In den letzten zwei Wochen habe ich ausgiebig die Creedence Clearwater Revival-Diskographie rauf- und runtergehört. Ich wollte Klarheit darüber bekommen, wie ich die Alben der für mich besten Rockband der Sechziger- und Siebziegerjahre (ja, ich weiß, was das impliziert und wer dadurch alles auf die Plätze verwiesen wird) in einer Rangliste verorten würde. Platz eins stand für mich immer schon fest, doch gerade über die Plätze zwei bis vier war ich mir bis dato nie so hundertprozentig klar. Nachfolgend meine Rangliste und ein paar Gedanken zu den einzelnen Alben:
Platz 7: Mardi Gras (5/10)
Ihr Schwanengesang ist ihr mit deutlichem Abstand schlechtestes Album, das ist Konsens. Selbst von den von Fogerty geschriebenen und gesungenen Stücken kommt nur „Someday Never Comes" an die Klasse früherer Glanztaten heran. Zusammen mit ein paar wenigen zumindest mittelprächtigen Kompositionen rettet das die 1972er-Scheibe zumindest davor, ein Totalausfall zu sein. Es hatte offenbar einen guten Grund, warum John Fogerty in den Jahren zuvor zunehmend die kreative Kontrolle über Creedence an sich gerissen hatte. Schade, sie hätten ein würdigeres Ende verdient gehabt – sowohl in musikalischer als auch in bandintern-zwischenmenschlicher Hinsicht.
Platz 6: Pendulum (7/10)
Das vorletzte CCR-Album wirkt durch die Hinzunahme neuer Instrumente wie etwa einer Hammond-Orgel ausladender und generell auch etwas konstruierter als die Alben zwei bis fünf mit ihrem klassischen Creedence-Klang, der doch so völlig mühelos anmutet. Mit dieser spürbaren Kurskorrektur stieß „Pendulum" zur Veröffentlichung Ende 1970 auf eher verhaltene Reaktionen. Mit der äußerst kraftvollen Eröffnung „Pagan Baby" sowie den beiden Auskopplungen „Hey Tonight" und „Have You Ever Seen The Rain?" gibt es dennoch dreimal absolutes CCR-Pflichtprogramm, ansonsten aber auch einige unspektakuläre Stücke wie „Sailor's Lament" oder „Rude Awakening #2", bei denen der neue Ansatz nicht geifen möchte und die das Album ein wenig nach unten ziehen.
Platz 5: Creedence Clearwater Revival (8/10)
Das 1968er-Debüt wird restrospektiv oftmals als noch relativ profillose Scheibe, der man ihre Entstehungszeit am deutlichsten anhört und auf der sich John Fogerty noch nicht als der große Liederschreiber der folgenden Alben hervortut, betrachtet. Das mag eine gewisse Berechtigung haben und daher rühren, dass die stärksten Stücke, „Susie Q", „I Put A Spell On You" und „Ninety-Nine and a Half (Won't Do)", allesamt Nachspielversionen sind. Doch eine knackige Eigenkomposition wie „Porterville", noch eine alte Schöpfung aus CCRs The Golliwogs-Zeit, zeigt das Potential des Quartetts bereits auf, während die ungezügelte Spielfreude auch über einige wenige noch nicht vollends zündende Nummern gerne hinwegsehen lässt.
Platz 4: Bayou Country (8/10)
Ihr zweites Werk – und erstes ihres legendären Drei-Alben-Jahres 1969 – gilt gemeinhin als jenes, auf dem Creedence vollends zu sich selbst fanden. Das titelgebende brodelnde „Born On The Bayou", sicherlich eines der fünf besten CCR-Lieder überhaupt und die vielleicht mustergültigste Inkarnation ihres schwitzenden, surrenden Swamp Rock, macht dies direkt zu Beginn eindrucksvoll klar. Leider flacht das Album nach diesem mächtigen Beginn im Mittelteil ein wenig ab, bevor es mit „Proud Mary" und „Keep On Chooglin'" wieder annähernd sein Ausgangsniveau erreicht.
Platz 3: Cosmo's Factory (9/10)
Kommerziell erreichten Creedence 1970 ihren Zenit und für viele mag ihr fünftes, im Sommer jenen Jahres veröffentlichtes Album ihre absolute Sternstunde gewesen sein. Sicher, mit „Lookin' Out My Back Door", „Travelin' Band", „Up Around The Bend", „Run Through The Jungle" oder „Who'll Stop the Rain" besitzt „Cosmo's Factory" die meisten Auskopplungen im gesamten CCR-Katalog, und diese überzeugen durch die Bank. Auch sonst zählt man unter den insgesamt elf Stücken keinen wirklichen Ausfall. Der klitzekleine Haken ist nur: Auf den beiden Alben zuvor leuchteten die ganz großen Lieder einfach noch eine Nuance heller. Zudem floss auf besagten Vorgängern alles noch stimmiger dahin, während diese 1970er-Platte eher wie eine bloße Ansammlung von Treffern wirkt.
Platz 2: Green River (9/10)
Der Kampf um Platz zwei war eine relativ knappe Sache, aber letztlich hat „Green River" die Nase vor „Cosmo's Factory". Wieso? Mit dem oberfröhlichen Weltuntergangs-Zweiminüter „Bad Moon Rising" wartet das dritte Creedence-Album mit ihrem drittbesten Lied auf, und mit dem Titelstück und „Lodi" gibt es gleich zwei weitere Vertreter aus ihren besten Zehn obendrauf. Auch darüber hinaus findet sich hier ausschließlich mindestens gutklassiges Material, wobei von den Liedern aus der zweiten Reihe vor allem „Tombstone Shadow" und „Sinister Purpose" mit ihrer latent bedrohlichen Atmosphäre hervorgehoben werden müssen. Wie oben bereits erwähnt fließt „Green River" trotz sich verschiebender Stimmungen wunderbar daher, ist mit seiner nur knapp halbstündigen, von jeglichem Fett befreiten Spielzeit pures Creedence Clearwater Revival-Destillat.
Platz 1: Willy And The Poor Boys (9,5/10)
CCR haben innerhalb von wenigen Jahren mindestens zwei Dutzend Lieder für die Ewigkeit geschrieben. „Willy And The Poor Boys", ihr im November 1969 veröffentlichtes viertes Album, wird alleine schon dadurch zu ihrem Meisterwerk, dass es sowohl ihr zweitbestes als auch ihr bestes Lied vereint: Das beispiellos unbekümmert vor sich hin tänzelnde „Down On The Corner" und der ultimative, unsterbliche Rocker „Fortunate Son" stecken die beiden Pole eines Albums ab, dessen überwiegend locker-luftige Atmosphäre von einigen Momenten scharfer Gesellschaftskritik aufgebrochen wird. Und nein, „Willy And The Poor Boys" hat dabei noch viel mehr zu bieten als diese zwei Überlieder. Man höre sich nur den ansteckenden Blues von „Feelin' Blue" oder den ebenso beschwingt wie zurückgelehnt daherkommenden Urwuchs von „Don't Look Now (It Ain't You or Me)" an. Besondere Erwähnung verdient aber vor allem noch das düster-apokalyptische „Effigy", das eines der größten und facettenreichsten Rock-Alben aller Zeiten würdig abschließt.