Ich habe mittlerweile irgendwie das Gefühl, dass sich hier aufgrund der situationsbedingten Distanz gehäuft Dinge unnötig hochschaukeln, die ansonsten bei dem ein oder anderen Konzert oder Festival vielleicht von Angesicht zu Angesicht in lockerer Atmosphäre längst ganz anders verlaufen wären.
Ein interessante Idee; da könnte durchaus was dran sein.
Sie überzeugt mich zwar nicht, aber das mag auch daran liegen, dass wir unterschiedliche Ursachen für die aktuelle Krise ausmachen. Dazu gleich mehr.
Derzeit ist das Forum für einen Großteil von uns der einzige Ort, wo wir uns austauschen können, und diesen Ort sollten wir uns doch bitte nicht selbst zu einem Ort machen, an dem wir uns plötzlich unwohl fühlen.
Ich
persönlich hatte seit Beginn meiner Zeit im Forum (ist auch noch nicht so furchtbar lange her, aber doch deutlich vor der Pandemie) den Eindruck, dass hier Gräben und Konfliktlinien verlaufen, die aus der Außenwelt mit ins Forum hineingebracht werden. Eigentlich wäre das ja auch nicht überraschend, denn wir geben ja nicht unsere Zugehörigkeiten, Loyalitäten und Überzeugungen beim Einloggen ab. Aber die Auswirkung bestand so oder so bei mir in einer starken Hemmung darin, mich so einzubringen, wie es mir richtig schien. Und natürlich heißt das auch, dass ich mich immer bis zu einem gewissen Grade unwohl gefühlt habe.
Dabei habe ich nie persönliche Ablehnung erfahren, aber doch aufgrund der jeweiligen Gruppendynamik den deutlichen Eindruck vermittelt bekommen, dass manches bitte einfach unwidersprochen hinzunehmen sei. Es ging nie darum, dass einzelne
Themen (etwa politische oder soziale) nicht angesprochen werden sollten, sondern dass
Kritik an bestimmten Verhältnissen sehr vehement und bisweilen aggressiv abgewiesen wurde. Die Folgen waren z.B. schulterklopfende Verkumpelungen gegen die eine Sache und lehrbuchartige Verächtlichmachung der anderen Sache. Natürlich mag ich das jeweils durch unangemessenes Formulieren selbst forciert haben (Es wäre mir nicht bewusst, aber es wäre möglich. Und Form ist ja wichtig für die Akteptanz, wie die Diskussionen um den Stil von
@subcomandante zeigen) und vielleicht war auch manche Idee einfach nur Lamakacke. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass das die Vehemenz, mit der auf Standpunkten beharrt wurde, hinreichend erklärt.
Die Ursache mache ich in den Regeln aus, nach denen hier gespielt wird: Wie absolut jede menschliche Gemeinschaft haben wir neben den geschriebenen auch ungeschriebene Gesetze - Regeln, die festlegen, was akzeptabel ist und was nicht, was belohnt und was bestraft wird. Diese Regeln sorgen dafür, dass der Laden läuft und dass man weiss, woran man ist. Wer nicht nach ihnen spielt, wird zurechtgewiesen oder ausgeschlossen. Das ist normal und vielleicht sogar unvermeidlich. Aber wir können selbst entscheiden, wie eng wir unsere Regeln setzen: Wir können vieles zulassen und offen sein für bisher Unerhöhrtes, was aber zulasten von Berechenbarkeit und Sicherheit geht. Deswegen ist manchmal ein strenges Regelwerk durchaus attraktiv, das weniger Spielraum lässt, aber alle haben ihre Ruhe und wissen woran sie sind.
Ich kann nicht allein beurteilen, ob wir uns hier selbst zu eng reglementieren - wahrscheinlich sind wir da ohnhin widersprüchlich. Aber es ist leider eine logische Folgerung, dass je strikter die Regeln sind und je weniger möglich ist, desto mehr Leute müssen sich verbiegen oder die Gemeinschaft verlassen. Für beides gibt es genügend Beispiele.
Mir persönlich wäre es ja lieb, wenn wir uns breit aufstellen; wenn wir nicht jedesmal, wenn jemand etwas Unerwartetes oder Unerhörtes tut, mit Abweisung reagieren, sondern zulassen, dass auch das Teil unserer Heavy Metal-Gemeinschaft ist.
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