Coheed & Cambria

Vauxdvihl

Till Deaf Do Us Part
Ich hatte vor einer Weile mal in den Raum geworfen, dass es Zeit für einen Coheed & Cambria-Thread wird. Nun, hier ist er. (Wuschel)Kopf der Band ist Gitarrist/Sänger Claudio Sanchez, der auch die Songs schreibt, die begleitenden Comics entwirft und auch sonst ein echter Kreativkopf und nebenbei ziemlich sympathischer, reichlich nerdiger Zeitgenosse ist. Den Kern der Band bilden sonst noch Schlagzeuger Josh Eppard (der mit seinem Bruder auch bei THREE aktiv war und zudem zwischen 2006 und 2010 von Chris Pennie ersetzt wurde) und der zweite Gitarrist Travis Stever. Am Bass ist seit 2012 Zach Cooper zu hören, der Mic Todd ersetzte.

Alle Alben außer "The Color Before The Sun" sind Konzeptalben, die sich um die "Amory Wars" drehen. Ich muss aber gestehen, dass ich mich mit den Comics/Büchern nie eingehend beschäftigt habe.

Ich habe zudem bei meinem alten Magazin zu jedem Album außer dem aktuellen Rezensionen geschrieben, die ich mir erlaubt habe zu verlinken. Wenn die Noten in der Rezension von der hier abweichen, hat sich einfach meine Meinung leicht geändert. Die Verschiebungen sind aber minimal.

Okay, let's go:

The Second Stage Turbine Blade (Equal Vision, 2002)
Das Debütalbum ist im Vergleich zu den späteren Alben noch relativ wenig Progressive Rock. Die Mehrzahl sind eher straighte, eingängige (Emo?-)Rocker, die vor allem dank des Gesangs von Claudio Sanchez bereits Erinnerungen an RUSH weckt. Mit 'Devil In Jersey City', 'Time Consumer' und 'Everything Evil' gibt es bereits diverse Hits. Inhaltlich ist dies der zweite Teil der "Amory Wars"-Saga, einer Science-Fiction-Story um die beiden Hauptcharaktere Coheed und Cambria, welche beide auf diesem Album sterben, und deren Kinder.
8,5/10

Vollständige Rezension:

In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3 (Equal Vision, 2003)
Dieses Album ist nicht weniger als ein Meisterwerk und gehört sicher zu den zehn besten Alben des laufenden Jahrtausends. Anspruchsvolle, spannende Kompositionen mit clever gesetzten Wendungen (die beiden unglaublichen 'In Keeping Secrets of Silent Earth: 3' und 'The Crowing') und eingängige Hits ('A Favor House Atlantic') geben sich hier die Klinke in die Hand. Claudios Gesang erinnert noch mehr an Geddy und manchmal auch an Brian Molko von PLACEBO. Gang, ganz fantastisch. Und obwohl es ein Konzeptalbum ist, funktioniert es auch hervorragend, wenn man - wie ungefähr jeder - die Story nicht wirklich rafft.
10/10

Vollständige Rezension:

Good Apollo I'm Burning Star IV | Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness (Sony, 2005)

Dieses Werk steht seinem Vorgänger in wenig nach. Auch hier gibt es tolle, kurze Rocker der Marke 'The Suffering' oder 'Apollo I: The Writing Writer' und eher progressive Schaffenskunst wie 'Welcome Home' oder das vierteilige 'The Willing Well'. Dazu noch ein paar akustische Genusshappen in Form von 'Wake Up' oder dem hübschen 'Always & Never'. Die RUSH-Einflüsse machen sich vermehrt auch im Gitarrenbereich bemerkbar, sind aber sehr frisch und immer inspiriert. Eben so wie RUSH selbst. Zudem verschwinden die corigen Shouts von Bassist Todd, was für viele sicher ein dickes Plus ist.
9,5/10

Vollständige Rezension:

Good Apollo I'm Burning Star IV | Volume Two: No World For Tomorrow (Sony, 2007)
CO & CA entwickelt sich. Mehr und mehr werden Progressivität und Eingängigkeit in einem Song untergebracht, auch wenn das fünfteilige 'The End Complete' da vordergründig eine andere Sprache spricht. Aber gerade der Titeltrack, 'Mother Superior' oder 'Feathers' stützen meine These. Claudio Sanchez singt noch variabler und zeigt gerade bei 'The Road And The Damned' sicher auch seine bislang beste Gesangsleistung. Auch dieses Werk ist bärenstark.
9/10

Vollständige Rezension:

Year Of The Black Rainbow (Roadrunner, 2010)
Der auf dem Vorgänger eingeschlagene Weg wird konsequent weitergegangen. Die Songs sind kompakter, dabei aber stellenweise progressiver als alles, was sie zuvor gemacht haben ('Guns Of Summer'), daneben gibt es eine wunderschöne Ballade ('Pearl Of The Stars') und natürlich Hookmonster ('The Broken', 'Here We Are Juggernaut'). Dies ist Teil eins der "Amory Wars"-Saga, wo nun die Figuren Coheed & Cambria dem Hörer noch mal richtig vorgestellt werden.
9/10

Vollständige Rezension:


The Afterman: Ascension (Universal,2012)

Auf dem "The Afterman"-Doppel gibt es einen Seitenstrang der "Armory Wars"-Saga zu hören. Inhaltlich ist das weiter recht komplex und besser mit Hilfe der Comics zu verstehen, weshalb das hier jetzt zu weit führen würde. Musikalisch führt Claudio Sanchez seine Band aber wie eh und je weiter, auch wenn mir hier ein wenig das Gespür für die ganz großen Melodien fehlt. Dafür hört man mehr und mehr neben RUSH auch THIN LIZZY als Einfluss für Claudio durch, was auch vokal bei 'Goodnight Fair Lady' deutlich wird. In der Gesamtheit vielleicht das am wenigsten tolle Album der Band.
8/10

Vollständige Rezension:

The Afterman: Descension (Universal, 2013)
Der zweite Teil von "The Afterman" folgte nur wenige Monate später und zeigt vermehrt eine ruhigere, zerbrechlichere Seite der Band. Zwer gibt es mit 'The Hard Sell' und 'Gravity's Union' auch zwei Monsternummern, aber u. a. 'Dark Side Of Me', 'Iron Fist' oder 'Away We Go' sind eher balladesk, dafür aber nicht minder stark. Insgesamt etwas stärker als der erste Teil, auch wenn man an die Glanztaten nicht heranreichen kann.
8,5/10

Vollständige Rezension:

The Color Before The Sun (Warner, 2015)
In vielen Punkten ein besonderes Werk der Band, da es das einzige Album ist, das nicht zur "Armoy Wars"-Saga gehört und auch kein Konzeptalbum ist. Auch sind die direkteren Texte eine schöne Abwechslung, weil ein Song wie 'Here To Mars' dadurch noch einmal gewinnt. Mit nur 48 Minuten ein eher kurzes Werk, das aber dennoch genug Platz für progressive Einschübe lässt, wie vor allem das abschließende 'Peace To The Mountain' beweist, aber auch die Gitarrenarbeit von Stever/Sanchez ist sicher alles andere als geradlinig. Wunderbares Album.
9/10

Vollständige Rezension:

Vaxis I - The Unheavenly Creatures (Roadrunner, 2018)
Mit der "Vaxis"-Serie kehrt man zur "Armoy Wars"-Saga zurück, die dieses Mal die Figuren Colossus und Creature in den Mittelpunkt stellt. Bereits der introvenös eingeleitete Opener 'The Dark Sentencer' zeigt, dass Claudio es immer noch schafft, progressive Monster zu schreiben. Ein Song ganz in der Tradition von 'In Keeping Secrets Of Silent Earth: 3' oder 'Welcome Home'. Im weiteren Verlauf wird es aber eher rockig-eingängig, mit kurzen progressiven Schlenkern. Aber ein Ohrwurm wie 'Old Flames' ist trotzdem Killer und live auch eine echte Granate.
9/10

Vollständige Rezension:

Vaxis II - A Window Of The Waking Mind (Roadrunner, 2022)
Der zweite Teil der "Vaxis"-Saga knüpft bereits im Intro musikalisch an den ersten an und ist qualitativ mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar noch eine Spur stärker, da gerade das finale Abschlusstrio die progressive Seite der Band auch wieder etwas stärker in den Fokus rückt. Daneben gibt es aber mit Songs wie 'Shoulders' oder 'The Liars Club' auch wieder astreine Hits zu hören, die tagelang im Ohr bleiben. Top Album!
9/10

Vollständige Rezension:

Vaxis III - The Father Of Make Believe (Virgin, 2025)
Das neueste Album lief jetzt so ca. 10x bei mir und ist seitdem auch schon anständig gewachsen, denn den ersten Durchlauf fand ich "nur gut". Doch wie so oft bleiben viele der recht eingängigen Songs mit jedem Spin mehr und mehr hängen. Gerade im abschließenden Vierteiler 'The Continuum' gibt es mit 'The Flood' und 'Tethered Together' zwei herausragende Songs zu hören, die ich zu Beginn glatt überhört habe. Etwas irritierend ist vielleicht der Mittelpart mit den aggressiven 'Blind Side Sonny' und 'Play The Poet', was in dieser Form so von der Band noch gar nicht gab. Doch auch hier passt das nach einigen Durchläufen doch sehr gut zusammen. Und Songs wie 'Goodbye, Sunshine' oder 'Someone Who Can' wurden nicht umsonst vorab als Singles/Videos ausgekoppelt. Bisher verorte ich das Album zwar auf #3 der Vaxis-Saga, aber das sind nur Nuancen. Wahrscheinlich gibt es auch hier eine (knappe) 9/10 und die Top20 des Jahres sollten gesichert sein.
 
Die Anzeichen häufen sich, dass ich hier noch einen weiteren ernsthaften Anlauf nehmen sollte, nachdem mehrere Versuche, mich der Band anzunähern, in der Vergangenheit ins Leere liefen...
... da muß man die richtige Platte erwischen - ich finde sie wahlweise konfus bis an die Grenze der Unhörbarkeit oder schlichtweg genial. Ich würde zur 'The Color Before The Sun' raten, die ist imho am zugänglichsten (und läuft zur Abwechslung mal signifikant unter der Dreistundenmarke in´s Ziel :D).
Bei Gefallen dann weiter durchprobieren :)

Gruß

BFTD
 
Hab es immer wieder probiert mit der Band,hatte auch einige Scheiben,irgendetwas was mir nicht gefällt,Sound,oder anderes,keine Ahnung,klappt nicht mit der Band und mir.
Vielleicht sollte ich es noch einmal versuchen mit der neuen Scheibe?
 
Meine Frau ist großer Fan und ich mag auch einige Sachen sehr gerne. Auf dem Sweden Rock 2017 haben sie das ganze erste Good Apollo... Album am Stück gespielt, das war sehr groß. The Color Before The Sun finde ich als einzige Scheibe wirklich schwach, da mag ich eigentlich keinen einzigen Track so wirklich.
 
Die frühen Sachen sind ganz, ganz wunderbar (ersten beiden Alben sind LIebe pur), spätere Alben sporadisch reingehört, aber leider wollte da der Funkeda nicht mehr wirklich übersspringen, entweder hat sich mein Geschmack im Laufe der Zeit zu stark verändert oder der Sound von Coheed. Ich tippe auf letzteres. Sci-Fi-Story-Konzept war mir immer zu nerdig, aber ich weiß, dass das für viele ein Pluspunkt ist, in den man sich richtig reinfuchsen kann. Auf alle Fälle ein schöner Faden und ein willkommener Anlass, es mit den späteren Alben doch noch zu versuchen. Drückt mir die Daumen!
 
Ich bin tatsächlich auch über die aktuelle nochmals in den Kosmos dieser Überband eingedrungen, plötzlich hat es gefunkt …. Und jetzt höre ich seit einigen Tagen nichts anderes als die gesamte Diskographie rauf und runter.

Dabei sitz und wundere ich mich immer wieder, warum das über 20 Jahre lang gedauert hat. Naja, manchmal ist besser spät als nie.
 
Ich liebe diese Band und bin sehr froh, dass sie mit der neuen Platte anscheinend wieder die Kurve bekommen haben. Von dem Vorgänger (Vaxis II) war ich wahnsinnig enttäuscht.
Habe Coheed mit der "Year of the Black Rainbow" kennengelernt und bin seitdem Fan. Besonders geil: Das unerwartete "Spätwerk"-Überfliegeralbum "Vaxis I - The Unheavenly Creatures".
 
Die Anzeichen häufen sich, dass ich hier noch einen weiteren ernsthaften Anlauf nehmen sollte, nachdem mehrere Versuche, mich der Band anzunähern, in der Vergangenheit ins Leere liefen...
Wir fühlen das Gleiche :D. Bei der gewohnt hochkarätigen Threaderöffnung durch @Vauxdvihl stellt sich ein "Muß ich noch mal anchecken"-Reflex ein.

Aktuelles Album gerade auf den Ohren und in der Tat sehr - äh - "zugänglich". Feine Melodien, schöner Flow.
 
Mit dem zweiten Album „In Keeping…“ wurden sie zu einer meiner „neuen“ Lieblingsbands, was die letzten Jahre nur noch selten passiert (Unleash the archers wären ein weiteres Beispiel). Zu der Zeit habe ich alles gekauft, Boxset, Comics (noch die alten, bevor sie nochmal neu angefangen haben), Graphic Novel, Buch, etc. Ganz groß ist auch die Version des Albums vom Vitamin String Quartet, da weiß man das Song- und Melodie-Writing gleich noch mehr zu schätzen.

Habe damals auch einen Artikel verfasst (ich glaube, das war noch auf MySpace oder so?!), in dem ich mich damit befasst habe, ob Coheed nicht so eine Art „moderne Iron Maiden“ sind. Nicht direkt stilistisch, aber so die Eckpfeiler: einerseits die Punk-Energie ohne Punk zu sein, gleichzeitig aber progressiv und verspielt, zweistimmige Gitarren, Epik, große Melodien und dieses theatralisch-cineastische, u.s.w.

Leider ist das nach und nach bei mir etwas abgeflacht, ich höre zwar immer noch in alles rein, aber richtig begeistert war ich zuletzt bei „No world for tomorrow“. Mir gefallen immer noch einzelne Songs gut, aber viel bleibt auch nicht hängen. Und das Konzept ist irgendwie so wirr, dass ich da auch den Überblick verloren habe… ;)
 
Für den einen oder anderen hier evtl auch interessant könnte das Claudio Covers Album von Claudio Sanchez sein. Natürlich mit Welcome To New York für die Swifties hier im Forum :D

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Ich bin tatsächlich auch über die aktuelle nochmals in den Kosmos dieser Überband eingedrungen, plötzlich hat es gefunkt …. Und jetzt höre ich seit einigen Tagen nichts anderes als die gesamte Diskographie rauf und runter.

Dabei sitz und wundere ich mich immer wieder, warum das über 20 Jahre lang gedauert hat. Naja, manchmal ist besser spät als nie.
... gehört für mich zum Tollsten überhaupt an der ganzen Musikbeklopptheit: eine Band (das hat dann immer so etwas von Kind im Süßigkeitenladen) oder eine einzelne Platte einer ansonsten sowieso schon inniglich geliebten Band, nach drölfzig Jahren dann doch noch für sich entdecken :)

Gruß

BFTD
 
... gehört für mich zum Tollsten überhaupt an der ganzen Musikbeklopptheit: eine Band (das hat dann immer so etwas von Kind im Süßigkeitenladen) oder eine einzelne Platte einer ansonsten sowieso schon inniglich geliebten Band, nach drölfzig Jahren dann doch noch für sich entdecken :)
Für mich ist das ein bisschen ambivalent. Wenn mich eine Band neu interessiert und ich dann feststelle, dass sie schon einen riesigen Backkatalog hat, der im schlimmsten Fall auch noch schwer erwerblich ist, dann hält mich das gerne mal vom Einstieg ab (neuestes Beispiel: Mostly Autumn). Ich möchte immer zumindest die Möglichkeit haben die Vorgänger bei Gefallen zu erwerben und gehört werden sie eh. In den letzten Jahren ging mir das u. a. mit Galahad und Mystery so, wobei da zumindest der Großteil gut erwerblich war. Aber mal eben eine Diskographie mit 10-12 oder mehr Alben erforschen, ist halt Fluch und Segen zugleich. Daher finde ich es immer noch einen Ticken schöner, eine Band früh zu entdecken und dann mit ihr zu wachsen.

Coheed & Cambria habe ich im Sommer 2004 dank einer Rezension von Michael Rensen im RH zur "In Keeping Secrets of Silent Earth: 3" entdeckt und sie daraufhin blind geordert. Spätestens beim Chor im Titeltrack war es dann komplett um mich geschehen. Das Album lief monatelang auf meinem Diskman auf dem Weg zur/von Arbeit und im Büro bei jeder Gelegenheit. Ich hatte zwar immer noch vier, fünf CDs für den Tag dabei, aber dieses Album lief wirklich jeden, jeden Tag, häufig als einziges.

Man kann sich vorstellen, dass ich stolz wie Oskar war, als ich dann mit "Good Apollo, I'm Burning Star IV" vorab bemustert wurde. Anno 2005 war das noch mit CDs, nicht wie heute mit Streams/Downloads. Das Album einige Wochen vor VÖ und vor allen anderen hören zu dürfen, bei einer Band, die zu dieser Zeit so wichtig für mich war, war schon ein tolles Gefühl. (Heute ist es hingegen ein tolles Gefühl wieder bis zur VÖ warten zu müssen, aber das ist ein anderes Thema).

Anyway, dieses mit der Band wachsen, finde ich ganz und gar fantastisch, weil es sich immer ein bisschen wie eine Beziehung anfühlt. Es gibt Momente, wo man enttäuscht ist (hier: erstes Live-Erlebnis, wo Co & Ca als Headliner inklusive Zugaben nur 50 Minuten gespielt haben und dabei die besten Songs wegließen), Freude (vor jedem Album), Wiedergutmachung (Live 2019, spät, aber dafür richtig), ggf. auch irgendwann eine Trennung (wie bei Metallica uvam), aber wenn es eine Beziehung für die Ewigkeit ist (Threshold!), dann gibt es in meinen Augen nix Besseres.
 
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