Alles zum Thema "Sound": Mastering / Remastering etc.

Habe gerade gelesen, dass jener Andy Pearce sich auch für die 2017er Re-Masterers von Kreators "Endless Pain" und "Terrible Certainty" verantwortlich zeigt. Die Kreator Re-Masters wurden ja ziemlich kritisiert und Pearce dagegen ziemlich gelobt. Wie geht das zusammen?
Andy Pearce ist kein KREATOR-Fan und kennt demzufolge natürlich die Songs nicht...darum ist ihm wohl auch nicht aufgefallen, dass bei 3 Titeln die Intros beschädigt sind. Man sollte vielleicht immer erstmal alle Posts zu einem bestimmten Thema lesen, bevor man sich zu einer solchen Frage hinreißen lässt...
Der Sound seiner Remasters ist top, für die fehlenden Intros trägt er keine Schuld, denn er hat das Quellmaterial bekommen und sich darauf verlassen, dass speziell ein Mille Petrozza, der angeblich beim Remastering ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte, seine eigenen Songs kennt...
 
Andy Pearce ist kein KREATOR-Fan und kennt demzufolge natürlich die Songs nicht...darum ist ihm wohl auch nicht aufgefallen, dass bei 3 Titeln die Intros beschädigt sind. Man sollte vielleicht immer erstmal alle Posts zu einem bestimmten Thema lesen, bevor man sich zu einer solchen Frage hinreißen lässt...
Der Sound seiner Remasters ist top, für die fehlenden Intros trägt er keine Schuld, denn er hat das Quellmaterial bekommen und sich darauf verlassen, dass speziell ein Mille Petrozza, der angeblich beim Remastering ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte, seine eigenen Songs kennt...
Oh, ich hatte tatäschlich den gesamten Thread gelesen/verfolgt, allerdings bin ich mittlerweile in einem Alter, wo ich viele Dinge schnell vergesse. Und als ich gerade so laß, was der gute so alles Pearce remastered hat, sprang mich 'Kreator' irgendwie an als wäre es eine völlig neue, unglaubliche Information und ließ mich zu der Frage hinreißen. Ich gelobe Besserung und werde in Zukunft vor jedem Post in diesem Thread nochmal den gesamten Thread ausgiebig studieren. ;)
 
Leider entgehen mir aufgrund meines Arbeitspensums mitunter diverse Posts, darum bitte ich um Verzeihung, wenn ich nicht immer gleich antworten oder ausführliche Essays verfassen kann.
Zuerst einmal gibt es keine Betriebsgeheimnisse, wenn es um meine Arbeit geht und allein zum besseren Verständnis bin ich gern bereit, ein paar Fragen zu beantworten.
Thema DESTRUCTION: Meine Intention war es, die Neuauflagen so klingen zu lassen wie die Originalausgaben auf Vinyl. Wie wir alle wissen, gibt es leider nur sehr schlechte CD-Versionen der alten Alben und somit war es für mich natürlich eine Herausforderung, mit vorhandenem Material zu arbeiten und dieses quasi wiederherzustellen.
Für das Projekt habe ich teilweise mit digitalen Dateien und mit Vinyltransfers arbeiten müssen, da die originalen Mastertapes entweder nicht mehr auffindbar waren oder sich nach all der Zeit in desolatem Zustand befanden.
Zuerst einmal habe ich alle Original-Vinylausgaben mittels ORTOFON OMP30-System auf einem TECHNICS SL-Q300 digitalisiert, so dass ich quasi Referenzdateien für meine Arbeit hatte, was den Klang (EQ) betrifft. Da meine Phonokette einen sehr natürlichen und linearen Frequenzgang aufweist (alles gemessen, getestet und verglichen), sind diese "Rips" auch ziemlich verbindlich. Davon ausgehend habe ich die verwendeten digitalen Files an die alten Vinylausgaben angepasst, wobei ich auch akribisch darauf achte, dass selbst die Pausenlängen der alten Platten für die Neuauflagen gleich sind.
Bei einigen Songs / Alben waren selbst die CD-Versionen unbrauchbar (Tonschwankungen, Drop-Outs etc.), weshalb ich mittels bester Technik die dafür benötigten Songs von den Originalplatten übernommen habe. Die Scheiben wurden vorher gewaschen und dann mit Kopfhörer digitalisiert und anschließend nachbearbeitet (leisere Knackser entfernt, Grundgeräusch der LP minimiert etc.). Da ich hierfür professionelle Studiotools verwende, wird auch nichts von der eigentlichen Musik-Information weggebügelt.
Nachdem das Mastering meinerseits fertiggestellt war, bekamen sowohl die Band als auch das Label die Sachen zum Gegenhören. Nachdem die Freigabe von DESTRUCTION erfolgte, habe ich die Sachen dann noch für den Vinylschnitt angepasst (dort gibt es auch einiges zu beachten, aber das würde den Rahmen sprengen und außerdem gehe ich da auch jedesmal individuell heran). Bei mir hat der Künstler immer das letzte Wort, denn es ist sein Schaffen und seine Kunst und erst wenn die Band zufrieden ist, werden die Sachen für eine Veröffentlichung freigegeben.
Anschließend wurden die Sachen bei SST BRÜGGEMANN in Frankfurt/Main geschnitten. Da ich mit diesem Unternehmen, welches seit einigen Jahrzehnten aktiv ist und für alle großen Plattenfirmen tätig war / ist, eng zusammenarbeite, wurde beim Cutting auch alles zu meiner vollsten Zufriedenheit umgesetzt.
Danach bekamen sowohl Band als auch Label die Testpressungen zur Kontrolle und nach der Freigabe erfolgte die Produktion.
So kann bei mir ein Masteringprojekt ausschauen, wenn es um die Neuveröffentlichung alter Werke geht.
In anderen Fällen muss ich von DAT-Tapes, Kompaktkassetten oder Studiobändern arbeiten (letztere werden bei einer Firma meines Vertrauens digitalisiert und dann von mir weiterverarbeitet) und die Herangehensweise ändert sich je nach Ausgangsmaterial und Qualität der vorhandenen Quellen. Mitunter kann eine reine Restauration eines alten Demotapes auch mal 1-2 Tage dauern.
Wichtig ist am Ende immer, dass Neuveröffentlichungen alter und bekannter Werke soundtechnisch nicht verhunzt / verbogen werden, sondern der Käufer und Fan die Möglichkeit hat, sich die Scheiben im Originalsound zu kaufen, wenn sie seit 30 Jahren eben nicht mehr zu fairen Preisen erhältlich sind.
Heutzutage wird allerdings etwas leiser geschnitten als in den 70er und 80er Jahren, was sich allerdings auch positiv auf den Sound auswirkt, der dadurch weniger Verzerrung und "Dreck" aufweist.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem kleinen Einblick ein wenig Klarheit schaffen.
Wow, ich bin begeistert! Vielen Dank für diesen ausführlichen Einblick in deine Arbeit, @Engel Of Death !

Persönlich gefreut hat mich zu lesen, dass Du auch bei SST-Brüggemann cutten läßt. Dort bin ich auch inzwischen treuer Kunde, nachdem dort Daniel Krieger vier Vinyl-Produktioen von mir zu völlster Zufriedenheit geschnitten hat.
 
So halte ich es auch. Wobei wir bei SST/B.. sogar Startschwierigkeiten hatten. Der Cut war im Prinzip zu gut, aber zu laut. Als wir die Testpressungen erhielten, gab es so eine Art Lispeln bei einigen lauten hoch-frequenten Passagen. Das war bei diversen Plattenspielern so. Dann ließen wir den Cut von einem lokalen Cutter-Studio (eben D&M) begutachten. Auf deren 10.000 €-Kleinwagen-Plattenspieler klang das Ding dann erste Sahne. Der Cutter meinte dann, dieser Cut wurde mit viel Liebe gemacht, ein sehr guter Schnitt, aber leider zu gut für diese Welt und ihre mediocren Plattenspieler. Im zweiten Anlauf würde der Cut dann etwas leiser gefahren und alles war gut. Wenn ein neuer Cut ansteht, telefoniere ich kurz mit dem Cutter und mache auf spezielle heikle Passage aufmerksam und alles läuft rund.
 
Bei mir gehört es einfach zu einem professionellen Vinylmastering meinerseits dazu, die Daten so aufzubereiten, dass diese hochfrequenten Anteile schon in den Daten reduziert werden und beim Cutting kein Zischen verursachen können. Bisher gab es dahingehend noch nie Probleme und ich hab auch Testpressungen mit Billig-Abtastern gegengehört, um darauf zu achten.
 
Dazu muss man vielleicht sagen, dass wir experimentelle, z.T. psycho-akustische Musik machen, die teilweise sehr schmal-bandige Frequenzbereiche abdeckt, was für die Nadel-Lesung eigentlich erstmal eher problematisch ist bzw. Nebengeräusche viel auffälliger macht. Metal mit seiner relativ geringen Dynamik und seinem breiten Frequenzspektrum ist da ja recht unproblematisch. Wobei wir haben inzwischen auch beim Vinyl-Mastering etwas dazugelernt.
 
Frequenzmäßige Richtwerte haben nichts mit der Musik an sich zu tun, wenn es zum Vinylschnitt kommt. Ich mache unter anderem auch viel Elektro-Kram und auch etwas Hip Hop, wenn gute Arbeit gefragt ist...;)
 
Wir und unser Masterer haben inzwischen auch dazugelernt. So, läuft es halt, wenn man alles DIY-mäßig macht. Man lernt langsam dazu über Fehler die man macht. Aber danke für den Hinweis. Wir werden im Oktober unsere neue Platte mastern und da wird das Thema Frequenzen eine wichtige Rolle spielen.
 
Leider entgehen mir aufgrund meines Arbeitspensums mitunter diverse Posts, darum bitte ich um Verzeihung, wenn ich nicht immer gleich antworten oder ausführliche Essays verfassen kann.
Zuerst einmal gibt es keine Betriebsgeheimnisse, wenn es um meine Arbeit geht und allein zum besseren Verständnis bin ich gern bereit, ein paar Fragen zu beantworten.
Thema DESTRUCTION: Meine Intention war es, die Neuauflagen so klingen zu lassen wie die Originalausgaben auf Vinyl. Wie wir alle wissen, gibt es leider nur sehr schlechte CD-Versionen der alten Alben und somit war es für mich natürlich eine Herausforderung, mit vorhandenem Material zu arbeiten und dieses quasi wiederherzustellen.
Für das Projekt habe ich teilweise mit digitalen Dateien und mit Vinyltransfers arbeiten müssen, da die originalen Mastertapes entweder nicht mehr auffindbar waren oder sich nach all der Zeit in desolatem Zustand befanden.
Zuerst einmal habe ich alle Original-Vinylausgaben mittels ORTOFON OMP30-System auf einem TECHNICS SL-Q300 digitalisiert, so dass ich quasi Referenzdateien für meine Arbeit hatte, was den Klang (EQ) betrifft. Da meine Phonokette einen sehr natürlichen und linearen Frequenzgang aufweist (alles gemessen, getestet und verglichen), sind diese "Rips" auch ziemlich verbindlich. Davon ausgehend habe ich die verwendeten digitalen Files an die alten Vinylausgaben angepasst, wobei ich auch akribisch darauf achte, dass selbst die Pausenlängen der alten Platten für die Neuauflagen gleich sind.
Bei einigen Songs / Alben waren selbst die CD-Versionen unbrauchbar (Tonschwankungen, Drop-Outs etc.), weshalb ich mittels bester Technik die dafür benötigten Songs von den Originalplatten übernommen habe. Die Scheiben wurden vorher gewaschen und dann mit Kopfhörer digitalisiert und anschließend nachbearbeitet (leisere Knackser entfernt, Grundgeräusch der LP minimiert etc.). Da ich hierfür professionelle Studiotools verwende, wird auch nichts von der eigentlichen Musik-Information weggebügelt.
Nachdem das Mastering meinerseits fertiggestellt war, bekamen sowohl die Band als auch das Label die Sachen zum Gegenhören. Nachdem die Freigabe von DESTRUCTION erfolgte, habe ich die Sachen dann noch für den Vinylschnitt angepasst (dort gibt es auch einiges zu beachten, aber das würde den Rahmen sprengen und außerdem gehe ich da auch jedesmal individuell heran). Bei mir hat der Künstler immer das letzte Wort, denn es ist sein Schaffen und seine Kunst und erst wenn die Band zufrieden ist, werden die Sachen für eine Veröffentlichung freigegeben.
Anschließend wurden die Sachen bei SST BRÜGGEMANN in Frankfurt/Main geschnitten. Da ich mit diesem Unternehmen, welches seit einigen Jahrzehnten aktiv ist und für alle großen Plattenfirmen tätig war / ist, eng zusammenarbeite, wurde beim Cutting auch alles zu meiner vollsten Zufriedenheit umgesetzt.
Danach bekamen sowohl Band als auch Label die Testpressungen zur Kontrolle und nach der Freigabe erfolgte die Produktion.
So kann bei mir ein Masteringprojekt ausschauen, wenn es um die Neuveröffentlichung alter Werke geht.
In anderen Fällen muss ich von DAT-Tapes, Kompaktkassetten oder Studiobändern arbeiten (letztere werden bei einer Firma meines Vertrauens digitalisiert und dann von mir weiterverarbeitet) und die Herangehensweise ändert sich je nach Ausgangsmaterial und Qualität der vorhandenen Quellen. Mitunter kann eine reine Restauration eines alten Demotapes auch mal 1-2 Tage dauern.
Wichtig ist am Ende immer, dass Neuveröffentlichungen alter und bekannter Werke soundtechnisch nicht verhunzt / verbogen werden, sondern der Käufer und Fan die Möglichkeit hat, sich die Scheiben im Originalsound zu kaufen, wenn sie seit 30 Jahren eben nicht mehr zu fairen Preisen erhältlich sind.
Heutzutage wird allerdings etwas leiser geschnitten als in den 70er und 80er Jahren, was sich allerdings auch positiv auf den Sound auswirkt, der dadurch weniger Verzerrung und "Dreck" aufweist.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem kleinen Einblick ein wenig Klarheit schaffen.

Wieder mal ein sehr interessanter Einblick, könnte ich stundenlang lesen.
Schon mal an eine eigene Rubrik in einem Musikmagazin gedacht ?
Denke mal das ich, der sich mit der Materie so gar nicht auskennt und nach
der Lektüre der jeweiligen Beiträge immer ein wenig schlauer ist, nicht der
einzige bin den solche Abhandlungen interessieren.
 
Prinzipiell hätte ich nichts dagegen...nur fehlt mir die Zeit, mich darum zu kümmern, bei irgendeinem Magazin anzuheuern etc...die Form, hier im Forum Fragen direkt zu beantworten, ist doch auch eine gute Möglichkeit, etwas Licht in das Dunkel zu bringen ;)

Absolut.
Und es ehrt Dich, Dein Fachwissen in solch einem kleinen und
beschränkten Rahmen zu offenbaren;)
 
Sehr interessanter Thread, danke dafür.
Die Kreator Remasters wurden ja schon lobend erwähnt.

Ich habe neulich in die remastered Human von Death reingehört und bin schwer begeistert.
Endlich klingt Steve DiGiorigos Bass hörbar von unten.
Klar wurde auch hier "lauter" gemacht, aber allein das jetzt jedes Instrument viel besser zu orten ist, ist pures Gold.
Auch die schon erwähnten FDR-Versionen von Earache sind toll.
 
Sehr interessanter Thread, danke dafür.
Die Kreator Remasters wurden ja schon lobend erwähnt.

Ich habe neulich in die remastered Human von Death reingehört und bin schwer begeistert.
Endlich klingt Steve DiGiorigos Bass hörbar von unten.
Klar wurde auch hier "lauter" gemacht, aber allein das jetzt jedes Instrument viel besser zu orten ist, ist pures Gold.
Auch die schon erwähnten FDR-Versionen von Earache sind toll.
Ist die "Human" nicht sogar ein kompletter Remix ???
 
Zurück
Oben Unten