So, und weil wir von vorne nach hinten durchzählen kommt jetzt natürlich die unvermeidliche dritte Scheibe:
Auch wenn es vorgestern das erste Mal war, dass ich mich bewusst hingesetzt habe, um dieses Megaseller-Album am Stück durchzuhören, kommt es wenig überraschend, dass ich natürlich doch jeden Song bereits kannte. Das Titelstück, 'Carrie' und 'Cherokee' hatte ich auch stets als Europe-Klassiker auf dem Schirm, doch auch die anderen Songs sind letztlich so bekannt, dass ich mich ihnen offenbar nicht entziehen konnte, auch wenn ich nicht präsent hatte, wohin ich die tun muss.
Was ist zu "The Final Countdown" nun zu sagen? Nun, ich gehöre ja grundsätzlich nicht zu den Leuten, die sich über die kommerziell erfolgreichen Pop-Alben von Rocklegenden aufregen. Zumindest nicht, wenn sie gut sind, denn Underground sein ist ja kein Selbstzweck.
Beim eingangs genannten Chartbreaker-Triple kann ich natürlich gut nachvollziehen, dass sich der eine oder andere an den Songs abgehört hat, wie es vielen halt auch mit "Smoke on the Water", "Fear of the Dark" und "Nothing Else Matters" geht. Aber auf der anderen Seite: So funktioniert das eben mit Welthits. Die sind in ihrer zwingenden Eingängigkeit halt manchmal ein bisschen penetrant. Doch, was soll's? Im Endeffekt wird man sich den "Letzten Hinunterzähl" aus der modernen Pop-, Sport-, Eventkultur niemals mehr wegdenken können, weil er eben epischen Stadionrock-Bombast zelebriert wie kaum ein anderes Lied. 'Carrie' ist ein schnulziger Schmachtfetzen, der so sehr "Achtziger!" schreit, wie es nur geht. Wer da keine 80er-Haarspray-Braut aus einem Hollywood-Film aus jener Zeit vor Augen hat, der ist definitiv zu jung, oder viel zu alt, oder komisch. Und "Cherokee", jo, der kann von den drei Megahits eigentlich am meisten. Indianderromantik und Sozialkritik in einem nachdenklichen, dunklen Bombast-Stampfer, der trotzdem eingängig ist und kommerziellen Erfolg erzielen konnte.
Die übrigen Songs sind aber nicht unbedingt schlechter als die Hits. 'Rock The Night' ist ein schöner, intensiver Rocker mit toller Bridge, dessen Refrain mich nicht ganz kickt, aber auch cool ist. 'Danger On The Track' erinnert mich ein bisschen an Chicago und 'Ninja' bietet richtig starken, keyboardschwangeren, pianolastigen, pompösen AOR/Melodic Rock. 'Time Has Come' fängt extrem schnulzig an, wird dann aber heavier mit dominanten Backing Chören und großartigen Leadvocals von Joey Tempest, während die Band zum Ende hin mit dem bärenstarken 'Heart of Stone', dem verhältnismäßig heavy bratenden Rock'n'Roller 'On The Loose', der in Sachen Keyboards etwas zurückhaltender ist. Der Nausschmeißer 'Love Chaser' (den ich in den Achtzigern als "The Chainsaw" missgehört habe, wenn ich mich recht entsinne) wetzt diese "Scharte" dann aber wieder aus und bringt mit starkem Tasten- und Chor-Einsatz nochmals amtlich melodisch die Anhänger der gepflegten AOR-Schule zum Rocken.
Ja, alles in allem hat "The Final Countdown" mir fast ein bisschen zu viel Bombast und Keyboard, was Gitarrist John Norum wohl auch so sah und danach seinen Hut nahm, doch dessen ungeachtet ist es halt ein Hitfeuerwerk der allerersten Ordnung und als solches völlig zur Recht das "Make it"-Album der Band. Im hardrockig metallischen Untergrund mag es mancher als "Break it"-Album werten, wie halt auch wahlweise Metallicas Schwarze, "Keeper of the Seven Keys" oder "Countdown to Extinction", aber Leute, mal ehrlich, ohne diese Hits die jeder kennt, und ohne die Megaseller-Alben wäre die Szene doch auch viel ärmer.
Meine Favoriten auf der Scheibe sind tatsächlich die letzten drei Songs und 'Cherokee', aber wie gesagt: Ich mag auch die vermeintlich totgenudelten Welthits. Vielleicht, weil sie bei mir eben in den Achtzigern nicht ganz so oft gelaufen sind wie bei anderen Leuten, weil ich da immer nur Manowar hören musste.