Leider entgehen mir aufgrund meines Arbeitspensums mitunter diverse Posts, darum bitte ich um Verzeihung, wenn ich nicht immer gleich antworten oder ausführliche Essays verfassen kann.
Zuerst einmal gibt es keine Betriebsgeheimnisse, wenn es um meine Arbeit geht und allein zum besseren Verständnis bin ich gern bereit, ein paar Fragen zu beantworten.
Thema DESTRUCTION: Meine Intention war es, die Neuauflagen so klingen zu lassen wie die Originalausgaben auf Vinyl. Wie wir alle wissen, gibt es leider nur sehr schlechte CD-Versionen der alten Alben und somit war es für mich natürlich eine Herausforderung, mit vorhandenem Material zu arbeiten und dieses quasi wiederherzustellen.
Für das Projekt habe ich teilweise mit digitalen Dateien und mit Vinyltransfers arbeiten müssen, da die originalen Mastertapes entweder nicht mehr auffindbar waren oder sich nach all der Zeit in desolatem Zustand befanden.
Zuerst einmal habe ich alle Original-Vinylausgaben mittels ORTOFON OMP30-System auf einem TECHNICS SL-Q300 digitalisiert, so dass ich quasi Referenzdateien für meine Arbeit hatte, was den Klang (EQ) betrifft. Da meine Phonokette einen sehr natürlichen und linearen Frequenzgang aufweist (alles gemessen, getestet und verglichen), sind diese "Rips" auch ziemlich verbindlich. Davon ausgehend habe ich die verwendeten digitalen Files an die alten Vinylausgaben angepasst, wobei ich auch akribisch darauf achte, dass selbst die Pausenlängen der alten Platten für die Neuauflagen gleich sind.
Bei einigen Songs / Alben waren selbst die CD-Versionen unbrauchbar (Tonschwankungen, Drop-Outs etc.), weshalb ich mittels bester Technik die dafür benötigten Songs von den Originalplatten übernommen habe. Die Scheiben wurden vorher gewaschen und dann mit Kopfhörer digitalisiert und anschließend nachbearbeitet (leisere Knackser entfernt, Grundgeräusch der LP minimiert etc.). Da ich hierfür professionelle Studiotools verwende, wird auch nichts von der eigentlichen Musik-Information weggebügelt.
Nachdem das Mastering meinerseits fertiggestellt war, bekamen sowohl die Band als auch das Label die Sachen zum Gegenhören. Nachdem die Freigabe von DESTRUCTION erfolgte, habe ich die Sachen dann noch für den Vinylschnitt angepasst (dort gibt es auch einiges zu beachten, aber das würde den Rahmen sprengen und außerdem gehe ich da auch jedesmal individuell heran). Bei mir hat der Künstler immer das letzte Wort, denn es ist sein Schaffen und seine Kunst und erst wenn die Band zufrieden ist, werden die Sachen für eine Veröffentlichung freigegeben.
Anschließend wurden die Sachen bei SST BRÜGGEMANN in Frankfurt/Main geschnitten. Da ich mit diesem Unternehmen, welches seit einigen Jahrzehnten aktiv ist und für alle großen Plattenfirmen tätig war / ist, eng zusammenarbeite, wurde beim Cutting auch alles zu meiner vollsten Zufriedenheit umgesetzt.
Danach bekamen sowohl Band als auch Label die Testpressungen zur Kontrolle und nach der Freigabe erfolgte die Produktion.
So kann bei mir ein Masteringprojekt ausschauen, wenn es um die Neuveröffentlichung alter Werke geht.
In anderen Fällen muss ich von DAT-Tapes, Kompaktkassetten oder Studiobändern arbeiten (letztere werden bei einer Firma meines Vertrauens digitalisiert und dann von mir weiterverarbeitet) und die Herangehensweise ändert sich je nach Ausgangsmaterial und Qualität der vorhandenen Quellen. Mitunter kann eine reine Restauration eines alten Demotapes auch mal 1-2 Tage dauern.
Wichtig ist am Ende immer, dass Neuveröffentlichungen alter und bekannter Werke soundtechnisch nicht verhunzt / verbogen werden, sondern der Käufer und Fan die Möglichkeit hat, sich die Scheiben im Originalsound zu kaufen, wenn sie seit 30 Jahren eben nicht mehr zu fairen Preisen erhältlich sind.
Heutzutage wird allerdings etwas leiser geschnitten als in den 70er und 80er Jahren, was sich allerdings auch positiv auf den Sound auswirkt, der dadurch weniger Verzerrung und "Dreck" aufweist.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem kleinen Einblick ein wenig Klarheit schaffen.