Vorhin habe ich mit großem Genuss wieder einmal diese außerordentlich spannende Episode der Originalserie mit Kirk geguckt, die sicherlich zu den besten Star Trek Episoden überhaupt gehört und eigentlich eine regelrechte Ikone von Episode geworden ist, auch dank Spocks markanter Gesichtsbehaarung:
Spock rasiert sich im Spiegeluniversum offenbar nicht und eine seit den 90ern bekannte Prog Rock Band hat sich seinen Bartwuchs offenbar zum Vorbild für ihren Namen genommen. Die Handlung ist einfach erklärt: Kirk, Scotty, Uhura und McCoy stranden durch einen Transporterunfall in einem Paralleluniversum, das bis auf gewisse moralisch/ethische und kosmetische Abweichungen identisch mit unserem ist. Die Föderation heißt dort Empire und statt auf Diplomatie setzt man auf Eroberung oder Völkermord, um den Ressourcendurst zu stillen.
Die Menschheit ist dort offenbar im 23. Jahrhundert so geblieben, wie sie sich im 20. Jahrhundert noch verhält und deren ethische und soziale Unzulänglichkeiten - eigentlich in Gene Roddenberrys Version von Star Trek überwunden geglaubt - blieben dort erhalten. Die Episode ist bis auf Kirks überflüssiger, aber am Ende doch spielentscheidenen Romanze mit der zugegebenermaßen heiß gekleideten Bordchemikerin durchweg spannend, besonders George Takei brilliert als diabolisch grinsener, narbengesichtiger Bordp-Gestapo. Eine der Sternstunden von Star Trek und Fundament für ein ganzes Arsenal an Episoden von Deep Space Nine, Enterprise und auch Discovery, in dem das Spiegeluniversum mit der vollkommenen ethisch-moralischen Inversion bis zum Erbrechen breit gewalzt wurde.
In Deep Space Nine natürlich gibt es das Empire nicht mehr, des bärtigen Spocks Vorhersage einer galaktischen Revolte gegen die menschlichen Unterdrücker hat sich bewahrheitet und nun werden die Menschen von ihren ehemaligen Sklaven (Cardassianern und Klingonen) selbst unterdrückt. Aber das ist eine andere Geschichte. Die Episode bekommt natürlich die Höchstpunktzahl: 10/10
In The Next Generation wurde das Spiegeluniversum zumindest auf dem TV Bildschirm nicht aufgegriffen und leider erst in Deep Space Nine weiter gesponnen (allerdings in eine damals unerwartete Richtung).
Folgender TNG Roman, verfasst von Diane Duane VOR Deep Space Nine setzt die Episode "Mirror, Mirror" auf unfassbar spannende und düstere Weise fort:
Das Empire des Spiegeluniversums existiert hier noch, Picard trifft auf seinen sadistischen Widersacher und Doppelgänger. Unseren geliebten Androiden Data gibt es im Spiegeluniversum nicht, sein Schöpfer fiel offenbar einer ethnischen Säuberung zum Opfer, die Klingonen sind niedere Lakaien geworden und das Empire strebt die Eroberung des normalen (unseren) Universums an, da im Spiegeluniversum bereits die gesamte Milchstraße erobert wurde und es nun nichts mehr zu erobern gibt. Diesen spannenden Roman hätte ich gerne als TV Episode gesehen, aber offenbar war zu TNG Zeiten niemand mutig genug, das Spiegeluniversum weiter zu spinnen. Einer der besten Star Trek Romane, der keinerlei Vorwissen voraussetzt, außer eben die Kenntnis der oben genannten Kirk Episode "Mirror Mirror" und sich innerhalb von wenigen Stunden verschlingen lässt. 10/10