Violent Cop
Ein früher Kitano, der erste Kitano-Film überhaupt. Und Kitano ist und war ein König in dem Metier des Yakuza- bzw. Ganster-Films. Ach und, Who The Fuck is Quentin Tarantino? Takeshi Kitano ist der verdammte Chef im Ring. Roh, schlicht, hart, brutal und dennoch subtil lustig 3 Jahr vor Reservoir Dogs. Eat this Tarantino. Der Film brachte Beat Takeshi direkt den Ruf als schauspielerischer Eastwood Asiens ein. Stoisch, regungslos mit der Wandlungsfähigkeit eines Mount Fuji stellt Kitano seinen ultrabrutalen Cop Azuma dar. Dabei stammt der Film noch aus der Phase in welcher er keine Dialoge, sonders nur grobe Handlungsstränge, schrieb und den Darstellern breiten Freiraum ließ, der in deutscher Synchro natürlich ziemlich untergeht. Azuma ist kein wirklicher Fels in dieser entrückten Welt, er ist selbst eine verkorkste Hybride aus Dirty Harry, Paul Kersey und Judge Dredd. Ein kompromissloses Ein-Mann-gegen-Alle-Kommando gegen die Yakuza und korrupte Polizisten, gegen die Freunde der Schwester und gegen alles und jeden der ihm irgendwie im Weg steht oder seiner minimalistisch monochrom-binären Ethik (Für mich oder gegen mich) nicht entspricht. Azuma prügelt einer kaputt überzogen-sozipathischen japanischen Gesellschaft in bester Punisher-Manier ein Quäntchen Moral ein. Insbesondere nachdem seine Welt aus den Fugen gerät, kennt Azuma keinen Halt mehr. Es gibt fortan nur noch Richtig und Falsch ohne jedwede graue Nuance.
Mit Hana-Bi, Boiling Point und Sonatine begründete Violent Cop eben jenen Ruf auf welchem der Erfolg von Brother und der Outrage-Reihe fußt. Eben jenem Status als geschickter asiatischer Gangster-Filmer, der zugleich Härte und Humor, Gewalt und Gefühl, Soziopathie und Empathie transportiert. Kitano hob das Genre des Yakuza-Films mit seinem Frühwerk auf eine neue Ebene, jener mehr oder minder anspruchsvollen bzw. künstlerisch wertvollen Ebene welcher sich u.a. der westliche Feuilleton widmet: Mit meist kargen, stets direkten, teils amüsant, teils stumpf wirkenden Dialogen, mit kalt gezeichneter klarer Gewalt, erzählerischen Aussparungen und dem Verzicht auf ein direkt-erkennbares Gut/Böse-Schema traf Kitano auch (m)einen Publikumsnerv, der ihn populär machte. Spätestens der ästhetisch und erzählerisch durchkomponierte Hana-Bi verhalf ihm berechtigt zu Weltruhm. Dem Gegenüber funktioniert Violent Cop als grober Film Noir. Als Geschichte vom Abrutschen in den Abgrund einer längst zerrütteten Gesellschaft. Mit jeder weiteren Entwicklung manifestiert sich Kitanos Regie-Debüt als Abbild eines von Drogen, Korruption und Gewalt gebeutelten Systems in der Polizei und Gangster nicht mehr zu unterscheiden sind.
Die Musik ist grausig, die Synchro scheußlich, das Drehbuch ist schlicht und roh und die Schauspieler spielen zum Großteil japan-typisch ausladend. Nicht Hana-Bi (10/10), nicht Sonatine (9/10) aber dennoch: 8/10
Besten Dank an
@Grimsby