VALKYRIE - Fear

The Aftermath

Deaf Dealer
valkyrie-fear-cover-okladka.jpg


Letzten Freitag wurde das vierte Album Fear der amerikanischen Hard Rocker VALKYRIE bei Relapse Records veröffentlicht. Mich verwundert es ehrlich gesagt, dass nicht einmal der 2015er-Vorgänger Shadows bisher im Forum erwähnt wurde, daher möchte ich hier eine kurze Empfehlung aussprechen. Die Band existiert schon länger, die ersten beiden Alben sind mir jedoch nicht bekannt. Ich bin damals hauptsächlich aufgrund des tollen Artworks auf Shadows aufmerksam geworden (Das Cover von Fear ist übrigens nicht weniger gelungen, siehe oben) und habe einen meiner sehr seltenen Blindkäufe getätigt. Glücklicherweise hat sich das Album langfristig als ein wahrer Glücksgriff herausgestellt, und mit Fear hält die Band Stil und Qualität konsequent bei.

Wie auf dem Vorgänger ist das Songmaterial auf Fear sehr homogen. Auch wenn die Songs nicht direkt ineinander übergehen, bauen die meisten Stücke auf langen, in ihrem Fluss fast hypnotischen Instrumental-Passagen auf. Getragen werden die Songs dabei von den überragenden Twin-Gitarren-Passagen der beiden Brüder Jake und Peter (Letzterer hat früher bei BARONESS gespielt). Die Gesangslinien und Refrains werden hier beinahe zur Nebensache, denn erst in den Instrumental-Passagen spielt die Band ihr gesamtes Können aus und treibt einem - wie beim überragenden "Afraid to Live" - allein durch ihre Gitarrenmelodien die Tränen in die Augen. Auf Shadows war die Band bereits ähnlich virtuos unterwegs, doch der Sound war matschiger und undifferenzierter. Auf dem neuen Album kommt die bodenständige, aber dennoch sehr tighte Rhythmus-Fraktion viel besser zur Geltung; gerade der knackige Bass treibt die Songs nun effektiver nach vorne und entfernt die Band noch stärker vom (meiner Meinung nach zu Unrecht applizierten) "Stoner-Rock"-Label.

Zwar gibt es mit den beiden bluesigen Hard Rockern "Feeling So Low" und "Loveblind" auch wieder zwei kompaktere, kürzere Songs, die nicht ganz die melodischen Dimensionen der längeren Titel erreichen, aber im Gegensatz zum Vorgänger - auf dem mit dem spröden "Mountain Stomp" meiner Meinung nach ein Filler dabei war - fügen diese sich dennoch problemlos in die Gesamtstimmung des Albums ein. Fear hat, abgesehen von dem bereits erwähnten "Afraid to Live", keine direkt herausragenden Highlights zu bieten (Wie zum Beispiel der Titeltrack des Vorgängers), aber dafür fällt das Niveau auch zu keiner Sekunde ab. Mit dem sehr metallischen, fiesen "Evil Eye" gibt es einen zusätzlichen Farbtupfer, während das instrumentale, ruhige "Exasperator" am Ende einen unscheinbaren, aber dafür umso effektiveren Abschluss bietet.

Die große Stärke von Fear ist meiner Meinung nach die unterschwellige Melancholie, die sich durch alle Songs zieht. Twin-Gitarren-Exzesse und analogen "Retro"-Rock zelebrieren genügend andere Bands. VALKYRIE stechen (für mich) dadurch hervor, dass sie eine fast "doomige" Grundstimmung erzeugen und sich auf Melodien konzentrieren, die mich sofort an BLACK SABBATH, THIN LIZZY und WISHBONE ASH denken lassen. Ich würde sogar sagen, dass VALKYRIE als eine "heavy" Version von WISHBONE ASH charakterisiert werden können; gerade das Zwischenspiel zwischen dem knackigen Bass, den entfesselten und dennoch verträumten Leadgitarren und die introvierte Grundstimmung lassen mich wiederholt an Argus denken. Auch PENTAGRAM und (vereinzelt) SAINT VITUS kommen einem in den Sinn.

Für mich zementieren VALKYRIE mit diesem Album ihren Status als eine der stärksten und interessantesten Hard-Rock-Bands der letzten Jahre, und ich bin mir jetzt schon sicher, dass Teile von Fear bis zum Jahresende meine Playlists blockieren werden.
 
Oh, die haben ein neues Album? Danke für den Hinweis! Die Shadows ist in der Tat grandios, beim von dir erwähnten Cover angefangen. Und dem steht das neue so wie es aussieht in nichts nach.... Ich bin gespannt!
 
Zurück
Oben Unten