Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Kunstwerk nicht dafür da ist, um Antworten zu geben, sondern um Fragen zu stellen. Von daher ist es immer schwierig bis unmöglich, das verhandelte Sujet mit den weltanschaulichen Überzeugungen des Schaffenden kurzuschließen, sonst läuft man nämlich schnell Gefahr, die Erzählerstimme und -weltsicht mit der des Autors gleichzusetzen, was nicht nur literaturkritisch meistens in die Hose geht. In diesem Zusammenhang ist es mir allerdings umso wichtiger, den Impetus des Künstlers zu verstehen, ganz besonders, wenn es um ein transgressives Werk geht. Nun scheint mir der künstlerische Antrieb Mikolaj Zentaras sowohl bei Mgla als auch bei Kriegsmaschine recht deutlich und ausformuliert, nämlich die nahezu klinisch sachliche Auseinandersetzung mit der im kosmischen Kontext sinnlosen Existenz des Menschen und all der damit einhergehenden Injurien.
Wenn ich aber seinen Worten zu seinem Freund und Geschäftspartner Mikko Aspa Glauben schenken soll, so handelt es sich bei jenem um jemanden, der als eine Art Gesamtkunstwerk zu verstehen sei. Dessen Aussagen und Schaffen eben nicht antisemitisch, rassistisch, sexistisch und faschistoid motiviert seien, sondern einer radikalen Eulenspiegelei gleichen, die... ja, welchen Zweck eigentlich verfolgen? In Interviews jedenfalls erklärt Aspa sich nicht, sondern inszeniert sich gerne als grenzüberschreitender Künstler und amüsiert sich über die zum großen Teil von Empörung geprägte Rezeption seines Schaffens, beweise dieser Umstand doch die mangelnde Intelligenz der blinden Herde, der er den Spiegel vorhalte und so weiter und so verraunt...
Nun mag es ja sein, dass Mgla sich im Dunstkreis eines angeblich unverstandenen, kompromisslosen und gesellschaftskritischen Künstlers bewegen, dem sie aufgrund jahrelanger Freundschaft auch rein zwischenmenschlich loyal verpflichtet sind. Und es mag auch sein, dass entgegen aller Indizien, Aussagen und Aktionen Aspas politische Überzeugungen in seiner Arbeit keine Rolle spielen, sondern alles von ihm zu einem hochkomplexen Vexierbild verwoben wird, das mehr über den Betrachter aussagt, als über den Schöpfer. Allein, ich kann es nicht glauben und wenn es doch so sein sollte, dann möge man dies doch bitte einfach mal klar äußern, denn offenbar hat man bei Mgla ja ganz genau verstanden, worum es bei Aspa geht, auch wenn man sich nicht als dessen Sprecher versteht.
Andernfalls nämlich nimmt man mindestens in Kauf, dass man mit rechtsextremem Gedankengut und faschistoidem Kulturschaffen assoziiert wird oder, weiter gedacht, wirkt sogar indirekt an der sukzessiven Reinwaschung eines Neonazi-Künstlers mit, indem man sich eben nicht von ihm distanziert oder sich zumindest (selbst-)kritisch zeigt. Derlei ausweichende Rhetorik, wie sie die Antworten auf die Fragen zu dieser Thematik durchzieht, schafft somit nur noch mehr Unklarheit und wird vielleicht dem namensgebenden Nebel dieser Band gerecht, bedeutet für mich aber auch, dass Mgla eine Gleichgültigkeit transportieren, die ich bedenklich finde.
Aber vielleicht gehört das ja auch alles zum Konzept und alle Welt geht einem mit diabolischer Genialität gesegnetem Künstlerkollektiv auf den Leim?
Vielen Dank jedenfalls für dieses hervorragende Interview,
@wrm - selten hat mich ein Zwiegespräch im DF so sehr beschäftigt und selten hat mich ein Gesprächspartner dabei so sehr ernüchtert wie Mikolaj Zentara...!