[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Acrylators Liste

Acrylator

Till Deaf Do Us Part
So, ich fange jetzt tatsächlich mal an, obwohl ich die komplette Reihenfolge für meine Top-100 noch nicht festgelegt habe. Aber das Schlusslicht steht jetzt bereits fest...
...und zwar nicht, weil es so schwach wäre - das ist es ganz und gar nicht (bei meiner Prog-Sammlung von mindestens 300 bis 400 Alben ist Platz 100 ja auch wirklich keine Schande)!


Hier die Liste, die ich regelmäßig aktualisieren werde:

100. PROCOL HARUM - Shine On Brightly (1968)
99. COLOSSEUM - Valentyne Suite (1969)
98. HEAVEN‘S CRY - Primal Power Addiction (2002)
97. DREAM THEATER - Metropolis pt. 2: Scenes From A Memory (1999)
 
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100. PROCOL HARUM - Shine On Brightly (1968)
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Ich habe oft überlegt, welches Album ich als das erste "richtige" Progressive Rock-Album der Musikgeschichte ansehe und "Days Of Future Past" (1967) von THE MOODY BLUES fällt dabei knapp raus, da vor allem die A-Seite trotz einiger Klassik-Elemente teils noch sehr nahe an der Beat-Musik der frühen bzw. mittleren 60er liegt (dennoch ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zum Prog Rock). Auch die frühen Alben von THE MOTHERS OF INVENTION sehe ich noch nicht so richtig als Progressive Rock, auch wenn diese schon eine große stilstische Vielfalt und Komplexität bieten (außerdem bereits 1966 ein Konzeptalbum).
Letzteres trifft auch auf FAMILYs "Music In A Doll House" (1968) zu. Allerdings haben all diese Alben etwas nicht, was dieses zweite Album von PROCOL HARUM hat: ein überlanges Stück, das mit über 17,5 Minuten fast die gesamte B-Seite ausfüllt!
Es beginnt mit einem atmosphärischen, größtenteils gesprochenen Intro, und wird nach ca. 1:45 Minuten plötzlich dramatisch rockig, nur um dann zu ruhig-melancholischen Klavierklängen wieder zu einem gesprochenen Text zurückzukehren. Glockenschläge leiten dann einen verrückten Part mit Zirkusmusik ein (GENESIS dürften hier auch Inspiration gefunden haben). Darauf folgen Orgelklänge und Gesang, zu denen sich dann auch noch die E-Gitarre gesellt (von der Atmosphäre her werden hier auch schon spätere Genesis-Longtracks vorweggenommen). Ein schräger Gitarrenteil mit bedrohlich wirkenden Orgelklängen leitet dann in einen sich langsam aufbauenden Part über, bei dem die Melodie wieder auftaucht, die wir bereits kurz nach Anfang des Stückes gehört haben. Danach wird es noch einmal langsamer, aber sehr dramatisch, fast soundtrackartig.
Nach kurzer Pause kommt noch ein epischer, erst von Klavier, später mehr von einem Chor getragener Teil, der das Stück abschließt.
Ihr merkt schon, es handelt sich hierbei eher um eine Art Suite, als um einen üblichen Song, aber sowas hat sich in der Prog-Rock-Geschichte ja danach durchaus zu einer Tradition entwickelt (von GENESIS und anderen Bands kennen wir sowas ja auch).
Hier könnt ihr den Longtrack hören: https://www.youtube.com/watch?v=SmGaDL-mcs4
Die A-Seite ist konventioneller aufgebaut, mit kürzeren Stücken in der Tradition des Debütalbums (die meisten hier sollten davon den Song "A Whiter Shade Of Pale" kennen). Aber mit "Skip Softly (My Moonbeams)" gibt es auch noch einen trotz seiner nicht einmal 4 Minuten Spieldauer sehr unkonventionell aufgebauten Song, der einen mit verschiedenen Taktarten und Geschwindigkeiten durch ganz verschiedene Stimmungen führt. Auch der Mittelteil von "Ramblin' On" (sowie die gelegentlichen, leichten Klassik-Einflüsse in anderen Stücken der A-Seite) klingt schon sehr nach 70er Progressive Rock.
Ich glaube wirklich, dass der Einfluss dieses Albums vor allem auf GENESIS nicht überschätzt werden kann, auch wenn ich nichts diesbezüglich gelesen habe (kenne aber auch kaum Interviews von der Band).



Die nächsten Reviews werde ich dann in Dreier-Schritten veröffentlichen (evtl. die ersten drei Plätze wieder einzeln), aber das wird jetzt erst einmal länger dauern...
 
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'In Held 'twas In I' kenne ich natürlich als Cover von Transatlantic und finde ich da auch super. 'A Whiter Shade Of Pale' ist sonst wohl die einzige Nummer, die ich von Procol Harum kenne. Wird auf jeden Fall angetestet.
 
Yes, Sir!! Endlich geht es los, ich freu mich schon tiersich auf deine Liste. Und die Hundert ist schonmal spitze, (die frühen) Procol Harum sind, auch in progger-Kreisen, eine total unterbewertete Band. Ich habe übrigens schon oft gelesen, dass sowohl Family (Gesang), als auch Procol Harum (Arrangements) die alten Genesis beeinflusst haben.
 
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Yes, Sir!! Endlich geht es los, ich freu mich schon tiersich auf deine Liste. Und die Hundert ist schonmal spitze, (die frühen) Procol Harum sind, auch in progger-Kreisen, eine total unterbewertete Band. Ich habe übrigens schon oft gelesen, dass sowohl Family (Gesang), als auch Procol Harum (Arrangements) die alten Genesis beeinflusst haben.
Sehr cool, danke für die Info! Hatte mir das mit den Einflüssen ja bereits gedacht, aber schön, das auch mal so bestätigt zu bekommen.
Und ja, die Band ist unterbewertet in Progger-Kreisen. Liegt vielleicht auch daran, dass die Alben nicht immer so klar im Prog angesiedelt sind (am meisten eigentlich "Shine On Brightly" und "Home", als Proto-Prog geht vielleicht noch das Debüt durch. "A Salty Dog" hat ja z.B. gar nichts mit Prog zu tun und auch so einige spätere Alben nicht).
Würde von dir in deinem Thread auch gerne wieder Reviews lesen, ist ja schon eine Weile her!

(Ich hoffe übrigens, dass ich nun endlich auch bald mal die beiden fehlenden Reviews für dein Buch fertig bekomme, hab dich ja schon wieder ganz schön lange warten lassen...)
 
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Bei 'In Held 'twas In I' wird klar, dass Transatlantic z.T sehr dicht am Original sind ('In the autumn of my madness' z.B), während der Circus-Part komplett entfernt wurde. Ist schon sehr cool, das Original zu hören. Auch die A-Seite (läuft gerade, habe erst den Longtrack gehört), gefällt mir bisher ziemlich gut. Muss ich mal über den Warenkorb nachdenken.
 
Und eine neue Box der Pandora wird geöffnet - sehr schön. Ich kann mich hier dem Post von @Vauxdvihl anschließen:

'In Held 'twas In I' kenne ich natürlich als Cover von Transatlantic und finde ich da auch super. 'A Whiter Shade Of Pale' ist sonst wohl die einzige Nummer, die ich von Procol Harum kenne. Wird auf jeden Fall angetestet.

Über Procol Harum gab es indes auch mal ein längeres Feature in irgeneiner eclipsed, schon seinerzeit hatte ich mir vorgenommen, da mal in das Ein- oder Andere rein zu hören, denn das las sich ziemlich deckungsgleich (wenn natürlich auch ausufernder) als im Eingangspost hier zum Album. Um es kurz zu machen: auch ich werde hier selbstverständlich über kurz oder lang ein Ohr riskieren.
 
Und eine neue Box der Pandora wird geöffnet - sehr schön. Ich kann mich hier dem Post von @Vauxdvihl anschließen:



Über Procol Harum gab es indes auch mal ein längeres Feature in irgeneiner eclipsed, schon seinerzeit hatte ich mir vorgenommen, da mal in das Ein- oder Andere rein zu hören, denn das las sich ziemlich deckungsgleich (wenn natürlich auch ausufernder) als im Eingangspost hier zum Album. Um es kurz zu machen: auch ich werde hier selbstverständlich über kurz oder lang ein Ohr riskieren.
Schön, wenn ich dich neugierig machen konnte! Ansonsten halt auch mal in "Home" reinhören, ist neben dem Zweitling wohl die proggigste Scheibe der Band, auch wenn es maximal einen Longtrack gibt (mit knapp über 7 Minuten). Aber das ist rhythmisch die komplexeste Scheibe von Procol Harum. Würde die, sowie die ersten beiden am ehesten als essenzielle Alben der Band nennen (vor allem unter Prog-Gesichtspunkten).
 
So, lange hat's gedauert, aber hier kommen endlich die nächsten drei Plätze:

99. COLOSSEUM - Valentyne Suite (1969)
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Nach Procol Harum nun also eine weitere sehr frühe Prog-Band, die häufig eher dem Jazzrock zugeordnet wird, mit ihrer Mischung aus Rock, Jazz, Blues und Klassik-Elementen in den späten 60ern aber das noch sehr junge Genre des Prog Rock zumindest mit wichtigen Impulsen bereichert und es sicher mitgeprägt hat.
Gegründet 1968 von Saxofonist Dick Heckstall-Smith und Schlagzeuger Jon Hiseman veröffentlichte die Band bereits 1969 mit ihrem zweiten Album ihr Meisterwerk, gerade was die Suite-artige, seitenfüllende Komposition auf der B-Seite angeht. Die A-Seite besteht aus 4 kürzeren Stücken, die allesamt eine groovige Mischung aus Rock, Jazz und Blues (letzteres vor allem beim passend benannten, zusätzlich mit Streichern ergänzten „Butty‘s Blues“ prägend, sowie, etwas dezenter, noch bei „Elegy“).
Aber die dreiteilige „Valentyne Suite“ ist Kernstück dieses Albums, größtenteils ist das fast 17-minütige Stück rein instrumental, nur im zweiten Teil gibt es lautmalerischen Chorgesang.
Musikalisch über weite Strecken getragen von Dave Greenslades Orgel und Jon Hisemans Schlagzeug, während Heckstall-Smith mit seinem Saxofon Akzente setzt (und auch das immer wiederkehrende Hauptthema mitträgt). Der Bass begleitet dabei meist recht unauffällig, und die Gitarre ist lange Zeit kaum (gar nicht?) zu hören, soliert dann aber um so wilder im sich langsam aber stetig steigernden letzten Teil (in dem auch mehr Bläser zu hören sind). Wer den (späten) 60ern gegenüber nicht ganz abgeneigt ist, sollte dieses Album zumindest kennen.

98. HEAVEN‘S CRY - Primal Power Addiction (2002)
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Ich weiß, für andere (gefühlt alle) ist das Debüt der Band ihr Meisterwerk. Dennoch wird das zweite Album, "Primal Power Addiction", das einzige der Kanadier in meiner Liste bleiben, denn ich habe das schon immer anders gesehen.
So gut ich "Food For Thought Substitute" auch finde, die Produktion wirkt extrem kraftlos/dünn, die Keyboard-Sounds klingen für mich teilweise billig bis nervig und selbst kompositorisch hat bei mir der Nachfolger (wenn auch knapp) die Nase vorn.
Beim Zweitling hat die Band in meiner Wahrnehmung keine der eben genannten Defizite mehr, der Sound ist druckvoll und transparent und auch der Gesang klingt irgendwie kraftvoller (das Coverartwork sieht außerdem auch sehr viel weniger billig als das des Debüts aus). Die manchmal leicht funkigen Elemente des Erstlings treten hier noch mehr in den Vordergrund, ohne der Musik ihre metallische Power zu nehmen.
Mit „Primal Power Addiction“ ist der Band damals wirklich ein eigenständiges Werk gelungen, das trotz vieler vertrackter Rhythmen auf seine Art irgendwie merkwürdig eingängig ist und zu dem mir irgendwie keine direkten Vergleiche einfallen (großer Pluspunkt). Ich hatte es viele Jahre nicht mehr gehört, aber im Zuge dieses Threads mal wieder rausgekramt und wurde tatsächlich positiv überrascht (obwohl ich es eine Weile wirklich recht oft gehört habe, aber wenn man das über 10 Jahre nicht mehr macht, kann man ein Album schon mal wieder vergessen, sofern es nicht zu den absoluten Alltime-Faves seit der Jugend gehört).
"Komma" ist wohl mein Lieblingssong des Albums (dieser Rhythmus im härteren Teil macht mich wahnsinnig):
https://www.youtube.com/watch?v=GTIA2sTaT3k

97. DREAM THEATER - Metropolis pt. 2: Scenes From A Memory (1999)
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Euch muss ich wahrscheinlich nicht viel über dieses Album erzählen.
Interessant ist vielleicht, dass ich seit 1994 Fan der Band war (bzw. bereits spätestens 1993 durch MTV, wo häufig Musikvideos zu „Pull Me Under“ und „Take The Time“ liefen, auf Dream Theater aufmerksam gemacht wurde und die Sachen auch bereits irgendwie sehr geil fand, wegen der dominanten Keyboards allerdings erstmal noch nicht gleich einen Kaufreiz verspürte. 1994 kamen dann aber endlich erst das Debüt und dann auch "Images And Words" in die Sammlung). Auf „Awake“ mochte ich dann bei Erscheinen nur etwa die Hälfte der Songs und hatte später (vor allem durch „Falling To Infinity“) das Interesse an der Band fast komplett verloren.
Umso überraschter war ich, als mir im Januar 2000 ein Kumpel das aktuelle Album „Metropolis Pt. 2“ vorspielte. Das waren wieder die Dream Theater, die ich kennen- und lieben gelernt hatte!
Wobei es hier auch (zum Glück) einige für mich unerwartete Neuerungen gab, wie z.B. die Gospel-Elemente, das irgendwie punkige Anfangsriff von „Beyond This Life“ oder auch der extrem orientalisch anmutende Anfang von „Home“ inklusive Sitarklängen (?).
Ich habe diese Scheibe übrigens vielleicht nur wegen dieses Listenwahns mal wieder aufgelegt - insgesamt sind Dream Theater nämlich in meiner Gunst schon sehr lange nicht mehr so hoch angesiedelt, war viele Jahre regelrecht übersättigt von ihrem Stil (wobei ich die recht schroffen Alben „Six Degrees Of Inner Turbulence“ und „Train Of Thought“ damals noch sehr frisch fand und viel gehört habe. Danach ging es mit meiner Leidenschaft für die Band aber bergab und die letzten 5 Alben habe ich gar nicht mehr gekauft).
Bin froh, angeregt durchs Forum auch dieses großartige Album mal wieder gehört zu haben!
Für mich nach dem grandiosen Debüt ziemlich eindeutig das zweitbeste DT-Album (ja, vor „Images And Words“, dass mir, trotz aller Klasse, inzwischen zu steril klingt)!
 
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Geil, nach einem halben Jahr geht es weiter. Wenn du das Tempo beibehältst, sind wir 2050 fertig. Das ist machbar. :jubel:

99 - kenne ich nicht, klingt für mich auch nicht sooo spannend, weil ich kein Freund des Jazz bin, aber höre wohl mal hinein
98 - Super Album, bei mir aber wohl das "Schlusslicht" in der Diskographie. Muss ich aber mal wieder hören.
97 - Überschneidung, wenn auch bei mir über 90 Plätze höher.
 
Die 99 ist sensationell, die 98 kenne ich nicht wirklich, die 97 kommt mindestens 80 bis 90 Plätze zu früh, die Platzierung überrascht mich jetzt massiv.
Die Platzierung hat drei Gründe: erstens habe ich Hunderte von Prog-Alben, was bedeutet, das ein Platz in den Top-100 schon eine Ehre ist, für die ich einem Album auf jeden Fall mindestens 9,5 Punkte geben müsste (und eine Rangfolge festzulegen ist eh sauschwierig für mich). Der zweite Grund ist in meiner Beschreibung zu lesen, seit Jahren völlige Übersättigung von der Band, die spielt selbst in meiner Prog-Welt aktuell keine allzu große Rolle mehr (keine Angst, das Debüt landet trotzdem deutlich weiter oben). Der dritte Grund ist reines Kalkül, da mir klar ist, dass das Album hier eh viele Liebhaber hat und ich lieber weniger offensichtliche und weniger bekannte Perlen etwas pushen will (rein emotional ist mir dieses Album sicher näher als so manches, was davor landen wird, aber die Zeit, in der es mich am meisten begeistert hat, liegt halt auch schon lange zurück und in den letzten Jahren konnten mich andere Sachen mehr begeistern).
 
Das mit der Übersättigung verstehe ich gerade bei Dream Theater total, das habe ich auch. Allerdings sind die drei Giganten davon immer ausgenommen gewesen.
 
:D Das ist in etwa mein Plan (aber vielleicht überrasche ich mich selbst ja noch positiv)...:D
Wobei mir da gerade ein Rechenfehler aufgefallen ist: wenn ich in Dreier-Schritten weitermache, fehlen nur noch 32 Posts von mir, demnach bin ich bei dem Tempo bereits 2040 fertig! Ist doch gar nicht mehr so lange hin...:D
 
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