Hab Deinen Post gelesen und einfach mal den “Klienten” angeklickt. War ne tolle Kino/TV Zeit damals. Hollywood konnte noch Filme drehen, in denen die Sets von Wohnungen und Häusern nicht so steril aussahen als seien es dekorierte Ausstellungszimmer im Möbelladen in denen noch nie jemand ne Schublade geöffnet hat. Das ist etwas was mich heute so massiv stört, auch bei Serien. Egal wie toll manche auch geschrieben sein mögen, das ist furchtbar anzusehen. Man schaue sich mal die Wohnungen von Seinfeld, Monica’s Wohnung bei Friends, das Haus von Roseanne usw. an und dann im Kontrast alle Wohnungen der Modern Family. Ich frag mich manchmal ob das an der gesamtgesellschaftlichen Oberflächlichkeit liegt die man impliziert, oder ob man Unzufriedenheit schüren möchte.
Ist ein toller Thriller, damals hab ich die Bücher von Grisham verschlungen. Ich meine mich noch zu erinnern, das in den Romanen immer gerne Musik Klischees bedient wurden. Da wurden gerne mal böse Buben durch “Judas Priest” T-Shirts stilisiert.
Danke für die Links!
John Grisham ist absoluter Schwarz-Weiß-Maler - tiefstes Schwarz und strahlendstes Weiß, dazwischen gibt es bei ihm scheinbar nichts.
Die Bösen sind abgrundtief böse, sie sind hinterhältig, niederträchtig, gierig und skrupellos, und sie sind häßlich und schwitzen. Die Guten sind selbstlos, offenherzig, zuvorkommend, bescheiden und kämpfen bis zur Ohnmacht für die Gerechtigkeit, sie sind makellos und so schön, daß die Leute sich die Hälse verrenken, wenn sie irgendwo auftauchen. Alle in Worte gefaßte Karikaturen.
Und nahezu jedes Klischee über Anwälte, Kanzleien, Versicherungsgesellschaften oder rücksichtslose Konzernbosse, über Richter, Jurys und Gerichtssäle taucht in seinen Romanen auf.
Aber aus beidem kann man ihm unmöglich einen Vorwurf machen, weil er das ganz bewußt und mit spürbarer Begeisterung tut, er spielt genüßlich damit. Und er weiß, wovon er schreibt, denn in dieser Welt kennt er sich aus.
John Grisham hat einen sehr lockeren, flapsig-humorvollen Stil und überzieht gern so dermaßen, daß es mich regelmäßig im Zeilentakt vor Lachen beinah zerreißt, obwohl seine Geschichten alles andere als Komödien sind. Denn genauso regelmäßig wird er wieder ernst und rückt die eigentliche Tragik der Geschehnisse in den Mittelpunkt, ohne gezielt auf die Tränendrüsen zu drücken. Andere Kapitel sind dann ganz wunderbar herzerwärmend, ohne jemals kitschig zu werden, davor bewahrt ihn der bereits erwähnte Humor.
Ich habe noch keine Grisham-Verfilmung gesehen, die die Romanvorlage zumindest halbwegs erreicht hätte. „Die Firma“ fand ich immerhin (trotz Tom Cruise) ganz gut (den Roman dennoch deutlich besser), an „Der Klient“ kann ich mich kaum erinnern – ich ahne, woran das liegt…
Ich verschwende nur höchst ungern Zeit damit, etwas über Filme zu schreiben, die mir nicht gefallen haben. Bei diesem hier hab ich’s ausnahmsweise mal gemacht:
Der Regenmacher (USA, 1997)
Francis Ford Coppola verfilmt einen Roman von John Grisham.
Warum wurde „The Rainmaker“ verfilmt? Weil das Buch ein absoluter Bestseller war, wie die vorangegangenen Bücher von John Grisham auch. Und weil vorherige Verfilmungen von Romanen von John Grisham ebenso äußerst erfolgreich waren.
Es ist die schlechteste Romanverfilmung, die ich je gesehen habe. Einige wenige Szenen wurden zwar im Detail verblüffend genau umgesetzt, etwa wie Buddy, der Vater des an Leukämie erkrankten Jungen, der sterben mußte, weil die verklagte Versicherung die ihm laut Vertrag eindeutig zustehende Übernahme der Kosten für seine Behandlung einfach aus Firmenprinzip verweigert hatte, im Garten seines Hauses in seinem alten Auto sitzt und Whisky säuft.
Aber den Roman im ganzen, John Grishams Art zu erzählen, scheinen die Filmmacher nicht ansatzweise verstanden zu haben. Das geht so weit, daß rein aus dramaturgischen Gründen die Verhöre im Gerichtssaal komplett ins Gegenteil verkehrt werden: Zeugen der Anklage werden von der Verteidigung der Lüge überführt, Einsprüche des Anwalts der Kläger werden vom Richter immer wieder abgewiesen (im Roman ist alles genau andersrum), wichtige Tatsachen, wie das riesige Glück, daß der Erkrankte in seinem Zwillingsbruder den perfekten Spender für eine lebensrettende Knochenmarktransplantation hatte, völlig ausgelassen (den Bruder gibt’s im Film gar nicht). Das alles nur um den Eindruck zu erwecken, daß der engagierte Junganwalt in dem Prozeß gegen die ebenso große wie rücksichtslose Versicherungsgesellschaft und ihre sündhaft teuren Anwälte in zahlenmäßiger Übermacht, gegen gewiefte Gegner mit massenhaft Geld und Erfahrung, keine Chance haben wird.
Im Roman macht John Grisham innerhalb der ersten 30 Seiten unmißverständlich klar, wie der Prozeß ausgehen muß und wird. Nicht der Erfolg am Ende ist interessant, sondern der Weg dahin. Grisham gestaltet diesen Weg durchaus steinig, aber nicht im Prozeß selbst, sondern in den Umständen.
Coppola hingegen versucht nur, Spannung im Gerichtssaal vorzugaukeln, die nie da war und ist. Denn wir wissen ja, wo der Film herkommt.