GrafWettervomStrahl
Deaf Dealer
Ja, ich frage mich nur, würden wir auf diese Weise denn irgendwelche Überraschungen erleben? Wir alle wissen, welche Alben wer von uns besonders gerne mag. Klar, es ginge dann um ganz konkrete Platzierungen. Aber wie wäre es denn, wenn man in gelegentlichen Fällen auch die Genregrenzen sprengen kann?Die Idee von @Pavlos mit der Definition via Progarchives fände ich tatsächlich gut, steckt den Rahmen des Nominierbaren doch recht gut ab, oder?
Klar, das ist das Prog-Unterforum, aber sich von irgendeiner Internetseite sagen zu lassen, was Prog ist und was nicht, ist irgendwie nicht Prog. Versteht Ihr? Metal ist es schonmal gar nicht. Für mich bedeutet Prog auch, das Unerwartete möglich zu machen. Wenn das eine Avantgarde-Pop-Künstlerin ist, dann ist eine Avantgarde-Pop-Künstlerin eben in diesem Falle Prog. Wenn eine AOR-Rockband plötzlich ein avanciertes Album raushaut, das ihr niemand zugetraut hat, ist das imo Prog. Also, wenn es Prog ist. Wenn es komplex und mutig, originell und neugierig ist.
Prog ist, finde ich, was jemand (sicherlich mit guten Gründen) für Prog befindet. Egal ob Musiker oder Hörer. Solange dieser Jemand nicht herumalbert oder -trollt (also Modern Talking nennt oder sowas), sondern einen ernsthaften Beitrag leistet, soll mir das doch sehr willkommen sein. Dadurch erfahre ich vielleicht noch etwas Neues.
Für mich sieht die Sache so aus (Ihr werdet das vielleicht nicht gerade lieben, was jetzt kommt, aber sagen will ich es denn doch mal): Ich glaube, Prog Rock und Prog Metal stagnieren so ein bisserl vor sich hin im neuen Jahrhundert. Es gibt großartige Sachen, umwerfende sogar, aber die Ingredienzien sind häufig alle schon bekannt, das Rezept wird manchmal kaum noch variiert und das ist lediglich in einem traditionalistischen Verständnis Prog.
Wenn ein Künstler sagt: Ich habe jetzt jahrelang nur Yes und Genesis gehört und deshalb ein Yes-und-Genesis-Album gemacht, kann das fantastisch sein. Aber auch ziemlich retro. Prog sollte irgendwie nach vorne gucken, zumindest ist das meine hoffnungslos romantisierende Sicht auf die Dinge. Was ich meine, ist etwas mehr als nur eine eigene Handschrift zu haben. Ich denke eher an verzweifelt an etwas arbeiten, was man so noch nirgendwo vorgefunden hat. Und manchmal findet das auch bei Künstlern statt, die man ansonsten nicht zum engsten Prog-Zirkel zählen würde. Manchmal noch mehr als bei den Alteingesessenen. Wie gesagt, manchmal, ich rede von Ausnahmen.
Und ja, ich weiß, ein weites Feld, ein zu weites eigentlich für diesen Thread und unsre Frage. Wie soll grundstürzend Neues überhaupt noch aussehen im Jahr 2022? Geht das noch genauso wie einstmals zu den beiden großen Zeitenwenden der 70er und 80er? Vermutlich nicht oder nur unter größten Anstrengungen.
Ich habe das eigentlich auch nur angeführt, um meinen Wunsch danach zu unterstreichen, bei den "Meisterwerken" vielleicht auch Überraschungen zuzulassen. Genreübergreifend also. Ich glaube, wir alle hier sind recht verläßliche Zeitgenossen, die Gefahr sehe ich als gering bis inexistent an, daß irgendwer versucht sich mit absurden Nennungen interessant zu machen und dadurch das Thema zu boykottieren.
Lange Rede kurzer Sinn: Wenn irgendwer was weiß, was er (oder sie natürlich) liebt, was ihn/sie anregt und zu neuen Ufern aufbrechen ließ und läßt, dann rein damit, oder nicht? Ist doch scheißegal, ob andere das dann als Death labeln oder als US-Metal oder als Folk oder als Fusion oder sonstwas. Den harten Kern der Progliebhaberplatten wird das ohnehin nicht groß tangieren, die üblichen Verdächtigen werden schon das Rennen machen.
Sind nur meine anderthalb Cents.
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