Auf'nen Tee mit Pavlos....

Wenig überraschend für eine 70er Artrock-Apologetin würde ich wohl ohne zu zögern GENESIS' "Supper's Ready" als Anfänger-Ohrenschmaus kredenzen.
Ein gut zwanzigminütiger Trip (textlich teilweise im Wortsinne) durch sämtliche damals Genesis-typischen Merkmale einer der Urväter-Bands des Progs.... seien es nun Tony Banks' die grundlegende Stimmung definierendes Georgel oder Peter Gabriels von sanft-zerbrechlichen bis schon fast hysterisch anmutenden Ausbrüchen einer von jedem Hörer wohl anders interpretierten Reise ins Innere der damaligen Seele(nZustände) des Sängers.
Wer das ohne mit der Wimper zu zucken "durchsteht" - womöglich sogar selig grinsend - ist auf jeden Fall ready for more.
 
Wenn sich der imaginäre (Noch-)Nicht-Progger für die härteren Spielarten des Genres interessiert, gibt es als Einstiegsdroge nichts Besseres als Dream Theaters "Pull Me Under", ausgelutscht hin, ausgelutscht her. Wenn das gefällt, kann er sich gleich den Rest von "Images and Words" einverleiben, gefällt's nicht, soll er doch weiter Heino hören.
 
Welchen Song würdet ihr einem Nicht-Progger vorspielen, um ihm das Genre schmackhaft zu machen?
Schöne Frage. Mir kamen natürlich auch sofort Monster wie "The Musical Box" von Genesis, "Cygnus X-1 Book II" von Rush, "Machine Messiah" von Yes oder "Tarkus" von Emerson, Lake & Palmer in den Sinn, weil die einfach so viel davon abdecken, was mich heute an der Musik fasziniert, aber als ich dann nochmal in mich ging, wäre das vermutlich nicht der Stoff gewesen, der mich zum Einstieg überzeugt hätte.
Daher wäre meine Antwort hier wohl "Epitaph" von King Crimson. Anders als die gerade genannten fackelt es sicherlich kein Feuerwerk ab und ist vermutlich noch nicht einmal besonders repräsentativ für das Genre. Aber ich weiß noch, wie mich der Song beim ersten Hören komplett entwaffnet hatte. Ich war mit"1st Century Schizoid Man" als Einstieg komplett überfordert und konnte dann "I Talk To The Wind" im Anschluss so gar nicht richtig einordnen. Aber "Epitaph" hatte mir genau die richtige Mischung aus Dramatik, künstlerischem Anspruch, Detailreichtum und dieser entwaffnenden Sanftheit. Ich glaube, mit diesem Song habe ich zum ersten Mal verstanden, worum es im Prog eigentlich (für mich) geht. Es muss nicht immer wildes Gewichse sein, sondern es zählen die vielen Kleinigkeiten und den Anspruch, den Künstler und Hörer an sich stellen, genau hinzuhören und einzutauchen. Wer dafür offen ist (und ich war es nach diesem Song), dem steht die ganze Prog-Welt offen, egal ob sanft oder hart.
 
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Ich hatte offengestanden ernstlich Schwierigkeiten, mich in ein 16jähriges Teenie reinzuversetzen, mit all den anderen medialen Einflüssen, die heutzutage auf die Kids einprasseln und denen sie sich wohl schwerlich entziehen können/wollen.
Von daher sind unsere völlig subjektiven Erinnerungs-Highlights und -Vorschläge auch eine Feldstudie im Kleinstformat, womit man nachwachsende Generationen vielleicht Richtung unserer Mukke anfüttern könnte.
Ich hab' das Spielchen mit Neffen und Nichte durch.... keine Chance; jedenfalls nicht dauerhaft.
 
Wenn sich der imaginäre (Noch-)Nicht-Progger für die härteren Spielarten des Genres interessiert, gibt es als Einstiegsdroge nichts Besseres als Dream Theaters "Pull Me Under", ausgelutscht hin, ausgelutscht her. Wenn das gefällt, kann er sich gleich den Rest von "Images and Words" einverleiben, gefällt's nicht, soll er doch weiter Heino hören.
Dann muss ich in Zukunft wohl Heino hören.... Das Draumtheater hat mich noch nie gepackt.

Ich würde einem Neuling vermutlich Camel - Lady Fantasy vorspielen und da im Anschluss Tarkus von ELP um ihn zu verschrecken... ganz klassisch.

Wenn es dann die härtere Gangart sein soll würde ich zu Threshold - Days of Dearth oder Psychotic Waltz mit Into the Everflow greifen.
 

Sehr geehrte Progtologen,

nachdem das letzte Thema hier hervorragend ankam (*hust*), hier mein heutiger Gedanke. Naja, eigentlich kam der mir schon gestern Abend, als mir mein Kumpel Joachim zusammen mit seinem Teenager-Sohn (16) einen Besuch abstattete. Joachim ist kein Musikfan, sein Sohnemann schon (Scorpions und Deep Purple sind seine momentanen Faves), und als der Junior vor meinen Regalen stand bzw. einige Cover alter Prog-Scheiben erblickte, wollte er wissen, wie das klingt. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für 'Miracles Out Of Nowhere' von Kansas, da dieser Song eingängige Melodien und Gesangslinien mit einem komplexen Instrumental-Teil in der Mitte vereint, und nach hinten raus nochmal ordentlich Gas gibt. Ein Gott-Song, bei dem sowohl Kenner, als auch Neulinge mit der Zunge schnalzen. Was zu meiner heutigen Frage führt:

Welchen Song würdet ihr einem Nicht-Progger vorspielen, um ihm das Genre schmackhaft zu machen?

Leider hatten wir gestern Abend nicht mehr viel Zeit, da es schon recht spät war, aber demnächst setzen wir das bestimmt fort. Und dann greife ich auch gerne auf eure Vorschläge zurück. Alt oder neu, egal, Hauptsache Prog. Let's go, folks!!

Na ja, das hängt erst einmal davon ab, was der "Nicht-Progger" sonst so hört. Jemand, der Scorpions & Deep Purple hört, da wäre ich wohl auch schnell bei Kansas, Styx und vor allem natürlich Rush. '2112' oder 'The Camera Eye' wohl. Bei jemandem, der schon traditionell-metallisch unterwegs ist, wäre es wohl DREAM THEATER - 'The Killing Hand', alternativ etwas moderner klingend dann THRESHOLD - 'Mission: Profile'. Wer aus der heftigen Richtung kommt, bei dem starten wir mit NE OBLIVISCARIS, wahrscheinlich mit 'Tapestry of the Starless Abstract'.
 
Ich hatte offengestanden ernstlich Schwierigkeiten, mich in ein 16jähriges Teenie reinzuversetzen, mit all den anderen medialen Einflüssen, die heutzutage auf die Kids einprasseln und denen sie sich wohl schwerlich entziehen können/wollen.

...und das ist tatsächlich auch ein ganz wichtiger Punkt bei diesem Thema. Das, was bei uns damals für offene Münder und einen geheimnisvollen Anreiz gesorgt hat (so war es zumindest bei mir, als ich progressive Musik entdeckt habe), dieses Andersartige und Exotische, das kickt die Jugend heutzutage evtl. nicht mehr bzw. nicht mehr so intensiv. Bedingt durch Medien und Social Networks wachsen die ja praktisch in einem Karussell voller Extremitäten auf, als Vater einer zwölfjährigen Tochter weiß ich davon ein Lied zu singen. Das Vermitteln von richtig und falsch ist ein täglicher Kampf gegen Windmühlen, aber ich werde diesen good fight weiterhin ausfechten. Umso überraschter und erfreuter war ich dann vorgestern auch, als der Sohn meines Kumpels echtes Interesse an ausufernder Musik zeigte.

Für Longtracks wie 'Supper's Ready' und 'Lady Fantasy' ist es vielleicht noch ein, zwei Sessions zu früh, aber 'Pull Me Under' und 'Mission: Profile' kriegt er nächste Woche definitiv um die Ohren geblasen. 'Epitaph' gebe ich ihm als Hausaufgabe auf, das soll er Abends alleine im verdunkelten Zimmer hören. Keep'em coming, folks!!
 
Hattest du erwähnt, er möge sogar"Deep Purple"? Dann ist natürlich APRIL wie geschaffen dafür, weitere Anknüpfungspunkte zu schaffen.
Strenggenommen sicherlich kein Prog, aber Jon Lord's Klassik-Ausflüge im Titelstück oder das Donovan-Schmusestück sind eigentlich ein nettes Stil-Konglomerat, um dem Versuchskaninchen von einer ihm bekannten und für gut hörbar befundenen Band aus, weitere Exkursionen Richtung Prog zu unternehmen.


Also, die selbstbetitelte mit dem Hieronymus Bosch-Cover ist gemeint.
 
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Hattest du erwähnt, er möge sogar"Deep Purple"? Dann ist natürlich APRIL wie geschaffen dafür, weitere Anknüpfungspunkte zu schaffen.
Strenggenommen sicherlich kein Prog, aber Jon Lord's Klassik-Ausflüge im Titelstück oder das Donovan-Schmusestück sind eigentlich ein nettes Stil-Konglomerat, um dem Versuchskaninchen von einer ihm bekannten und für gut hörbar befundenen Band aus, weitere Exkursionen Richtung Prog zu unternehmen.


Also, die selbstbetitelte mit dem Hieronymus Bosch-Cover ist gemeint.

Klaro, passt. Notiert.

Tatsächlich habe ich auf meiner Liste den Titeltrack von John Lords "Sarabande" Album notiert. Einerseits weil er eben Deep Purple mag und die Soloscheiben der Musiker noch nicht kennt, aber auch um dem Bub mal den symphonischen Aspekt des Genres aufzuzeigen. Rick Wakeman hab ich auch auf der Liste.
 
Klaro, passt. Notiert.

Tatsächlich habe ich auf meiner Liste den Titeltrack von John Lords "Sarabande" Album notiert. Einerseits weil er eben Deep Purple mag und die Soloscheiben der Musiker noch nicht kennt, aber auch um dem Bub mal den symphonischen Aspekt des Genres aufzuzeigen. Rick Wakeman hab ich auch auf der Liste.

Verplanst du gerade seine Osterferien? :D
 
LOL, so in etwa. Mein Frau meinte übrigens vorhin etwas ähnliches, als sie sagte "Mein Gott, er fand doch nur ein paar Cover interessant und war neugierig, wie die dazugehörige Musik klingt. Du musst jetzt kein Seminar daraus machen". Little does she know about the moving and inspiring power of music.
Seminar vielleicht nicht, mindestens ein Kolloquium sollte aber schon der Anspruch sein. :)
 
Little does she know about the moving and inspiring power of music.
Something's at the edge of your mind
You don't know what it is
Something you were hoping to find
But you're not sure what it is
Then you hear the music
And it all comes crystal clear
The music does the talking
Says the things you want to hear

I'm young, I'm wild and I'm free
Got the magic power of the music in me
 
Welchen Song würdet ihr einem Nicht-Progger vorspielen, um ihm das Genre schmackhaft zu machen?


Ich schwanke zwischen SAGA - Don't Be Late, RUSH - Red Sector A, SHADOW GALLERY - War For Sale und MYSTERY - The Sailor And The Mermaid


Nachtrag: ich finde, um Leute, die nichts mit diesem Genre zu tun haben, zumindest bisher, für die Musik zu interessieren, sollte es eingängig und nachvollziehbar sein,
aber dennoch mit genügend Schnörkeln verziert sein, um nach mehrmaligem Hören immer noch was zu entdecken und nicht langweilig zu werden.
 
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SAGA - Don't Be Late

Das war der Prog-Song, den ich geil fand, noch ehe ich wusste, dass es Prog überhaupt als Musikrichtung gibt ;-).

Deine Auswahl finde ich überaus gelungen, allerdings bin ich auch so ein wenig bei "Pull me under", wobei ich von den neueren DT-Sachen vielleicht sogar "Fall into the Light" nehmen würde. Beides passt natürlich auch nur, wenn da schon Berührungspunkte in Richtung härteren Sounds gegeben sind.

"Carry on, wayward Son" wäre womöglich auch eine gute Idee.
 
Carry On My Wayward Son mag zwar von einer Progband gespielt sein, aber so richtig nach Prog hört sich das Lied nicht an. Es ist aber ein astreiner Ohrwurm mit sehr tollen Melodiebögen. Von Rush mag ich Subdivisions und Limelight, ebenfalls schön kompakt mit Ohrwurmfaktor. Dann noch die ersten beiden Tracks von Marillions Misplaced Childhood (Pseudo Silk Kimono + Kayleigh). Und Queensryche, die finde ich am verdaubarsten von allen Prog Bands, so verdaubar, dass ich nie dran dachte, dass ich Prog höre.

Wenn es um die Jugend geht, könnte man etwas modernes versuchen wie Polyphia, die gerade ziemlich angesagt sind (obwohl die sehr weit weg vom Metal sind und nicht dem hiesigen Geschmack entsprechen dürften - meins ist es auch nicht). Long Distance Calling sind auch nicht exakt Prog, gehen aber in die Richtung (das meiste ist Instrumental). Hier mag ich die Lieder Lines und Out There. Und dieser japanische Gitarrist dürfte es auch nicht sein, aber ich finde die Sachen, die er macht sehr kunstvoll und raffiniert: https://www.youtube.com/@ichika_nito/videos

Ich finde es aber schwierig, einen Teenie in Musik zu hieven, die zur sogenannten E-Musik zählt, es sei denn es sind explizit Musiker.
 
Welchen Song würdet ihr einem Nicht-Progger vorspielen, um ihm das Genre schmackhaft zu machen?

Ich würde einem jungen Menschen vermutlich das Album mitgeben, welches mein eigener Erstkontakt mit Prog war, als ich ca. 16 / 17 Jahre alt war: Psychotic Waltz - A Social Grace.

Dieses seltsame, verschlungene, filigrane und ein bisschen außerirdische, dabei komplett eigenständige Album hat mich vielleicht zum ersten Mal richtig hinhören lassen. Ich habe es vom Fleck weg geliebt und fand den Zugang dazu sehr leicht. Eben weil es so sonderbar, eigen und dadurch für mich kostbar war.

Mich hat unter der ganzen Musik auch vor allem die Rhythmik gepackt. Vergleichbares oder Prog hatte ich da noch nie gehört. Allenfalls könnte man Pink Floyd - Ummagumma von meinen Eltern dazu zählen und auf dem Klavier musste ich irgendwann mal Schönberg (12-Ton-Musik) spielen, was ich gehasst habe. Ich war mehr für Chopin Nocturnes zu gebrauchen.

An einer interessanten, vertrackten Rhythmik würde ich auch heute immer ansetzen, wenn ich jemandem Ähnliches zeigen wollte. Dazu Musik, die von Ferne erzählt und ein Cover, das die Fantasie anregt, denn das Auge isst ja bekanntlich mit.
 
Mir fällt dazu ein, dass der Sohn eines Kumpels von mir die Pink-Floyd-Verehrung seines alten Herren grauenhaft fand. Er war eher so der Chart-Typ, alles, was eben so angesagt war.

Mit 17 hatte er den ersten Liebeskummer, kam abends um 22:30 mächtig angeschickert heim, fragte den Vater nach "Wish you were here"...verschwand mit dem Album in seiner Kemenate und hörte sich "Shine on you crazy Diamond" und den Titelsong in Dauerschleife an. Danach liebte er Pink Floyd.
 
Welchen Song würdet ihr einem Nicht-Progger vorspielen, um ihm das Genre schmackhaft zu machen?

Einen Musikfan der bisher noch nix mit Prog-Metal am Hut hatte aber so grob aus der (Pop) Rock Ecke kommt würde ich 2 Alben in die Hand drücken.

Dream Theater - Images And Words
Fates Warning - Parallels

Wenn dieser Person von diesen Scheiben nix gefällt, braucht er in den Prog Metal Bereich überhaupt nicht weiter einzutauchen - vermutlich brauch ich dann mit "Steps" oder "Energetict Dissassembly" oberhaupt nicht zu kommen. *g* Gerade Parallels ist imho eine Scheibe deren Songs jedem aufgeschlossenen Musikfan etwas geben müssten.

Von allen Prog-Metal Alben die ich im Regal stehen habe, hat "Parallels" einfach den größten "Pop" appeal, mehr noch als "Images And Words". Kein Wunder dass das wohl noch immer das meistverkaufte Fates Warning Album ist.

Bei Prog Rock wäre vermutlich wirklich etwas von Kansas die richtige Wahl. Eingängig genug aber trotzdem mit viel Finesse.
 
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