Auf'nen Tee mit Pavlos....

47158660jd.png


So, der Sampler ist fertig und auf dem Weg zum jungen Prog-Novizen.

Danke für die Hilfe, Inspiration und Diskussion!!

:top:
Sehr schöner Sampler! Ich hab mal auf Spotify eine Playlist dazu gebastelt: https://open.spotify.com/playlist/3qglw20NA2xRZPtuIKA1Q7?si=5e38d5c544934a46
 
Super Sampler, den werd ich mir auch geben!


Bei mir war der Instant-Zauber bei Into the Everflow da, aber A Social Grace find' ich bis heute, bei aller Liebe(!), nicht gerade zugänglich. Da kann man sich nicht so sanft reinschmachten wie durch Ashes, und das Into the Everflow-Solo öffnet die Prog-Welten wie von selbst (für mich). Mit dem letzten Satz gehe ich aber wieder voll mit!

Auch hier gehe ich nicht ganz d'accord: ich glaube, I Know What I Like hätte mich nachträglich davon abgehalten, Genesis zu hören. :D Die anderen 2 Songs finde ich aber super (und passend).
Ich glaube, ich habe da einen Ansatz, der sich ein bisschen unterscheidet. Etwas Zugängliches würde ich gar nicht unbedingt auswählen wollen. Es darf ruhig etwas sperrig sein (ohne jetzt künstlich komplett far beyond zu sein) und für sich stehen. Hauptsächlich wäre mein Beweggrund, den Anderen nicht von etwas überzeugen zu wollen, sondern ihn ganz frei zu lassen in seiner Aneignung und Meinung dazu. Und ich würde immer eher fordern als jemandem zuzuarbeiten. Kann sein, dass er das dann hasst. :D Aber wenn nicht, wird es richtige Liebe. Liebe ist auch nie ganz leicht, sondern glaube ich tiefer, wenn sie fordert.
 
Ich glaube, ich habe da einen Ansatz, der sich ein bisschen unterscheidet. Etwas Zugängliches würde ich gar nicht unbedingt auswählen wollen. Es darf ruhig etwas sperrig sein (ohne jetzt künstlich komplett far beyond zu sein) und für sich stehen. Hauptsächlich wäre mein Beweggrund, den Anderen nicht von etwas überzeugen zu wollen, sondern ihn ganz frei zu lassen in seiner Aneignung und Meinung dazu. Und ich würde immer eher fordern als jemandem zuzuarbeiten. Kann sein, dass er das dann hasst. :D Aber wenn nicht, wird es richtige Liebe. Liebe ist auch nie ganz leicht, sondern glaube ich tiefer, wenn sie fordert.

Wenn meine Schwester mich bitten würde, für ihren 11-jährigen Sohn eine Prog, 80er Metal oder Hardrock CD zusammenzustellen,
würde ich mit moderatem Zeugs anfangen und mich mit jedem Song im Härte oder Kompliziertheitsgrad steigern.
Gerade wenn man neu an eine Musikrichtig herangeführt werden soll, bringt es nichts, die Person zu überfordern und ihm/ihr gleich
Frickelfriemelrumpelgröhlschrei vor den Latz zu knallen.
Bei mir waren es halt SAGA, die mit 12 einen Nerv trafen, und es wurde lebenslanges Fansein daraus, was dazu führte, dass ich mich
von da an auch anderen Stilen der verzerrten Gitarre zuwandte.
Zwar nur mit Cassetten aus der Fahrbücherei (ZZ Top, Beatles, Judas Priest, Gary Moore, Rodgau Monotones, Scorpions, AC/DC usw.),
aber Dank der etwas komplexeren Musik von SAGA war damals der Grundstein gelegt.
Sowas wie Genesis - Foxtrott hätte ich gar nicht verstanden, wäre mir zu kompliziert gewesen.
Sollte die beproggte Person allerdings schon im verzerrte-Gitarren-Sektor unterwegs sein, sieht die Sachlage ja schon anders aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann den beiden Sichtweisen etwas abgewinnen. Beim ersten Mal Awaken the Guardian hat sich außer hauptsächlich "Hä?" eben schon ein sanfter Hauch Zauber eingeschlichen. Und deswegen hab' ich die Verwirrungen im Booklet (konnte den Texten so gar nicht folgen) und Verirrungen im Riffing in vielen Durchläufen entworren. Ja, das war (und ist) die große Liebe. Und für mich war der A Social Grace Zauber glaube ich nur deshalb langsam zugänglich, weil ich Into the Everflow schon verehrte. Aber diese Geschichten schreiben sich natürlich bei jeder/m anders. :)
 
Bei mir waren es halt SAGA, die mit 12 einen Nerv trafen, und es wurde lebenslanges Fansein daraus.....


Diesen hohen Status haben Saga zwar bei mir nicht, aber deren "In Transit" Album gehört auch zu den frühen Eindrücken bei mir. Alles noch vor der Zeit als ich mit Hard Rock/Heavy Metal angefangen habe - daran waren dann mit "World Wide Live" und "Live After death" auch zwei Livealben schuld. Saga waren wie gesagt schon sehr früh ein Thema bei mir, auch wenn ich die über "In Transit" hinaus erst viel später verfolgt habe. "In Transit" war etwa zur gleichen Zeit als ich 90125, das ASIA Debut die selbstbetitelte Genesis oder auch (stichwort Livealben) "Budapest Live" entdeckt habe alles recht zeitnah zum Erscheinen der jeweiligen Alben parallel zur damals voll durchschlagenden Synth-Pop Welle aus der ich mir dann zumindest Duran Duran ins heute gerettet habe.
 
Ich glaube, ich habe da einen Ansatz, der sich ein bisschen unterscheidet. Etwas Zugängliches würde ich gar nicht unbedingt auswählen wollen. Es darf ruhig etwas sperrig sein (ohne jetzt künstlich komplett far beyond zu sein) und für sich stehen. Hauptsächlich wäre mein Beweggrund, den Anderen nicht von etwas überzeugen zu wollen, sondern ihn ganz frei zu lassen in seiner Aneignung und Meinung dazu. Und ich würde immer eher fordern als jemandem zuzuarbeiten. Kann sein, dass er das dann hasst. :D Aber wenn nicht, wird es richtige Liebe. Liebe ist auch nie ganz leicht, sondern glaube ich tiefer, wenn sie fordert.

Der letzte Satz ist natürlich vollkommen richtig, aber das wissen die meisten 16jährigen ja noch gar nicht, oder? Sie müssen, egal ob in der Liebe oder der Musik, erst entsprechende Erfahrungen machen. Bei einem erwachsenen, erfahreneren Hörer hätte ich sicherlich eine deutlich progressivere & sperrigere Songauswahl ins Rennen geschickt. Dieser ist dann auch gefestigt und erfahren gung, um klare Gedanken zu fassen und langfristiger zu denken. Aber bei einem Teenager, der mit Deep Purple und den Scorpions gerade erst in die Welt der harten Töne eingetreten ist, fahren wir mit den oben genannten Tracks besser. Denke ich, jedenfalls. Unabhängig, welche denn nun die "richtige(re)" Herangehensweise ist, warte ich auf Daniels Feedback, und werde hier natürlich davon berichten.
 
Der letzte Satz ist natürlich vollkommen richtig, aber das wissen die meisten 16jährigen ja noch gar nicht, oder? Sie müssen, egal ob in der Liebe oder der Musik, erst entsprechende Erfahrungen machen. Bei einem erwachsenen, erfahreneren Hörer hätte ich sicherlich eine deutlich progressivere & sperrigere Songauswahl ins Rennen geschickt. Dieser ist dann auch gefestigt und erfahren gung, um klare Gedanken zu fassen und langfristiger zu denken. Aber bei einem Teenager, der mit Deep Purple und den Scorpions gerade erst in die Welt der harten Töne eingetreten ist, fahren wir mit den oben genannten Tracks besser. Denke ich, jedenfalls. Unabhängig, welche denn nun die "richtige(re)" Herangehensweise ist, warte ich auf Daniels Feedback, und werde hier natürlich davon berichten.
Ich meinte gar nicht deinen Sampler. Der ist wundervoll geworden, inklusive Cover und Schrift. Glaube, dass der junge Mann sich sehr darüber freuen wird, den man spürt die Hingabe und Sorgfalt, mit der er gemacht wurde.

Bezog mich auf feanors Beitrag, da er mich zum Nachdenken über meine eigene Haltung dazu angeregt hat, die eben ein bisschen anders ist. Mag so Beiträge gerne, die das verursachen.

Eine Frage des Alters oder der Erfahrung ist es für mich nur in Teilen. Ich mochte selbst schon immer (als Kind und auch später), wenn ich einen Anleiter hatte, bei dem ich spürte, dass er mir viel zutraut und mich sehr frei lässt im Lernen und im Erfahrungen machen. Tatsächlich habe ich mir immer wieder genau solche Mentoren gesucht: Wohlwollen/ da sein, viel Freiheit, gefordert werden / mir viel zutrauen. Dann war mein Lernfenster sowas von geöffnet.

Und ich war schon immer wissbegierig und an starken Erfahrungen / Eindrücken interessiert. Musste immer fühlen. So bin ich auch aufgewachsen bzw. waren meine Eltern immer da, aber haben mich insgesamt doch sehr frei gelassen. Das hat mir geholfen, früh eigene Entscheidungen treffen zu können und ein Gespür dafür zu entwickeln, was ich will. Das gilt für alles, auch für Musik.

Meine einzige Furcht für das Alter wäre nur, dass man aufgrund der Summe aller Lebenserfahrungen schlussendlich an Leichtigkeit verliert. An die Unschuld der Jugend habe ich nie geglaubt, da bereits Kinder so viel sehen, erleben und spüren, zb in der Familie, Schule, auf der Straße.
 
Ich meinte gar nicht deinen Sampler. Der ist wundervoll geworden, inklusive Cover und Schrift. Glaube, dass der junge Mann sich sehr darüber freuen wird, den man spürt die Hingabe und Sorgfalt, mit der er gemacht wurde.

Bezog mich auf feanors Beitrag, da er mich zum Nachdenken über meine eigene Haltung dazu angeregt hat, die eben ein bisschen anders ist. Mag so Beiträge gerne, die das verursachen.

Eine Frage des Alters oder der Erfahrung ist es für mich nur in Teilen. Ich mochte selbst schon immer (als Kind und auch später), wenn ich einen Anleiter hatte, bei dem ich spürte, dass er mir viel zutraut und mich sehr frei lässt im Lernen und im Erfahrungen machen. Tatsächlich habe ich mir immer wieder genau solche Mentoren gesucht: Wohlwollen/ da sein, viel Freiheit, gefordert werden / mir viel zutrauen. Dann war mein Lernfenster sowas von geöffnet.

Und ich war schon immer wissbegierig und an starken Erfahrungen / Eindrücken interessiert. Musste immer fühlen. So bin ich auch aufgewachsen bzw. waren meine Eltern immer da, aber haben mich insgesamt doch sehr frei gelassen. Das hat mir geholfen, früh eigene Entscheidungen treffen zu können und ein Gespür dafür zu entwickeln, was ich will. Das gilt für alles, auch für Musik.

Meine einzige Furcht für das Alter wäre nur, dass man aufgrund der Summe aller Lebenserfahrungen schlussendlich an Leichtigkeit verliert. An die Unschuld der Jugend habe ich nie geglaubt, da bereits Kinder so viel sehen, erleben und spüren, zb in der Familie, Schule, auf der Straße.
Oh ja, da sprichst du mir (in mehrfacher Hinsicht) aus der Seele!
Ich hatte irgendwie schon recht früh einen Hang zu eher nicht so eingängiger Musik, auch als ich den Heavy Metal gerade für mich entdeckt hatte. Mit 13 mochte ich z.B. bereits "Hallowed Be Thy Name", "22 Acacia Avenue", "Where Eagles Dare", "Rime Of The Ancient Mariner" oder "7th Son Of A 7th Son" lieber als "Flight Of Icarus", "2 Minutes To Midnight" oder "Can I Play With Madness" (und mit 14 "Halloween" viel lieber als "Future World").
Mit 16 habe ich Fates Warning für mich entdeckt und mochte anfangs "The Spectre Within" und "No Exit!" am liebsten. Psychotic Waltz hab ich mit ca. 17 kennengelernt mit den ersten beiden Alben, die auch bis heute meine Lieblinge geblieben sind.
Und was du zu Kindheit und Jugend geschrieben hast, kann ich 100% unterschreiben. Ich habe schon in der Grundschule viel über Tod und Krieg nachgedacht, bin mit dem Reaktorunfall von Chernobyl (da war ich in der 3. Klasse) und Waldsterben aufgewachsen und das alles hat dafür gesorgt, dass meine Kindheit gar nicht so unbeschwert war, obwohl ich ein ganz gutes Elternhaus hatte und mit viel Liebe und Vertrauen aufgewachsen bin.
Ich hatte größtenteils auch eine schöne Kindheit, aber sie war eben nicht selten getrübt durch den ganzen für mich bis heute unverständlichen Mist, den erwachsene Menschen der Natur und sich (selbst/gegenseitig) antun.

Ich glaube, bei so einem Sampler (der hier vorgestellte ist schon toll) würde ich eine Mischung aus für das Genre eher zugänglichen und sehr typischen, ruhig auch fordernden Sachen, sowie einigen Lieblingssongs zusammenstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh ja, da sprichst du mir (in mehrfacher Hinsicht) aus der Seele!
Ich hatte irgendwie schon recht früh einen Hang zu eher nicht so eingängiger Musik, auch als ich den Heavy Metal gerade für mich entdeckt hatte. Mit 13 mochte ich z.B. bereits "Hallowed Be Thy Name", "22 Acacia Avenue", "Where Eagles Dare", "Rime Of The Ancient Mariner" oder "7th Son Of A 7th Son" lieber als "Flight Of Icarus", "2 Minutes To Midnight" oder "Can I Play With Madness" (und mit 14 "Halloween" viel lieber als "Future World").
Mit 16 habe ich Fates Warning für mich entdeckt und mochte anfangs "The Spectre Within" und "No Exit!" am liebsten. Psychotic Waltz hab ich mit ca. 17 kennengelernt mit den ersten beiden Alben, die auch bis heute meine Lieblinge geblieben sind.
Und was du zu Kindheit und Jugend geschrieben hast, kann ich 100% unterschreiben. Ich habe schon in der Grundschule viel über Tod und Krieg nachgedacht, bin mit dem Reaktorunfall von Chernobyl (da war ich in der 3. Klasse) und Waldsterben aufgewachsen und das alles hat dafür gesorgt, dass meine Kindheit gar nicht so unbeschwert war, obwohl ich ein ganz gutes Elternhaus hatte und mit viel Liebe und Vertrauen aufgewachsen bin.
Ich hatte größtenteils auch eine schöne Kindheit, aber sie war eben nicht selten getrübt durch den ganzen für mich bis heute unverständlichen Mist, den erwachsene Menschen der Natur und sich (selbst/gegenseitig) antun.

Ich glaube, bei so einem Sampler (der hier vorgestellte ist schon toll) würde ich eine Mischung aus für das Genre eher zugänglichen und sehr typischen, ruhig auch fordernden Sachen, sowie einigen Lieblingssongs zusammenstellen.
Ui! Irgendwie haben wir eine ähnliche Erlebenswelt und -weise.
 
...und wenn der @Vauxdvihl schon mal da ist, darf er gerne auch mal ein Album vorstellen.

Ich setze Wasser auf (Tee & Kaffee), und übergebe an Australiens Prog-Botschafter Nummer Eins.

:)

So, wird Zeit, oder? Nun denn....

EXQUIRLA - Para Quienes Aún Viven
NC05ODM4LmpwZWc.jpeg


Superball Music, 2017

Tracklist (55:13):
Canción de E
Destruidnos juntos
Hijos de la rabia
Interrogatorio
El grito del padre
Contigo
Un hombre
Europa muda


In meiner LISTE habe ich die Grenzen des Progs eher eng gesetzt und mich in den allermeisten Fällen auf, ehm, Schubladen-Prog beschränkt. Doch "progressiv" sind natürlich auch Bands und Projekte, die Rahmen sprengen, die fusionieren, was bisher nicht fusioniert wurde. Ein ganz wunderbares Beispiel dafür, ist vor sieben Jahren erschienen. Unter dem Namen EXQUIRLA fusionieren hier die spanischen Post-Rocker TOUNDRA mit dem Flamenco(!)-Sänger Niño de Elche. de Elche selbst sagt, dass er ein "Ex-Flamenco" sei, der den Flamenco durchschritten und hinter sich gelassen habe und manchmal zu ihm zurückkehre. Ohne mich in dieser Sparte auch nur einen My auszukennen, erscheint mir das sehr wahr, denn so wie man sich Flamenco vorstellt, klingt zumindest hier wenig.

Das Ergebnis ist eine einzigartige Mischung aus leidenschaftlichen, emotionalen Vocals mit ebensolcher Rockmusik. Die Jungs von TOUNDRA verstehen es auf diesem Album ihren Stil so zu modifizieren, dass de Elche ausreichend Platz, um all seinen Emotionen zu präsentieren. Bei Songs wie 'Destruidnos Juntos' oder 'Un Hombre' singt sich de Elche in einen regelrechten Rausch. Und auch, wenn ich die Lyrics nicht verstehe, hat mich das emotional total am Haken. Die Leidenschaft, die de Elche in seine Performance legt, reicht dafür völlig aus. Man möge nur die letzte Minute von 'Un Hombre' daüfür hören. Wer da keine Gänsehaute bekommt...

Auch musikalisch bleibt das Album zu jeder Zeit spannend. Natürlich im Post Rock verankert, werden aber auch Ausflüge in den Flamenco unternommen, wie 'El Grito del Padre' zeigt. Und die allseits gegenwärtigen flirrenden Gitarren von Esteban Girón und David López sind natürlich auch für Proggies eine absolute Wohltat.

Hätte ich mich nicht auf klassischen Prog konzentriert, wäre dieses Werk ganz sicher auch in meiner LISTE aufgetaucht. Ein wunderbares Album, nicht für jeden Moment, aber wenn man es hört, ist es eine wahnsinnige, emotionale Achterbahnfahrt.

Hier das Album zum Anhören

Bei Gefallen, ist es auch noch relativ leicht zu erwerben.
 
Ja, das ist schon'ne coole Sache, was die Spanier da fabriziert haben. Das geht schon beim dreiminütigen Intro richtig gut los, wo die Band leise im Hintergrund anfängt und dann ihren Sound immer mehr anschwillen lässt. Dieser Effekt ist verdammt cool gemacht und wirkt bedrohlich. Was sich durch das ganze Album zieht sind dann wunderschöne Dynamik-Passagen, wo die Post Rocker episch und wild einen ordentlichen Breitwandsound zusammenriffen, um dann im nächsten Moment auf ein gefühlvolles Minimum runterzufahren und leise werden, um dem flehenden, klagenden Gesang (der ja meisten eher ein Sprechen ist) in den Vordergrund treten zu lassen. Das ist toll gemacht, da kommt die Mixtur der verschiedenen Stile so richtig schön zur Geltung. Ich gebe zu, wenn sie zu lang zu modern klingen, dann verliere ich schnell den Faden (und in den aggressiven Passagen drängt die Band den Gesang zu sehr in den Hintergrund), aber spätestens mit Track Nummer Vier, wenn die Scheibe deutlich ruhiger wird haben sie mich dann wieder komplett. Und das sind dann auch die stärksten Momente für mich: die Gitarren flirren im Hintergrund, der Rhythmus gibt sich dezent (der Bass klingt auf dem Album hervorragend, by the way), die Pforten des Kopfkinos öffnen sich und ziehen den Hörer hinein ins Geschehen, wo der Mann am Mikro dich am Lagerfeuer erwartet und dir von seinem Leben erzählt. Wie z.B. bei 'El Grito Del Padre', wo de Elche von leise zu laut und zurück einfach alles aus sich raus lässt. Du verstehst nicht um was es da geht, aber bei all dem ausdrucksvollen Klagen, Flehen und der Leidenschaft in seiner STimme muss es etwas sein, das ihm am Herzen liegt. Vertonte Lebenserfahrung, and you better listen to it, son. Ich liebe sowas ja total, und kenne das vom alten spanischen Prog der 70er und 80er (Mezquita, Cai, Triana, Bloque, Medina Azahara), den ich sehr mag, von daher hat der Stoff hier leichtes Spiel bei mir. Und wenn sie bei 'Contigo' die Akustische auspacken, dann bin ich spätestens da aber mal sowas von voll drin. Insgesamt eine sehr originelle Angelegenheit, danke für den Tipp!!
 
47462293yj.jpg


Ich bitte mal um Einschätzung(en) zu folgender Band:

Great Wide Nothing

Das Trio stammt aus Atlanta und spielt einen wunderbaren Symphonic Prog, der hauptsächlich von den 70er inspiriert ist, dabei jedoch in eine modernes Soundgewand gesteckt wurde. The best of both worlds, wenn man so will. Den Stoff kann man sich als Keyboard-dominierten Retro Prog vorstellen, der immer wieder mit eingängigen Melodien und Gesangslinien punktet. Die Art Prog, die weniger durch komplexe oder abgefahrene Arrangements, denn durch Dynamik, Atmosphäre und griffige Melodien punktet. Wobei natürlich immer wieder Kabinettstückchen rausgehauen werden, aber eben dezent verpackt. Hier mal ein (ganz famoser) Longtrack der letzten Scheibe "Hymns For Hungry Spirits, Vol.II" (2023):


Transatlantic bzw. Neal Morse fallen mir da spontan als Vergleich ein. A little bit of 90er (und spätere) Rush höre ich auch raus, gerade die "Straighte Strophen, etwas verspieltere Instrumental-Parts" Vorgehensweise. Oder auch all die Neo-Progger aus den USA und dem UK, die auf Inside Out eine Heimat haben. You know their names. Aber Great Wide Nothing können auch fetziger, hier mal ein etwas kürzerer Song vom 2019er Debüt "A View From Olympus", auf dem sie die eben erwähnten Formationen mit alten Marillion kreuzen (bitte mal auf den Instrumental-Part in der zweiten Hälfte achten!!):


Wer tiefer ins Schaffen der Band abtauchen will, bekommt auf deren bandcamp Seite die stets verlockende "name your price" Option angeboten bzw. kann die CDs für fünf bis zehn Euro erwerben. Und auch wenn der Stoff das eckige Rad nicht neu erfindet, ja manchmal vielleicht zu sehr aufs Kopieren setzt, und die Vocals nicht unbedingt Weltklasse-Niveau erreichen, wundere ich mich, warum ich selten (eigentlich so gut wie nie!!) über Great Wide Nothing zu lesen bekomme. Das sind junge Hobby-Musiker, die das Optimum rausholen, zumindest in meinen Ohren.

So, und jetzt kommt (hoffentlich) ihr!!
 
47462293yj.jpg


Ich bitte mal um Einschätzung(en) zu folgender Band:

Great Wide Nothing

Das Trio stammt aus Atlanta und spielt einen wunderbaren Symphonic Prog, der hauptsächlich von den 70er inspiriert ist, dabei jedoch in eine modernes Soundgewand gesteckt wurde. The best of both worlds, wenn man so will. Den Stoff kann man sich als Keyboard-dominierten Retro Prog vorstellen, der immer wieder mit eingängigen Melodien und Gesangslinien punktet. Die Art Prog, die weniger durch komplexe oder abgefahrene Arrangements, denn durch Dynamik, Atmosphäre und griffige Melodien punktet. Wobei natürlich immer wieder Kabinettstückchen rausgehauen werden, aber eben dezent verpackt. Hier mal ein (ganz famoser) Longtrack der letzten Scheibe "Hymns For Hungry Spirits, Vol.II" (2023):


Transatlantic bzw. Neal Morse fallen mir da spontan als Vergleich ein. A little bit of 90er (und spätere) Rush höre ich auch raus, gerade die "Straighte Strophen, etwas verspieltere Instrumental-Parts" Vorgehensweise. Oder auch all die Neo-Progger aus den USA und dem UK, die auf Inside Out eine Heimat haben. You know their names. Aber Great Wide Nothing können auch fetziger, hier mal ein etwas kürzerer Song vom 2019er Debüt "A View From Olympus", auf dem sie die eben erwähnten Formationen mit alten Marillion kreuzen (bitte mal auf den Instrumental-Part in der zweiten Hälfte achten!!):


Wer tiefer ins Schaffen der Band abtauchen will, bekommt auf deren bandcamp Seite die stets verlockende "name your price" Option angeboten bzw. kann die CDs für fünf bis zehn Euro erwerben. Und auch wenn der Stoff das eckige Rad nicht neu erfindet, ja manchmal vielleicht zu sehr aufs Kopieren setzt, und die Vocals nicht unbedingt Weltklasse-Niveau erreichen, wundere ich mich, warum ich selten (eigentlich so gut wie nie!!) über Great Wide Nothing zu lesen bekomme. Das sind junge Hobby-Musiker, die das Optimum rausholen, zumindest in meinen Ohren.

So, und jetzt kommt (hoffentlich) ihr!!
Gönne mir gerade Hymns for hungry Spirits, Vol. II. Danke für den Tipp, das ist toller Stoff, deine Beschreibung zur Band passt gut. Wohlfühlprog hat der Herr @Vauxdvihl das mal genannt, passt hier wunderbar und dürfte was für die komplette Prog-Truppe hier sein, "Inheritor" läuft gerade, hat sogar ganz latente Cure-Vibes. @Vauxdvihl, @CimmerianKodex, @Prog on!, @Firefly77, @kev2punkt0, @Zeija und wen auch immer ich vergessen habe: Anhören! Suchtgefahr!
 
Davor habe ich ein bisschen Angst, weil das physisch faktisch nicht aufzutreiben ist. Wenn ich es großartig finde, mag ich es aber auch haben und nicht nur streamen. Da bin ich altmodisch.
Ich verstehe das. Da hilft nur eine Mail an Clemens von JFK, denn mich erfreut soeben schon Vol.I der Hymnen für hungrige Geister...das ist feinster Neo-Prog. Das wäre exakt JFK-Stoff.
 
Ich hab dann auch mal reingehört.......Beim ersten Hören war ich mir ja sicher, dass die Band aus England kommt. Viel englischer (Das ist nicht negativ gemeint) kann man eigentlich nicht mehr klingen. Sehr feiner Neo-Prog im Stile der Großen. Schöne Musik zum Relaxen und Seele baumeln lassen.
 
Die Tage werden kürzer und kälter. Zeit für einen wärmenden Tee, würde ich sagen. Dabei habe ich ein paar User zu einer neuen Idee eingeladen, bei der jeder ein (im Optimalfall eher unbekanntes) Album vorstellt, über das wir dann alle zusammen plaudern. Die heutige Runde besteht aus:

@RageXX mit "Exordium" von Hemlock (Kanada, 1994)
@Daskeks mit "Ikarus Dream" von Age Of Rebellion (Deutschland, 1997)
@Pavlos mit "Gaze Into The Light" von Zen (Italien, 1997)

Als Thema hatte ich diesmal "Progressive Metal aus den 90ern" vorgegeben. Falls das Konzept ankommt, können wir das gerne wiederholen.

Ich gieße dann mal ein....

48843218qu.jpg

Daskeks: Hier handelt es sich um ein Album, das ich schon vor der geheimnisvollen Nachricht von Herrn Pavlos besaß. Ich glaube, ich bin hier im Forum mal darauf gebracht worden und habe es mir dann auch zugelegt. Wenn es hier nicht durch die richtigen Menschen bejubelt worden wäre, hätte ich mich da gar nicht so reingefuchst. Die Scheibe macht es einem gar nicht mal so leicht, aber wie bei so vielen wirklich tollen Alben wird die „Mühe“ am Ende belohnt.
RageXX: Noch heute bleibt mir die Spucke weg, wenn ich allein den Opener 'The Fathoms of Exordium' anhöre. Das klingt derart erhaben, episch und großartig, einfach unwiderstehlich. Hemlock positionieren sich im 70er Prog, bauen kleinere Brücken in Richtung "Awaken The Guardian", sparen dabei Streichinstrumente nicht aus und lassen es zuweilen auch amtlich braten. "Exordium" erzählt Geschichten und erschafft Traumwelten, die sich in bestimmter Weise durch die Musik regelrecht zu öffnen scheinen. Metallische Härte wird als Stilmittel eingesetzt, taucht auf, und ist mit einem Mal wieder einem Grundthema untergeordnet, das auch wieder keines zu sein scheint. Mag das Werk nach ein, zwei Durchläufen noch ein wenig fordernd wirken, so ist es kaum möglich, sich der Magie dieser Songs im Nachgang zu entziehen. Keine Berieselungsmusik, sondern ausgefeilte, ja, regelrecht ausgetüftelte Songstrukturen, die sich perfekt unter dem Kopfhörer genießen lassen.
Daskeks: Ja, für solche Alben sind Kopfhörer erfunden worden!. Ein prägnanter, im Gesamtsound gleichberechtigter Bass ist für mich tatsächlich ein Qualitätsmerkmal, und das trifft auch bei diesem wunderbaren Album zu. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist sicherlich der eigenwillige Gesang von Jim Ross, der auch instrumental den Hauptteil des Materials eingespielt hat und der kompositorisch den Hauptteil beigesteuert hat. Sein Partner war ein Mensch namens John Brown, der auch die wunderbar und häufig eingebundene Violine eingespielt hat. Der etwas eigenwillige Gesang und die weitestgehend zurückhaltende Härte im von @RageXX erwähnten Eröffnungssong 'The Fathoms Of Exordium', der sich erst hintenraus in die härtere Richtung bewegt, sind letztlich die Stärke des Albums. Eine etwas schüchterne Aufforderung, in eine andere Welt einzutreten. Eine Welt, bunt wie das Cover.
Pavlos: Ich mag den Opener auch. Wie sich da die lauten und leisen Parts abwechseln und immer wieder von herrlichen Double Leads verbunden werden, das ist schon super gemacht. Die oben erwähnten Fates Warning höre ich manchmal auch raus, wie z.B. bei 'An Acacia In September'.
Daskeks: Oh, ja. Wer bei 'An Acacia In September' nicht wehmütig aus dem Fenster in den Regen schaut, der versteht nichts vom Leben.
Pavlos: Oder das verträumte 'Challenge Of The Will' mit seinen Xerxes Vibes. Das ist auch Gefühl pur, damit hast du mich ganz schnell auf deiner Seite. Und wenn die Band dann zum Schluss beim fast zwanzigminütigen 'The Immortal Legacy' alles auffahren, was dieser Musikstil hergibt, dann schwebe ich auch (mit) davon. Die Melodien, die Manowar Zitate bei Minute Vier, die packende Atmosphäre, die Folk-Parts, die Verknüpfung all dieser Elemente: ein überragender Prog-Triathlon (hören, lieben, schweben) der Gefühle. Eine geile Wahl, dieses Album.
Daskeks: Manchmal höre ich ein wenig Psychotic Waltz raus (der instrumentale Teil von 'Seventh Odyssey' etwa ab der Hälfte), aber letztlich ist es doch ein ziemlich eigener Sound, was an den beschriebenen Zutaten liegt. Man könnte "Exordium" vielleicht als eine Mischung aus typischem Neunziger Prog Metal nordamerikanischer Prägung bezeichnen, besonders im Gitarrenbereich, aber immer wieder mit ganz tiefen Schlenkern in die verträumten Siebziger. Wahrscheinlich macht diese perfekte Verwebung zweier meiner Lieblingsspielarten der zeitgenössischen Musik dieses Album so besonders für mich. Mit knapp 20 Minuten steht der Abschlusssong 'The Immortal Legacy' schon irgendwie nochmal über allem, ohne die anderen Songs jetzt abwerten zu wollen. Der ruhige Einstig mit Akustikgitarre lässt einen erstmal wohlig im Ohrensessel einkuscheln, bis sich mit dem einsetzenden Gesang eine etwas bedrohliche Atmosphäre einschleicht. Hier fällt mir nun auch endlich auf, an wen mich der Gesang erinnert: Martin Walkyier. Was hier an Ideenreichtum enthalten ist, schaffen manche Bands in einer gesamten Karriere nicht. Ein krönender Abschluss eines 10/10-Albums, für dessen Entdeckung ich dem Forum unglaublich dankbar bin.

48843507lp.jpg

RageXX: Ein Album, das mich direkt in die Zeitmaschine schickt: so, wie diese Band klangen viele Bands auf dem WMMS (Music is Intelligence)-Label seinerzeit. "Icarus Dream" tönt ein wenig nach den ersten drei Ivanhoe-Alben mit Andy B. Franck an den Vocals und bewahrt sich doch eine gewisse Eigenständigkeit. Die Refrains sitzen, der Metal blitzt hier noch an allen Ecken und Enden auf (die Soli!), es wird nicht übertrieben mit den eigenen Fähigkeiten gestrotzt und der Gesang mag nicht Jedermanns Sache sein - und doch unterstreicht er den Sound der Band und drückt ihr einen eigenen Stempel auf. Mein Highlight auf dem Album: 'Forgotten Hero'! So mag ich Prog-Metal! Mit dem Bass rein, fettes Riff drauf und einfach drauf ohne Kompromisse. "Icarus Dream" wirkt bei Weitem nicht so ausgereift wie die Kollegen von Vanden Plas, die seinerzeit schon polierter und sehr nach ihren Vorbildern klangen, aber genau das macht den Charme dieses Albums aus. Hätte ich seinerzeit gefeiert, gefällt mir auch heute noch ausnehmend gut, und hätte einen physischen Platz in meiner Sammlung verdient. Schade, dass diese Form Prog Metal mehr oder minder in der Versenkung verschwunden ist. Und wo ich es gerade noch mal laufen habe: manches erinnert mich jetzt auch an das Glenmore Debüt von 1993.
Pavlos: Ja, ein verdammt coole Scheibe. Die von dir aufgezählten Bands höre ich auch raus (Notiz an mich: Glenmore könnte ich auch mal wieder hören) und würde -natürlich, denn wie sollte es auch anders sein- das Traumtheater dazuaddieren. Ich kannte die Scheibe vorher nicht und fand schon beim ersten Spin rein. Ok, der Gesang machte es mir nicht einfach, aber es brauchte nur den Opener mit seinem collen Refrain, und ich war drin. Und spätestens nach dem zweiten Track (Vanden Plas, anyone?!) mit seiner Catchiness, dem geilen Orgelspiel und den starken Leads am Ende hatte mich die Band. Zwischendrin kann die Truppe aus Leverkusen dieses Niveau nicht immer liefern, aber zum Großteil ist das ein saustarkes Album, das gekonnt zwischen eingängig und (nicht allzu) kompliziert pendelt, und das ich mir (samt Nachfolger) auf meiner Suchliste notiert habe. Es lohnt sich eben, immer nach neuer alter Musik zu suchen. Aber beim Artwork hätten sie das Logo und den Albumtitel besser/anders platzieren müssen.
Daskeks: Auch wenn "Ikarus Dream" meine Wahl war, muss ich gestehen, das Album zwar als gut abgespeichert zu haben, aber selbst auch schon lange nicht mehr gehört zu haben. Ich kenne die Band schon sehr lange, weil so Ende der Neunziger ein guter Freund von mir mal mit einem von der Band einen Zivi-Lehrgang besuchte und mich mein Kumpel dann fragte, ob ich die kennen würde, weil ich ja so ein "Zeug" hören würde. Zuerst fällt einem natürlich das wilde Cover auf. Irgendwie changiert es zwischen „Gefällt mir ganz gut“ und „Naiv bis furchtbar“. Ohne die Augen und bei besserer Platzierung von Bandname (ausgeschrieben) und Albumtitel wäre das wahrscheinlich wirklich gut, da hat Pavlos recht. Nun aber zur Musik. Ich finden den Einstig 'Why Am I' noch etwas unspektakulär, aber schon ganz gut geeignet, die Parameter ein wenig einzuordnen. Die Produktion offenbart leider einige Schwächen. Besonders die Bass Drum klingt wie im Nachbarzimmer aufgenommen. Stilistisch tönt "Ikarus Dream" recht amerikanisch, finde ich. Gerade der Sänger kommt technisch vielleicht noch nicht an die großen seiner Zunft heran, zeigt aber sehr großes Potenzial. Es wird recht viel mit Keyboards gearbeitet, trotzdem ist das ganz klar Progressive METAL. So richtig gut wird das Album für mich mit dem zweiten Song 'Mind In Memories', der ein kleiner Hit ist, bei dem auch besagter Sänger eine unglaublich gute Leistung abliefert. Und so in der Art geht es im Prinzip weiter. 'Hungry' eröffnet mit einer gleichsam merkwürdigen wie einprägsamen Keyboard-Melodie, die sich auch im gesamten Song wiederfindet. Der Refrain öffnet sich unglaublich toll und bleibt angenehm süß im Ohr. Das folgende 'Forgotten Hero' knallt wiederum unheimlich dynamisch rein: wäre das Ding damals in Amerika erschienen, wäre das Album hier eine gesuchte Rarität. Alleine dieser Song bringt alles mit, von dem @SMM und Konsorten feuchte Schlüpper im Dutzend bekommen müssten. 'Welcome To Reality' als Halbballade (gibt es dieses (Boomer)Wort eigentlich noch?) ragt dann definitiv nochmal heraus. Das Erstaunliche an "Ikarus Dream": es hat eine gewisse jugendliche Wildheit und wenn man bedenkt, dass die damals alle um die 18-20 Jahre alt waren, ist das schon eine Wahnsinnsleistung, so ein doch reifes Album abzuliefern. Zwei Jahre später gab es noch ein zweites Album, das ich bis dato allerdings noch nicht kenne, das aber auf dem Weg zu mir ist.

48843608ls.jpg

Pavlos: Auch wenn man sich schon lange an all den Dream Theater Nachahmern sattgehört hat, gibt es doch immer wieder Entdeckungen, die Spaß machen. So zum Bleistift die Italiener von Zen, die ihre Sache objektiv betrachtet ziemlich gut machen, und es wert sind, hier mal vorgestellt zu werden. Zumal die Jungs aus Rom sich auch wunderbar von vielen ihrer damals (mit)rumproggenden Landsmännern unterscheiden, und auf Rüschenhemd, viel zu wässrig angerührten Tastenkleister und übertriebenen Symphonik-Bombast verzichten. Vielmehr wird dem Jahrhundertwerk „Images And Words“ der eben erwähnten Genre-Kings nachgeeifert, und zwar richtig, richtig gut. Klaro, die größte Hürde des Genres war, ist und wird immer bleiben, nicht 1:1 wie die New Yorker zu klingen, und trotz ähnlicher Sound-Bestandteile sowas wie eine eigene Identität zu erschaffen, aber Zen schlagen sich mit ihrem Mix aus ganz viel Dream Theater und italienischer Porg Power a la early Labyrinth und Athena mehr als beachtlich, oder?
RageXX: Absolut. Italo-Prog-Metal war schon immer ein wenig anders: in den 90ern gab es da so Sachen wie Black Jester, Asgard, Time Machine, Empty Tremor oder Eldritch - um nur mal ein paar zu nennen. Diesen Bands war gemein, dass sie durchaus sofort als Italo-Prog erkennbar waren und sich untereinander doch erheblich unterschieden. Das Ganze funktionierte im Wesentlichen weniger metallisch als dies bei den deutschen, amerikanischen oder britschen Prog-Metal-Vertretern dieser Zeit der Fall war: gefühlt wurde hier mehr 70er Prog mit eingebaut, was sich gerade auch an den Keyboards bemerkbar machte. So baute sich eine durchaus eigene Szene auf, die ich in der Tiefe kaum mehr zu greifen vermag, doch Zen passen mit diesem Album exakt in diese Kerbe. Ich habe diese Art Musik seit Urzeiten kaum noch gehört, um so erfrischender war es, "Gaze Into The Light" zu lauschen. Wie "Icarus Dream" atmet auch "Gaze into the Light" diese Aufbruchsstimmung: was ließ sich alles aus den "moderneren" Prog-Sounds zaubern? Ein schönes Album, das mir viel Spaß macht und mich daran erinnert, auch mal wieder ein paar von den alten CD's "von einst" aufzulegen.
Daskeks: Das ist eine gute Idee. Aber hier nun das mir vorher unbekannte Album in dieser kleinen Runde. „Italien“ ist ja mittlerweile ein Qualitätsmerkmal für mich, „1997“ lässt mich hingegen zumindest ein wenig stutzen. Immerhin stand Italien in den 90ern und 2000ern auch für ziemlichen Käsemetal mit ordentlich Zuckerguss, aber auch Bands wie Eldritch und Labyrinth, die ich schon sehr lange sehr mag, während ich ja viele meiner Italienlieben erst durch das Forum und den „Italiener“-Thread kennengelernt habe, aber das ist ja dann alles eher Progrock. Anfangs konnte ich noch gar nicht erkunden, oben es eher Rock oder Metal ist, was Zen hier liefern, bis nach einer halben Minute dann die große Leinwand aufgefahren wird und ein unglaublich bombastischer Übergang das Album so richtig eröffnet. Schon nach dieser guten halben Minute weiß ich: das Album wird mich nicht mehr loslassen. Unglaublich guter Gesang, manchmal vielleicht mit ein wenig zu viel Vibrato, das hat der wunderbare Sänger Andrea Polidoro eigentlich gar nicht nötig. Zeitweise, gerade in den Übergängen, erinnert er ein bisschen an Andre Matos.
Pavlos: Das waren zwei ganz wichtige Faktoren, die die Südländer in ihrem Sound hatten: eine gewisse Wärme, die ganz weit weg ist, von vielen sterilen Prog-Produktionen jener Ära, sowie einen Sänger mit einem leichten Akzent und einer Stimme, die in allen Tonlagen gefestigt, klar und kraftvoll klang.
Daskeks: Das sehe und höre ich auch so. Instrumental und stilistisch ist das Album einfach sehr abwechslungsreich, manchmal auf angenehme Weise in Bombast mit leichtem Kitsch abdriftend, dann wieder recht hart. Insgesamt wird hier viel mit Keyboards gearbeitet, mit eine sehr schönen Produktion, die allen Instrumenten viel Luft lässt. Der Bass ist hier ein wichtiger Bestandteil, ich mag es einfach, auch mal bei einem Album gezielt auf den Bass zu achten. Siehe auch die "Exordium".
RageXX: Wobei man aber sagen muss: sowohl Age Of Rebellion, als auch Zen stehen beide schon recht exemplarisch für 90er Underground-Prog und sind sich in ihrer Grundausrichtung durchaus nicht unähnlich, aber die Hemlock ist stilistisch eine ganz andere Baustelle.
Daskeks: Da hast du natürlich recht. Jedenfalls ist "Gaze Into The Light" ein traumhaft schönes Album, das ich noch recht schwer bewerten kann, da ich es ja noch nicht lange kenne. Es ist auf keinen Fall schwächer als eine 9/10, mit allen Wachstumschancen, die die Zeit zeigen wird. Leider scheint es auch hier bei diesem einen Album geblieben zu sein. Von allen drei angtretenen Alben ist das hier das etwas „klassischere“ Progressive Metal-Album....und vielleicht sogar das zugänglichste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten