Nicht direkt passend, aber finde nix besseres und passt ja irgendwie doch: gestern bei zwei Black- und Death Metal Bands gewesen. War cool. Aber ich muss gestehen, dass ich so echt gar nix mit Publikums-Animierung anfangen kann, bei der Musik am wenigsten.. Aber auch "normale" Metalbands und auch sonstige Musik. Ja, es verschafft Stimmung und Gemeinschaft. Aber "wie geht es euch", " Habt ihr Bock", "seid ihr schon besoffen", was auch immer, und besonders das " Hey, hey, hey..." Mitklatschen, v.a. von der Bühne aus dirigiert, ich kann damit nix anfangen... Es nervt mich eher, so sympathisch die Band auch ist. Ich stehe auf powervolles Durchziehen, vllt zwischendrin ein "danke" geht OK. Aber mir reicht es ganz am Ende. Und dennoch werde ich in paar Wochen bei Maiden wieder alles euphorisch mitmachen
Ich habe das schon öfters festgestellt, dass Gelegenheits-Konzertgänger eine ziemlich andere Vorstellung davon haben, was bei einem Konzert cool ist, als regelmäßige Konzertgänger. Klar, der regelmäßige Konzertgänger identifiziert halt automatisch Klischees. Und auf lahmen „Seid ihr gut drauf / ich kann euch nicht hören“-Kram kann ich inzwischen jederzeit gut verzichten. Allerdings stimme ich auch Hugin zu, dass eine Band, die etwas Interessantes zu sagen hat, das natürlich gerne tun darf.
Kommt auch aufs Genre an – bei einer Punk-Show ist Interaktion mit dem Publikum sicherlich angebrachter oder zumindest weniger störend als bei einem auf Atmosphäre ausgelegtem Set wie z. B. bei Godspeed You! Black Emperor.
Was auch viele nicht verstehen, wenn ich das zum Ausdruck bringe: das ganze Zugaben-Theater. Ich will das jetzt nicht völlig in Abrede stellen – an einem besonderen Abend, an dem sowohl Band als auch Publikum richtig Bock haben, kann das schon passen, dass die Band
spontan noch etwas obendrauf gibt. Aber so ist das in der Realität eben meistens nicht, sondern Band XY spielt ihr Set, hebt sich aber noch ein bis drei Songs auf, um dann vorzeitig von der Bühne zu gehen und sich wieder dorthin zurückklatschen zu lassen. Und so standardmäßig und kalkuliert finde ich die ganze Geschichte nur noch ermüdend.
Wenn wir schon gerade dabei sind – nichts Schlimmes, aber so Bandvorstellungsgeschichten à la „am Schlagzeug: Markus Mustermann" Applaus, "an der Gitarre: Manfred Müller“ Applaus , usw. empfinde ich auch als eher biedere Angelegenheit, kommt aber zum Glück bei den von mir besuchten Konzerten nur selten vor. Der Coilguns-Sänger (der generell für unkonventionelles Bühnen-Verhalten steht) hat sich darüber mal lustig gemacht, hat begonnen, seine Band im oben beschriebenen Stil vorzustellen, nur um sich dann selbst zu unterbrechen und zu sagen „this is not a jazz concert“.
Animationsversuche mag ich ganz generell auch nicht besonders. Aber ich mag Ansagen und Anmoderationen total gerne. Zum Beispiel finde ich, dass bei einem Festival der Veranstalter jede Band kurz anmoderieren sollte, und ich finde es extrem schön, wenn Bands mal was erzählen, was Substanz hat, und was über die klassischen Rock-Bühnenklischees hinaus geht. Mal ein paar Worte zum nächsten Song, zu einem Erlebnis, das man in der Stadt hatte, in der man gerade spielt etc... Ich hab's gerne, wenn ein Konzert nicht nur Musik ist, und ein Konzert eben nicht von Abend zu Abend identisch läuft, sondern an jedem Ort ein Unikat. Und dieses Branding als "einzigartig" funktioniert halt vorwiegend zwischen den Songs, nicht während der Songs.
Das mit dem Anmoderieren finde ich etwas schwierig bzw. würde ich sagen, dass das nicht in jedem Kontext funktioniert. Ich stimme dir aber zu, dass es bei Konzerten/Festivals oft versäumt wird, wichtige Dinge zu kommunizieren. Ich finde, selbst im ranzigsten Punkschuppen wäre es trotzdem wünschenswert, das mitzuteilen, wenn es eine Änderung im Ablauf gibt. Ich erlebe das immer wieder bei Konzerten mit mehreren Bands im Line-up, dass da dann einfach eine Band gefehlt hat und hört dann auf Nachfrage „sind krank, fallen komplett aus“ oder „stehen noch im Stau, spielen später noch“. Könnte sich ja auch irgendwann während des Abends mal ein Verantwortlicher kurz auf die Bühne stellen und ins Mikro sagen „Hallo Leute, die Band X spielt heute nicht/später, stattdessen spielt jetzt erst mal Band Y“. Sowas passiert aber fast nie. Und dabei hat man noch Glück, wenn man die spielenden bzw. fehlenden Bands alle sicher identifizieren kann, denn es kommt ja auch immer wieder vor, dass man nicht alle Bands gut oder überhaupt kennt.
Würde mich interessieren: Wem ist das auch schon passiert, dass man eine auf der Bühne stehende Band für eine andere hielt?
Ich würde mich mal als einigermaßen erfahrenen Konzertgänger bezeichnen, der auch eine ordentliche Anzahl Bands kennt, aber mir ist das schon mehr als einmal passiert. Da kommt man sich hinterher schon etwas blöd vor.
Konkret erinnern kann ich mich z. B. an meine erste Live-Sichtung von Sun Worship und Unru vor mehreren Jahren, da kannte ich auch deren Musik nur sehr oberflächlich. Jedenfalls ging ich laut Ankündigung sicher davon aus, dass zuerst Unru und dann Sun Worship spielen. Nur spielten dann überraschenderweise zuerst Sun Worship und dann Unru, ohne dass das irgendwie kommuniziert wurde. War ein Knallerauftritt von beiden Bands, nur waren für mich halt die Identitäten vertauscht, erst als ich ein paar Tage später online ein Bandbild sah, war meine Reaktion „Ooooooooh… Hoppla“. Gibt noch ähnliche Beispiele, aber die erspare ich uns jetzt.
Bin jetzt ein wenig ins Plaudern gekommen. Fazit: hohles Klischee-Gelaber gerne weglassen, interessante und wichtige Dinge gerne kommunizieren. Eigentlich wie sonst im normalen Leben auch.