Laut Interview wurde er von Beginn des Auftritts an provoziert - die 'White Power'-Geschichte kam aber erst, bevor er die Bühne wieder verlassen hat, und war wie er sagt als Parodie gedacht: ich hab ja keine Ahnung wie lang das Konzert ging, aber er hätte stattdessen auch eine entsprechende Ansage ('Nein, hier stehen keine Faschos auf der Bühne, und wir dulden auch keine entsprechenden Parolen während unserer Konzerte') machen und/oder die Security auf den Plan rufen und die Typen aus dem Saal werfen lassen können.
Ich glaube, so eine Reaktion, wie von Dir oben beschrieben, ist unter den geschilderten Umständen - Adrenalin + Alkohol - eine hehre Wunschvorstellung.
Und dann gibt es noch zwei Komponenten, die einen Kontext herstellen, in dem das so auch eher schwierig gewesen wäre:
1. It happened in Amerika
2. Phil Anselmo halt, der noch nie die hellste Leuchte am Baum war.
Parodie ist an der Stelle sicherlich der falsche Ausdruck. Ich würde es eher eine wütende Trotzreaktion nennen.
Und wenn an der Stelle entsprechende Provokationen waren, ja dann lässt man sich vielleicht auch irgendwann provozieren (Adrenalin + Alkohol) und macht vielleicht genau das, was absolut kontraproduktiv ist. Hirn aus, Wut an. Eine andere Reaktion wäre der Sprung ins Publikum inkl. Dresche gewesen. Auch davon gäbe es Videos und auch dann würde man nicht gesehen haben, was vorher passiert war und Phil Anselmo einen brutalen und aggressiven Bastard nennen.
Was mich an den Videos im Netz - zumindest die, die ich kenne - stört, ist tatsächlich der fehlende Zusammenhang, da es relativ kurze Ausschnitte sind, die eben nicht zeigen, ob und welche Provokation aus dem Publikum heraus statt gefunden hat.
Andererseits sieht man in fast allen Ausschnitten deutlich, dass Phil voll wie eine Haubitze ist (und stimmungsmäßig nicht unbedingt euphorisiert ist) und einer seiner Mitmusiker womöglich etwas kommen sieht, Phil das Mikro weg nimmt und versucht, ihn von der Bühne zu bugsieren.
Naja, in vino veritas, andererseits in dubio pro reo, man kann es drehen und wenden wie man will und den Menschen eh immer nur vor den Kopf gucken.