Acrylator
Till Deaf Do Us Part
Okay, der Titel ist natürlich absichtlich eine Frage und keine Behauptung, zumal ROOT musikalisch längst nicht immer an BATHORY erinnern. Aber dennoch gibt es viele musikalische Parallelen und beide Bands haben auch gemeinsam, dass sie sehr verschiedene musikalische Phasen durchlaufen haben.
Dieser Thread ist eine überarbeitete Fassung von dem, was ich mal im Sacred Metal Forum zu der Band geschrieben hatte.
Eines noch vorweg: wer vor allem eingängige oder eindeutig kategorisierbare Musik sucht, braucht gar nicht weiterzulesen...
(Ich hätte den Thread ebensogut im Heavy-/Progressive- oder Thrash-Subforum posten können, und Folk-, Doom- und Gothic-Elemente kommen hier und da auch mal vor)
Die Band wurde 1987 in Brno von Gitarrist (und lange Zeit Hauptsongwriter) Petr "Blackosh" (Blackie) Hošek und Sänger Jiri "Big Boss" Valter (der inzwischen schon über 60 Jahre alt sein dürfte!) gegründet.
Es wurden vier Demos von 1988 bis 1989 eingespielt, von denen die ersten jedoch ziemlich dilettantisch wirken, aber im Underground musste damit schon einiges an Aufmerksamkeit erzielt worden sein.
Auf dem Debütalbum "Zjevení" von 1990 (das somit auch noch vor der skandinavischen Black Metal Welle rauskam und später noch mal mit englischen Lyrics als "The Revelation" veröffentlicht wurde) kann man ihren Stil wohl am ehesten als 80er Black Metal oder auch als Black Thrash bezeichnen. Mal atmosphärisch, mal ziemlich stumpf muten die Stücke an, für damalige Verhältnisse auch musikalisch (und vor allem gesanglich) recht extrem, jedoch können mich die meisten Songs aus der Phase nicht besonders begeistern, auch wenn z.B. mit "Piseň Pro Satana" ein kleiner Hit dabei war, der auch Fans weniger extremer Klänge begeistern könnte (sofern man auf den monotonen "Gesang" klarkommt). Mit "Cesta Zkázy" war außerdem bereits ein Stück auf dem Debüt, das in den ersten 2 Minuten mit schleppendem Tempo und episch-theatralischem Chor schon ungefähr die Marschrichtung für spätere Werke vorgibt, nur um dann unvermittelt in einen hyperschnellen Thrashsong umzuschlagen (und gegen Ende wieder den Anfangspart aufgreift).
Irgendwie durchaus ein interessantes Debüt, das den Weg schon vorzeichnet, aber es ist noch Luft nach oben (die mit den folgenden Alben immer dünner werden soll)...
1991 kam "Hell Symphony" raus (heutzutage, genau wie das Debüt und der Nachfolger als Originalvinyl und CD-Erstauflage sauteuer) und hier ging die Band schon deutlich differenzierter und musikalisch interessanter (aber definitiv nicht weniger extrem) zu Werke. Es fängt nach atmosphärischem Intro mit sehr geilem, teilweise extrem schnellem und rein instrumentalem Thrash an. Diese Riffs muss man einfach gehört haben und der Gitarrensound ist auch äußerst derb (nur die Snare ist mir da immer ein wenig zu sehr im Vordergrund). Das Stück hat außerdem einen richtig spannenden, mitreißenden Aufbau!
Wenn man sich bei den folgenden Stücken erstmal an den Krächzgesang gewöhnt hat, kann man sich durchaus für den recht variablen aber rohen Black Metal / Black Thrash begeistern. "Abaddon" wird auch wieder sehr atmosphärisch und sogar mit Trompeten- oder Fanfarenklängen eingeleitet und erinnert fast an eine Mischung aus BATHORYs blackmetallischer Frühphase und deren epischen Werken wie "Hammerhart" (nur der "Gesang" klingt gänzlich anders), wechselt gekonnt zwischen düster-schleppenden und rasenden Parts. "Leviathan" erinnert dann noch mehr an BATHORY zu "Hammerheart" und "Blood Fire Death"-Zeiten, nur abermals mit extremerem Gesang. Das ist wohl das älteste Stück der Band, das ich als richtig episch und fast schon hymnisch (außerdem sehr abwechslungsreich) bezeichnen würde. Sollten sich Bathory-Fans auf jeden Fall mal anhören, vor allem der Mittelteil mit Meeresrauschen und einer Steigerung danach kann schon für Gänsehaut sorgen. Nach dreieinhalb Minuten Midtempo nimmt das Stück dann aber doch noch Fahrt auf und wird thrashig, für mich (zusammen mit dem instrumentalen Opener) klar das Highlight der Frühphase der Band! Mit "The Prayers" gibt's hier sogar auch ruhige (wenn auch eher melancholisch-düstere) Klänge und die später oft so typische Akustikgitarre dominiert hier erstmals den Song.
"Temple In The Underworld" (1992) war dann erstmals überwiegend in schleppendem Tempo gehalten und hier fängt "Big Boss" auch an, überwigend "richtig" zu singen (manchmal fast opernhaft, meist Barriton), wenn auch seine sehr theatralische Art zu singen sicher nicht jedermanns Sache ist. Ich finde, er wirkt oft sehr charismatisch und vor allem äußerst eigenständig. Einige Chöre erinnern mich fast an eine düstere Version der Gesangsszenen im Film "Ronja Räubertochter" (was ich definitiv positiv meine) und kreieren eine ganz eigene, mystische Stimmung.
Akustikgitarren kommen auf dem dritten Album auch öfter zum Zuge und der Stil ist häufig schon recht nah an der epischen Phase von BATHORY, ohne jedoch nach einer einfallslosen Kopie zu klingen, dafür sind manche Songs dann auch einfach zu abgefahren und anders, zudem auch öfters weniger eingängig als die der Schweden. Die erzeugte Atmosphäre ist aber definitiv eine ähnliche und manche Riffs erinnern auch an die von Quorthon, wenngleich Blackosh wirklich schon einen ziemlich eigenen Stil erkennen lässt, der oft düster und gleichzeitig soundtechnisch "warm" wirkt. Einige der Songs haben unerwartete Wendungen, so z.B. der Titelsong, der episch und "doomig" anfängt und im letzten Drittel auf einmal in Death-/Thrash-Geknüppel umschlägt. Die epische Seite der Band überwiegt hier aber erstmals, so dass auch Leute die Scheibe mögen könnten, die mit Black Metal ansonsten gar nichts oder nur sehr wenig anfangen können.
Dieser Thread ist eine überarbeitete Fassung von dem, was ich mal im Sacred Metal Forum zu der Band geschrieben hatte.
Eines noch vorweg: wer vor allem eingängige oder eindeutig kategorisierbare Musik sucht, braucht gar nicht weiterzulesen...
(Ich hätte den Thread ebensogut im Heavy-/Progressive- oder Thrash-Subforum posten können, und Folk-, Doom- und Gothic-Elemente kommen hier und da auch mal vor)
Die Band wurde 1987 in Brno von Gitarrist (und lange Zeit Hauptsongwriter) Petr "Blackosh" (Blackie) Hošek und Sänger Jiri "Big Boss" Valter (der inzwischen schon über 60 Jahre alt sein dürfte!) gegründet.
Es wurden vier Demos von 1988 bis 1989 eingespielt, von denen die ersten jedoch ziemlich dilettantisch wirken, aber im Underground musste damit schon einiges an Aufmerksamkeit erzielt worden sein.
Auf dem Debütalbum "Zjevení" von 1990 (das somit auch noch vor der skandinavischen Black Metal Welle rauskam und später noch mal mit englischen Lyrics als "The Revelation" veröffentlicht wurde) kann man ihren Stil wohl am ehesten als 80er Black Metal oder auch als Black Thrash bezeichnen. Mal atmosphärisch, mal ziemlich stumpf muten die Stücke an, für damalige Verhältnisse auch musikalisch (und vor allem gesanglich) recht extrem, jedoch können mich die meisten Songs aus der Phase nicht besonders begeistern, auch wenn z.B. mit "Piseň Pro Satana" ein kleiner Hit dabei war, der auch Fans weniger extremer Klänge begeistern könnte (sofern man auf den monotonen "Gesang" klarkommt). Mit "Cesta Zkázy" war außerdem bereits ein Stück auf dem Debüt, das in den ersten 2 Minuten mit schleppendem Tempo und episch-theatralischem Chor schon ungefähr die Marschrichtung für spätere Werke vorgibt, nur um dann unvermittelt in einen hyperschnellen Thrashsong umzuschlagen (und gegen Ende wieder den Anfangspart aufgreift).
Irgendwie durchaus ein interessantes Debüt, das den Weg schon vorzeichnet, aber es ist noch Luft nach oben (die mit den folgenden Alben immer dünner werden soll)...
1991 kam "Hell Symphony" raus (heutzutage, genau wie das Debüt und der Nachfolger als Originalvinyl und CD-Erstauflage sauteuer) und hier ging die Band schon deutlich differenzierter und musikalisch interessanter (aber definitiv nicht weniger extrem) zu Werke. Es fängt nach atmosphärischem Intro mit sehr geilem, teilweise extrem schnellem und rein instrumentalem Thrash an. Diese Riffs muss man einfach gehört haben und der Gitarrensound ist auch äußerst derb (nur die Snare ist mir da immer ein wenig zu sehr im Vordergrund). Das Stück hat außerdem einen richtig spannenden, mitreißenden Aufbau!
Wenn man sich bei den folgenden Stücken erstmal an den Krächzgesang gewöhnt hat, kann man sich durchaus für den recht variablen aber rohen Black Metal / Black Thrash begeistern. "Abaddon" wird auch wieder sehr atmosphärisch und sogar mit Trompeten- oder Fanfarenklängen eingeleitet und erinnert fast an eine Mischung aus BATHORYs blackmetallischer Frühphase und deren epischen Werken wie "Hammerhart" (nur der "Gesang" klingt gänzlich anders), wechselt gekonnt zwischen düster-schleppenden und rasenden Parts. "Leviathan" erinnert dann noch mehr an BATHORY zu "Hammerheart" und "Blood Fire Death"-Zeiten, nur abermals mit extremerem Gesang. Das ist wohl das älteste Stück der Band, das ich als richtig episch und fast schon hymnisch (außerdem sehr abwechslungsreich) bezeichnen würde. Sollten sich Bathory-Fans auf jeden Fall mal anhören, vor allem der Mittelteil mit Meeresrauschen und einer Steigerung danach kann schon für Gänsehaut sorgen. Nach dreieinhalb Minuten Midtempo nimmt das Stück dann aber doch noch Fahrt auf und wird thrashig, für mich (zusammen mit dem instrumentalen Opener) klar das Highlight der Frühphase der Band! Mit "The Prayers" gibt's hier sogar auch ruhige (wenn auch eher melancholisch-düstere) Klänge und die später oft so typische Akustikgitarre dominiert hier erstmals den Song.
"Temple In The Underworld" (1992) war dann erstmals überwiegend in schleppendem Tempo gehalten und hier fängt "Big Boss" auch an, überwigend "richtig" zu singen (manchmal fast opernhaft, meist Barriton), wenn auch seine sehr theatralische Art zu singen sicher nicht jedermanns Sache ist. Ich finde, er wirkt oft sehr charismatisch und vor allem äußerst eigenständig. Einige Chöre erinnern mich fast an eine düstere Version der Gesangsszenen im Film "Ronja Räubertochter" (was ich definitiv positiv meine) und kreieren eine ganz eigene, mystische Stimmung.
Akustikgitarren kommen auf dem dritten Album auch öfter zum Zuge und der Stil ist häufig schon recht nah an der epischen Phase von BATHORY, ohne jedoch nach einer einfallslosen Kopie zu klingen, dafür sind manche Songs dann auch einfach zu abgefahren und anders, zudem auch öfters weniger eingängig als die der Schweden. Die erzeugte Atmosphäre ist aber definitiv eine ähnliche und manche Riffs erinnern auch an die von Quorthon, wenngleich Blackosh wirklich schon einen ziemlich eigenen Stil erkennen lässt, der oft düster und gleichzeitig soundtechnisch "warm" wirkt. Einige der Songs haben unerwartete Wendungen, so z.B. der Titelsong, der episch und "doomig" anfängt und im letzten Drittel auf einmal in Death-/Thrash-Geknüppel umschlägt. Die epische Seite der Band überwiegt hier aber erstmals, so dass auch Leute die Scheibe mögen könnten, die mit Black Metal ansonsten gar nichts oder nur sehr wenig anfangen können.
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