Ich muss mal 'ne Lanze für die Horror Show brechen.
Die dreht hier grad' ihre zweite Runde.
Als Bengel hab' ich mir die damals gekauft weil mein Kumpel meinte dass die Truppe was mit Blind Guardian am Hut hat.
Naiv wie ich war, erwartete ich hymnenhaften Speed Metal mit kitschfreien Melodien.
Was war ich enttäuscht.
Die Snare klang nach Pappe, alles größtenteils nur im Midtempo gehalten und der "weinerliche Gesang" war überhaupt nicht mein Fall.
Damals konnte man sich auch noch nicht so inflationär Musik reinpfeifen also rotierte das Album noch ein paar mal aber die Enttäuschung wurde nicht gemindert.
Irgendwann geriet ich dann an die Night Of The Stormrider und da hat's mit der Band geklickt.
Teils höheres Tempo, Spannungsbögen, hoher Gesang, Atmosphäre.
Die Platte hat mich sofort abgeholt.
Nach und nach kamen natürlich die restlichen Klassiker und der Abriss Alive In Athens.
Die Horror Show wurde dementsprechend noch paar mal angeschmissen aber: Nee...immernoch nicht.
Vor paar Jahren allerdings hatte ich spontan den Refrain von Im-Ho-Tep im Kopf rotieren.
Ach komm, schmeiß an..
Und da hat's erst geklickt.
Also nochmal, mit Jahren Abstand, Chance Nummer 3 für das Album und es hat gezündet.
Ich Dulli bin damals mit der falschen Erwartung rangegangen.
Beim ersten mal mit der Erwartung an melodiösen Speed Metal, beim zweiten mal mit typischen vertrackten Kracherhymnen über der 6 Minuten-Marke.
Bei dem Konzept des Albums würde das allerdings keinen Sinn machen.
Ein Song über Frankenstein beispielsweise muss schleppend sein.
Die Herangehensweise des Konzeptes ist 'ne andere als meinetwegen Stormrider.
Keine zusammenhängende Geschichte mit Zwischenspielen und Songs die harmonisch ineinander übergehen.
Hier hat jedes Monster seinen in sich geschlossenen Teil und Atmosphäre.
Das typische Maschinengewehr-Riffing, DAS Trademark der Band, kommt auf der ganzen Platte kaum vor, was wohl auch einigen Fans vor den Kopf stieß.
Aber genau das wäre auch oft fehl am Platz.
Doch.
Die Horror Show ist gut wie sie ist.
Es ist eben mehr eine Enzyklopädie als eine Geschichte.
Und die muss das Wesen des jeweiligen Monsters einfangen.
Jeder Song hat die passende Atmosphäre für den jeweiligen Protagonisten.
Vielleicht wirkt das Album im Ganzen dann gestückelt aber alles andere würde keinen Sinn machen.
Im-Ho-Tep braucht die orientalischen, epischen Melodien und Frankenstein das schleppende Tempo.
Ein paar Songs wie Phantom Of The Opera Ghost gehen auch mehr in die klassische Iced Earth Richtung.
Und auch Barlows Stimmte passt hier wie die Faust auf's Auge.
Die teils "weinerliche" Stimme, die ich damals nicht abkonnte, vermittelt genau die Charakteristiken der jeweiligen Monster.
Auf dem Album variiert der Gute auch mehr als gewohnt.
Ich pfeif' mir die Platte sicher an Halloween ein paar mal rein.
Wenn ich Zeit hab', sezier' ich das Ding die Tage mal Song für Song.
Bleibt noch zu sagen, dass das Album nach schwerem Start sehr gewachsen ist.
Nicht spontan, dass ich sie gerade abfeier.
Die hat sich über die letzten Jahre entwickelt.
Momentane Platzierung:
1. Night Of The Stormrider
2. Burnt Offerings
3. Iced Earth/Horror Show
Die Dark Saga lässt sie bei mir locker hinter sich.
Ich kann nur empfehlen sich das Ding mal an Halloween reinzupfeifen und jeden Song separat zu betrachten.
Oder halt den jeweiligen Song zum Monster zu hören an dem man gerade Interesse hat.
Ja, die Snare klingt blöd, das Album ist gestückelt und das typische Riffing fehlt aber die Platte ist eben 'ne Enzyklopädie.
Und zwar eine verdammt Gute.