Hm...da ich diese Band liebe versuche ich es mal so kurz wie möglich zu machen: mit Leprous und Co. haben Haken m.E. herzlich wenig zu tun. Das Debut ("Aquarius") erinnert mich eher an eine metallischere Version von Kansas, es ist episch und ausladend, wenn man so will sehr modernisierte und härtere Fassung von Kansas. In der Tat finden sich hier noch zahlreiche recht verspielte Elemente, die aber durchaus ihren Reiz haben, wie ich finde.
"Visions" ist vom Grundsatz her sehr ähnlich, geht aber in eine eher futuristische Richtung, was den Sound betrifft. Auch hier kann ich für meine Person eher weniger "Modern Prog Metal" finden, eher klassischen 70er Prog, der durchaus eine moderne Komponente aufweist, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Mit "modern sind hier aber keine Anleihen an Mastodon oder Konsorten zu nennen, eher wirkt das ganze frisch. Grundsätzlich ist das Album "aufgeräumter" als das Erstwerk.
"The Mountain" ist ein Meisterwerk - nicht mehr und nicht weniger. Satzgesänge, die auch schon auf den Vorgängeralben bisweilen auftauchten werden hier perfektioniert. Das ganze Album braucht ein paar Durchläufe, dann möchte man es aber nicht mehr aus dem Player entfernen. Für mich ein moderner Prog-Klassiker, der ohne die Vorgängerwerke so nicht denkbar gewesen wäre, eine Mischung aus ganz frühen Zeiten (recht klassischer Prog der "Restoration"-EP) und ein Flirt mit modernem Artrock der Sorte Steven Wilson, ehe dieser sich auf die Reise zum Artpop-Rockstar begab.
"Affinity"....tja, also ich sage es mal so: das Album klingt ein wenig wie eine Metalversion von Yes' "90125". Hier tauchen zahlreiche Anleihen an die 80er auf, was mir persönlich sehr gut gefällt. Hat man sich bis zum Berg eher in Nuancen entwickelt, so ist "Affinity" ein Quantensprung, zumal auch die Songs teils wirklich "catchy" sind, man nehme mal mein Lieblingswerk "1985" - incl. Steeldrums! So gesehen kann man "Affinity" durchaus als modernen Prog bezeichnen, wobei hier aber gänzlich anders an die Sache herangegangen wird, als dies bei den (für mich) eher gleichförmigen Mastodons und Caligulas Horses dieser Welt der Fall ist.
Haken sind eine Band, die sich einen eigenen Sound geschaffen haben und außerdem sind sie nicht auszurechnen, schreiben aber tolle Songs auf höchstem Niveau und können überraschen - schaffen nicht mehr soooo viele Bands heutzutage - und das genreübergreifend. Ich habe die Band 2 x auf dem "Night of the Prog" gesehen (hier wurde es schon angesprochen: der Auftritt zu "Aquarius"-Zeiten zeigte einen sehr überdrehten Ross Jennings, der irgendwie auch arrogant wirkte), dabei hat sich die Band permanent weiterentwickelt, hin zu einer superben Liveband - nicht mit dem Überstatus von Fates Warning oder Threshold, aber doch schon recht weit vorn, spielerisch ohnehin über jeden Zweifel erhaben, aber jetzt kommt auch Spielfreude hinzu, wie man im vergangenen Jahr im überaus gut gefüllten Turock feststellen konnte.
Haken wollen entdeckt werden - und das finde ich gut so. Fast jedes Album war mir beim ersten Durchgang einfach irgendwie zu sperrig, dann aber kam ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. Hoffe, dass es so bleibt.