Cathedral – The Ethereal Mirror
VÖ: 24.05.1993
1. Violet Vortex (Intro) 01:54
2. Ride 04:47
3. Enter The Worms 06:07
4. Midnight Mountain 04:55
5. Fountain Of Innocence 07:12
6. Grim Luxuria 04:47
7. Jaded Entity 07:53
8. Ashes You Leave 06:21
9. Phantasmagoria 08:42
10. Imprisoned In Flesh 01:44
Mit der neuen Platte ist es Cathedral endgültig gelungen, einen total eigenen Stil zu finden! Zwar erinnert das düstere, neue Werk hin und wieder an Danzig und Co. - aber das ist ja wohl kein Fehler. In eine Schublade stecken kann man den ethereelen Spiegel jedenfalls nur schwer. Doch die Nummern gehen ins Ohr – und bleiben kleben, dass es nur so eine Freude ist!
Absolute Ohrwürmer sind “Ride” und “Enter The Worms” - brilliant! Von gleicher Qualität sind “Midnight Mountain”, “Fountain Of Innocence” und “Ashes You Leave” - ist das wirklich eine Earache-Platte? Und dann noch “Imprisoned In Flesh” - eine Ballade! Auf Earache! Wisst ihr was? That's fucking brilliant! Geil, geil! Diese Platte ist purer Kult! Bis jetzt mein Album des Jahres!
(21.06.1993)
Anmerkungen: Dieses Review ist mir nicht ganz unpeinlich (mei, ich war halt jung
) – abgesehen davon, dass darunter einst die wohlverdiente Höchstnote vermerkt war.
Wen genau ich nach der Nennung von Danzig mit “und Co.” im Sinne hatte, weiß ich übrigens beim besten Willen nicht mehr, ABER ich erinnere mich immerhin, dass mir bewusst war, dass “ethereal” nicht mit
“ethereel” übersetzt wird und dass das einfach so ein juveniler Schnoddrigkeits-Schreib von mir war.
Ansonsten: “The Ethereal Mirror” hat eine der hitreichsten A-Seiten überhaupt – jeder Song ist ein absoluter Volltreffer, der genau ins Schwarze trifft. Jedes Lied schräg und verschroben, nichtsdestotrotz komplett memorabel, catchy, groovy, maximale Liebe in wohligem Moll. Der B-Seite gelingt dies zwar nicht im gleichen Ausmaß, natürlich ist sie auch aufgrund von “Phantasmagoria” ganz eindeutig sperriger, jedoch wird dies direkt wieder ausgeglichen durch das Vorhandensein des brillianten “Jaded Entity” (wie göttlich begnadet Lee Dorrian den Refrain – eine der Königsstellen des kompletten Albums! – singt: “We've come so
far / And we are so close...”) sowie der über die Maßen bezaubernden Akustik-Miniatur “Imprisoned In Flesh".
Mein Lieblingslied ist “Fountain Of Innocence”, weil es aus dem ohnehin genialen Album tatsächlich nochmals herausragt – auch, wenn “Midnight Mountain” eine weit größere Außenwirkung erlangt hat (und seinen guten Ruf hat es natürlich zu Recht, da ebenfalls atemberaubend). Diese traumhaften Gitarrenmelodien, kombiniert mit einem wahnsinnig guten Klangbild, der zu Beginn verhallte Gesang, die traumhafte Bridge (“I'm resident / In corridors of sentiment...”) die Lyrics, die Soli – alles hieran ist genial und bricht in mir sämtliche Dämme der bittersüßesten Nostalgie auf – ohne Schwermut versehen, mit schierem Glück versetzt. Die Felder, Wälder, Hügel und Berge meiner Kindheit und Jugend, die blauen Himmel der damaligen Zeit sind für immer mit diesen Klängen verbunden. Gemeinsam mit “Voyage Of The Homeless Sapien” von der “Statik Majik”-EP ist dies für mich Cathedrals Magnum Opus, was einzelne Lieder anbelangt.
Außerdem: das Cover ist einer meiner Top-10-Alltime-Lieblinge, welches man in der CD-Variante trotz faltbarem Booklet leider nur ohne den rechten Rand sowie ansonsten eher selten - als LP gar nie - mit dem am Himmel fliegenden Drachen bekommt – ergo muss man ganz eindeutig mehrere Varianten haben und bewundern – leider kommt die LP (zumindest meine) ohne Gatefold. Ein großartiges Bandfoto gibt es noch, dies allerdings nur als CD-Backcover, dafür aber noch besser als jenes von “Forest Of Equilibrium” – ein klarer Zusatzpunkt fürs Bandimage und die emotionale Bindung meinerseits – das waren Leute, mit denen ich gerne in Schlaghosen gewandet gemeinsam auf grasigen Hügeln sitzend Musik gehört, dabei geschmaucht und geraucht sowie unter blauen Himmeln einfach nur die weit und endlos erscheinenden jugendlichen Tage genossen hätte. Tagträumer mit Pfeifen im Gepäck, bunten Klamotten, viel Haar und einem nachdenklich-emotional-verträumt-verquer-verrückten Blick auf Alles und Jeden - im Vergleich zu den ordinären Betrachtungsweisen des Mainstreams. Und irgendwie sahen sowohl ich als auch etliche Freunde und Bekannte der damaligen Jahre zu jener Zeit auch einfach ganz genau
so beziehungsweise doch
sehr ähnlich aus. Lee Dorrian erinnert mich auf diesem Bild von Gesicht, Blick und Haar her tatsächlich etwas an mich selbst in der zweiten Hälfte der Neunziger. Those were the days. Seufz.