CELTIC FROST

ok, das ist mal ein Ansatz. Ging mir anfangs auch kurz so. Wir hatten schon die restlichen Platten am Start, bei uns in der Metal-Kneipe liefen stets Metal Videos, darunter ein Live-Mitschnitt von CF, das war das geilste. Trotz Slayer, Venom, Exodus und Punk etc. MT, ER und TMT ständig aufgelegt, da erschien dann heiß erswartet ITP. Wir waren anfangs etwas verwirrt und z.T. auch enttäuscht. Dennoch war der Sound morbide, finster und die Stimmung einsaugend irgendwie. Ich steh auch heute noch auf die "Mexican Radio" Version. Ich mag das avangardistische, dunkle und kann mir vorstellen, was die Band damals im innovativen Sinne bewogen hat. Steht trotzdem klaro hinter den Vorwerken zurück. Aber so mies wie sie hier gemacht wird, ne, das seh und hör ich definitiv nicht. Was dann ein Jahr später allderings tatsächlich vebrochen wurde steht dann auf nem andern Blatt. Und was ich gestern mit diesem Protodings zum ersten mal ertragen musste, darüber schweige ich jetzt besser ganz schnell, sonst verlier ich jeglichen Glauben an nix...;)o_O
 
Ich habe meine Meinung zu "ItP" ja schon mehrfach kundgetan und sie ist keine positive. Ich will hier gleich noch mal klarstellen, dass meine Bewertung rein subjektiv ist. Ich will hier auf keinen Fall irgendjemandem einen schlechten Musikgeschmack oder fehlendes Verständnis für das Wesen der "wahren Frost" unterstellen. Auf keinen Fall.
Aber mir gefällt sie nicht. Sie war 1989 übrigens die erste Scheibe, die ich überhaupt von Celtic Frost (und Hellhammer) gehört habe. Ich ging da also völlig frei ran und ich war begeistert, als ich im Plattenladen dieses Klappcover in der Hand hatte. Das innen verwendete Logo mit den Schwingen hat mich sofort gepackt und auch heute zaubern mir Fledermausschwingen in Logos immer noch ein Lächeln auf die Lippen. Der Titel "Into the Pandemonium" war vielversprechend und das Cover fantastisch. Fantastisch!
Die Band hatte mich also von Anfang an im Sack. Und das hätte was werden können, schließlich war ich damals bereits auf der Suche nach härterem Stoff als Iron Maiden, Manowar und W.A.S.P. und dank der Europa Gruselserie, den Bastei Gespenster Geschichten, Larry Brent, Dämonenkiller, Macabros und John Sinclair (alle sowohl als Heft als auch als Hörspiel) ein echter Fan des Gruseligen und Morbiden. Und "Into the Pandemonium" hatte alles, was ich suchte.
Alles.
Bis ich im Laden die Diamantnadel auf die Rille setzte...
Nein, das begeisterte mich nicht. Gar nicht.
Warum, das konnte ich da noch gar nicht richtig sagen.
Ein halbes Jahr später, im Sommer 1990, fand ich im Kaufhof in Bremen das "Apocalyptic Raids"-Vinyl und hatte unbewusst im Hinterkopf, dass Hellhammer irgendwie mit diesen komischen CF zusammen hingen. Und da die EP eingeschweißt war, konnte ich nicht reinhören. Ahhrrggghhh!!!
Kurz vorher war das Metal Hammer Sonderheft "Thrash" erschienen, in dem ich nach Death, Sepultura und Obituary zum ersten Mal mit Venom, Bathory und Co. bekannt gemacht wurde. Da hatte ich erfahren, dass Sepultura auch mal auf dem Satanstrip gewesen waren, weswegen ich mich um die selbe Zeit wie ein ausgehungerter Wolf auf die 1990 vom WOM Mannheim importierte "Bestial Devastation"-Picture Disc gestürzt hatte. Max Possessed, haha...

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Und das "In the Sign of Evil" Vinyl hatte auch kurz zuvor den Weg in meinen Besitz gefunden. Zum Glück, denn so war ich bei Pseudonymen und schwarz geschminkten Augen gleich Feuer und Flamme. Black Metal halt.

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Und da hatte das Hellhammer-Backcover ja auch einiges zu bieten. Satanic Slaughter, Slayed Necros und Denial Fiend und dazu dieses herrliche Gepose. :D Genial!:jubel:

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Ich habe es daher gewagt, die Scheibe ungehört zu kaufen und konnte sie, weil wir bei Freunden zu Besuch waren, auch erst nach einer Woche daheim auf den Plattenteller legen. Und das Warten hatte sich gelohnt. DAS WAR DER DERBE SCHEISS!!! Zwar nicht ganz so heftig wie Obituary oder Napalm Death, aber auf eine ganz besondere Art noch VIEL extremer. Ich sage nur "Triumph of Death"!!! Ich war süchtig.
Da war es dann kein Wunder, dass relativ schnell auch die alten CF-Scheiben den Weg zu mir fanden. "Morbid Tales"! Oh ja, "Morbid Tales" mit diesem fantastischem Artwork und dem herrlichen Black-Metal-Gepose mit der Axt. "Emperor's Return" mit diesem geilen Cover, das mich an extremere Gruselcomics und-hefte erinnerte. :) Ich verstehe bis heute nicht, warum Götz Kühnemund diese vollbusigen Satansdirnen für zu klischeehaft hielt. Das musste doch genauso sein!
Und "To Mega Therion"! "To Mega Therion"!!! Giger, Klapp-Cover und Megasongs, die schon ganz ohne Satanskram auskamen. Und im Vergleich zu Hellhammer schon ziemlich experimentell waren. Ein unteuflischer, experimenteller und harter Trip in ein Paralleluniversum der Marke Conan trifft Macabros, voller gestürzter Könige, Krieger und Zauberei. Im wahrsten Sinn des Wortes fantastisch! Und in meinen Augen eine Sternstunde des extremeren Metals. Auch heute noch.
Da ich trotz meiner damals immer abwegigeren musikalischen Interessen - Blasphemy und Terrorizer lugten gerade um die Ecke - vor allem "Dawn of Meggido" und vor allem "Necromantical Screams" goutierte, wollte ich "Into the Pandemonium" noch einmal eine Chance geben. Schließlich waren das ganze Konzept und der Look doch erheblich atmosphärischer als bei den luschigen "Cold Lake" und "Vanity/Nemesis"...
Doch nein, das begeisterte mich nicht. Keine Spur.
Warum war das so? Ich war ja soweit, dass es nicht immer teuflisch oder ultrabrachial sein musste. Und dennoch...
Celtic Frost waren ein Trip gewesen. Ein Trip in ein Paralleluniversum jenseits von Alltag, Teenagerproblemen und Normalität. Der Sound von Cimmeria und Xantilon. Der Sound einer Welt, die nichts mit dem normalen, langweiligen Leben im wiedervereinigten Deutschland zu tun hatte.
Und damit hatte das Pandämonium CFs gar nichts zu tun. Die Härte der früheren Tage schimmerte zwar ab und an durch und ich begeisterte mich zu der Zeit ja auch für Musik wie Sisters of Mercy, aber "ItP" war weder Fisch noch Fleisch. "I won't Dance" hätte sogar noch erheblich kommerzieller ausfallen können, wie "My Corrosion" zum Beispiel, daran lag es also nicht. Aber rockige Feedbacks und ein teils psychelisch-70ies-lastiges Feeling war nun nicht das, was ich, auf dem Juwelenthron sitzend, hören wollte. Das war ja profaner Alltag!
Mit Elektro (seit kurz darauf sowohl in den Formen Elektropop als auch Elektrofunk und Elektrowave eine meiner großen Lieben) konnte ich damals nichts anfangen und die Stellen fügen sich für mich auch heute noch nicht in das Album ein. Das war und ist weder Fisch noch Fleisch.
Und, und das war wohl am Schlimmsten: In diesem entzauberten Normale-Welt-Kontext merkte man, was für eine, gerade im Vergleich zu Andrew Aldritch, schauderliche Gesangsstimme da eigentlich zu Werke ging. Weinerlich und nicht mal mehr mitleiderregend.
"Kann endlich jemand mal diesem weinerlichen Dreck ein Ende machen und den Typ abknallen bitte? Am besten in den Bauch. Dann gibt es vielleicht noch einmal ein bisschen "Triumph of Death"-Atmosphäre...", das waren und sind da meine Gedanken.
Ich habe in den vergangenen Jahren, angeregt durch positive Stimmen hier im Forum, "ItP" immer wieder mal eine Chance gegeben. Es half nichts. Into the Pandemonium? Ja gerne! Aber nicht in dieses bitte. Da gehe ich lieber einkaufen oder zum Finanzamt. Das ist mystischer.
de rLike ist für deinen Text an sich im Sinne von nachvollziehbare Meinung, die ich halt nicht teile;). Glaube, ich wurde zu früh mit Prog etc. sozialistert, so dass ich mir so ne Sachen gut geben kann, wenn sie gut gemacht sind - wie in diesem Fall:D
 
de rLike ist für deinen Text an sich im Sinne von nachvollziehbare Meinung, die ich halt nicht teile;). Glaube, ich wurde zu früh mit Prog etc. sozialistert, so dass ich mir so ne Sachen gut geben kann, wenn sie gut gemacht sind - wie in diesem Fall:D
Deine Meinung in allen Ehren, aber ich halte es ja gerade nicht für gut gemacht.
Ich freue mich aber für dich, dass sie dir gefällt.
 
Mit Verlaub, das ist von vorne bis hinten totaler Unfug und kann natürlich nur von jemandem kommen, der zum VÖ-Termin von "Into The Pandemonium" noch nicht einmal geboren war.

Ich war zum VÖ-Termin von ItP nicht nur bereits geboren, sondern alt genug, um sie mir zu kaufen und genau das habe ich getan und Du wirst es nicht glauben: ich fand die damals geil und jetzt halt Dich fest, das wird Dich schockieren: ich find die immer noch geil.

Und damit Du Dich vor Magenkrämpfen am Boden windest, mach ich es noch schlimmer: ich geb ihr meine Stimme beim Battle of the Records. Ha!


...(letzteres ist gelogen, weil sie gegen Into the Everflow von Psychotic Waltz antreten muß und die ist natürlich schon geiler)
 
Celtic Frost haben eigentlich nur eine Gurke rausgebracht(neben dem HipHop schmarrn,danke dafür Leute das kannte ich noch garnicht.....oder verdrängt) und das war die Cold Lake ,da fehlen mir bis heute noch die Worte..........alleine das Backcover:D:D
 
Celtic Frost haben eigentlich nur eine Gurke rausgebracht(neben dem HipHop schmarrn,danke dafür Leute das kannte ich noch garnicht.....oder verdrängt) und das war die Cold Lake ,da fehlen mir bis heute noch die Worte..........alleine das Backcover:D:D
ich finde sie auch den vollen Mist und kann sie bis heute nicht nachvollziehen.. Aber: auch hier haben CF halt ihr Ding gemacht und gegen jegliche Erwartungen so ne Platte verbrochen. Das war zur ITP gar nicht denkbar für mich, dass sowas folgen könnte... ich frag mich jedes Mal, wenn das einfach ne andere Band gewesen wäre, sie mir besser gefallen würde? Glaube nicht, denn da war die Accept'sche "Eat The Heat" ja noch besser. Tom hat sich ja schon einige Male zum damaligen Wendepunkt geäußert. Aber so ein richtiges, integeres Statement wäre schön - v.a. warum er/die Band wieder in die Düsternis umschwenkte. Oder checken wir alle die Genialität dieser Platte halt einfach nicht:D
 
Bei der Into the Pandemonium würde ich nicht von 'Black Metal meets Avantgarde' sprechen, sondern eher 'Black Metal meets Pop Klassik (oder Neo Romantik oder so was) = Avantgarde'. Ich fand's damals für seine Zeit der heiße Scheiß, heute (für mich persönlich) aber doch das am schlechtesten gealterte Werk der Band. Ohne Frage waren sie damit mutig und irgendwie innovativ (und davor habe ich eine große Hochachtung). Ich sehe die Scheibe jedoch eher als Vorboten des Crossover-Gedanken, der sich dann in den 90ern stark breit machte. Das Vermischen verschiedener Stilelemente ist natürlich ein probates Mittel der Neuschöpfung. Mir geht es jedoch häufig so, dass wenn unterschiedliche Elemente einfach über- oder nebeneinander gesetzt werden, anstatt eine durchdrungende Mischung der musikalischen Parameter und Klangbilder zu erzeugen, ist die Halbwertzeit der entstandenen Musik (für mich) häufig von geringer Dauer. (Für mich) erreichen Celtic Frost mit ihren neuen Stilmitteln auf ItP keine Synergie, sondern erzeugen lediglich einen exotischen Effekt, der in diesem (ItP) und meinem (ich, als Rezipient) Falle von starker Abnutzung gezeichnet ist.
 
Mit der Marotte bin ich, wie sich hier schon öfters gezeigt hat, ja doch eher die Ausnahme, aber ich hab mir die Bootleg-Demo-Compilation vor allem wegen "Prototype" bestellt - und natürlich deswegen, weil ich eh alle Songs von CF haben will -, aber gerade dieses komplett Abseitige an "Prototype" reizt mich total. Worauf ich mich einlasse, das weiß ich. Die meisten Songs des Demos hab ich auf YT schon mal angehört. Unbedingt "gut" finde ich das nicht. Vielleicht sogar schlecht. Aber ich finde es sehr spannend, mich damit auseinander zu setzen, und ich freue mich sehr auf die Compilation. Ich mag aber auch die "Cold Lake" sehr gerne, als das, was sie ist: Ein völlig aus der Art geschlagenes Werk einer sehr wichtigen Band, das ich als Zeitdokument sehr einzigartig und faszinierend finde, da es aus allerlei Unbill, Trotz, Orientierungslosigkeit etc... geboren scheint. Auch wenn Thomas Gabriel Fischer selbst es nicht leiden kann, ich finde es inspirierend. Fischer ist eh gerade auch vor dem Hintergrund ein wahnsinnig spannender Künstler, dass er sich regelmäßig mit sich selbst überworfen zu haben scheint und auch dazu steht. Das macht die von ihm selbst heute als Fehler bezeichneten Experimente umso interessanter. Auch Apollyon Sun hat seine Wirkkraft. Richtig gut finde ich das Industrial/Elektro/Metal-Zeug nicht, aber auch das ist spannend.
 
Auch Apollyon Sun hat seine Wirkkraft. Richtig gut finde ich das Industrial/Elektro/Metal-Zeug nicht, aber auch das ist spannend.

Ich hab die bei Erscheinen total abgefeiert aber mittlerweile schon so lange nicht mehr gehört, dass ich gar nicht sagen kann, ob die gut ist. Es gab zu dem Zeitpunkt in jedem Fall bessere Industrial/Metal-Bands/Projekte, aber die Idee dahinter fand ich immens stark.
 
was für eine schauderliche Gesangsstimme da eigentlich zu Werke ging. Weinerlich und nicht mal mehr mitleiderregend.
Ich habe in den vergangenen Jahren, angeregt durch positive Stimmen hier im Forum, "ItP" immer wieder mal eine Chance gegeben. Es half nichts.
Diese beiden Sätze aus Deinem ja wirklich umfassenden Beitrag fassen eigentlich recht gut zusammen, was auch ich immer wieder beim Hören des Albums empfinde.

Auch ich habe es wirklich mehrfach damit versucht, da mir immer wieder eingetrichtert wurde, wie toll das doch sei, aber ich kann mir das selbst im Vollrausch beim besten Willen einfach nicht schönhören, und das liegt zu mindestens 80% an diesem einfach nervtötenden Heulsusengesang.
 
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