(Traditionelle) Klassik, die Metalheads gefallen könnte

Vivaldi - natürlich nicht Klassik, sondern Barock oder Ba-ROCK.

Zu diesem Komponisten werde ich mal mehr schreiben, wenn Zeit ist.

Sollte eigentlich auch jedem Metaller direkt ins Ohr gehen. Besonders die Oboenkonzerte gefallen mir sehr.

Der belebende Frische-Kick für den Freitagmorgen!

 
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Querverweis, weil es thematisch passt:
Wow! Klingt sehr interessant. Das behalte ich auf jeden Fall im Auge.
Die rein orchestralen Parts und die Ambientstellen erinnern mich von der Atmosphäre her ein wenig an die alten großartigen ELEND (falls unbekannt: Link). Was natürlich daran liegen kann, dass da auch Einflüsse von Bach verarbeitet wurden.
Danke für den Tipp!
 
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Habe heute früh die Klarinettenkonzerte No. 1 und 2 von Carl Maria von Weber gehört. Dieses da:

8424562211285.jpg


Nur schön.
 
Nochmal Querverweis:
Das Bach-Album von Neige et Noirceur liegt nun im Komplettstream vor. Dass es zu über 50% aus Ambient besteht, überrascht mich doch etwas und verstärkt das Elend-Gefühl (-> gemeint ist die Gruppe; ist aber auch stimmungsmäßig sehr melancholisch). Bin gespannt auf die kommenden Durchläufe.
 
Angefixt durch die o.g. Neige et Noirceur, die vllt. für Klassik-Nerds in ihrem Runterbrechen auf Grundakkorde eine übermäßig starke Vereinfachung der interpretierten Werke darstellt etc. blabla - egal: SIE IST RICHTIG GEIL - höre ich momentan wieder mehr J. S. Bach. Bach begleitet mich mein Leben lang, weil mein Vater ihn viel spielte und spielt. Gelegentlich übereilt mich ein Gefühl der Übersättigung, aber das Gute an Bach ist, dass er (in mir) nicht so große Emotionen auslöst, dass das wirklich anhält. Gerade in unruhigen Zeiten wie diesen, wenn die Welt ein wenig aus den Fugen scheint, schenkt Bach einem durch seine Ordnung das Gefühl wieder, es würde sich doch noch alles zum Guten wenden. Ich kenne wenig Musik, die für mich derart die Vertonung von ... ja, Friede verkörpert.

Wer das "Schweigen der Lämmer" gesehen hat, kennt schonmal die Goldberg-Variationen in der Interpretation von Glenn Lecter, öhm, Hannibal Gould. Zum Rantasten noch besser geeignet sind die knackigen Präludien, die ja auch Neige et Noirceur sich vorgenommen haben. Ich empfehle die Interpretation von Sandro Ivo Bartoli, die etwas romantisch gespielt daherkommt und deren CD-Aufmachung auch voll Metal ist, inkl. superdickem Booklet voller Linernotes (Linernotes hat sich die Popkultur eh aus der Klassik abgeguckt).
https://sandroivobartoli.bandcamp.com/album/johann-sebastian-bach-preludes-fantasias-and-minuets
Tipps:
Fantasie c-moll BWV 921
Präludium c-moll BWV 999
Chromatische Fantasie und Fuge BWV 903: Fantasia

Und wer den Vergleich mal hören möchte:
BWV 926 goes Bartoli
vs.
BWV 926 goes Quebec
 
Könnte mir vorstellen, dass Reinhard Keisers "Gänsemarkt-Oper" "Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus" gefallen könnte. Erstens hat sie wirklich epische Passagen, zweitens ist das Libretto teilweise wirklich Metal, wenn z. B. dort der Perserkönig Cyrus erklärt:

So jauchzet mein frölicher Muth!
So führ ich die siegende Zeichen
Auff Hügel von Leichen /
Durch Ströme von Blut.
So jauchzet mein frölicher Muth!

Und am Schluß soll Croesus, der in persische Gefangenschaft geraten ist, bei lebendigem Leibe verbrannt werden, der Perser Cyrus ist auch erstmal überhaupt nicht gewillt, diesen Plan fallenzulassen. Am Schluß entscheidet er sich dann doch noch um und sagt zu Croesus, der vor einer halben Minute noch fest damit rechnen musste, knusprig durchgebraten zu werden:

"Mein Freund / ich drücke dich an meine Brust.
Den unbedachten Zorn mustu nicht übel deuten;"


Ja... klar, nimm's ihm nicht krumm, Alter, passiert doch in den besten Freundschaften mal, dass man den anderen einfach mal kurz lebendig verbrennen will.
Also das ist wirklich "Wrath of the Tyrant" und sehr Black Metal, wie ich finde. Abgesehen davon ist die Oper musikalisch einfach echt wunderbar, Gänsehaut und erhabene Wucht!
 
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Buchtipp für einen amüsanten Einstieg in die Welt der klassischen Tondichter:

Der Klassik-Kanon von Joachim Mischke, erschienen bei Hoffmann und Campe.

Zitat zu Alban Berg: "Aber man sollte sie (seine Musik) ganz eindeutig nicht nicht hören, bloß weil man am Vorurteil hängt, eine Komposition von Berg sei wie eine Wurzelkanalbehandlung ohne Betäubung, nur fieser."

Schönes Buch!
 
Ich habe vor ein paar Tagen den YT-Kanal von Tommy Bonnevialle entdeckt und es hat mich echt umgehauen. Zu finden sind dort Interpretationen von Metal-Songs auf dem Flügel. Schon die Auswahl ist fantastisch. Der Mann kann auch richtig spielen. Und er gewinnt Songs, die ich in- und auswenig zu kennen meinte, ganz neue Facetten ab. Große Empfehlung. Highlights:
DØDHEIMSGARD - Traces Of Reality (wie geil er das Riff ab 0:50min interpretiert)
ABIGOR - Liberty Rises A Diagonal Flame (Blastbeats auf dem Piano - ja, er ist auch Drummer)
THY DARKENED SHADE - Revival Through Arcane Skins (Riff-Overkill wie im Original)
DEATHSPELL OMEGA - Phosphene (DSO quasi zurückübersetzt in die Neue Musik, aus der sie z.T. ihre Inspirationen ziehen)
 
Island, klaro, kennste ja. Sinmara, Svartidaudi, Misþyrming, Anna Þorvaldsdóttir, Naðra – Moment, Anna wer?
Vor einigen Wochen habe ich im Deutschlandfunk ein Stück klassische Gruselmusik gehört, die mich durchweg fesselte. Die DLF-Playlist verriet mir, dass es sich um das Stück „Catamorphosis“ handelt, das von Anna Þorvaldsdóttir stammt, einer zeitgenössischen isländischen Komponistin. Nun gibt es das Stück, welches 2021 uraufgeführt wurde, noch nicht auf Tonträger (hier zumindest ein Exzerpt) und bei der Suche nach anderem Material der Komponistin stieß ich nicht nur auf ihren Bandcamp-Account, sondern vor einer Woche auch auf die CD „Iceland – The Eternal Music“, die der Universitätschor des Clare College in Cambridge eingesungen hat. Und die beschäftigt mich seitdem. „Iceland ...“ enthält Stücke acht zeitgenössischer isländischer Komponist:innen, fast alles reine Vokalmusik, zum Teil in lateinischer, zum Teil in isländischer Sprache, was für einen englischen Chor schon recht bemerkenswert ist.
Während die Musik von Anna Þorvaldsdóttir an der Avantgarde kratzt, sind die anderen Kompositionen eher rückwärtsgewandt in Richtung Spätromantik bis hin zum erzkonservativen „Requiem“ von Sigurdur Saevarsson, das zwar aus dem Jahr 2016 stammt, aber locker schon ein paar hundert Jahre alt sein könnte, wenn die modern anmutenden Drones (vokal erzeugt natürlich) nicht wären.
Nahezu jedes Stück der Sammlung fällt getragen, karg, schwermütig und dunkel aus, sieht man von dem Zweiminüter „Afmorsvisa“ von Snorri Sigfus Birgisson mal ab. „Hinsta kvedja“, eins der drei Stücke mit Instrumenten (hier ein Streichorchester), geht in Richtung Filmmusik. Als Bonus gibt es „Fljotavik“ von Sigur Ros in einem Arrangement für Streicher.
Zielgruppe sind hier wohl Doomster oder Freunde des Atmo Black Metal. Bei JPC kann man sich über Snippets einen Höreindruck verschaffen. Das wunderschöne "Ave Maria" von Hjálmar H. Ragnarsson hier als Beispiel komplett, von einem anderen Chor gesungen.
 
...höre ich momentan wieder mehr J. S. Bach. Bach begleitet mich mein Leben lang, weil mein Vater ihn viel spielte und spielt. Gelegentlich übereilt mich ein Gefühl der Übersättigung, aber das Gute an Bach ist, dass er (in mir) nicht so große Emotionen auslöst, dass das wirklich anhält. Gerade in unruhigen Zeiten wie diesen, wenn die Welt ein wenig aus den Fugen scheint, schenkt Bach einem durch seine Ordnung das Gefühl wieder, es würde sich doch noch alles zum Guten wenden. Ich kenne wenig Musik, die für mich derart die Vertonung von ... ja, Friede verkörpert.

Du hast hier wirklich schöne Worte gewählt, um den Meister in unsere Zeit miteinzubeziehen. JSB ist Alpha und Omega, er hat die Welt beschrieben, ohne dabei ein Philosoph, Wissenschaftler oder Mediziner zu sein. Doch hat er so viel Balsam hinterlassen, für jeden, wenn man nur hinhört. Ein anständiger Mensch hört hin.

Hört mehr Klassik.
 
Ich mach's mal hier rein:
Die DNA-Analyse einer Haarsträhne Beethovens hat neue Hinweise auf seine Todesursache ergeben. So soll er an einem massiven Leberschaden gelitten haben, hervorgerufen durch Alkoholkonsum (täglich mind. 1 Flasche billigen Fuselwein) und eine Infektion mit Hepatitis B aufgrund seiner zahlreichen Bordellbesuche.
Rock'n'Roll halt. ;)
https://www.spiegel.de/wissenschaft...iftToken=f7b16cc4-a889-4a13-af48-eba09fcb4f3b
 
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Das mit der Leber wurde schon länger vermutet bzw. seine Trinkerei und Leiden nachweislich zurückverfolgt, jetzt wohl auch im Labor bestätigt. Viel interessanter finde ich die Tatsache seiner nicht-Verwandtschaft zum restlichen Kreis der bekannten Beethovens, ein Kuckuckskind, soso... Sehr spannende Erkenntnisse. Vielen Dank für den Link!
 
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Du sagst es, es ist absolut ergreifend, und Karajan hat da alles rausgeholt. Was für ein Meisterwerk, was für ein Finale. Das letzte Paar der Minuten ist die Spitze einer musikalischen Komposition:

Sibelius war mir bisher nur vom Namen her ein Begriff, aber da seine zweite Sinfonie hier nun schon zum wiederholten Mal lobend erwähnt wird, habe ich mir das Werk jetzt mal zugelegt.
Deinen vorhergehenden Aufruf "Hört mehr Klassik" nehme ich mir auch immer wieder vor. Sind bei mir irgendwie meistens Phasen - genügend Klassik-CDs im Regal stehen habe ich eigentlich...
 
Sibelius war mir bisher nur vom Namen her ein Begriff, aber da seine zweite Sinfonie hier nun schon zum wiederholten Mal lobend erwähnt wird, habe ich mir das Werk jetzt mal zugelegt.
Deinen vorhergehenden Aufruf "Hört mehr Klassik" nehme ich mir auch immer wieder vor. Sind bei mir irgendwie meistens Phasen - genügend Klassik-CDs im Regal stehen habe ich eigentlich...

Absolut... Besonders weil auch die Auswahl an Genres, Schwerpunkten, Stimmungen, Instrumenten, Anspruch etc. scheinbar unerschöpflich ist. Habe mir heute ganzen Tag eine CD-Box mit Griegs Klaviermusik angehört, immer und immer wieder. Ganz ehrlich, wenn man die Stimmung trifft, braucht man überhaupt nichts anderes.
 
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