Wie neidisch Du auf die Anwesenden sein solltest, hängt vermutlich auch mit den Erwartungen zusammen, die Du an den Gig gehabt hättest. Falls Du Dich auf einen Auftritt gefreut hättest, bei dem eine ultra-tighte Band bei brilliantem Sound mit uhrwerksgleicher Präzision ein Best-Of aller bisherigen Band-Phasen präsentiert, musst Du Dich jetzt vermutlich nicht so sehr grämen. Verpasst hast Du aber trotzdem so Einiges.
Wo anfangen? Vielleicht beim Sound. Der war dort, wo ich stand (erste Reihe) nicht wirklich gut, dafür aber (leider abgesehen von den Vocals) SEHR LAUT, und gerade die zweite (Nicht-Scalzi-)Gitarre klang teils sehr viel brachialer als auf den Alben. Der ganze Abend war aber nicht nur akustisch total IN YOUR FACE, sondern auch bezogen auf die Gitarren-Hälse denen ich immer mal wieder mit dem Kopf ausweichen musste - konstante Wachsamkeit war hier das Gebot der Stunde. Der Kontrast zu dem ein paar Tage zuvor von mir besuchten Priest-Konzert im Münchner Zenith, bei dem ich gefühlt mehrere hundert Meter von der Bühne entfernt war, hätte (nicht nur in dieser Hinsicht) kaum größer sein können.
Allgemein schien "mittendrin statt nur dabei" ein wenig das Motto des Abends zu sein, denn Meister Scalzi war häufiger mal im Publikum unterwegs, und auch sonst gab's ein paar schön irritierende "ähhhh, was passiert denn jetzt?"-Momente. Der bemerkenswerteste davon war vermutlich, als dem (wohlgemerkt
vor der Bühne stehenden)
@M.T. Quatermass eine Gitarre hinunter gereicht wurde, was ganz offensichtlich nicht zuvor mit ihm abgesprochen war. Mir als Unbeteiligtem war ebenfalls nicht ganz klar, was hier jetzt hätte geschehen sollen, aber Dr. Trummer suchte (wie vermutlich schon so oft zuvor in seinem Leben) sein Heil in den frühen Manowar und spielte einfach mal das Riffs von "Gloves of Metal" an. Als der Rest der Band kurz darauf einzusteigen schien, wähnte ich mich schon als Zeuge eines historischen Metal-Moments, aber mehr als ein paar Wiederholungen des Riffs gab's dann doch nicht. Trotzdem ganz lustig.
Ach ja, Songs gab's auch. Hab tatsächlich nicht alles erkannt, aber da waren wohl neue Sachen dabei, als erste Zugabe dann wiederum ein Track vom Demo (!), und vermutlich hab ich ein oder zwei Cover-Versionen im Eifer des Gefechts auch nicht identifizieren können ("Street Jammer" aber natürlich schon). Ansonsten schien der Schwerpunkt eher auf den älteren Sachen zu liegen, wobei mir besonders die direkt aufeinander folgenden "Down among the Deadmen"-Monster "Traders and Gunboats" und "Death Machine" ziemlich die Puste geraubt haben.
Leider konnte ich die Ansagen oft akustisch nicht richtig gut verstehen, aber da gäb's auch Amüsantes zu berichten, z. B. die (zumindest bei mir so angekommene) Ankündigung, dass Slough Feg sich bald auflösen und es dann eine große Reunion von The Lord Weird Slough Feg gäbe. Ich gehe davon aus, dass das ein Scherz war. Dass ich mir dessen aber eben doch nicht so ganz sicher bin, passt sehr gut zu einem Abend, der so von Moment zu Moment fast durchgängig ein wenig anders als erwartet verlief. Ein Erlebnis war das Konzert allemal - ich danke den Veranstaltern und hätte auch absolut nix dagegen, mir die Band nächstes Jahr noch mal beim Storm Crusher anzuschauen.