"... and after years in dark tunnels
he came to silence
there was nothing"
Nun, nicht ganz nothing. Es sind einschmeichelnde Cembalo-Klänge, die unsere Gehörgänge für einige Sekunden, nach dem Drücken der Play-Taste, umgarnen.
Doch halt... ein paar dissonante Töne haben sich eingeschlichen, die wir jedoch tapfer wegblinzeln und gleich wieder vergessen, denn Augenblicke später bricht ein Sturm los, der nichts als verbrannte Erde hinterlässt.
Eine Kakophonie des Wahnsinns bricht los und lässt uns für eine knappe Stunde kaum Zeit und Gelegenheit, Luft zu holen.
Willkommen zu Emperor's dunkelster und irrsinnigster Metal-Sinfonie... willkommen zu
Der Schwanengesang also.
Nach Göttergaben wie "In The Nightside Eclipse" oder "Anthems To The Welkin At Dusk", für die gestandene Early und Mid-Nineties-Black Metaller ihre Mami verkaufen würden, und dem stilistisch experimentelleren "IX Equilibrium" polarisiert das 2001 veröffentlichte, letzte Album der norwegischen Legende wie kaum ein anderes.
Es ist verstörend.
Verworren.
Bizarr.
Uneingängig.
Kompliziert.
Schwierig.
Ein Album also ganz nach meinem Geschmack.
Nun kann ich es ja öffentlich machen: "Prometheus" war mein erstes Emperor-Album. Ich hatte also ganz andere Erwartungshaltungen - nämlich gar keine. So fiel der akustische Nachlass dieser großartigen Band bei mir auf fruchtbarsten Boden.
Doch womit haben wir es zu tun?
Der Opener "The Eruption" bringt es in 6 1/2 Minuten auf den Punkt... zumindest passt der Titel wie die berühmte Faust aufs Auge. Mehrere übereinanderliegende Gitarrenspuren treffen auf feinste symphonische Keyboards und Ihsahn's variablen Gesang. Was hier, weiß auf schwarz niedergeschrieben, relativ nüchtern und schlüssig klingt, erschlägt einen bei den ersten Hörversuchen - ich sag's, wie's ist.
Diese Platte "sperrig" zu nennen, ist noch untertrieben.
Es scheint, dass Ihsahn, der sich hauptverantwortlich für dieses Werk zeigt (die anderen beiden - Samoth und Trym - spielen... nun ja... die Instrumente ein) noch einmal alles in den Zauberkessel schmeißt, was es zum Thema Emperor zu sagen gibt. Zu diesem Zeitpunkt war das freilich nicht mehr der pure, atmosphärische Black Metal der ersten beiden Alben. Wir sprechen in diesem Fall von progressivem Black Metal mit Death Metal-Anteilen.
Death Metal?
Jep. Man lausche aufmerksam dem Mittelteil des (meiner Meinung nach) besten Stücks, "The Prophet".
Doch es ist grundsätzlich nichts so, wie es vordergründig scheint. Ungeübte Ohren filtern kaum etwas Brauchbares heraus und attestieren: CHAOS. Damit tut man "Prometheus" jedoch unrecht, denn es ist unumgänglich, sich auf die Platte einzulassen, darin einzutauchen, sie aufzusaugen.
Ich verspreche, man bekommt kaum etwas Aberwitzigeres zu hören als die (manchmal atonalen) Leads und Melodien, die scheinbar gegenläufig unterwegs sind und den aufmerksamen Hörer umgarnen, vor den Kopf stoßen, extrem hot flashen und dann wieder schockfrosten.
Nein, man darf nicht Werken wie "Anthems..." hinterherweinen, sondern versuchen, die scheinbar strukturlosen und niemalsnicht einprägsamen GENIALITÄTEN auf diesem Album wie ein Trüffelschwein aufzuspüren und zu verknuschpern.
Es gibt vertonten Wahnsinn, wie im genannten Opener... es gibt schwarzmetallische Rasereien mit dem Einsatz von (Keyboard-)Hörnern in "In The Wordless Chamber"... es gibt, wie erwähnt, Death Metal Parts mit Blastbeats, vertrackte Progressive Metal-Sprengsel ... es gibt Farbtupfer in Form von klassischer/barocker Musik ("Empty") ... es gibt Ihsahn's Chamäleon-Gesang (von Gekreische, Gekeife, Gegrowle bis opernhaftes Geschmetter)... es gibt all das und noch mehr.
Songs, die dir die Schädeldecke sprengen können, weil sie den Kopf bis in den hintersten Winkel des Gehirns anfüllen.
Das muss man mögen.
Das tut nicht jeder.
Und nicht jeder findet sogar eine Journey-ähnliche Melodie, versteckt in einem der Songs ("The Tongue Of Fire").
Ich tu's!
"Now that I am gone,
lay thorns on my grave"
R.I.P. Emperor und danke für dieses Vermächtnis.