John Wick 3 - Parabellum (USA, 2019)
Der neue „John Wick" trägt im US-amerikanischen Original den Titel-Zusatz „Parabellum". Nun könnte sich dieser Name auf eine berühmte Selbstladepistole beziehen. Tut er aber nicht. Er nimmt tatsächlich Bezug auf das berühmte römische (und schon von Platon auf Griechisch formulierte) Sprichwort „Si vis pacem para bellum", was so viel heißt, wie „Wenn du den Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor". Gemeint war damit, dass nur ein kampftaugliches Militär die weiten (Reichs-)Grenzen in der Lage wäre zu sichern. Nun mag es etwas hochgegriffen sein, einem intellektuell unauffälligen Actioner wie „John Wick: Kapitel 3" Politphilosophisches anzudichten. Denn das einzige, worum es in diesem Film geht, ist, die immer größer werdende Fan-Schar von Keanu Reeves‘ Killing-Spree anspruchslos, aber technisch hochwertig zu unterhalten.
John Wick, der Mann mit der zunehmend komischen Frisur, ist immer noch auf der Flucht, denn die Handlung dieses dritten Teils schließt sich nahtlos an die Story des zweiten Teils an. Doch er zeigt Reue für seine Taten. Der unbesiegbare Actionheld alter Bauart sucht deshalb nach dem unbekannten Kopf des global aufgestellten Killernetzwerks, um den sich im Verborgenen haltenden Strippenzieher seine Entschuldigung und Wiedergutmachung darbringen zu können. Das ist aber gar nicht so einfach, denn der Typ versteckt sich als Beduine irgendwo in der marokkanischen Sahara. Natürlich findet John Wick nach kurzem Kompass-Zücken den Gesuchten und nimmt dessen angebotenen Sühne-Auftrag an - nur um ihn zuhause, kurz vor seiner Vollstreckung, doch nicht auszuführen.
Man merkt gleich, nach Logiklöchern im Skript sucht man besser gar nicht erst. Sie sind kometengroß und nicht zu übersehen. Doch ist diese mangelnde Lebensnähe nicht weiter schlimm - denn wer wartete damals etwa bei einem Partykracher wie „Commando" (1986) allen Ernstes auf Nachvollziehbares oder akademisch Triftiges? Nichts anderes ist „John Wick: Chapter 3" nämlich, als ein übrigens überraschend harter Krachfilm. Und zweitens ist seine narrative Geschraubtheit nur einer der augenfälligsten Nexus zum Zeitalter der Konsolenspiele, in dem Chad Stahelskis Action-Reihe ja aus der Taufe gehoben wurde. Denn bei Keanu Reeves' aktuellem Kinofilm treten die Parallelen zu den Myriaden an erhältlichen Konsolenhits sogar noch deutlicher zutage, als in den beiden Vorgängern. Wie in einem Ego-Shooter steigern sich die von nur kurzen Verschnaufpausen unterbrochenen Level im Schwierigkeitsgrad von Mal zu Mal. Da bekommt es der Held natürlich (wie im traditionellen Actionfilm) mit immer gefährlicheren Gegnern zu tun, doch, und das ist neu, erfahren die Kontrahenten Upgrades, die wiederum den Spieler (Wick) zu Updates zwingen. Es ist eben letztlich inzwischen alles nur eine Sache der Schnelligkeit und der Geduld. Denn sterben kann die Hauptfigur nicht. Sie wird nur neu gebootet.
... 8/10
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