Ich finde die von
@Zadok und
@Rozzy auf der letzten Seite angerissene Frage, inwiefern Musik zum eigenen „Gefühl für die Zeit“ passen muss, sehr interessant. Gerade als Jugendlicher war mir das sehr wichtig, und Musik, die zu fröhlich war und sich nicht mit meiner Einschätzung zur Lage der Nation deckte (die sich in etwa mit „Die Welt geht den Bach runter und das Leben ist ein Kampf“ zusammenfassen lässt
![Big Grin :D :D](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
), betrachtete ich als nichts weniger als eine Lüge.
In den 90ern war ich ein Kind, und gefühlt gab es sehr viel Zukunft. Zwar war bei uns alles voller Flüchtlinge und Traumatisierter aus dem Jugoslawienkrieg, aber selbst das fühlte sich nach Zukunft an (Ende der alten Weltordnung etc.). Auf der Bühne und im TV plötzlich die Frage nach Selbstverwirklichung von Personen, die man mit etwas bösen Willem auch als neuen Typus der „Wohlstandsverwahrlosten“ beschreiben könnte (Black Metal damals irgendwie auch eine andere Antwort auf dieselbe Frage).
Für mich bekam diese Optik einen ersten Knick mit Bush jun., Irakkrieg, Afghanistan - stiefelten wir etwa doch nicht in großen Schritten einer futuristischen Zukunft entgegen? Und in den letzten zwei Dekaden hat die Zukunft ja wieder rapide abgenommen. Futuristisch ist alles, wie aus einem 90s Film, aber besonders toll ist es deswegen leider nicht geworden. Was wohl die passende Musik für diese Zeit ist? Metal fühlt sich schon wie eine bewusste Ablenkung von den Zuständen an … Grunge wäre mir zu Ichbezogen. Vielleicht ist es der trostlose, graustufige Sozialkritik-Punk von Sleaford Mods, Idles und Co., der den Zeitgeist gut einfängt.