So, heute Nachmittag habe ich diesen aus trekkologischer Sicht wichtigen - aber nur schwerlich unterhaltsamen - Film geschaut:
Star Trek - The (Slow)motion Picture oder Star Trek - Der Film(riss)
Nachdem Raumschiff Enterprise Ende der 60er gegen den Widerstand der Fans nach einer durchwachsenen Dritten Staffel im amerikanischen TV komplett abgesetzt und Anfang der 70er in Dauerschleife auf den Privatsendern widerholt wurde, dauerte es ungefähr 11 Jahre, bis die immer größer gewordene Trekkie-Gemeinde wieder was Neues aus dem Hause Gene Roddenberry genießen durften.
Eine unbekannte und ziemlich gefräßige Energiewolke fliegt auf die Erde zu, verschlingt unterwegs drei Klingonische Schlachtkreuzer (herrlich untermalt von Jerry Goldsmith) und anschließend die Raumbasis Epsilon 9 (die bestimmt nur ein Horchposten zum heimlichen Abhorchen der Klingonen war) und nur die frisch überholte Enterprise kann das unbekannte Dingsbumskirchen aufhalten.
Kirk ist frisch zum Admiral befördert worden und trägt nun zu enge Schlafanzüge, Spock ist auf spiritueller Selbstfindung auf Vulkan zwecks Entledigung etwaiger Restemotionen, Pille McCoy trägt Vollbart und hat eigentlich auch keine Lust mehr auf den aktiven Dienst als Raumschiffarzt. Nur Scotty (jetzt mit Schnäutzer), Uhura, Chekov und Sulu halten auf der Enterprise während und nach ihrer Generalüberholung die Stellung.
Die Handlung ist eigentlich schon oben im zweiten Absatz vollständig erklärt. Bei der Energiewolke handelt es sich um ein riesiges Kraftfeld, das ein riesiges Raumschiff umgibt, welches so groß ist, wie das Sonnensystem. Kirk übernimmt das Commando über die Enterprise, degradiert den frisch beförderten Captain Willard Decker (Sohn des verblichenen Commodore Matthew Deckers von der USS Constellation, siehe "Doomsday Machine") zurück zum Commander und die tapferen Forscher fliegen dem hungrigen Riesenraumschiff entgegen und anschließend in ihn hinein. Diese Reise ins Innere des Riesenraumschiffs ist visuell sehr opulent gestaltet. Sehr langatmig und zäh, aber optisch und musikalisch ausgesprochen beeindruckend.
Der Film ist wie ein Doom Album von Monolithe oder Bell Witch. Er lässt sich Zeit und ist nichts für den schnellen Genuss. Was auch stört, ist das sehr hölzerne Schauspiel von William Shatner und dem Rest der Crew. Lediglich McCoy und Spock können hier überzeugen und wirken so lebendig und spritzig wie in den späteren Kinofilmen.
Am Ende stellt sich heraus, dass die Bedrohung in Wirklichkeit V'ger heisst und es sich dabei um die verschollene Raumsonde Voyager 6 handelt, die von Maschinenmenschen gefunden und als Gott verehrt wurde. Anschließend wurde diese Sonde in einen riesigen Maschinentempel eingebettet und zur Erde zurück geschickt, um den Schöpfer zu finden.
Die Handlung ist ein dreister Aufguss der Episode "Ich heiße Nomad" aus der 2. Staffel der Originalserie.
Aber der Film bietet einige Neuerungen:
Die Filmmusik von Jerry Goldsmith, die auch als Titelthema von The Next Generation wieder verwendet wurde.
Das modifizierte Aussehen der Klingonen von Möchtegern Dschinghis-Khans der Originalserie zu den Klingonen, die wir aus dem Franchise so kennen und lieben (mit Stirn, Zottelbart, silberner Rüstung und Klingonischer Sprache)
Der Schnurrbart von Scotty, bis zu seiner Pensionierung neben seiner Plauze sein Markenzeichen
Der Anfang einer unterschiedlich erfolgreichen Reihe von Kinofilmen (insgesamt 10 an der Zahl, wenn man den Reboot von J.J. Abrahams mal ausklammert) und somit auch der Anfang zahlreicher Ablegerserien wie TNG oder DS9, die sich nur entwickeln konnten, weil Star Trek auf der Leinwand erfolgreich war.
Ein Versuch, die Serie bereits in den 70ern wieder zu beleben (Star Trek Phase II) schlug aus finanziellen Gründen fehl und die Produktionskosten (vor allem für das Design) wurden einfach auf den Kinofilm umgelegt.
Von allen Kinofilmen neben Nemesis aus meiner Sicht einer der Schwächeren, sogar Star Trek V "Am Rande des Nervenzusammenbruchs, äh des Universum (Final Frontier)" fand ich gelungener und irgendwie weniger unterkühlt, als dieses sterile und irgendwie mechanisch wirkende Machwerk.
Aus optischer und musikalischer - vor allem aber historischer Sicht dennoch empfehlenswert:
7,5/10