Ария (ARIJA / ARIA) - Die "russischen Iron Maiden"

Super Thread, Leute! Vielen Dank für die Reviews und Empfehlungen! Für mich einer der Highlights des KIT, auch der letzten Jahre. Da mir vorher eben nicht bekannt. Seit Jahren nehme ich vor den sog. Ostblock mal zu durchleuchten, habe seinerzeit auch Kruiz, KAT etc. sehr abgefeiert, da gibt es noch soviel Schätze zu entdecken!!
 
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da hoffe ich doch auch mal drauf - denke mal, das könnte im nächsten Heft durchaus ein Thema werden;):top:
Der Martin ( @Digital Dictator - war wohl echt dein KIT dieses Jahr?!? :)) stand beim Meet & Greet mit hinterm Tisch, und war, wie sich herausstellte, Band-Betreuer. @Oliver Weinsheimer hat eben noch die Professionalität und Nettigkeit der Band gelobt, und @Kris hat dem neuen Album 9.5 Punkte gegeben und war ebenfalls vor Ort. Also ich wäre schwer enttäuscht, wenn da kein Interview möglich war... :acute:

A propos @Kris : du hast den Gig doch hoffentlich nicht verpennt, oder wie darf ich dein 'Ach hör auf, ich hab so gut geschlafen!' von Samstag früh deuten?!? o_O

Wie @Hugin im KIT-Thema schrieb: ja, im Vergleich zu Moskau war das ein Secret-Gig, auch wenn die russische Gemeinde da durchaus Notiz von genommen hat. Nicht nur war das KIT kurz nach Bekanntgabe der ARIA-Show ausverkauft, ich wurde in der zweiten Reihe auch erst mal auf russisch angequatscht und wurde quasi erst mal für nicht ganz voll genommen: 'Wie kannst du die Band mögen, wenn du nix verstehst? Die Texte sind doch so toll!'. Meine Erklärung (ich muss nicht immer alles verstehen, die Musik reicht mir) war wohl gut genug, denn kurz darauf bekam ich ein Bier mitgebracht (und durfte mich erst tags drauf revanchieren). :top:

Die Musiker kamen bei der Signing-Session schon super rüber (freundlich, aufmerksam - Fan-nah halt, selbst wenn sie teils kein Wort verstanden), und legten auf der Bühne eine überaus mitreißende Performance hin, bei der sich die (vorausgesetzte) Professionalität mit der (erhofften) Spielfreude vereinte und man zu keiner Sekunde den Eindruck hatte, hier würde nur ein alter Stiefel in einer muffigen Sporthalle runter gespielt. So eine Megalomania wie in Moskau würde mich dann auch zu sehr von der Musik ablenken.

Um hier mal zum Ende zu kommen: geile 75 Minuten, aber leider nur 75 Minuten: das war absolut Headliner-würdig - erst recht, nachdem ich mir SORTILÈGE jetzt im Stream komplett angehört habe (soll der Gesang da so schief?!?).
 
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ARIJA - "Игра С Огнем"/"Igra S Ognem" ("Playing With Fire") (1989)
Das 89er Album wäre für mich von allen nach Maiden klingenden Alben anderer Bands wohl das beste oder zumindest eines der besten und schon ziemlich nah an der Perfektion - wenn nicht das nur ganz nette und recht seichte Stück am Schluss der Scheibe wäre, das im Grunde nur so vor sich hinplätschert.
Der enorm abwechslungsreiche und wieder recht schnelle Opener kann es aber locker mit dem vom Vorgänger aufnehmen und auch sonst gibt's hier (wie gesagt, vom letzten Song abgesehen) nur erstklassige Stücke. Der neunminütige Titelsong ragt noch mal ein wenig heraus, auch wenn der erste ruhige Zwischenteil doch recht dreist beim Intro von MAIDENs "To Tame A Land" geklaut ist (immerhin in der zweiten Hälfte leicht variiert). das zweistimmige Gitarrenlead kurz vorm zweiten ruhigeren Teil erinnert mich sogar etwas an gute alte HELSTAR! Insgesamt ist es jedenfalls Wahnsinn, was in diesem Stück alles passiert, auch düstere sowie ziemlich harte Momente gibt es, sodass eigentich so ziemlich die gesamte Bandbreite des bisherigen Stils der Band sich in diesem einen Song zeigt.
Was auf dem Album außerdem positiv auffällt, ist, dass sowohl manche härtere Gitarrenparts, als auch die Produktion eher an Alben wie "Piece Of Mind" und auch "Killers" als an die damals aktuelle Scheibe der britischen Kollegen erinnern (nur deutlich mehr Hall hat der Sound hier). Arija gehen hier genauso abwechslungsreich, aber eben auch mal ne Ecke wilder und rauher als Maiden zu der Zeit zu Werke.


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"Кровь За Кровь"/"Krow Sa Krow" ("Blood For Blood") (1991)
Zwei Jahre später kam von der Band eine weitere großartige Scheibe. Abermals paaren sich hoher, technischer Anspruch an den Instrumenten mit eingängigen, mitreißenden Melodien und geradezu beängstigendem kompositorischem Talent! Bei Stücken wie z.B. dem flotten Opener, "Antikrist" (mit breaklastigem, sehr eigenständigen Beginn und einem von einem Schrei eingeleiteten, sehr maiden-lastigen aber grandiosen Finale) und dem vierten Stück (mit Clairvoyant-Gedächtnis-Rhythmus), sowie dem Titelsong (mit tollem, erst ruhigen, dann sich steigernden Mittelteil) bekomme ich Gänsehaut und komme zu dem Schluss, dass Maiden seit den 90ern definitiv keine besseren Songs mehr gemacht haben, auch nicht mit ihren Highlights aus der Zeit. Einzig das Cover ist diesmal wirklich eine ganz bittere Enttäuschung - sieht es auf CD-Größe noch einigermaßén akzeptabel aus, offenbart sich beim LP-Cover ein billig hingepfuschtes Werk mit lächerlich/niedlich dreinschauendem Dämon/Monster im Himmel. Dabei ist das Motiv an sich eigentlich ganz gut, Derek Riggs hätte damals sicher ein tolles Cover draus gemacht (man wird aber dadurch entschädigt, dass dieses Album immerhin musikalisch besser ist als das auch nicht schlechte, wenn auch bis dahin schwächste Album der eisernen Jungfrauen, "No Prayer For The Dying").


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"Ночь Короче Дня"/"Notch Korotche Dina" ("The Night Is Shorter Than The Day") (1995)
Dies ist wohl das Album mit dem deutlichsten Maiden-Einschlag - wobei “Einschlag” hier eigentlich arg untertrieben ist, man kann hier wirklich fast jeden Gitarrenpart einem bestimmten Song von Maiden zuordnen. Der Opener erinnert am Anfang z.B. stark an “Infinite Dreams”, die ersten drei Töne vom achten Stück sind 1zu1 von “Seventh Son Of A Seventh Son” (Titelsong) geklaut, danach kommt eine leicht an “The Evil That Men Do” angelehnte Melodie und überhaupt klingt das ganze Album sehr stark nach dem 88er Werk von IRON MAIDEN, auch soundtechnisch ist alles wieder viel glatter (noch deutlich glatter als z.B. auf "SIT" oder "7th Son" von Maiden). Nur ein Part bei einem Stück ist klar bei “The Aparition” geklaut und noch bei einem anderen kommt ein weiterer Teil vom “Fear Of The Dark” Album zum Zuge (der ruhige Teil von "Fear Is The Key", wenn mich meine Erinnerung nicht trügt).
Zudem ist hier das Songwriting insgesamt nicht mehr so mitreißend und von überraschenden Wendungen durchzogen wie auf den Vorgängern (der Schlagzeugsound klingt auf der Scheibe außerdem recht blechern und billig), einzig im abschließenden, überlangen Titelsong ziehen die Russen noch mal alle Register.
Insgesamt für mich aber bis dahin eindeutig das schwächste (bzw. das bis dahin einzig schwächere) Album seit "S Kem Ty?", was aber eben hauptsächlich am dünnen Sound und dem hier nun wirklich schon dreisten Ideenklau bei Maiden liegt, die Songs an sich sind schon gut.
Für Maiden-Fans, die unbedingt eine Ersatzdroge brauchen und sich nicht an gut gemachten Plagiaten stören, daher sicher dennoch empfehlenswert, da handwerklich einfach makellos (bis auf die Produktion).

Herzlichen Dank für deine Postings - ich habe mir basierend auf deinen Reviews den 89er- und 91er-Output, zunächst in digitaler Form, gegönnt. Freue mich nun auf meine anstehende Reise in den metallischen Osten... und bereue es, meinen Russisch-Kurs vor 10 Jahren nicht fortgesetzt zu haben. Immerhin kann ich das Kyrillische noch lesen...
 
Ich würde mir ja wirklich wünschn der Arija Backkatalog wäre “im Westen“ einfacher erhältlich (oder überhaupt zu bekommen). Zumindest die ersten 4 - 5 Alben hät ich schon gerne auf CD. Geht mir aber bei ein paar anderen russischen Bands wie Master auch so.
 
Playing With Fire und Blood for Blood pusten mich gerade nacheinander völlig weg. :jubel: Dass die Band auf Albumdistanz SO saustark ist, hätte ich nicht erwartet. Und Kipelov ist ja der Oberknaller - welch eine grandiose Stimme! Ich verstehe zwar (fast) kein Wort, aber das stört selbst mich Lyrics-Freak in diesem Falle gar nicht.

Kleine Anekdote am Rande: Ich muss die ganze Zeit an meinen Urgroßvater (gestorben 1992, damals war ich knapp 11) denken. Er ist nach seinem Einsatz in Stalingrad in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten und ist erst als einer der letzten armen Teufel in den 1950er Jahren freigelassen worden (weil er ein Dortmunder MacGyver war, der alles reparieren konnte, hat er überlebt...). Natürlich konnte er danach ganz passabel Russisch - ab und zu fluchte er in dieser Sprache... Ist zwar OT, aber dies mag EIN Grund sein, warum mich Arija so berühren.
 
Von denen hab ich immerhin 'ne Best Of hier - aber Vorsicht, sonst bekommst du Speckmann... ;)

Naja, so ein paar Ost-Alben von damals hab ich ja zumindest auf vinyl.....u.a. die “Playing with Fire“ .... aber CD wäre mir lieber. Bei den Arija alben sin die neuesten Auflagen der alten Sachen auf Moroz in der zwischenzeit auch schon wieder 20 jahre alt.
 
[...]Natürlich konnte er danach ganz passabel Russisch - ab und zu fluchte er in dieser Sprache... Ist zwar OT, aber dies mag EIN Grund sein, warum mich Arija so berühren.
Ich war ca. 3 Jahre mit einer in Murmansk geborenen und in St. Petersburg groß gewordenen Frau (die mit Familie und Freunden oft Russisch gesprochen hat) zusammen, und derzeit höre ich jeden Tag auf der Arbeit nette Kolleginnen in dieser Sprache miteinander plaudern. Auch ohne was zu verstehen, gewöhnt man sich doch an die Sprach-'Melodie', und die ist bei mir durchaus positiv besetzt. :)
 
Wobei ich total überrascht war, wie gut russisch als Sangessprache funktioniert


In der Hinsicht bin ich eigentlich recht schmerzfrei. Abgesehen von Deutsch (da gibt's zumindest im Metal quasi nix was mir wirklich gefällt) finde ich die meisten anderen Sprachen funktionieren mit Metal ziemlich gut, oder die Musiker aus diesen Sprachräumen z.B. Franzosen verstehen es einfach besser ihre Musik um die Sprache rumzubauen.

Die Russen machen da für mich keine Ausnahme. Lyrics verstehen ist da natürlich nicht, aber was die machen ist i.d.R. wirklich stimmig.
 
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