So, ich mal wieder.
@Ijon Tichy : Ich hab von deiner Bandliste jetzt die Nennungen angetestet, die allein vom angegebenen Genre her halbwegs in mein "Beuteschema" passen. In den Rest würde ich mir ohne weiteres Vorwissen (und ich kannte tatsächlich keine einzige der Bands) auch dann nicht reinhören, wenn sie jeweils mit 9 Punkten im DF-Soundcheck auftauchen würden.
SATE : Äh, nein. Tolle Stimme, aber kein Metal. Schreibt die Band ja selbst: "
SATE has her feet firmly planted in the 21st century, but the passing of the torch is fully evident on this primordial scream of a debut record that balances huge riffs with swaggering vocals, like a lost collaboration between Tina Turner and Jimi Hendrix."
SKINFLINT: Das von dir verlinkte Album erschien bei Pure Steel Records - da kann man kaum behaupten, der Underground würde die Band ignorieren. Das Mädel ist übrigens nicht mehr dabei - nur noch Kerle, kannst du streichen...
THWART: Von den Riffs und der Produktion zu modern für meinen Geschmack, aber dafür sollte es durchaus ein Metal-Publikum geben.
DEVIL ELECTRIC: Ich hör nicht sonderlich viel Doom und kann daher wenig dazu sagen wie eigenständig das musikalisch ist. Starke Sängerin jedenfalls!
HÄXAN: Wenn der Gesang live etwas weniger poliert rüber kommt, könnte ich mir das gut auf 'nem kleinen Festival vorstellen. Gefällt, schöner Gitarrensound! Die Songs könnten aber etwas kompakter sein - die zwei, die ich gehört haben, waren jeweils 'ne Minute zu lang.
HAWXX: Not my cup of tea. Das Cover weckt Erinnerungen an schlechte 90er-Photoshop-Gehversuche, und die Musik ist ähnlich ambitioniert wie viele damals begangene Gräueltaten...
VODUN: Kein Metal - eher Weltmusik mit verzerrter Gitarre, oder so was?
TALES OF RATATÖSK: Humppa, Gequitsche und Gekreische. Ich mag Metal mit Folk-Elementen, aber bitte nicht SO.
DEATH VALLEY GIRLS: Das eher was fürs Stadtfest als für ein Metal-Festival. Putzig, aber zu weit neben der Spur.
Also eine recht magere Ausbeute, die aber vor allem auf den dargebotenen Stilen beruht. Trifft halt wenig davon meinen Geschmack.
Zurück zur "warum so wenig Mädels?"-Diskussion:
Sicher ist sowas wie Sate, oder Vodun kein Metal, sondern eher Hardrock. Aber wenn sowas wie The Vintage Caravan auf dem Rock Hard Festival spielen, passt sowas auch. Das war dabei mein Gedanke.
Das es jetzt nicht immer deinen Geschmack traf, tut mir Leid. Ich wollte versuchen möglichst alles abzudecken. Wobei ich an der Stelle tatsächlich nochmal auf West of Neptune verweisen kann. Die fand ich von all den genannten mit am besten.
Über deine Vermutung, das Geschlechterbild der 60er hätte was damit zu tun, hab ich mir jetzt noch mal Gedanken gemacht, und sie greift für mich nicht. Frauen haben in den letzten 40, 50 Jahren in vielen musikalischen Genres große Karrieren gemacht, und einen bedeutenden Anteil an den Künstlern. Warum also nicht im Metal? Ist unser Frauenbild rückständiger als in der Gesamtbevölkerung? Das glaube ich nicht. Könnte also tatsächlich eine schlichte Geschmacksfrage sein.
Und zum Frauenanteil auf verschiedenen Festivals: Ich könnte mir vorstellen, dass der Altersschnitt in Wacken um einiges geringer ist als auf z.B. dem KIT - schon allein auch auf Grund des "neumodischeren" und gemischteren Programms. Auf dem KIT musizieren halt überwiegend "alte weiße Männer" (man hat ja wenig Alternativen, wenn man US- und UK-Metal der 80er in den Fokus nimmt), und da kommen dann natürlich auch verhältnismäßig viele "alte weiße Männer", um die Musik ihrer Jugendjahre zu feiern (da zähle ich mich in dem Zusammenhang dazu
).
Sicher gibt es ein paar große Karrieren, aber bei einem genaueren Blick ist das im Verhältnis dann wieder doch sehr wenig.
(Es folgen jetzt ein paar Links, aber bevor sich jemand erschlagen fühlt sei gesagt, dass diese mit sehr guten Grafiken aufbereitet sind, welche einen schnellen Überblick liefern. Man kann sich zwar tiefer einlesen, aber im Prinzip reicht ein kurzes überfliegen, um zu verstehen, was ausgesagt werden soll.)
Hier wäre mal eine Studie, welche von 2012-2019 untersucht hat, wer hinter populären Songs steckt:
https://assets.uscannenberg.org/docs/aii-inclusion-recording-studio-20200117.pdf
Hier ist ein Artikel von 2015 auf dem bei Festivals aus allen möglichen Ecken einfach mal die rein männlichen Acts entfernt wurden. Man kann sich da einfach durch die Bilder klicken und sieht was gemeint ist:
https://www.br.de/puls/musik/aktuell/frauen-bei-festivals-118.html
Der N-Joy Artikel hat das leidige Quotenthema im Titel und etwas mehr Text und berichtet von einem langsam anbrechenden Wandel und Initiativen, die sich da für Veränderung einsetzen. Es kommen außerdem verschiedene Menschen zu Wort. Einmal übrigens eine DJane, welche sich auch ganz klar gegen Quoten ausspricht. Generell klingt auch hier durch, dass an sich niemand Quoten will, sondern eigentlich nur, dass mehr Aufmerksamkeit und Beachtung für das Thema aufkommt und am Ende dadurch eben mehr Frauen auf und hinter Bühnen stehen.
https://www.n-joy.de/musik/Frauenquoten-fuer-Festivals-ist-sinnvoll,frauenauffestivals100.html
Ich glaube, wie wenig weibliche Acts man eigentlich so hört, merkt man, wenn man seine eigene Musiksammlung mal durch geht. Zumindest ging das mir vor einiger Zeit so. Ich hätte da auch erstmal sofort gesagt, dass ich schon so einige Künstlerinnen da drin vertreten habe und hätte auch einige aufzählen können. Als ich dann aber geguckt habe, wie viele männliche dem entgegen stehen, hat die Zahl anders gewirkt. Mich würde jedenfalls mal sehr interessieren, was da so bei anderen rauskommt.
So hab ich das auch ganz und gar nicht gemeint. Das ist bei allen Geschlechtern so, dass es (leider Gottes) mehr "Musiknebenbeihörer" gibt, als richtige Musikliebhaber. Und mit Liebhaber mein ich Menschen, die Musik als wirkliches Hobby betrachten. Auch da kann ich statistisch nachweisen, dass es eben weniger diese Liebhaber gibt, als Menschen denen Musik leider nicht so wichtig ist bzw. eine große Mehrheit nicht mal besonderen Genres frönen (wozu auch niemand gezwungen ist. Jeder darf natürlich hören oder nicht hören was derjenige will) sondern schlicht und einfach nebenbei nur mal das Radio dudeln lassen. Die haben eben einfach andere Hobbies bzw. Leidenschaften, was wiederum völlig in Ordnung ist. Ich hab alleine in den 11 Jahren bei Amazon ständig im Durchschnitt mit 2000 Mitarbeiter*innen zusammengearbeitet und vllt. ca. 1500 von denen ging Musik gelinde gesagt am Arsch vorbei bzw. haben die höchstens mal im Auto oder zu anderen Gelegenheiten das Radio laufen lassen.
Ah okay, dann habe ich das tatsächlich falsch verstanden! Das dies so ist, glaube ich ohne jede Statistik.
An dem Punkt, dass dies mehr ein Symptom, denn eine Ursache ist, würde ich aber festhalten. Die Hürde in den Metal ist natürlich auch nochmal deutlich größer, da es eben weitaus unpopulärer ist, als besagte Disco/Pop/Schlager/Electro-Musik, welche regelmäßig im Radio und überall im TV zu sehen ist. Wenn ich da zum Beispiel an sowas wie Queen denke, kann ich mich da glaube ich an wenige Leute erinnern, welche die gar nicht mochten, egal ob männlich, oder weiblich.
Natürlich kommt dann noch hinzu, dass einem bei vielen populäreren Metal-Bands zunächst mal eine große Wand an Testosteron entgegen kommt. Sei es auf Plattencovern, oder in den Texten. Da sind oft Frauen, aber allermeist eben auch in der Position des Anhängsels. Das zieht sich bis heute auf Konzerte und Diskos fort, wo die anwesenden Damen (Und das ist jetzt meine persönliche Beobachtung aus fast zwei Jahrzehnten Szene) meist die Freundin von irgendeinem der anwesenden Männer waren. Und es war oft klar, dass die ohne diesen Mann auch eher weniger da gewesen wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sowas viele abschreckt, die an sich durchaus etwas mit kreischenden Gitarren und dazu ähnlich kreischenden Stimmen anfangen könnten. Diese Frauen hören dann vielleicht auch Metal, bleiben damit aber eher für sich.
@Relevanz:
Ich habe damit nicht angefangen, mir ist auch recht egal ob und wer den Metal oder die Szene drum herum relevant findet.
Zumal das Echo in dem Teil den ich mitbekomme recht eindeutig ist, wenn z.B. Absu ein Problem mit der sexuellen Orientierung eines Mitglieds haben, jemand in Interviews oder auf der Bühne homophobe Scheiße erzählt etc. pp.
Und Bands wie Eisregen werden wohl auch primär von Pseudoharten, sexuell Frustrierten und sexuell Unsicheren gehört. An der Musik kann es ja nicht liegen.
Findest du? Also gerade so, wie der Thread hier abgelaufen ist, empfinde ich das meist auch im Rest der Szene. Es wird thematisiert und ein paar regen sich drüber auf, worauf sofort entsprechende Gegenreaktionen kommen und noch mehr Getrolle. Am Ende ist es den meisten dann doch irgendwie nicht so wichtig und irgendeine ernsthafte Konsequenz bleibt aus, weil man will ja seine Lieblingsbands ohne schlechtes Gewissen weiter hören können.
In einem doch Recht politischen Forum wie diesem, merkt man sowas noch mit am stärksten. Aber ansonsten musste man die Sodoms und Konsorten doch erstmal ganz doll Bitten, damit die überhaupt was gemacht und sich vom Steelfest distanziert haben. Eindeutig sieht da für mich zumindest deutlich anders aus.