Island, klaro, kennste ja. Sinmara, Svartidaudi, Misþyrming, Anna Þorvaldsdóttir, Naðra – Moment, Anna wer?
Vor einigen Wochen habe ich im Deutschlandfunk ein Stück klassische Gruselmusik gehört, die mich durchweg fesselte. Die DLF-Playlist verriet mir, dass es sich um das Stück „Catamorphosis“ handelt, das von
Anna Þorvaldsdóttir stammt, einer zeitgenössischen isländischen Komponistin. Nun gibt es das Stück, welches 2021 uraufgeführt wurde, noch nicht auf Tonträger (
hier zumindest ein Exzerpt) und bei der Suche nach anderem Material der Komponistin stieß ich nicht nur auf ihren
Bandcamp-Account, sondern vor einer Woche auch auf die CD
„Iceland – The Eternal Music“, die der Universitätschor des Clare College in Cambridge eingesungen hat. Und die beschäftigt mich seitdem. „Iceland ...“ enthält Stücke acht zeitgenössischer isländischer Komponist:innen, fast alles reine Vokalmusik, zum Teil in lateinischer, zum Teil in isländischer Sprache, was für einen englischen Chor schon recht bemerkenswert ist.
Während die Musik von Anna Þorvaldsdóttir an der Avantgarde kratzt, sind die anderen Kompositionen eher rückwärtsgewandt in Richtung Spätromantik bis hin zum erzkonservativen „Requiem“ von Sigurdur Saevarsson, das zwar aus dem Jahr 2016 stammt, aber locker schon ein paar hundert Jahre alt sein könnte, wenn die modern anmutenden Drones (vokal erzeugt natürlich) nicht wären.
Nahezu jedes Stück der Sammlung fällt getragen, karg, schwermütig und dunkel aus, sieht man von dem Zweiminüter „Afmorsvisa“ von Snorri Sigfus Birgisson mal ab. „Hinsta kvedja“, eins der drei Stücke mit Instrumenten (hier ein Streichorchester), geht in Richtung Filmmusik. Als Bonus gibt es „Fljotavik“ von Sigur Ros in einem Arrangement für Streicher.
Zielgruppe sind hier wohl Doomster oder Freunde des Atmo Black Metal.
Bei JPC kann man sich über Snippets einen Höreindruck verschaffen. Das wunderschöne "Ave Maria" von Hjálmar H. Ragnarsson
hier als Beispiel komplett, von einem anderen Chor gesungen.