Heute Morgen, in einem Dichterturm des Bremer Steintors: Der dichtende und manchmal durchaus auch dichte Bewohner dieses Turms blickte, gezeichnet vom Gelage, das mit der vortägigen Gründungsveranstaltung der Porno-Antifa Bremen e.V. einherging, auf sein Handy, verzog sein Gesicht, legte sein Mobiltelefon wortlos auf den Tisch und stammelte entsetzt: "Der G0ri hört Helloween, was läuft denn da schief...?".
Der Zeuge dieses mitunter erschütternd-morbiden Ereignisses empfiehlt die folgenden magischen Fünf:
Chalice (CAN, 2014) - Raise Your Chalice (9:40)
Kanadische Band um die aktuelle Solstice-Sängerin Hild Thorne. Ein bombastisches, leidenschaftliches Heavy-Metal-Feuerwerk, das seinen Pomp und sein Drama nicht auf orchestraler Ebene verströmt, sondern durch klassische Hard-Rock-Einflüsse, insbesondere derer von Ritchie Blackmore's Rainbow. Auf der phänomenalen (und bisher leider einzigen) EP des Quartett befindet sich mit "Merlin's Lament" gar noch ein zweiter Longtrack, der allerdings eine eher doomigere Scharte schlägt.
Breaker (CAN, 1982) - In Days of Heavy Metal (10:46)
https://www.youtube.com/watch?v=A8jmuPl43Jk
Ebenfalls Kanada, allerdings mehr als drei Dekaden früher als Chalice - deswegen geht es musikalisch und insbesondere produktionstechnisch wesentlich rustikaler, sowie kauziger, zuweilen gar skurriler zu. Im Ausdruck meine ich jedoch durchaus Parallelen zu erkennen.
Cloven Hoof (UK, 1984) - Return of the Passover (9:04)
https://www.youtube.com/watch?v=9Z1GfB57nvw
Der krönende Abschluss einer der für mich besten Heavy-Metal-Platten der 80er. Cloven Hoof waren und sind auf ihrem Debüt völlig einzigartig, denn sie unterschieden sich gleich in mehreren Belangen vom Großteil der damaligen britischen Bands: der Sänger klingt nicht nach kurz vor der Aufnahme aus'm Pub gefallen, sondern röhrt und brüllt wie ein Berserker im Blutrausch und musikalisch wohnt jedem einzelnen Song (mit Ausnahme des missratenen "Crack the Whip") ein für die damalige Zeit in diesem Substil eher selten vertretener düster-okkulter Evil-Überbau inne, der dennoch die richtige Balance mit anschmiegsamer, verschlingender Melodik findet, sodass man instant Satan huldigen möchte.
Hammers of Misfortune (USA, 2001) - The Trial and the Grave (11:14)
https://www.youtube.com/watch?v=1-L2iN1AKEI
Der Song ist zwar selbst für diese enorm vielschichtige Band eher ein wenig aus der Reihe, vielleicht aber gerade deswegen einer ihrer intensivsten: tief im Doom verwurzelt, verströmt "The Trial and the Grave" eine abgründige bis gar depressive Stimmung, dass sowohl DSBM-Hörer als auch Fans von My Dying Bride einen Termin zum kollektiven Pulsader-Aufschlitzen vereinbaren...
Dark Forest (UK, 2009) - Excalibur (8:27)
https://www.youtube.com/watch?v=phqt5cvgqBc (das kitschige Bild im You-Tube-Video bitte ignorieren...)
Dark Forest wurden hier im Thread zwar schon genannt, hier allerdings ein Song von ihrem Debüt: episch, kauzig, noch mit dem schnoddrigen Gesang von Bandleader Chris Horton, dazu eine Prise Folk und viel Lokalkolorit. Überhaupt und sowieso: Dark Forest = beste Heavy-Metal-Band aller Zeiten.