Ich weiß gar nicht, in wie weit man "Indie" heute noch als eine spezielle Szene betrachten kann. Mir fällt dazu ein, dass ich in meinem Leben exakt 5 Ausgaben der "Visions" (ein kostenloses Probeabo vor einigen Jahren) gelesen habe. Da zählten u.a. auch Alcest als Indie-Band, so weit ich mich erinnern kann.
Leider tue ich mich grundsätzlich selbst immer ein wenig schwer damit, Musik in Schubladen einzusortieren. Von daher sagen die Einen beispielsweise Alcest sei "Shoegaze" (keine Ahnung, Begriff hört sich komisch an für meine Ohren - eher so nach "hipper Studi-Musik"), die anderen nennen es "Gothic-Indie"...keine Ahnung, was nun richtig oder falsch ist, aber ich mag Alcest so oder so, meinetwegen ist das was immer es sein mag.
Ähnlich ist das auch mit Pure Reason Revolution: hat viele elektronische Elemente, ist für manch einen gar tanzbar, verfügt aber gleichermaßen über floydige bis neo-progressive Tendenzen und neigt nicht selten auch zu überraschenden Härteausbrüchen bei jederzeit melodischem Hintergrund. Was'n das getz? Gefällt mir auch, ob nun "Indie" oder nicht.
Die "White Stripes" galten als Indie, manch einer titulierte die späten Pearl Jam als Indie - ich bin da im Grunde raus, zumal das dann - wie schon im von
@Wandersmann zitierten Abschnitt - irgendwie derart verwaschen ist, dass man kaum noch die Kurve kriegt....Pet Shop Boys in ihrer eher melodiös-gitarrenbetonteren Phase (Stichwort: "Home and dry"), Depeche Mode - ja, was ist denn eigentlich "Indie"?
Wenn ich aber nun "Florence & the Machine" mit den "White Stripes" vergleiche, dann habe ich ja einen Spielfeld in der Größe von 10 Allianz-Arenen. Erstere würde ich tatsächlich als (sehr guten!) Indie Pop/Rock bezeichnen, Letztere sind im Grunde nichts anderes als Rock'n Roll.
Komischerweise schienen auch "Wolfmother" zwischendurch mal "Indie" zu sein, obwohl die für mich mit Indie so viel zu tun haben wie die Kuh mit der Eiablage.
Zurück zum "Visions": die schienen es zu wissen. Die Kritiken waren stellenweise zwischen absolut niederschmetternd und über alle Maßen jauchzend. Mein subjektiver Eindruck war nach jeder der 5 Ausgaben der Gleiche: WIR haben Ahnung, WIR kreiren Trends und nur WIR wissen, wo der Hammer hängt. Ich mag denen da Unrecht tun, aber noch nie habe ich eine Musikzeitschrift unterschwellig arrogant gefunden, bis ich eben die "Visions" gelesen habe.
Von daher: auf die Zeitschrift zur damaligen Zeit bezogen (seither nicht mehr in der Hand gehabt) könnte ich die Aussage von
@Cirith Uncool durchaus gut heißen, wobei ich allerdings keinen Schimmer davon habe, wie "komplex" oder "gut" die einzelnen Bands in welcher Form auch immer sind. Manche gefallen mir, andere nicht. Ich mach das, wie hier auch: was mir gefällt höre ich mir an, unabhängig davon, in welche Schublade das nun wer sortieren mag. Ich glaube aber, die frühen Metallica und Maiden durch die Bank sind Metal - oder...?