Ich habe meine Meinung zu "ItP" ja schon mehrfach kundgetan und sie ist keine positive. Ich will hier gleich noch mal klarstellen, dass meine Bewertung rein subjektiv ist. Ich will hier auf keinen Fall irgendjemandem einen schlechten Musikgeschmack oder fehlendes Verständnis für das Wesen der "wahren Frost" unterstellen. Auf keinen Fall.
Aber mir gefällt sie nicht. Sie war 1989 übrigens die erste Scheibe, die ich überhaupt von Celtic Frost (und Hellhammer) gehört habe. Ich ging da also völlig frei ran und ich war begeistert, als ich im Plattenladen dieses Klappcover in der Hand hatte. Das innen verwendete Logo mit den Schwingen hat mich sofort gepackt und auch heute zaubern mir Fledermausschwingen in Logos immer noch ein Lächeln auf die Lippen. Der Titel "Into the Pandemonium" war vielversprechend und das Cover fantastisch. Fantastisch!
Die Band hatte mich also von Anfang an im Sack. Und das hätte was werden können, schließlich war ich damals bereits auf der Suche nach härterem Stoff als Iron Maiden, Manowar und W.A.S.P. und dank der Europa Gruselserie, den Bastei Gespenster Geschichten, Larry Brent, Dämonenkiller, Macabros und John Sinclair (alle sowohl als Heft als auch als Hörspiel) ein echter Fan des Gruseligen und Morbiden. Und "Into the Pandemonium" hatte alles, was ich suchte.
Alles.
Bis ich im Laden die Diamantnadel auf die Rille setzte...
Nein, das begeisterte mich nicht. Gar nicht.
Warum, das konnte ich da noch gar nicht richtig sagen.
Ein halbes Jahr später, im Sommer 1990, fand ich im Kaufhof in Bremen das "Apocalyptic Raids"-Vinyl und hatte unbewusst im Hinterkopf, dass Hellhammer irgendwie mit diesen komischen CF zusammen hingen. Und da die EP eingeschweißt war, konnte ich nicht reinhören. Ahhrrggghhh!!!
Kurz vorher war das Metal Hammer Sonderheft "Thrash" erschienen, in dem ich nach Death, Sepultura und Obituary zum ersten Mal mit Venom, Bathory und Co. bekannt gemacht wurde. Da hatte ich erfahren, dass Sepultura auch mal auf dem Satanstrip gewesen waren, weswegen ich mich um die selbe Zeit wie ein ausgehungerter Wolf auf die 1990 vom WOM Mannheim importierte "Bestial Devastation"-Picture Disc gestürzt hatte. Max Possessed, haha...
Und das "In the Sign of Evil" Vinyl hatte auch kurz zuvor den Weg in meinen Besitz gefunden. Zum Glück, denn so war ich bei Pseudonymen und schwarz geschminkten Augen gleich Feuer und Flamme. Black Metal halt.
Und da hatte das Hellhammer-Backcover ja auch einiges zu bieten. Satanic Slaughter, Slayed Necros und Denial Fiend und dazu dieses herrliche Gepose.
Genial!
Ich habe es daher gewagt, die Scheibe ungehört zu kaufen und konnte sie, weil wir bei Freunden zu Besuch waren, auch erst nach einer Woche daheim auf den Plattenteller legen. Und das Warten hatte sich gelohnt. DAS WAR DER DERBE SCHEISS!!! Zwar nicht ganz so heftig wie Obituary oder Napalm Death, aber auf eine ganz besondere Art noch VIEL extremer. Ich sage nur "Triumph of Death"!!! Ich war süchtig.
Da war es dann kein Wunder, dass relativ schnell auch die alten CF-Scheiben den Weg zu mir fanden. "Morbid Tales"! Oh ja, "Morbid Tales" mit diesem fantastischem Artwork und dem herrlichen Black-Metal-Gepose mit der Axt. "Emperor's Return" mit diesem geilen Cover, das mich an extremere Gruselcomics und-hefte erinnerte.
Ich verstehe bis heute nicht, warum Götz Kühnemund diese vollbusigen Satansdirnen für zu klischeehaft hielt. Das musste doch genauso sein!
Und "To Mega Therion"! "To Mega Therion"!!! Giger, Klapp-Cover und Megasongs, die schon ganz ohne Satanskram auskamen. Und im Vergleich zu Hellhammer schon ziemlich experimentell waren. Ein unteuflischer, experimenteller und harter Trip in ein Paralleluniversum der Marke Conan trifft Macabros, voller gestürzter Könige, Krieger und Zauberei. Im wahrsten Sinn des Wortes fantastisch! Und in meinen Augen eine Sternstunde des extremeren Metals. Auch heute noch.
Da ich trotz meiner damals immer abwegigeren musikalischen Interessen - Blasphemy und Terrorizer lugten gerade um die Ecke - vor allem "Dawn of Meggido" und vor allem "Necromantical Screams" goutierte, wollte ich "Into the Pandemonium" noch einmal eine Chance geben. Schließlich waren das ganze Konzept und der Look doch erheblich atmosphärischer als bei den luschigen "Cold Lake" und "Vanity/Nemesis"...
Doch nein, das begeisterte mich nicht. Keine Spur.
Warum war das so? Ich war ja soweit, dass es nicht immer teuflisch oder ultrabrachial sein musste. Und dennoch...
Celtic Frost waren ein Trip gewesen. Ein Trip in ein Paralleluniversum jenseits von Alltag, Teenagerproblemen und Normalität. Der Sound von Cimmeria und Xantilon. Der Sound einer Welt, die nichts mit dem normalen, langweiligen Leben im wiedervereinigten Deutschland zu tun hatte.
Und damit hatte das Pandämonium CFs gar nichts zu tun. Die Härte der früheren Tage schimmerte zwar ab und an durch und ich begeisterte mich zu der Zeit ja auch für Musik wie Sisters of Mercy, aber "ItP" war weder Fisch noch Fleisch. "I won't Dance" hätte sogar noch erheblich kommerzieller ausfallen können, wie "My Corrosion" zum Beispiel, daran lag es also nicht. Aber rockige Feedbacks und ein teils psychelisch-70ies-lastiges Feeling war nun nicht das, was ich, auf dem Juwelenthron sitzend, hören wollte. Das war ja profaner Alltag!
Mit Elektro (seit kurz darauf sowohl in den Formen Elektropop als auch Elektrofunk und Elektrowave eine meiner großen Lieben) konnte ich damals nichts anfangen und die Stellen fügen sich für mich auch heute noch nicht in das Album ein. Das war und ist weder Fisch noch Fleisch.
Und, und das war wohl am Schlimmsten: In diesem entzauberten Normale-Welt-Kontext merkte man, was für eine, gerade im Vergleich zu Andrew Aldritch, schauderliche Gesangsstimme da eigentlich zu Werke ging. Weinerlich und nicht mal mehr mitleiderregend.
"Kann endlich jemand mal diesem weinerlichen Dreck ein Ende machen und den Typ abknallen bitte? Am besten in den Bauch. Dann gibt es vielleicht noch einmal ein bisschen "Triumph of Death"-Atmosphäre...", das waren und sind da meine Gedanken.
Ich habe in den vergangenen Jahren, angeregt durch positive Stimmen hier im Forum, "ItP" immer wieder mal eine Chance gegeben. Es half nichts. Into the Pandemonium? Ja gerne! Aber nicht in dieses bitte. Da gehe ich lieber einkaufen oder zum Finanzamt. Das ist mystischer.