[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Mirages Liste

Mirage

Deaf Dealer
Lang aufgehoben ist nicht aufgeschoben oder so.

Ich werde das hier in zwei Teilen angehen: Plätze 100-51 relativ knapp und schnell abgehandelt mit Kurzkommentaren, ab 50 dann... aber da mache ich mir jetzt besser noch keine Gedanken, denn Pläne sind Späne und Windhauch und überhaupt.

Es wird ein wilder Mix aus 7 Jahrzehnten Musik. Ganz große, "kanonische" Alben werden draußen bleiben, dafür wird auch manch obskures und genreuntypisches auftauchen. Ich beschränke mich auf zwei Alben pro Band/Künstler - es soll ja nicht einfach sein.

Los geht es heute abend mit den Rängen 100-96.

Schauen Sie sich das an!


100. Hawkwind - Hall of the Mountain Grill (1974)
99. Enchant - Juggling 9 or Dropping 10 (2000)
98. Wobbler - From Silence To Somewhere (2017)
97. Traffic - John Barleycorn Must Die (1970)
96. The Pineapple Thief - All the Wars (2012)
95. Vintersorg - Solens Rötter (2007)
94. Poverty´s No Crime - One in a Million (2001)
93. Elbow - Cast of Thousands (2007)
92. The Alan Parsons Project - I Robot (1977)
91. Fleshold - Pathetic (1995)
90. Steve Hackett - To Watch the Storms (2003)
89. Nektar - Remember the Future (1974)
88. Godspeed You! Black Emperor - Yanqui U.X.O. (2002)
87. Anathema - Weather Systems (2012)
86. The Moody Blues - Days of Future Passed (1967)
85. Liquid Tension Experiment - Liquid Tension Experiment (1998)
84. Flesh of the Stars - Anhilla (2017)
83. Steven Wilson - Hand. Cannot. Erase. (2015)
82. Kauan - Sorni Nai (2015)
81. Coldplay - X&Y (2005)
 
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100. Hawkwind - Hall of the Mountain Grill

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...eröffnet mein Listenprojekt herrlich wabernd-motorisch. Space Rock/Psychedelic ist nicht mein Spezialgebiet und wird hier die Ausnahme bleiben, ich wollte das Album aber unbedingt drin haben, weil sich hier nicht zuletzt dank der geschmackvollen Bassarbeit eines gewissen Ian Kilmister, dem interessant eingesetzten Instrumentarium allgemein und den sphärischen Sounds zeigt, dass progressive Musik nicht unbedingt vertrackt sein muss. Ein wesentlicher Faktor, der hier auch weitere Beiträge bestimmen wird. Und das konkret-abstrakte Plattencover ist einfach nur großartig und der Grund, dass ich das Vinyl vor vielen Jahren auf einer Plattenbörse erstanden habe.
 
99. Enchant - Juggling 9 or Dropping 10

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...das ist hier die Frage. Die Verbindung von "proggig" und "alt" (also "alternative") hat mich über die Jahrzehnte immer schon fasziniert. Ein sehr feines Beispiel dieser Kombination bietet sich für meine Ohren bei diesem Werk einer Band, mit der ich mich ansonsten überhaupt nicht beschäftigt habe, mir fehlen hier also jegliche Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Werken. Deswegen und wegen der teilweise recht nervigen Stimme von Ted Leonard (musste ich nachschauen wie der heißt ;)) die hohe (oder niedrige) Platzierung. Dieses Album habe ich mir im Zuge meiner Entdeckung von Labelkollegen Threshold besorgt, die etwa zeitgleich mit Hypothetic... aber das ist eine andere Geschichte.


98. Wobbler - From Silence to Somewhere

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...kingt doch schon vom Titel her optimistischer als "From Ignorance to Oblivion". Hier wird die ganze Bandbreite an Retrosounds aufgefahren, dass es eine wahre Freude ist, die zahllosen Referenzen an all die "Dinosaurier" des Genres ausfindig zu machen. Die Band dürfte auch einiges an Budget in "authentisches" Equipment gesteckt haben. Allein - wirklich "progressiv" ist das nicht (der Streit um das Missverständnis "prog" als Schublade vs. "progressiv"), aber wenn es handwerklich so toll gemacht ist kann man gar nicht anders als hin und wieder gerne in diesen Klängen zu verweilen.


97. Traffic - John Barleycorn Must Die

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...der arme Kerl, aber das müssen wir schließlich alle irgendwann. Was man nicht zwingend tun muss ist, sich mit Jazzrock auseinanderzusetzen, aber es macht durchaus Sinn und wenn es so groovig dargeboten wird wie hier macht es auch noch Spaß. Das ist kein Fusion wie Weather Report (nichts dieses historische Genre btw), sondern immer erdig und nachvollziehbar. Besonders schön finde ich die Abwechslung von Saxophon (so ein schönes Instrument, leider im Prog recht vernachlässigt) und Flöte. Die Gitarre ist im mix hier recht unterrepräsentiert - was aber natürlich kein Hinterungsgrund für gute Musik ist und sich in dieser Liste auch noch des öfteren zeigen wird.
 
Ja gut, ehhhhhh, die stehen natürlich alle vier hier....und sind alle toll (100 & 99), supertoll (97 - tolle Band, by the way!!), bis hin zu sensationell (98). Ein hervorragender Auftakt!!
 
96. The Pineapple Thief - All the Wars

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...are raging on and on. Die perfekte Balance aus Eingängigkeit und Komplexität, Konsonanz und Dissonanz, "songdienlich" und "schwierig" zu finden ist wohl Ziel und die Königsziplin aller Musik (es sei denn, man legt es bewusst anders an), TPT haben es wohl aber jedenfalls verstanden, sich dieser Balance anzunähern. Der kleine seltsame Bruder von Muse? Geht durch. Aber hier gibt es noch einiges mehr zu entdecken. Hier fehlen mir leider bis jetzt wiederum Vergleichsmöglichkeiten aus dem Schaffen der Band, aber ich nehme meine eigene Liste gerne zum Anlass, das in Zukunft zu ändern.
 
100 - Alles, was ich bislang von Hawkwind gehört habe, hat mich total angeödet. Auch wenn der Grill nicht dabei war, war das für mich mehr als genug Eindruck, um die Band zu meiden.
99 - Tolle Band mit ganz fantastischem Sänger, der nie nervt. "Alternativ" finde ich auf diesem Album wenig (da hatte der Vorgänger "Break" eine deutlichere Schlagseite in die Richtung für mein Empfinden), ist für mich in der Diskgraphie wohl im Mittelfeld anzusiedeln, recht deutlich hinter "A Blueprint of the World", "Blink of an Eye", "Wounded" und eben "Break".
98 - Ach, diese Bands, die anno 20xx sich anhören wollen, als hätten sie ihr Album in den 60ern oder 70ern aufgenommen haben, geben mir nix. Da höre ich dann doch die Originale. Das galt auch für "Rites at Dawn", das ich ein paar Mal gehört habe. Da habe ich die Wackler zu den Akten gelegt.
97 - Nie von gehört. Sax, Flöte und in den Hintergrund gemischte Gitarren sind nicht gerade Anreize für einen Test. Den mache ich ggf dennoch.
96 - vom Ananas-Dieb kenne ich einige Alben, so die beiden Vorgänger "Tightly Unwound" und "Someone Here is Missing", aber mehr als ein "gut" kam da bei mir nie heraus.
 
Hurra, da hier Hawkwind und Wobbler auftauchen, die ich beide sehr doll mag, bin ich sehr optimistisch hier einiges Neues zu entdecken!
 
100. Im Gegensatz zu @Vauxdvihl finde ich Hawkwind gut bis sehr gut. Diese Scheibe gehört zu den SEHR GUTEN.
Toller Auftakt.
99. Klasse Band, besonders das Debut "A Blueprint Of The World" sowie "Blink Of An Eye" werden hier geliebt und laufen regelmäßig. Mit "Juggling 9 Or Dropping 10" bin ich nicht wirklich warm geworden. Sollte ich nochmal probieren....
98. Siehe @Vauxdvihl
97. Völlige Unkenntnis, Beschreibung der Instrumentierung für mich eher abschreckend.
96. Ganz nett, nicht mehr und nicht weniger. SORRY
 
Wobbler sind (Welt)klasse!! Und so sehr nach 70er klingen die gar nicht. Zumidnest die erwähnte Scheibe nicht. Wald, Wiesen und Moos Prog aus dem Norden, der natürlich einen gewissen Retro-Faktor innehat, aber dann doch vom Soundbild und vielen kleinen Ideen her wie die 2020er klingt. Best of both worlds, wie ich finde. Aber 70er nicht, und Kopie schonmal gar nicht. Da gibt es andere Nordmänner, die deutlich mehr nach rückwärts klingen.
 
Ja stimmt schon, vollkommen retro sind Wobbler nicht. Ich schreibe hier auch keine ausgefeilten Kritiken, sondern erstmal in Vierzeilern das, was mir gerade in den Sinn kommt. Spätestens ab Platz 50. möchte ich mir dann aber mehr Zeit nehmen und hoffe, bis dahin "eingeschrieben" zu sein.
 
95. Vintersorg - Solens Rötter

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...klingt immer bötter. Lange nicht gehört (habe/hatte noch einige andere Kandidaten, wo ist die "Visions from the Spiral Generator" CD nur?), aber dieser unglaublich dichte mix aus Folk/Black mit Electronica/Jazz/Klassik Einsprengseln musste eben mit einem Eintrag gewürdigt werden. Immer interessant, die Entwicklung einer Band nachzuvollziehen. Was ich bei Vintersorg dann aber nicht mehr gemacht habe. Erneut ein Hinweis an mich selbst.

94. Poverty´s No Crime - One in a Million

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... hört sich nach Zufallstreffer an, aber gleichzeitig ist JedeR dieseR Eine... Was hier beeindruckt sind natürlich einmal die ultrafetten Gitarren, außerdem der Sinn für Melodik und, das "Komplizierte" in eine "kompakte" Form zu bringen. Hier wieder das Phänomen, dass ich von der Band ansonsten so gut wie gar nichts kenne - das comeback vor 2,3 Jahren (?) habe ich schon mitbekommen, aber nicht näher verfolgt. So viel Musik, so wenig Zeit... Und Rush covern, das muss man sich erst mal trauen. Nicht zu verwechseln mit dem Freddy Quinn Album!

93. Elbow - Cast of Thousands

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...ist auch eine ganz schön große Menge. Ein schöner Beweis, dass "progressiv" sich nicht nur in Kompliziertheit, sondern auch in der Evozierung von Atmosphäre erzeugen kann (vielleicht der Vorteil von Art Rock). Und diese ist hier schläfrig, gar hypnotisch, so dass man die Details nur bei genauem Hinhören mitbekommt. Ich höre hier bei der Band auch immer wieder einen Procol Harum Einfluss, besonders in der Stimme von Guy Garvey. Das wird sich wohl noch "weiter unten" in der Liste zeigen.
 
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92. The Alan Parsons Project - I Robot

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... ist covertechnisch der Bruder von Black Sabbath´s Technical Ecstasy, sapperlot. Hipgnosis, klar. Musikalisch ein Riesenschritt weg vom Debut Tales of Mystery and Imagination geht es hier sehr elektronisch zu, manche sounds sind absolut visionär und könnten auch 30 Jahre später entstanden sein. Ein kleines (?) Meisterwerk des Artrock. Dazu noch perfekt (wie bei APP nicht anders zu erwarten) produziert, musste dieses Werk in meine Liste. Die späteren Alben des Projekts höre ich eher zwiespältig (Ausnahme Pyramid), weswegen es wohl bei diesem einen Eintrag bleiben wird. Oder auch nicht.

91. Fleshold - Pathetic

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... ist alles andere als pathetisch, aber das sind sowieso "false friends". Ähnlich unbequem wie sich der Typ auf dem cover fühlen muss, geht es auch dem geneigten Hörer dieses unbeschreiblichen Stücks Musik. Wie soll man es kategorisieren, progressive death/trash? Proto metalcore? Ein gewisser konzeptioneller Minimalismus durchzieht das Werk, in dem rhythmische Kellergitarren, wahnsinns drumming und eigenwillige breaks den Ton angeben. Die geflüsterten Vokalpassagen chillen einen entgültig. Für mich eine absolut singuläre Musik (kenne nichts Vergleichbares) einer Band, die scheinbar komplett in der Versenkung verschwunden ist (?).

90. Steve Hackett - To Watch The Storms

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...konnte man in den letzten Tagen ganz gut. Das Solowerk von Hackett ist seltsam, teilweise sehr seltsam. Auf seine Herangehensweise an Musik muss man sich erstmal einstellen. Das ist mir bisher noch am besten mit diesem Album gelungen, das mittlerweile auch schon 20 Jahre auf dem Buckel hat. Der Seitenmeister verkocht hier einen potpourri aus allen möglichen Stilen, es gibt immer wieder Einsprengsel von "was ist das denn?" Klängen inmitten nachvollziehbarer Strukturen und "normalen", "genesisigen" Passagen. Täglich anhören mag man sich das wohl nicht (außer man ist Hackettist), aber ab und zu immer gerne.
 
...und noch eine neue Liste!

100. Ich habe diese Band immer nur "gestreift" und müsste mich da ganz sicher mal tiefer einarbeiten. Der "Mountain Grill" (Albumtitel des Jahrhunderts!) ist mir tatsächlich aber geläufig und gefällt.

99. Eine überraschende Nennung aus meiner Sicht, denn "Juggling..." ist nach meinem Dafürhalten neben dem 2014er "Spätwerk" namens "The great Divide" eher ein "schwaches" Album im Enchant-Kosomos. Ich kann nicht mal so genau sagen, warum das so ist, aber am liebsten mag mein CD-Player hier das Debut, aber auch "Blink of an Eye", "Break" und "Tug of War" stehen doch höher im Kurs. Ändert nichts daran, dass es kein wirklich schlechtes Enchant-Album gibt.

98. Volltreffer, versenkt. Eine Band, mit der ich mich immer mal befassen wollte, deren musikalischer Output aber über die Jahre so massiv angewachsen ist, dass ich mich da aktuell schon eher mit einer regelrechten Mauer stehen sehe. Meist inspiriert mich ein neues Album, eine Band anzutesten, ich halte dann mal die Ohren und Augen offen...

97. Ja, der Name ist mir geläufig, mehr auch nicht. Immer und immer wieder beweist mir sowohl dieser Thread als auch die Listen im Speziellen, wie löchrig mein Prog-Gewand in Wahrheit ist...

96. S. auch: Wobbler! Bruce Soord wird in der einschlägigen Prog-Presse (naja, im "eclipsed") ja recht gern wie ein "kleiner" Steven Wilson beworben. Ich habe hier im Gegensatz zu Wobbler mal in einzelne Stücke reingehört, aber es hat mich bisher nicht dazu bewogen, mich näher mit dem Schaffen von "The Pineapple Thief" zu beschäftigen. Ich gelobe indes Besserung, denn gerade im Prog sind einzelne Songs im Wesentlichen nur ein Einblick in das Gesamte...

95. Diese Band habe ich immer so unter "Viking-Metal" einsortiert, ohne je einen Ton gehört zu haben. Da mir die genannte Richtung in Summe wenig bis gar nix gibt gab es einfach keine Veranlassung, da mal ein Ohr zu riskieren. Dieser Eintrag relativiert das allerdings.

94. Deutscher Prog, nahezu gleich welcher Untergattung, fixt mich stets an und wie schon so oft erwähnt finde ich es sehr schade, dass eben Bands wie Poverty's no Crime, Vanden Plas und gefühlte 298 Andere einfach unter dem Radar fliegen, obwohl sie kontinuierlich qualitativ hochwertiges Material veröffentlichen, das fast immer internationalen Standards entspricht. "One in a Million" ist tatsächlich auch mein Liebling von PnC.

93. Es ist gaaaanz selten, dass ich mal mit einer eher "progressiv" orientierten Band so gar nichts anfangen kann, aber Elbow sind für mich einfach...langwweilig. Wenn ich jetzt eine Unterkategorie kreiren müsste, dann wäre das "Lounge Prog". Ich erkenne den musikalischen Gehalt durchaus an, nur trifft es einfach keinen Nerv bei mir. Bei "The Ocean" geht es mir im Übrigen ähnlich, wäre auch so ein Kandidat für diese neue Prog-Nische.

92. Ein tolles Album, ohne jeden Zweifel. Deine paar Sätze zu "I Robot" bringen es auf den Punkt, man kann das durchaus "visionär" aus damaliger Sicht nennen. Überhaupt ist das Frühwerk der Herren Parsons und Woolfson schon sehr speziell (im Positiven), ähnlich wie Mike Oldfields 70er Alben finden sie sich oft zu selten im Dunstkreis der Prog-Klassiker dieser Ära wieder, wie ich finde. In Summe müsste ich auch da mal öfter ein Ohr riskieren.

91. Sagt mir...nichts. Wird mal angehört.

90. Und noch eine Loch in meiner Prog-Mauer. Ich kenne einzelne Tracks (vor allem aber neueren Datums, da diese auf den eclipsed-Samplern zu finden waren) - und jeder hat mich überzeugt. Dass der Mann überdies eine Ikone in der Prog-Welt ist, dessen Spiel nicht unerheblich die frühen Genesis geprägt hat, darüber braucht man eigentlich keine Worte zu verlieren. Live habe ich ihn auf der Loreley gesehen vor ein paar Jahren - und das war mehr als beeindruckend, für mich natürlich primär die alten Klassiker des bereits erwähnten Prog-Flaggschiffs. Überdies flanierte Mr. Hackett über das Festivalgelände, war für jeden Plausch zu haben und hat fleißig alles signiert, was man ihm unter die Nase hielt, ein überaus sympathischer Mensch. All dies sorgt schon fast für ein schlechtes Gewissen bei mir, dass ich mich nicht mal in der Tiefe mit seinem Solo-Schaffen befasst habe. Ich nehme dann exakt das genannte Album mal als Ausgangspunkt....

Genesis sind im Übrigen eine Band, von der mich mir tatsächlich noch mal ein Album in der Besetzung Gabriel/Collins/Rutherford/Hackett/Banks gewünscht hätte. Vielleicht haben sie sich ja in einem Paralleluniversum mal Mitte der 90er zusammengerauft und ein Solches erschaffen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dabei ein kaum zu toppendes Meisterwerk entstanden wäre: Gabriels Mix aus Weltmusik/Light-Prog und Pop, Collins Gespür für grandiose Melodien, Banks klassiche Einflüsse, sowie ein eher vom klassischen Prog geprägter Gitarrist und ein scheinbar nach allen Seiten offener Gitarrist (beide mit exzellenten Fähigkeiten gesegnet) - was hätte das für einen Mix ergeben können?
 
Wie immer gilt: Deine Liste, Deine Gesetze!
Aber mit Elbow und Fleshold tue ich mir in einer Prog-Liste schon schwer!
 
89. Nektar - Remember The Future

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...Tell the Past? Nein, so funktioniert das nicht... Was aber funktioniert, ist diese Musik. Zwei Longtracks (A/B) mit je ca. 19 Minuten, abwechslungsreicher Aufbau, der Sinn fürs Jammen genauso vorhanden wie für Struktur und abstraktes Konzept, ordentlich Groove mit fantastischen Blues/Funk Anleihen - in dieser Form bisher ziemlich einzigartig für meine Ohren. Eine der interessantesten (relativen) "Neuentdeckungen" der letzten Jahre für mich.

88. Godspeed You! Black Emperor - Yanqui U.X.O.

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"Post-Rock"? Was Jahre später und bis in die Gegenwart, mit einer Flut an Veröffentlichungen, immer formelhafter, "generischer" wurde, ist 2002 noch irgendwie anders - roh, experimentell, zäh, gleichzeitig melodisch und dissonant. "Social media" ist noch ein paar Jahre entfernt, jedenfalls als Massenphänomen. Alles scheint greifbarer, physischer... aber das sind nur nostalgische formelle Gedanken, denn der Inhalt dieser Musik, politisch, passt auch erschreckend in die Gegenwart über 20 Jahre später. Etwa so, wie das Plattencover ebenso 20 Jahre zurückblickt... History repeating.
 
87. Anathema - Weather Systems

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...Meteorologie als Konzept oder doch als Metapher? Von der Musik her funktioniert hier beides, wie dieses Werk beweist - stürmisch rastlose uptempo "Tiefs" (wertfrei gesprochen) wechseln sich mit ruhigen "hoch" Passagen. Mit diesem Album hat sich für die Band die Großwetterlage, ja das Klima vollends entscheidend gewandelt. Besonders schön der Doppelgesang abseits von Gothic Klischees und der mutige Schritt hin zu einem gewissen Minimalismus , oder vielleicht besser inversiven Gleichförmigkeit, die sich aber - wie eben das Wetter- schlagartig wandeln kann.

86. The Moody Blues - Days of Future Passed

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...und wenn das Konzept, einen Tag musikalisch zu vertonen vollzogen ist - ist die Musik noch nicht vorbei. Eines der perfektesten Beispiele der Kombination von Rockmusik mit klassischem Orchester, keine einfache Aufgabe wegen der grundverschiedenen Dynamiken. Wobei hier wohl eben darum von vornherein das "Nebeneinander" und die Verbindung der Arrangements statt dem "Miteinander"gewählt wurde. Der frühe psychedelische "baroque pop" Prog ist immer wieder faszinierend anzuhören, weil hier einfach alles scheinbar natürlich dahinfließt, ohne in erstarrten Konventionen gefangen zu sein.
 
97. Traffic - John Barleycorn Must Die

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...der arme Kerl, aber das müssen wir schließlich alle irgendwann. Was man nicht zwingend tun muss ist, sich mit Jazzrock auseinanderzusetzen, aber es macht durchaus Sinn und wenn es so groovig dargeboten wird wie hier macht es auch noch Spaß. Das ist kein Fusion wie Weather Report (nichts dieses historische Genre btw), sondern immer erdig und nachvollziehbar. Besonders schön finde ich die Abwechslung von Saxophon (so ein schönes Instrument, leider im Prog recht vernachlässigt) und Flöte. Die Gitarre ist im mix hier recht unterrepräsentiert - was aber natürlich kein Hinterungsgrund für gute Musik ist und sich in dieser Liste auch noch des öfteren zeigen wird.

... supertoll (97 - tolle Band, by the way!!)

Habe mir letzt übrigens spontan in einem Plattenladen TRAFFICs "John Barleycorn Must Die" für nen 10er (als gebrauchte Vinyl-Wiederveröffentlichung) mitgenommen. Und zwar nur, weil ich noch in Erinnerung hatte, dass ihr die hier positiv erwähnt hattet!
Und ich wurde nicht enttäuscht! Schöne, relaxte und trotzdem interessante Platte!
 
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89. Nektar - Remember The Future

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...Tell the Past? Nein, so funktioniert das nicht... Was aber funktioniert, ist diese Musik. Zwei Longtracks (A/B) mit je ca. 19 Minuten, abwechslungsreicher Aufbau, der Sinn fürs Jammen genauso vorhanden wie für Struktur und abstraktes Konzept, ordentlich Groove mit fantastischen Blues/Funk Anleihen - in dieser Form bisher ziemlich einzigartig für meine Ohren. Eine der interessantesten (relativen) "Neuentdeckungen" der letzten Jahre für mich.

88. Godspeed You! Black Emperor - Yanqui U.X.O.

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"Post-Rock"? Was Jahre später und bis in die Gegenwart, mit einer Flut an Veröffentlichungen, immer formelhafter, "generischer" wurde, ist 2002 noch irgendwie anders - roh, experimentell, zäh, gleichzeitig melodisch und dissonant. "Social media" ist noch ein paar Jahre entfernt, jedenfalls als Massenphänomen. Alles scheint greifbarer, physischer... aber das sind nur nostalgische formelle Gedanken, denn der Inhalt dieser Musik, politisch, passt auch erschreckend in die Gegenwart über 20 Jahre später. Etwa so, wie das Plattencover ebenso 20 Jahre zurückblickt... History repeating.
Geniales Doppel, wenn auch stilistisch sehr unterschiedlich (und Post Rock habe ich nicht berücksichtigt bei meiner Liste).
Die NEKTAR kann ich mir übrigens nur im ursprünglichen Vinyl-Mix anhören, den vor allem die europäischen Vinylversionen enthalten. Meines Wissens enthalten die älteren (auch europäischen) CD-Versionen den etwas "platter" klingenden US-Mix, bei dem die oft simpel agierenden Keyboards (die vor allem in Part One oft lediglich die Gesangslinien kopieren) mehr in den Vordergrund, und die Gitarren mehr in den Hintergrund gemischt wurden. Bei neueren CDs scheint das Problem aber behoben zu sein.
So muss das klingen: https://www.youtube.com/watch?v=pq7WzAdmwnQ
Großartige Scheibe jedenfalls, bei Nektar aber wohl trotzdem "nur" meine Nummer 4, vielleicht auch 3.

Bei GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR bevorzuge ich definitiv andere Scheiben, auch wenn auch "Yanqui U.X.O." toll ist.
 
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95 - Mit Herrn Vintersorg kenne ich die letzten Borknagar-Werke gut und ich mag auch seinen Gesang gerne, aber mit seinem Baby habe ich mich nie wirklich beschäftigt. Bei Hörproben war mir das immer zu folkig-schwarz. Mal neu antesten.
94 - Tolle Band, deren Diskographie komplett bei mir im Schrank steht. "One In A Million" ist für mich eher die #4 oder #5 der Band.
93 - "Schläfrig" trifft es ganz gut. Bei solchem Indie Rock hat bei mir Portugal.The Man die Nase vorn, aber auch die kann ich nur alle Jubeljahre mal hören.
92 - ich kenne ein paar Werke von APP oberflächlich, das hat aber nie dazu gereicht, mich eingehend damit zu beschäftigen. Vielleicht ändere ich das mal.
91 - Ich kann mich an die Rezension im Rock Hard erinnern und dass ich daraufhin mal in das Album hineingehört und es erschrocken weggestellt habe. Aber das ist knapp 28 Jahre her.
90 - Da ich kein Genesis-Fan bin, habe ich mich auch mit Hackett nie beschäftigt.
89 - Von Nektar kenne ich nur das Comeback-Album "The Prodigal Son", das mich aber nicht dazu gebracht hat, mich näher mit der Band zu beschäftigen.
88 - Die habe ich digital hier liegen, ist mir aber zu schroff, zu dissonant. Ich bin halt doch Melodie-Fanatiker.
87 - Ganz schön, aber weit weg von den Glanztaten der Band.
86 - Man kennt natürlich die Satinnächte, teste ich mal an.
 
89 - Von Nektar kenne ich nur das Comeback-Album "The Prodigal Son", das mich aber nicht dazu gebracht hat, mich näher mit der Band zu beschäftigen.
Die späteren Sachen finde ich auch nicht so spannend (das letzte soll wieder ganz gut sein, hab es aber noch nicht gehört). Versuch es doch mal mit "Recycled", "A Tab In The Ocean", dem Debüt oder eben "Remember The Future".
Die sind übrigens auch alle relativ unterschiedlich, man kann also nicht zwingend davon ausgehen, dass, wenn man ein Album (nicht) mag, es bei den anderen genauso ist.
 
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