Andy81
Till Deaf Do Us Part
Jeder, der sich für traditionellen Stahl interessiert und sich mit entsprechenden Klängen jenseits des Mainstreams beschäftigt, kennt vermutlich die ungarische Band Pokolgép (im Jahre 1980 unter dem Namen Kommandó ins Leben gerufen). Daher spare ich mir eine ausschweifende Einführung der Mannen um Ur-Mitglied Gábor Kukovecz (Gitarre), die erst im letzten Jahr bei der dritten Ausgabe des Trveheim-Festivals als Headliner zu bestaunen waren.
Erfreulicherweise sind die vier Klassiker - Totális Metál (1986), Pokoli színjáték (1987), Éjszakai bevetés (1989) und Metál az ész (1990) - seit kurzem wieder problemlos via HRR erhältlich. Ich muss zugeben, dass mir dieses Quartett auch am meisten zusagt: Am Mikrofon stand jeweils József Kalapács - von 1982 bis 1990 bei Pokolgép aktiv -, der über ein bemerkenswertes Organ mit einem hohen Wiedererkennungswert verfügt. Seit 1996 ist Letzterer im Übrigen auch mit seiner nach ihm benannten Band äußerst produktiv (12 Studio-Alben).
Dieses Bekenntnis zu den Klassikern bedeutet jedoch nicht, dass es sich nicht lohnt, den Rest der umfangreichen Discographie (insgesamt 14 Studio-Alben) näher kennenzulernen. Ganz im Gegenteil! Nicht zuletzt der jüngste Output mit dem programmatischen Titel Metalbomb (2016) dürfte jedem Liebhaber traditionellen Stahls sehr viel Freude bereiten. Mit Attila Tóth verfügt Pokolgép auch im aktuellen Line-up über einen ausgezeichneten Frontmann, der höchsten Ansprüchen gerecht wird.
Aber was ist nun das Besondere an dieser Band? Warum mache ich nach fast 3 Jahren Forums-Zugehörigkeit erstmals einen Thread auf? Nun, ich bin generell der Meinung, dass Künstler aus dem Osten unseres Kontinents viel mehr Aufmerksamkeit verdienen. Die Tatsache, dass Pokolgép - wie die Kollegen von Ossian, Omen oder Rotor - ihre Songs in ihrer Landessprache vortragen, sollte niemanden abschrecken. Das Ungarische klingt in unseren Ohren recht exotisch, aber gerade dies empfinde ich als sehr reizvoll. Überdies harmoniert die Sprache - wie das Russische - einfach sehr gut mit härterer Stromgitarrenmusik. Des Weiteren beeindrucken Pokolgép seit jeher mit einer exzellenten Gitarrenarbeit: Riffs, Leads, (Twin-)Soli - das ist stets internationale Spitzenklasse. Hinzu gesellt sich das Talent, hervorragende Hooks zu kreieren, die sich ins Hirn fräsen und zumindest mir immer wieder ein glückseliges Lächeln ins Gesicht zaubern. Kein Wunder, dass die Herren in Ungarn die größten Hallen füllen!
Aus dem Metal aus Osteuropa-Faden weiß ich, dass sich auch bei uns im Forum ein paar Ungarn-Freaks tummeln. Es wäre daher schön, wenn es hier in der Zukunft ein regen Austausch über Pokolgép gibt. Verdient hat es die Band, die viel zu selten auf deutschen Bühnen zu sehen ist, ohne jeden Zweifel!
(aktuelles Line-up)