Aber genau so! So toll ich einige Sänger finde, die sich gesanglich um eine Annäherung an Tate in seinen Titanenjahren bemühen, es gelingt keinem von ihnen. Die bloße Technik ist sicher zu erlernen, die Seele jedoch, mit der er seinen Gesang ausfüllt, das nahezu sprechende Atmen, die Dynamik, das Erzählerische und Zurückgenommene an den richtigen Stellen und einfach nur der Charakter dieser Stimme, all dies ist unnachahmlich und steht bis heute allein.
Ein anderer Sänger übrigens, der bis heute ebenso allein dasteht und dessen von Leben und Leiden durchdrungener Gesang nur ihm allein gehört, war der viel zu früh verstorbene große Tragiker Midnight. Er klang wie der zerbrochene, psychotische kleine Bruder Tates. Viel schmerzvoller als jener, gequälter, feuriger, bebender, animalischer und zorniger, dabei zugleich von einer Zärtlichkeit und verzweifelten Sehnsucht erfüllt, die Crimson Glory für mich schon immer zu viel mehr machten, als einer Band, die sich lediglich an Queensryche orientiert. Ein Vergleich übrigens, den ich schon immer ein wenig schlicht und denkfaul fand, denn beide Bands bedienen vielleicht eine ähnliche, ausdrucksstarke Dramatik, haben jedoch komplett unterschiedliche musikalische Herangehensweisen und klangen und klingen nicht nur wegen ihrer jeweiligen charakteristischen Kompoitionsweisen und Arrangements, sondern eben vor allem auch aufgrund ihrer Sänger absolut einzigartig.
Deswegen mag ich auch die typischen Queensryche- und Crimson-Glory-Clones nicht besonders. Es ist mir einfach zu oberflächlich, denn diese Tiefe und Magie, die beide Bands und Sänger in ihren jeweiligen Glanzzeiten erreichten, entstammte dem Leben, nicht der Imitation von Vorbildern. Der Mut zur Eigenständigkeit ist der Mut, seine Wunden zu zeigen. Nicht, sich Wunden zu schminken...!