Interviews und Berichte in eigener Sache

Für die nicht Facebooker, die ersten zwei von drei Seiten Interview mit Wolf im aktuellen Totentanz Magazin:

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... gerade erst entdeckt hier, aber die zweite Seite ist "tot". Oder liegt's an meinem Computer? falls die jemand hat - mich würde die Fortsetzung brennend interessieren.
 
Dit macht Sinn. Es lass sich nur so im Verlauf als wäre da ursprünglich auch die zweite Seite geteased und nur die dritte vorenthalten ... aber Danke für die Rückmeldung!

Da haste Recht. Ich hab das gestern noch auf dem Rückweg vom Funkenflug geschrieben und die alten Beiträge nicht mehr vor Augen gehabt. Läuft aber auf dasselbe raus: wer das Interview auslesen will, sollte über die Bestellung des Mags nachdenken. Alle 3 Seiten waren nie online.
 
Arno vom Totentanz Zine hat das gesamte Interview freigegeben. Hier also der Rest, verbunden mit der Bitte, euch das Zine zu kaufen und damit Arno ein wenig zu unterstützen.



Wie entscheidet ihr über den Inhalt? Ich kann mir vorstellen, dass z.B. Nightwish, Linkin Park oder Rammstein niemals bei euch auftauchen werden, oder?



Nichts gegen Rammstein, aber die Band verortet sich nach Aussagen ihres Gitarristen Richard Kruspe im Pop mit harten Gitarren. Wir jedoch haben uns darauf festgelegt, ein Magazin für Metal und Hardrock zu machen. Und da haben Rammstein bei uns nun mal keinen Platz. Darüber hinaus finden Plastik, gemachte Bands oder die musikalischen Inhalte von RTL-Samstagabendshows, in denen ein Oliver Geissen sich einem Phänomen namens Rockmusik gegenübersieht, bei uns nicht statt. Wir machen nur das, was wir können und wollen: Und das ist vorrangig Hardrock und Metal. Ausnahmen wie zum Beispiel Manuel Trummers vorzügliches Feature über CCR bestätigen die Regel. Wobei CCR tausendmal mehr Hardrock sind als so manche glattgebügelte Truppe voller gestylter Modepuppen und einem Härtegrad knapp über Helene Fischer. Aber letztlich gibt es bei uns keinen Katalog der unerwünschten Bands und Personen. Jeder hat seine persönliche Hitliste und Shitliste im Kopf (lacht). Wenn einer unserer Schreiber für eine Band, die er verehrt und die der Rest der Truppe nicht mag, leidenschaftlich wirbt und kämpft, dann kommt diese Band höchstwahrscheinlich ins Heft. Eben weil es im Team jemanden gibt, der diese Band bedingungslos supportet. Alles in allem ist es aber so, dass wir in diesem Leben wohl nicht mehr zu den Pressesprechern der Böhsen Onkelz, den wohl größten Umfallern der deutschen Rockhistorie, mutieren werden. Mit einer Hochzeits- oder Lovestory eines mediengeilen Musikers, nur um finanzielle oder sonstige Interessen zu befriedigen, werden wir auch nicht um die Ecke kommen. Und was Typen wie Ted Nugent und Dave Mustaine betrifft, frage ich mich: Wo liegt eigentlich der Sinn, stetig den gleichen reaktionären Speichelfluss oder das sich laufend wiederholende selbstmitleidige Geheule unkommentiert abzudrucken?

Bei Nightwish hingegen wird es schwierig: Wir sind ein Magazin, das alle zwei Monate erscheint und demnach eine gewisse redaktionelle Vorlaufszeit benötigt. Da kann es schon mal passieren, dass in dem Zeitraum zwischen dem geführten Interview und der Magazin-Veröffentlichung zweimal die Sängerin ausgetauscht und drei weitere Gary Moore-Songs verhunzt werden. Stell dir nur mal vor, wie peinlich es wäre, wenn im Interview von Operndiva Uschi Pupske die Rede ist, diese aber bereits durch Sopranistin Tusnelda Fickert ersetzt wurde…


Bei euch gibt es keine CD und ihr betont das auch. Wäre es aber anderseits nicht cool, eine Disc nur mit Underground-Mucke beizulegen?


Mit dem Etikett “ohne CD” meinen wir die typischen Magazin-Beileger-CDs, auf die sich Plattenfirmen reinkaufen können, relativ unabhängig von der Qualität der Musik. In der heutigen Zeit, in der jeder Fan, der auch nur ein kleines bisschen Schatzgräbermentalität aufweist, mit wenigen Mausklicks neue tolle Bands entdecken kann, machen diese CDs nur noch bedingt Sinn. Okay, du kannst halt vorab einen Song vom neuen Cannibal Corpse- oder vom neuen Opeth-Album hören: Aber, dass Cannibal Corpse immer Granate sind und Opeth mit Death Metal leider nix mehr am Hut haben und stattdessen einen auf Siebziger und perfekte Schwiegersöhne machen, weiß man doch schon vorher. Die eigentlich spannenden neuen Bands sind doch größtenteils noch ohne Deal oder auf kleinen Labels, die sich die Buchung eines Songs auf Magazin-CDs meist nicht leisten können. Womit wir bei einer CD voller Underground wären: So eine CD der Gesamtauflage des jeweiligen Magazins beizulegen, kostet eine tüchtige Stange Geld, und zwar vor allem Gema-Gebühren. Das kann sich nicht jeder leisten, und wir als frisch gestartetes Magazin haben erst Recht keine fünfstellige Summe mal eben so im Tresor. Um mal Zahlen zu nennen: Für einen Song auf einer Magazin-CD muss die Plattenfirma oder die entsprechende Band je nach Magazin- und damit CD-Auflage zwischen 400 und 1.200 Euro bezahlen. Dies sind nach meinem Wissen nach die reinen Gema-Kosten.

Ich denke aber, dass wir mit der Flexidisc, auf der die holländischen Black’n’Roller Heretic gemeinsam mit Sängerin Farida Lemouchi ‘It’s On’ von The Devil’s Blood covern, dem Undergroundgedanken ziemlich nahe kommen. Die Disc ging mit unserer zweiten Ausgabe an alle Abonnenten.



Ihr habt keine Pläne für ein DEAF FOREVER-Festival, oder?


Momentan ist an ein Festival nicht zu denken, denn der Prozess, ein Printmagazin am Markt zu etablieren, ist eine sehr zeitintensive Aufgabe, die uns keinerlei Reserven für andere Projekte übrig lässt. Was mich betrifft, kommt noch hinzu, dass ich mit meiner Promo-Agentur Sure Shot Worx einen weiteren Fulltime-Job habe und mit dem „Hell Over Hammaburg“-Festival einem sehr zeitaufwendigen Hobby fröne – welches übrigens unter anderem vom DEAF FOREVER präsentiert wird.


Ist es schwer, ein neues Printheft zu machen in Zeiten der ganzen Online-Magazine?


Einige sagen: Es ist unmöglich.

Es ist jedenfalls nicht leicht, aber daran sind nicht hauptsächlich die Online-Medien Schuld. Ich denke, dass sich Printmedien dann am Markt behaupten, wenn sie sich nicht an den Online-Medien andienen bzw. einen auf “Wir sind genau so wie Online-Medien, aber halt gedruckt” machen. Printmedien sollten eigenständig sein, selbstbewusst, eine echte Alternative zur elektronischen Konkurrenz. Zwei Schlüsselworte dazu: Leidenschaft. Das ist oftmals der kleine, aber feine Unterschied. Zwar möchte ich Online-Medien Leidenschaft nicht absprechen, aber Leidenschaft wird auf Papier immer besser funktionieren als in Pixeln am Bildschirm. Online, das ist wie eine Konzert-DVD. Aber Papier ist wie das Konzert live zu erleben.

Zweites Schlüsselwort: Tiefe. Inhalte bzw. musikalische Szenekenntnisse, die man eben nicht mit zwei Mausklicks googeln kann. Ich bin jedenfalls ein positiv denkender Mensch und glaube, dass wir erfolgreich sein werden, solange es für unsere Leser spürbar ist, dass wir das DEAF FOREVER mit großer Freude, Leidenschaft, positivem Fanatismus, mit Demut vor dem wunderschönen Leben, das man als Metalfan hat, mit Bier und mit Frank Albrechts täglichen, braunknusprigen Brathähnchen zusammenwerkeln.

Vor zwei oder drei Jahren saß ich mal auf dem Klo und las mit meinem Handy im Internet Nachrichten. Der Klassiker passierte, denn das Ding flutschte mir aus der Hand, knallte auf die Klobrille und, na ja. Scheiße halt. Das wäre mir mit einer Zeitung niemals passiert.



Was können wir 2015 noch von euch erwarten?


Vollgas, und zwar sechs Ausgaben lang. Das gesamte Team ist in den Vorbereitungen zu diversen Specials involviert, die im Laufe des Jahres erscheinen werden. Ich denke, dass wir mit unseren ersten drei Ausgaben deutlich gemacht haben, wofür DEAF FOREVER steht. Wir haben unsere Kernleserschaft gefunden, was uns sehr dankbar macht.


Welche waren für dich die besten Bands & Alben 2014?


Zu meinen persönlichen Highlights zählen VILLAGERS OF IOANNINA CITY – Riza, TRIPTYKON - Melana Chasmata, TEITANBLOOD–Death, MIDNIGHT – No Mercy For Mayhem, HETROERTZEN - Ain Soph Aur, ZOM – Flesh Assimilation, THE TOWER - Hic Abundant Leones, SORTILEGIA - Arcane Death Ritual, FUNEREAL PRESENCE - The Archer Takes Aim, SACRIFICIO – Sacrificio, PANOPTICON - Roads To The North sowie DREAD SOVEREIGN - All Hell's Martyrs.



Was glaubst du, wer 2015 durch die Decke geht?


Oha. Also, ich denke, dass Stallion innerhalb Deutschlands ziemlich groß werden. Ob es für den internationalen Durchbruch reicht, muss man abwarten. Bei diesen Typen merkt man jedenfalls, dass sie brennen und dass sie es unbedingt wissen wollen. Mit Khthoniik Cerviiks hat das Label Iron Bonehead eine Entdeckung gemacht, die im extremen Underground für absolute Furore sorgen wird. Für mich noch geiler als Bölzer! Außerdem: (D O L C H). Hochspannende Band… Ach, und wenn Mare und Venenum ihre Debütalben endlich auf die Menschheit loslassen, steht ihrer Weltherrschaft nichts mehr im Wege.

Hetroertzen werden möglicherweise an die Grenzen des Undergrounds stoßen, aber ob man das begrüßen soll, steht auf einem anderen Blatt.


Meiner Meinung nach herrscht ein Overkill an CD´s und Festivals….Wie soll der Fan noch durchblicken? Habt ihr ein Rezept?


Die Metalszene ist vielfältiger denn je und ihre Strukturen sind – vor allem in Deutschland – gesund. Während andere Genres mit dem musikalischen Hungertod zu kämpfen haben, ist bei uns der angebliche Overkill nur ein Jammern auf hohem Niveau. Jeder Fan findet seine Bands, die er gerne hört, und seine Festivals, bei denen er sich gut aufgehoben fühlt. Dazu bedarf es keinerlei Rezept, aber zumindest eine Magazin-Berichterstattung mit klarer Kante und kritischen Augen.


Bist du mittlerweile mit Hammerfall-Oscar im Reinen?


Ich hatte mit Oscar nie ein Problem, wohl aber mit der Musik und dem Image seiner Band, vor allem mit seinem Image. Hammerfall waren und sind für mich keine klassische Band, die den Metal glaubwürdig lebt, sondern eine Truppe, die die bekannten und geliebten Klischees zur Travestie degradiert. Das ist die inhaltliche Vorstufe zu Manowar nach “Kings Of Metal”. Im Grunde genommen war es so, dass ich mit einer völlig überzogenen und rückblickend gar nicht mal so gelungenen Satire einer der wenigen Schreiber war, die medial gegen Hammerfall abgemotzt hatten. Und das zu einer Zeit, in der diese Truppe als wichtigste neue Metalband, als Retter des Metal gar, stilisiert wurde. Die Band sah sich damals nicht imstande, trotz ihrer immensen Erfolge und den unzähligen Presse-Lobhudeleien über meinen Spott drüberzustehen, drehte den Spieß um und widmete bei ihrer anschließenden Deutschlandtour die Nummer “Let The Hammer Fall” unter lauten Gejohle der Fans mir. “Let The Hammer Fall On Mühlmann” hieß es dann also, und einige ganz erfinderische Follower ließen im Vorfeld der Tour Gedächtnis-Shirts drucken, mit meinem Kopf, welcher durchgestrichen ist, wie bei dem Bad Religion-Logo mit dem durchgestrichenen Christenkreuz. Darüber stand: Wanted (lacht). Götz erzählte mir später, dass bei dem Konzert im Ruhrpott eine regelrechte Lynchstimmung im Publikum aufkam, als der besagte Song angekündigt wurde. Die Hammerfall-Jugend wollte Blut sehen (lacht).

Ein paar Jahre später stand ich bei einem Festival so rum und quatschte mit Schmier von Destruction, als plötzlich Oscar auftauchte und in unserer Nähe herumscharwenzelte. Schmier war alkoholbedingt vom Schalk getrieben, zog mich zu Oscar und stellte mich ihm vor. Daraufhin guckte mich Oscar ganz böse an. Ich wollte die Situation irgendwie witzig entkrampfen und sagte so sinngemäß: “Na, Oscar. Wir beide waren doch schon immer ein Dreamteam.” Und er antwortete mit finsterem Blick und mit Grabesstimme: “I believe not.” Das war dann wohl der Black-Metal-Moment in seinem Leben…


(Arno)
 
Bist du mittlerweile mit Hammerfall-Oscar im Reinen?
Ich hatte mit Oscar nie ein Problem, wohl aber mit der Musik und dem Image seiner Band, vor allem mit seinem Image. Hammerfall waren und sind für mich keine klassische Band, die den Metal glaubwürdig lebt, sondern eine Truppe, die die bekannten und geliebten Klischees zur Travestie degradiert. Das ist die inhaltliche Vorstufe zu Manowar nach “Kings Of Metal”. Im Grunde genommen war es so, dass ich mit einer völlig überzogenen und rückblickend gar nicht mal so gelungenen Satire einer der wenigen Schreiber war, die medial gegen Hammerfall abgemotzt hatten. Und das zu einer Zeit, in der diese Truppe als wichtigste neue Metalband, als Retter des Metal gar, stilisiert wurde. Die Band sah sich damals nicht imstande, trotz ihrer immensen Erfolge und den unzähligen Presse-Lobhudeleien über meinen Spott drüberzustehen, drehte den Spieß um und widmete bei ihrer anschließenden Deutschlandtour die Nummer “Let The Hammer Fall” unter lauten Gejohle der Fans mir. “Let The Hammer Fall On Mühlmann” hieß es dann also, und einige ganz erfinderische Follower ließen im Vorfeld der Tour Gedächtnis-Shirts drucken, mit meinem Kopf, welcher durchgestrichen ist, wie bei dem Bad Religion-Logo mit dem durchgestrichenen Christenkreuz. Darüber stand: Wanted (lacht). Götz erzählte mir später, dass bei dem Konzert im Ruhrpott eine regelrechte Lynchstimmung im Publikum aufkam, als der besagte Song angekündigt wurde. Die Hammerfall-Jugend wollte Blut sehen (lacht).

Ein paar Jahre später stand ich bei einem Festival so rum und quatschte mit Schmier von Destruction, als plötzlich Oscar auftauchte und in unserer Nähe herumscharwenzelte. Schmier war alkoholbedingt vom Schalk getrieben, zog mich zu Oscar und stellte mich ihm vor. Daraufhin guckte mich Oscar ganz böse an. Ich wollte die Situation irgendwie witzig entkrampfen und sagte so sinngemäß: “Na, Oscar. Wir beide waren doch schon immer ein Dreamteam.” Und er antwortete mit finsterem Blick und mit Grabesstimme: “I believe not.” Das war dann wohl der Black-Metal-Moment in seinem Leben…
(Arno)
Uiuiui, da hat sich aber jemand demontiert... (Oscar). Ansonsten auch schönes Interview.
 
Auch wenn ich die Sache mit Hammerfall bekanntermaßen etwas anders sehe, aber das Interview ist der Hammer!
 
Was für ein geiles, mitreißendes und vor positiver Power strotzendes Interview! Ich seh @wrm förmlich vor mir - die Fäuste mit groben Bandagen umwickelt, in heißes Wachs getunkt und mit Glasscherben gespickt und auf seiner entblößten bebenden Brust prangend - ein fetter Smiley, gemalt mit dem Blut seiner Feinde...! :D

Ja, alles gut und schön. Er soll halt aber aufhören Opeth anzumachen. Weil die herrschen supreme. Gerade mit ihrer neuen Ausrichtung.:)
 
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