The Gathering haben bei mir hauptsächlich über vier Alben stattgefunden. Also: über drei; und eins im Nachhinein. Das im Nachhinein, das ist eben die "Mandyolion".
Begonnen hat's nämlich mit einem Lied auf einem RH-Sampler - "Kevin's Telescope". Meine Fresse, der Song flasht doch jeden, oder? Diese verträumte Schwere, die da trotzdem ungreifbar herumtänzelt, die Melodien, der Text... puh, Alter. Echt: wer den Song zum ersten Mal hört und keine Tränen in den Augen hat, mit dem möcht' ich eigentlich nicht reden. Oder zumindest nicht näher, meinetwegen könnten wir zusammen arbeiten oder so. Freilich war das irgendwann 1997 und ist somit länger als mein halbes Leben her - aber ich schwöre, es würde noch immer genauso ablaufen.
Das Album selbst ist ja auch sehr bombig, jeder Song ein Hit, aber keiner ein offensichtlicher. Hab' ich damals gern gehört, hör's heute gern. Erinnerungen für die Ewigkeit an das Niemandsland zwischen 10. und 11. Klasse, 80er-Retro-Wahn und contemporary Death Metal, aber auch damals schon mit breitgefächerter Basis und "ich hör' alles" im positiven Sinn.
Die "Mandylion" wurde mir wie gesagt nachgereicht - deshalb, trotz der unfassbaren Songs, fehlt mit die Unmittelbarkeit, die Querverbindung zu meiner eigenen Biografie, zu Lust und Liebe und Hass und Frust und Langeweile.
Danach hatte ich keinerlei Probleme mit "How to Measure a Planet?", was mich aber auch gewundert hätte, weil ich ja locker nach links und rechts sehr Vieles weggehört hab' schon damals bzw. damals, im Herbst '98, ja fast schon wieder zaghaft die erste leichte Ausfahrt ausm Metal ansteuerte. In seiner Gesamtheit hat's schon ein bissl länger gedauert, zugegeben - aber "schwer zugänglich" ist schon was anderes. Eher wegen der Spielzeit tat ich mir ein bissl schwer, so geht's mir auch heute noch bei langen Alben. Ist ja auch wirklich ein ganz schöner Brocken. Aber man rutscht über die zahlreichen Haken dann schon rein, ziemlich vorn aufm Album sind ziemlich viele Hits. Und bei Songtiteln wie "Red Is a Slow Colour" oder "Probably Built in the Fifties", da schlug mein Herz schon höher, bevor ich noch einen Ton gehört hatte. Wobei zum Schluss hin wird's dann mitunter schon auch ein bissl eine Geduldsprobe, hehe.
Danach kam ich dann noch zur "if_then_else" und im Gesamten, eingebettet in die Phase meines Lebens und als Album am Stück, bin ich mit der wahrscheinlich am engsten verwachsen. Eine intensive und abgefuckte Zeit, kann mich noch erinnern, dass ich öfter einfach im Dunkeln gehockt bin und die gehört hab'. Hab' die auch seit Jahren nicht mehr aufgelegt, in meiner Erinnerung eine unfassbar düstere Platte, aber ich glaub' das ist eher so meinem damaligen Empfinden und Lebensgefühl geschuldet, während ich jetzt einzelne Songtitel lese und mich an die Lieder erinnere.
Danach reißt's dann ab, keine Ahnung wieso. Wahrscheinlich liegt's daran, dass ich damals dann irgendwie quasi keine Band mehr weiterverfolgt hab', sondern musikalisch in völlig anderen Gefilden abgetaucht bin. Wobei The Gathering da schon noch reingepasst hätten, aber sei's, wie's sei.
Jedenfalls find' ich alle Sachen, die ich kenne, schon schwerst lässig. Gute, schöne, wichtige Band, die grandiose Lieder geschrieben hat und bei der's mir im Nachhinein sehr gut gefällt, dass ich sie während eines starken Umbruchs begleitet hab', bzw. sie mich bei einem ebensolchen. Jetzt nicht pathetisch gemeint als "die eine Band, die mir den Weg erhellt hat, blablubb", weit davon entfernt; aber eine Band, die ich ein paar Jahre meines Lebens sehr, sehr oft aufgelegt hab'.