DEAF FOREVER - die erste Ausgabe

Viel schlimmer als die Headline, bei dem Death-Metal-Artikel im Deutschland-Special, fand ich die fiese Aussage von Herrn Stappert, die sich so liest: ''Die deutsche Doom-Szene der Neunziger ist überschaubar: Ihre Hauptprotagonisten stammen kurioserweise alle aus Baden-Württemberg.''

Zu dieser Herabwürdigung des Standortes Baden-Württemberg, die förmlich vor Geringschätzung strotzt, verlange ich eine sofortige Aufklärung. :D


"kurios" ist für Dich negativ? Ich hätte das jetzt eher so interpretiert, dass die anderen Bundesländer diesbezüglich hinterherhinkten. Man muss "kurios" ja nicht gleich mit dem schlimmsten Synonym assoziieren ;-)
 
Gibt es etwas Öderes als NS-investigative Seziertische in Internetforen? Sind wir uns alle einig, dass hier (und beim DF) niemand für Massenmord ist, durch wen auch immer verübt? Ja? Und sind wir uns einig, dass wir alle nicht gefährdet sind, wegen einer Überschrift in einem Heft zu Massenmördern zu werden? Ja? Danke, dann können wir die Diskussion vielleicht beenden.

Und zwar schnell. Wenn ich über Geschichte Politik diskutieren will, lese ich die Tageszeitung ! Hier spielt die Musik !!!
 
"kurios" ist für Dich negativ? Ich hätte das jetzt eher so interpretiert, dass die anderen Bundesländer diesbezüglich hinterherhinkten. Man muss "kurios" ja nicht gleich mit dem schlimmsten Synonym assoziieren ;-)

Nein, ich suche jetzt einfach nur nach Erbsen in der Suppe, weil es en vogue ist. Aber viel bleibt nicht mehr über. Höchstens noch, dass das Foto mit Mistress Stacey von SAVAGE MASTER zu klein geraten ist.
 
Jeder hat irgendwo Dreck am Stecken. Wenn man einfach anerkennt, dass sich Dinge in der Geschichte wiederholen, dann fällt diese emotionale Note weg. Bei uns wird nur aufgrund der geringen zeitlichen Distanz so emotional mit dem Thema 3. Reich umgegangen. Und natürlich, weil entsprechende Kanäle existieren, die das Thema am Leben erhalten (unter anderem, weil man damit auch ne Menge Geld verdient und/oder sich als Geschichtsguru der Nation profilieren kann, siehe Guido Knopp). Aber irgendwann werden alle das so sehen wie Arbeitslager in Akkad oder Babylon.
Dass beim Thema Shoa die Emotionen hoch gehen, ist auch gut so; ein indifferenter Umgang mit dem eigentlich Unaussprechlichen, der konsequenten industriellen Vernichtung eines Volkes, wäre nicht nur Zeugnis von Unsensibilität, sondern auch ein Unrecht gegenüber den Opfern, die eine lebendige Erinnerung an das von ihnen erfahrene Unrecht verdienen. Natürlich wird der Gang der Geschichte die Erinnerung dereinst verwischen und auf ein abstraktes Niveau hieven; das bedeutet aber nicht, dass wir, die wir immer noch in der Moderne (oder ihren Nachwehen) leben, von der Verpflichtung befreit sind, einem spezifischen, epochalen Ereignis der Moderne ihre singuläre Geltung zu berauben. Das würde tatsächlich bedeuten, aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.
 
Auf die Reife habe ich ja noch gewartet... aber sich auf Respekt und Anstand berufen. Ich habe jetzt zum Beispiel mit Vokabular wie "drauf scheißen", oder damit, publikumswirksam die Reife des Gegenübers anzuzweifeln etc... größere Anstandsprobleme als mit Zitaten römischer Senatoren. Was sicher kein Zeichen geistiger und moralischer Reife ist, das ist nämlich, dem Gegenüber ebendiese zu unterstellen oder diese Unterstellung zumindest zu implizieren, weil sie sich dem fadenscheinigen Kodex betreffend vermeintlich anrüchiges Vokabular nicht unterwerfen wollen.

Huch, es war jetzt aber gar nicht meine Intention, dir irgendwas unterstellen zu wollen.



Was mich belastet, ist die höchst bedenkliche, aber leider aus ebendieser Attitüde erwachsene totalitäre Gesinnung, die zum Verbot und der Bestrafung der Benutzung von Buchstabenkombinationen, Symbolen, Textzitaten usw... führt, und dies teils unabhängig vom Zusammenhang und Zweck der jeweiligen Verwendung. Dieser Eingriff in die Freiheitsrechte der Menschen ist die Ausgeburt des vorauseilenden Gehorsams in Sachen "politsch korrekter" Sprachverwendung, und genau deshalb werde ich diesen reflexartigen Auswürfen der Marke "das sollte man so nicht sagen" immer dann widersprechen, wenn sie übers Ziel hinaus schießen.

Aus den Anmerkungen einer Hand voll Leute, dass sie die Formulierung im Zusammenhang mit einem Artikel über Death Metal unangebracht finden, machst du eine "totalitäre Gesinnung", die in "vorauseilendem Gehorsam" zu "Verbot und Bestrafung" führt?
Puh.
 
Dass beim Thema Shoa die Emotionen hoch gehen, ist auch gut so; ein indifferenter Umgang mit dem eigentlich Unaussprechlichen, der konsequenten industriellen Vernichtung eines Volkes, wäre nicht nur Zeugnis von Unsensibilität, sondern auch ein Unrecht gegenüber den Opfern, die eine lebendige Erinnerung an das von ihnen erfahrene Unrecht verdienen. Natürlich wird der Gang der Geschichte die Erinnerung dereinst verwischen und auf ein abstraktes Niveau hieven; das bedeutet aber nicht, dass wir, die wir immer noch in der Moderne (oder ihren Nachwehen) leben, von der Verpflichtung befreit sind, einem spezifischen, epochalen Ereignis der Moderne ihre singuläre Geltung zu berauben. Das würde tatsächlich bedeuten, aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.

Aber keinen interessieren heute die Leiden anderer Völker (oder gar des eigenen Vokls in verschiedenen Nicht-Nazi-Zeiten, was eine parallele Erscheinung dieses Sprachreinigungsirrsins ist). Sicher kann ich den Holocaust für mich als eines der übelsten Verbrechen der Menschheit ansehen. Aber man sollte nicht gleich dazu gezwungen werden, den Holocaust mit Thema xy zu verknüpfen und andächtig den Kopf zu senken. Beim Stein des Anstoßes, der Übersetzung eines lateinischen Ausdrucks (der wiederum seinen Ursprung im antiken Griechenland hat), muss man nicht an die Shoa denken. Wenn DF ne Nazipostille wäre, dann schon. Daher muss unbedingt immer der Kontext beachtet werden. Leider wird der von den Leuten, die diese unsinnigen Diskussionen starten, nie bedacht. Ich lasse mir jedenfall kein schlechtes Gewissen einreden. Und der Autor der Überschrift sollte das auch nicht. Natürlich hat er die Freiheit, das nächste Mal seine Überschriftenwahl mehrmals zu überdenken, keine Frage. Das mit dem "aus der Geschichte lernen" hatte ich ja erwähnt, da muss ich wohl nix mehr dazu sagen. Leider funktioniert das nicht mal mit der Post-Nazi-Zeit. Oder wird hier ausgiebig den zig Millionen Opfern des Kommunismus gedacht? Das ist jetzt schon "verwischt". Und das muss man - wie die Fälle vieler anderer verwischter Abartigkeiten der älteren und jüngeren Geschichte - ebenso anprangern, wenn man von Shoa und Holocaust spricht. Alles andere ist für mich unglaubwürdig.
 
Oder wird hier ausgiebig den zig Millionen Opfern des Kommunismus gedacht?

Sollte ein Russland-Special mit irgendeinem Gulag-Spruch betitelt sein, würde sich sicher auch der ein oder andere daran stören, und dies hier äußern.

Ansonsten ging die Diskussion hier etwas ab vom Thema, da es ja nun nicht um einen Begriff geht, den die Nazis missbraucht haben, sondern um einen konkreten Satz aus der Kunst, der den Holocaust benennt.
Ich schätze, wenn dem Schreiber dies so bewusst gewesen wäre, hätte er den Titel überdacht.
 
Es gibt halt in der Geschichte kein Verbrechen das dem Holocaust gleich käme. Auch in den Gulags wurden keine Millionen Menschen so gezielt ausgelöscht. Die KZs waren halt keine reinen Arbeitslager sondern darauf ausgerichtet ganze Volksschichten auszulöschen und das nicht nur im eigenen Land sondern generell.

Was im Namen des Kommunismuss in großen Teilen der Welt geschehen ist war/ist grausam, abartig und in keinster Weise zu entschuldigen, aber es ist nicht mit dem Holocaust gleichzusetzen.

Und es ist trotzdem Blödsinn das man das eine nicht ohne das andere anprangern darf, denn nach dieser Logik dürfte man gar nichts anprangern, da ja immer irgendetwas vergessen würde.

Und überhaupt ist anprangern ein doofes Wort. Hier wurde sich an einer Überschrift gestört und niemandem unterstellt Nazi zu sein, geschweige das jemand an den Pranger gestellt wurde.
 
Aber keinen interessieren heute die Leiden anderer Völker (oder gar des eigenen Vokls in verschiedenen Nicht-Nazi-Zeiten, was eine parallele Erscheinung dieses Sprachreinigungsirrsins ist). Sicher kann ich den Holocaust für mich als eines der übelsten Verbrechen der Menschheit ansehen. Aber man sollte nicht gleich dazu gezwungen werden, den Holocaust mit Thema xy zu verknüpfen und andächtig den Kopf zu senken. Beim Stein des Anstoßes, der Übersetzung eines lateinischen Ausdrucks (der wiederum seinen Ursprung im antiken Griechenland hat), muss man nicht an die Shoa denken. Wenn DF ne Nazipostille wäre, dann schon. Daher muss unbedingt immer der Kontext beachtet werden. Leider wird der von den Leuten, die diese unsinnigen Diskussionen starten, nie bedacht. Ich lasse mir jedenfall kein schlechtes Gewissen einreden. Und der Autor der Überschrift sollte das auch nicht. Natürlich hat er die Freiheit, das nächste Mal seine Überschriftenwahl mehrmals zu überdenken, keine Frage. Das mit dem "aus der Geschichte lernen" hatte ich ja erwähnt, da muss ich wohl nix mehr dazu sagen. Leider funktioniert das nicht mal mit der Post-Nazi-Zeit. Oder wird hier ausgiebig den zig Millionen Opfern des Kommunismus gedacht? Das ist jetzt schon "verwischt". Und das muss man - wie die Fälle vieler anderer verwischter Abartigkeiten der älteren und jüngeren Geschichte - ebenso anprangern, wenn man von Shoa und Holocaust spricht. Alles andere ist für mich unglaubwürdig.

Die Einzigartigkeit der Shoa zu akzeptieren, sie in einem Schuldverhältnis Deutschlands zu situieren, bedeutet doch nicht automatisch, sich nicht für die Leiden anderer Völker zu interessieren - ganz im Gegenteil, es lässt uns aufhorchen, wenn auch nur ähnliche Tendenzen im Weltlauf wieder zu geschehen drohen. Dass die Opfer des Kommunismus nicht eine entsprechende Würdigung erhalten, mag wohl tatsächlich für Russland gelten - das liegt aber vornehmlich daran, dass hier bisher keine dementsprechende Aufarbeitung der eigenen Geschichte passierte. Hier konnte noch nichts verwischen, hier trat noch gar nichts ans Tageslicht. Und natürlich kann ich die Shoa - so schwierig es eh schon ist - thematisieren, ohne gleich auf anderes Leid zu sprechen zu kommen - man muss jedem historischen Ereignis seine Geltung lassen; es ständig in einen Zusammenhang zur historischen Totalität zu stellen, stellt notwendigerweise eine durch Relationierung hergestellte Relativierung dar. Die Verbrechen des Kommunismus und Nationalsozialismus mögen oberflächlich unter totalitären Regimes stattgefunden haben, sie gehorchten doch jeweils ihrer eigenen Logik - und die Geltung dieser Logik gebietet eben auch, die Singularität der industriellen Vernichtung der Juden anzuerkennen.
 
Es gibt halt in der Geschichte kein Verbrechen das dem Holocaust gleich käme. Auch in den Gulags wurden keine Millionen Menschen so gezielt ausgelöscht. Die KZs waren halt keine reinen Arbeitslager sondern darauf ausgerichtet ganze Volksschichten auszulöschen und das nicht nur im eigenen Land sondern generell.

Was im Namen des Kommunismuss in großen Teilen der Welt geschehen ist war/ist grausam, abartig und in keinster Weise zu entschuldigen, aber es ist nicht mit dem Holocaust gleichzusetzen.

Und es ist trotzdem Blödsinn das man das eine nicht ohne das andere anprangern darf, denn nach dieser Logik dürfte man gar nichts anprangern, da ja immer irgendetwas vergessen würde.

Und überhaupt ist anprangern ein doofes Wort. Hier wurde sich an einer Überschrift gestört und niemandem unterstellt Nazi zu sein, geschweige das jemand an den Pranger gestellt wurde.


klar, die Diskussion ist natürlich etwas ausgeufert. Aber für mich gibt es eben nicht das eine Thema ohne das andere. Alles andere ist für mich unfair den Opfern anderer Systeme/Ideologien etc.. Wo soll das hinführen, wenn man jetzt noch anfängt, darüber zu diskutieren, wer nun auf welche Weise Millionen von Menschen getötet hat und was nun schlimmer ist? DIe einen sind nicht weniger Opfer als die anderen , will ich damit sagen.
 
Guten Morgen zusammen. Kaum schaut man mal einen Sonntag nicht ins Forum... Bitte kehrt zum eigentlichen Thema dieses Threads zurück. Das ufert hier deutlich zu sehr aus und hitzt unnötig die Stimmung auf. Weiteren Diskussionsbedarf bitte bilateral untereinander klären. Beschwerden und Rückfragen gerne per PN an mich.
 
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Ich bin wirklich angetan von der ersten Ausgabe und es ist wieder schön von den üblichen Pappenheimern zu lesen. Das Deaf Forever versprüht für mich sowohl von der Aufmachung (Layout und Satz), von den vielen Infos, als auch den Listen einen Enthusiasmus wie man ihn von Fanzines kennt. Ich bin begeistert und zum Glück hab ich noch nicht alles gelesen.
 
Guten Morgen zusammen. Kaum schaut man mal einen Sonntag nicht ins Forum... Bitte kehrt zum eigentlichen Thema dieses Threads zurück. Das ufert hier deutlich zu sehr aus und hitzt unnötig die Stimmung auf. Weiteren Diskussionsbedarf bitte bilateral untereinander klären. Beschwerden und Rückfragen gerne per PN an mich.
Wollte ich auch mal sagen! Ich werde hier angefurzt, weil ich was zum Inhalt des Heftes schreibe was irgendwo in diesem Thread steht und hier wird sich seitenlang über irgendeinen Satz aufgeregt bzw. in Bereiche abgedriftet. Es wird albern. Wo sind wir hier eigentlich? Das geht ja nun voll am Thema vorbei.
 
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