Der allgemeine Filmthread.

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Parasite (koreanisch mit polnischen Untertiteln)
Da musste klein Novo doch mal nachschauen, was an dem Film so toll ist, dass die Amis ihm 4 goldene Deppen hinterher werfen.
Der Plot ist vom Prinzip her simpel, irgendwann erwartet man eine drastische Wendung, die anders erscheint, als man vermutet und man hangelt sich von Andeutung zu Andeutung bis zum doppelten Klimax. Eine humorvolle Sozialstudie, Fragen an die Moral zwischen oben und unten, solide Kameraarbeit, übertriebene Soundmischung. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber schwungvoll gedreht. Ich kann kaum das billige amerikanische Remake abwarten. 8/10
 
So, Atmos-Lautsprecher hängen und sind verkabelt, UHD-Player ist angeschlossen...dann schauen wir heut abend mal, was die beiden Sicarios technisch so draufhaben. Filmisch sind die Teile ja ziemlich groß!
 
Zweimal im Jahr ist bei meinem Bruder, einem Freund und mir "Bürgerkriegstag". Klingt morbide. Oder nerdig. Ist es wahrscheinlich auch. Beides. Egal. Wir haben in den Nuller-Jahren die meisten Schlachtfelder des US-Bürgerkriegs bereist und seitdem eine spleenige Vorliebe für diese Zeit entwickelt. An solch einem Tag wird nur Bier und Cocktails aus den USA getrunken, ein bisschen Whiskey und wir kochen amerikanisch. Also gut, der Tag ist - ganz ehrlich - ein Vorwand zu saufen.

Natürlich gibt's dazu auch immer zwei Filme zum Thema:

Lincoln (USA, 2012)

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Spielberg schrammt haarscharf am Pathos vorbei, um einen für die meisten Europäer eigentlich faden Film zu offerieren. Macht aber gar nichts, wenn man nicht zu den meisten Europäern gehört. Denn Spielberg hat ein tolles Gespür für die Zeit und den Mann. Samt seinen Marotten. 8/10

Glory (USA, 1989)

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Denzel Washington war schon in jungen Jahren ein Meister. Der ein kleinwenig weinerliche Matthew Broderick nicht ganz so, aber mit Sicherheit gut genug, diesen gefühlvollen, spannenden und fairen Film über den ersten Einsatz eines Regiments Schwarzer zu tragen. SO hätte Sam Mendes' "1917" enden müssen. Ohne Kompromisse. Hat er sich aber nicht getraut. 8/10
 
1917 basiert auf einer Kriegsgeschichte seines Vaters (oder Großvaters). Hat mit trauen nichts zu tun. Wie übrigens meistens nicht in der filmkunst...

Sein Großpapa hat ihm vom Krieg erzählt (Das ist doch schön!) und Mendes sagt selbst, dass er die Geschichte ordentlich ausgeschmückt hat. Er hätte narrativ machen können, was er wollte. Wollte er aber nicht. Er wollte seinem Großpapa und vor allem seinem Land ein Denkmal setzen. Auch der Glory setzt diesem Regiment Schwarzer ein Denkmal. Aber auf eine wesentlich mutigere (!) Weise, denn...
alle seine Protagonisten/Helden sterben
. Das hätte der Mendes schwerlich machen können als jemand, der den Zeitgeist in Großbritannien bedient. Mendes' Film war nicht langweilig. Und er hat zu Recht den Oscar für seine Bauten bekommen. Aber ein insgesamt bemerkenswerter Film ist er nicht. Und Film des Jahres - ebenfalls zu Recht - ebenfalls nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sein Großpapa hat ihm vom Krieg erzählt (Das ist doch schön!) und Mendes sagt selbst, dass er die Geschichte ordentlich ausgeschmückt hat. Er hätte narrativ machen können, was er wollte. Wollte er aber nicht. Er wollte seinem Großpapa und vor allem seinem Land ein Denkmal setzen. Auch der Glory setzt diesem Regiment Schwarzer ein Denkmal. Aber auf eine wesentliche mutigere (!) Weise, denn alle seine Protagonisten/Helden
sterben
. Das hätte der Mendes schwerlich machen können als jemand, der den Zeitgeist in Großbritannien bedient. Mendes' Film war nicht langweilig. Und er hat zu Recht den Oscar für seine Bauten bekommen. Aber ein insgesamt bemerkenswerter Film ist er nicht. Und Film des Jahres - ebenfalls zu Recht - ebenfalls nicht.
Der Spoiler ist bissel unelegant platziert bzw. sinnlos, da er zu wenig beinhaltet. Jeder mit bissel Grips weiß was da drin stehen wird;)
 
Aber auf eine wesentliche mutigere (!) Weise, denn alle seine Protagonisten/Helden
Verstehe nicht warum es mutiger sein soll wenn
man den Protagonisten draufgehen lässt. Es ist ne künstlerische Entscheidung die je nach Umsetzung funktioniert oder eben nicht. Im Endeffekt wäre es n billiger Schock am Ende gewesen- das verkommt gern zur Effekthascherei. Und ob er jetzt tot ist, oder für den Rest seines Lebens aufgrund der Ereignisse verstört... wayne? Zumal er teilweise ja auch versagt hat. Von nem Happy End kann jedenfalls nicht die Rede sein.
Ich fand das Ende gut wie es ist.
 
Der Spoiler ist bissel unelegant platziert bzw. sinnlos, da er zu wenig beinhaltet. Jeder mit bissel Grips weiß was da drin stehen wird;)

Kritik akzeptiert und für stichhaltig befunden. :D

Verstehe nicht warum es mutiger sein soll wenn
man den Protagonisten draufgehen lässt. Es ist ne künstlerische Entscheidung die je nach Umsetzung funktioniert oder eben nicht. Im Endeffekt wäre es n billiger Schock am Ende gewesen- das verkommt gern zur Effekthascherei. Und ob er jetzt tot ist, oder für den Rest seines Lebens aufgrund der Ereignisse verstört... wayne? Zumal er teilweise ja auch versagt hat. Von nem Happy End kann jedenfalls nicht die Rede sein.
Ich fand das Ende gut wie es ist.

Ist ja okay, wenn du das Ende so mochtest. Ich fand auch nicht, dass es schlecht war. Mir hätte es halt
pechschwarz wesentlich besser gefallen. Denn umsonst war der Botengang damit eben nicht.
So wird er aber zur Heldengeschichte. Und zum Standard in diesem Genre. Denn so ticken die überwiegende Mehrzahl der Filme, vor allem die Großproduktionen. Sie versuchen nur mit viel Geheule drüber wegzutäuschen. Heldengeschichten bleiben es. Vielleicht keine strahlenden. Aber solche, von denen man seinen Enkeln erzählt.
 
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Jojo Rabbit (OT mit polnischen Untertiteln)
Schwierig schwierig... Zuvor hatte ich mit Bekannten noch ein Gespräch darüber geführt, ob man Komödien über die NS-Zeit machen sollte.
Die Frage lässt sich auch nach dem Film nicht wirklich beantworten, obgleich er mir erschreckend gut gefallen hat, woran wohl auch die Kinoatmosphäre ihren Anteil haben dürfte (komplett ausverkauft, keiner schwatzt oder stört sonstwie). Allerdings ist auch das ein schwieriger Punkt, das polnische Publikum lachte noch bei Witzen, die auf den deutschen Antisemitismus aufbauten, als mir schon längst Schweremut aufkam. Es wäre interessant, die Reaktionen eines deutschen Publikums damit zu vergleichen.
Am Schauspiel gibt es herzlich wenig auszusetzen, Sam Rockwell, der gewohnheitsgemäß einen Alkoholiker oder Rassisten gibt, liefert auch hier passend überzeichnet, Scarlett Johanssen spielt ihre Figur mit imponierender Natürlichkeit, Taika Waititi... naja, er war für viele Witze da und hat sie zumeist auch geliefert. Die jungen Darsteller spielten stark. Bühnenbild, Sound, Kamera etc. waren soweit ich nach einmaligen Anschauen beurteilen kann, auf passendem Niveau. Handlung und Figuren tanzen ungezwungen durch die Zeit und funktionieren einfach. Schade auch, dass das Ende recht schlicht gehalten ist, denn was nach dem Ende kommt/kam, wird zu oft ignoriert.
Die Stärke des Films dürfte wohl das kindliche Entdecken sein, doch bleibt auch wahnsinnig viel auf der Strecke, was eben jene Zeit ausmachte. Der humoristische Zugang ist problematisch, denn in manchen Szenen stellt sich die Frage, ob man mit oder gegen Nazis lacht und wann der Punkt erreicht ist, wo einem das Lachen im Hals stecken bleib(en sollte). Die starke Überzeichnung der nationalsozialistischen Ideologie für komödiantische Zwecke, meist ohne Reflektion der Folgen, bereitet mir Kopfzerbrechen. Es erscheint profan, was Basis der Katastrophe ist, zugleich jedoch innerhalb der Inszenierung funktioniert. Soll man nun moralisieren oder das reine Kunstprodukt betrachten? Schade, dass der Film diese Frage nicht explizit stellt.
Bleiben wir bei sympathischen 8/10
 
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Parasite (koreanisch mit polnischen Untertiteln)
Da musste klein Novo doch mal nachschauen, was an dem Film so toll ist, dass die Amis ihm 4 goldene Deppen hinterher werfen.
Der Plot ist vom Prinzip her simpel, irgendwann erwartet man eine drastische Wendung, die anders erscheint, als man vermutet und man hangelt sich von Andeutung zu Andeutung bis zum doppelten Klimax. Eine humorvolle Sozialstudie, Fragen an die Moral zwischen oben und unten, solide Kameraarbeit, übertriebene Soundmischung. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber schwungvoll gedreht. Ich kann kaum das billige amerikanische Remake abwarten. 8/10
"Parasite" ist ja wegen der Oscars gerade in aller Munde und ich fand ihn ebenfalls gut; die komplette Begeisterung, die manche an den Tag legen, wollte sich bei mir aber dann doch nicht einstellen.
Mehr Eindruck hinterlassen hat da bei mir der etwas früher erschienene und ebenfalls koreanische "Burning". Der hat eine ganz spezielle, mysteriöse Atmosphäre erzeugt und ist mir dadurch deutlich im Gedächtnis geblieben.

Beide Filme verlangen eine Zweitsichtung - zumindest bei "Burning" steht diese auch unmittelbar bevor, denn ich habe ihn mir gerade auf DVD zugelegt.
 
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