es kaum ein Konzert gegeben haben dürfte, auf dem dieser (überdies bandübergreifende) Klassiker gefehlt hat. Erstmalig zeigt sich hier im Solopart die ganze Klasse eines Ian Crichton, der bereits 1978 richtungsweisende, ja, pfeilschnelle Gitarrenläufe zu integrieren wusste. Ähnlich wie auch das im Purple-Review erwähnte "Perfect Strangers" ist "Humble Stance" kein Song, der sich abnutzt: viel zu abwechslungsreich geraten die Einzelelemente, bis heute nimmt der Solopart schlicht gefangen - und das Kuriose: es gibt kaum (mir bekannte) Songs, die sich auf ein derart ausgefallenes, auf den ersten Hör gar "komisches" Keyboardthema herum bauen, welches sich letztlich durch den gesamten Song zieht.

"Climbing the Ladder" ist eher so das "kleine Stiefkind" des Albums. Im Kontext mit "I" würde ich diesen Song grundsätzlich am Seltensten erwähnen, so ich ihn überhaupt ad hoc in den Sinn bekäme. Dennoch: "Climbing...." bündelt die Virtuosität der Kanadier in nicht einmal 5 Minuten, nutzt einen dieser unwiderstehlichen, eher ungewöhnlichen Choruselemente SAGAS - und versteht es perfekt, die entsprechende Textzeile im Kopf zu visualisieren: "Two Steps forward - two Steps back....".

Mit "Will it be you" folgt klassischer Prog im SAGA-Gewand, wobei gerade hier die bereits erwähnten Rochon-Keyboards ihre Akzente setzen. "Will it be you" ist das 4. Kapitel ("Chapter") der von Bassist Jim Crichton erdachten "Chapters-Saga", die sich kurioserweise über eine Vielzahl an Platten erstreckt. Dem Stück wohnt etwas Erhabenes bei, es verbindet durchaus mittelalterlich wirkende Elemente mit seinerzeit modernen Keyboardsounds, die Bridge in der Mitte des Songs baut erneut diese bedrohliche Komponente mit ein. Kurz: ich denke, kein SAGA-Kenner wird widersprechen, dass dies ein Meilenstein der Bandgeschichte ist.

"The Perfectionist" verbreitet rein musikalisch gar so etwas wie eine kleine Aufbruchsstimmung, allein das eher positiv wirkende Intro wirkt wie eine Verschnaufpause nach dem monumentalen Vorgänger. Der Song ist leichtfüßiger als beispielsweise "Humble Stance" oder auch "Will it be you", spart aber ebenso wenig seine progressiven Wendungen aus wie der bislang bereits zu hörende Teil des Albums. Scheint der "Perfektionist" zunächst unscheinbar, so entwickelt sich das Ding nach mehrmaligem Hören durchaus zu einer kleinen Entdeckungsreise und entfaltet vor allem in der Live-Präsentation seine volle Klasse.

Mit "Give 'em the Money" spielen SAGA erneut ihre Stärke aus, Komplexität mit Kürze zu kreuzen. Wenn man so möchte einer der "härtesten" SAGA-Songs aus der Frühphase, speziell in Richtung Chorus hin mal wieder übermäßig großes Kino für die Ohren. Spannend: das Solo und dieser Break in Richtung Mittelteil, der den Song zunächst zu zerhacken scheint, letztendlich aber so überlegt gesetzt ist, dass man gar gewillt ist, gerade diesen Part herbeizufiebern.

Das Rausschmeißerdoppel "Ice Nice" und "Tired World" zählt mit zum Größten, was der Progbereich je gerne unter den Teppich gekehrt hat. Allein "Ice Nice" mit seiner unglaublich bedrohenden, minimalistischen Atmosphäre, die mit einem Mal explodiert, getrieben von einem wahnwitzigen Solo Crichtons in Verbindung mit einer regelrechten Achterbahnfahrt an den Keys. Wer diesem Ding in einem abgedunkelten Raum und ganz konzentriert erstmalig lauscht, dem fallen die Ohren ab. Das ist in gewisser Weise eine Form musikalischer Brutalität, die keine Härte benötigt, sich in einer Mischung aus schmeichlerischer Eingängigkeit und bedrohlichen Untertönen zunächst in die Gehörgänge wuselt, um letztlich gar zu zerstören (ähm, man möge mir ggf. meine "Kriegsrhetorik" verzeihen - ich denke, es ist aber für Kenner des Songs gut beschrieben und macht diejenigen neugierig, die ihn noch nicht kennen...)

"Tired World" (erneut ein "Chapter") ist ein weiteres Prog-Monster, über 7 Minuten Achterbahnfahrt in einer düsteren Welt - Punkt. Anders als "Will it be you" fehlen hier zunächst die eher "flotten" Elemente, vielmehr könnte man meinen, das ist eine Art "Prog-Doom" mit hohem Keyboardanteil. Die Keys werden hier teils unglaublich disharmonisch eingesetzt, was dem ganzen Track Widerhaken verleiht, die einerseits regelrecht wohlig mit den Zähnen knirschen lassen, andererseits auch mal gerne für eine Gänsehaut sorgen.

Auf den Punkt gebracht: das SAGA-Debut ist ein Ausrufezeichen. Natürlich mag manch einer generell den hohen Anteil der Keys bei dieser Band bemängeln, doch gerade auf "I" (und auch in Teilen auf dem Nachfolger) sind die Akzente der Tasteninstrumente absolut maßgeblich - und zwar durchaus auch maßgeblich heavy. Die Atmosphäre die speziell Songs wie "Tired World" oder "Ice Nice" umweht ist derart düster, dass einem schon mal die Spucke wegbleiben kann. Schon "I" zeigt überdies, welch begnadete Musiker hier am Werk sind (meine absolute Lobhudelei hierzu findet sich indes schon im Review zu "Silent Knight" - also halte ich das hier ein wenig kürzer), wie es außerdem möglich ist, im Prog-Bereich Refrains zu basteln, die einerseits verschachtelt und doch eingängig sind. Die Bridges zu diesen einzelnen Refrains sind auf kaum einem späteren SAGA-Album derart detailliert ausgeformt, wie es hier der Fall ist.

Natürlich ist es einer jeden Kombo bemessen, sich weiter zu entwickeln (SAGA haben diesbezüglich die ein- oder andere Wandlung durchlebt), doch bildete "I" eine Schnittstelle zwischen dem klassischen 70er-Prog (speziell King Crimson haben hier hier Spuren hinterlassen), eingängigeren Elementen und vor allem einer Gitarre, die schneidend und regelrecht heavy gespielt wurde. Der Wegfall der KC-Fragmente/Einflüsse vollzog sich ab dem Debut mehr und mehr, ab "Worlds Apart" sind sie kaum mehr wahrnehmbar. Unter diesem Aspekt wäre es unglaublich spannend gewesen, wie SAGA wohl heute klingen würden, hätte sich an den Keys seinerzeit kein Wechsel ergeben und man hätte diesen Sound noch weiter ausgetüftelt. Der überaus geschätzte Jim Gilmour möge mir verzeihen, letztlich haben seine eher klassischen Einflüsse letztlich den SAGA-Sound über Jahrzehnte geprägt, doch bleiben diese düsteren Akzente eine Facette der Kanadier, die selbst ich als Die-Hard-Fan bisweilen ein ganz klitzekleines bißchen vermisse.....
 
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DEEP PURPLE haben damals,für mich,eine der sensationellsten Scheiben hingelegt,die man so nicht erwatet hat.
Ehrlicherweise muss ich gestehen,dass ich "Perfect Strangers" schon Ewigkeiten nicht mehr auf dem Plattenteller hatte.Muss ich ändern.
SAGA ist ein rotes Tuch.Ich habe mal von einem Kumpel seine SAGA-Sammlung zum hören gekriegt und musste leider feststellen,dass ich diese Band scheisse finde.Ich kann aber nicht erklären an was es genau liegt.Vielleicht eine Allergie....:)
Danke für die Reviews,auf die freue ich mich nämlich IMMER.:feierei:
 
SAGA ist ein rotes Tuch.Ich habe mal von einem Kumpel seine SAGA-Sammlung zum hören gekriegt und musste leider feststellen,dass ich diese Band scheisse finde.Ich kann aber nicht erklären an was es genau liegt.Vielleicht eine Allergie....:)

Man kann nicht alles gut finden, wäre schon seltsam. Ich habe eine ganze Liste von Bands, dir mir gar nix geben und deren Stellenwert ich demzufolge auch einfach nicht nachvollziehen kann. Gilt bisweilen gar für ganze Musikrichtungen, auch im Stromgitarrenbereich.

SAGA haben mich schon durch meinen Bruder erwischt damals, der mich nicht zuletzt mit "In Transit" anfixte - so weit mir bekannt war das eines der ersten Alben, das überhaupt auf eine CD gepresst wurde. Ich denke, wenn man schon so mit einer Band "groß" wird, dann kann man kaum dagegen an, sich intensiver damit zu beschäftigen. Angriffsfläche mag der Gesang und auch der teils massive Einsatz der Keys bieten, durchaus denkbar, dass sich daran die Geister scheiden.

Um dennoch etwas gegen Deine möglicherweise vorhandene Allergie zu unternehmen empfehle ich den Besuch eines Livekonzerts, sofern in Bälde mal wieder möglich. Es gibt kaum eine überzeugendere Liveband, das ist einfach noch ein Kaliber, das man heute nicht mehr so ohne Weiteres findet in Zeiten von Bandeinspielern und verkürzten Spielzeiten.
 
Das tönt jetzt merkwürdig.Ich war mal an einem SAGA Konzert,mit KANSAS und NAZARETH und musste feststellen,dass ich die Band auch Live nicht ertragen kann.Die Keyboards können irgendwie nicht der Grund sein,da ich mit ELP,YELLO oder YMO durchaus keylastige Bands geil finde.
 
Dann muss es definitiv eine ausgewachsene Allergie sein, nichts zu machen. Da Du ansonsten aber ganz offensichtlich über einen wirklich gesunden Musikgeschmack verfügst denke ich nicht, dass dieser durch diese Allergie langfristig beeinträchtigt wird. Nun noch die Frage: was ist YMO?
 
Dann muss es definitiv eine ausgewachsene Allergie sein, nichts zu machen. Da Du ansonsten aber ganz offensichtlich über einen wirklich gesunden Musikgeschmack verfügst denke ich nicht, dass dieser durch diese Allergie langfristig beeinträchtigt wird. Nun noch die Frage: was ist YMO?

YELLOW MAGIC ORCHESTRA
 

ARGH! Das ist eines meiner roten Tücher. Genauso wie "NEU!" Speziell bei Kraftwerk ist das größtenteils so grauenhaft monoton. Ich habe große Achtung vor beiden Bands (wobei "Neu!" glaube ich eher einen Projektcharakter hatte), allerdings ist Kraftwerk tatsächlich eine Band, mit der man mich jagen kann.
 
ARGH! Das ist eines meiner roten Tücher. Genauso wie "NEU!" Speziell bei Kraftwerk ist das größtenteils so grauenhaft monoton. Ich habe große Achtung vor beiden Bands (wobei "Neu!" glaube ich eher einen Projektcharakter hatte), allerdings ist Kraftwerk tatsächlich eine Band, mit der man mich jagen kann.

Dann wird dir YMO wohl eher nicht gefallen.
 
Zu Saga: ich Ignorant hatte die immer unter "Pah, kitschiger 80er-Kram, brauch ich nicht" abgetan, bis ich dann zufällig "Don´t Be Late" vom zweiten Album gehört habe, und ja was soll ich sagen? Großartiger Song! Ich wollte mich seitdem immer mal wieder mit denen beschäftigen, mach ich jetzt definitiv, danke fürs erinnern!:)
P.S. hättest du eventuell Interesse daran, deine Reviews im Eingangsbeitragt zu verlinken, damit man sie schneller findet? Ich bin beispielsweise gerade auf der Suche nach dem von dir erwähnten Review zum zweiten Saga Album.
P.P.S. Großartiger Thread! :top:
 
Zu Saga: ich Ignorant hatte die immer unter "Pah, kitschiger 80er-Kram, brauch ich nicht" abgetan, bis ich dann zufällig "Don´t Be Late" vom zweiten Album gehört habe, und ja was soll ich sagen? Großartiger Song! Ich wollte mich seitdem immer mal wieder mit denen beschäftigen, mach ich jetzt definitiv, danke fürs erinnern!:)
P.S. hättest du eventuell Interesse daran, deine Reviews im Eingangsbeitragt zu verlinken, damit man sie schneller findet? Ich bin beispielsweise gerade auf der Suche nach dem von dir erwähnten Review zum zweiten Saga Album.
P.P.S. Großartiger Thread! :top:

Zunächst: Danke für Dein Lob. Hier der Link zum Review von "Silent Knight":

https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/aufgelegt.10118/page-6#post-1479508

Schön, dass es neben den Saga-Allergikern auch Saga-Interessierte gibt, scheinbar polarisiert diese Band mehr, als ich es selbst für mich angenommen hätte. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, was allerdings ja für die meisten Discographien gilt. Meine Meinung zu den Kanadiern ist im Wesentlichen in Stein gemeißelt, im entsprechenden SAGA-Faden auch vielfach hinterlegt, einschließlich einer durchaus kritischen Beurteilung aller Alben, wobei die Alben 1 - 4 absolut durchaus eine Ausnahmestellung einnehmen. Listenwahn hierzu:

https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/saga.312/page-11#post-1133402

Klugzuscheißen wäre an dieser Stelle, dass das von Dir geschätzte "Don't be late" auf Album Nummer 3 zu finden ist - und ein Werk wie "World's apart" letztlich nichts Anderes ist als Nachtflugorchestermusikstyle in noch weiter getüfelter Variante incl. eines absolut granatenmäßigen, progressiven Rausschmeißers. Speziell "World's apart" ist wohl das "Hit-Album" von SAGA und so nah in Richtung (ordentlichem) AOR hat man sich dann eine ganze Zeit lang nicht mehr bewegt, ehe "The Security of Illusion" auf der Bildfläche erschien, auf dem prägnanter- und eher unüblicherweise die Gitarre von Crichton mächtig das Regiment übernimmt und die ansonsten tatsächlich eher dominanten Keys in ihre Schranken weißt.

Und sonst: tatsächlich gab/gibt es dieses Vorhaben mit dem Verklinken, ich habe sogar mal damit begonnen - um dann festzustellen, dass es bereits zu umfangreich ist, um es noch in den Eingangspost zu packen. Ärgerlich, aber nicht zu ändern, evtl. werde ich dann einen Zusatzthread bastelen, der nur die Links auf meine Reviews setzt mit entsprechendem Verweis auf diesen Faden. Ist noch nicht so recht zu Ende gedacht.
 
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