Der Sludge-Thread

Diese Band sollte, wie ich finde, auch mal ein bißchen Anerkennung bekommen:

https://disrotted.bandcamp.com/album/disrotted

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Stumpf-depressives Geriffe und ne solide Portion Noise oben drauf, ich bete das Teil an.
Sone Platte nach der man entscheidet doch nich mehr rauszugehen.
Die Mucke ist wirklich gut... Aber Sludge?o_O
 
Wie sagst denn du dazu?
Death-Doom bis Funeral. Da liegen Vergleiche mit beispielsweise Worship, Rigor Sardonicous, Of Spire and Throne, Thorr’s Hammer oder Primitive Man eher auf der Hand als mit Buzzov*en, EyeHateGod, Iron Monkey, Noothgrush, Grief oder Dystopia. Was man hier bekommt sind extratiefe Grunts, ein paar Screams, schweres raumeinnehmendes aber monotones und repetitives Riffing sowie einen enorm zähen Rhythmus ... Kein Hardcore, kein Blues, kein Noise, keine Dynamik, kein Hass, kein Weltekel, kein manisch-depressiver Sänger dessen selbst-therapeutisch bzw. selbst-verletzend begründeten Prügeleien mit dem Publikum bei nahezu jedem Auftritt schon in der Essenz der Musik hörbar vorprogrammiert waren.
Sludge wurde nunmal durch Gruppen wie EyeHateGod und Buzzov*en als Stil definiert.
Was nicht annähernd so klingt, als wäre es irgendwo in einem ranzigen Kellerloch von einer Gruppe halbbesoffener Verlierer mit ferndiagnostizierten Aggressionsproblemen eingespielt worden, weil sie kurz zuvor Prügel von ihren Eltern und herbeigerufenen Polizisten einstecken mussten und nun ihren Frust und ihr blutiges Zahnfleisch halb mit Vodka betäuben und den Rest mit schmerzenden Gliedern in ihre Instrumente entladend in die Welt kotzen, sollte man auch nicht Sludge nennen. Sludge ist und bleibt ein Hardcorederivat, dass sich Ausdrucksmöglichkeiten, insbesondere das Riffing und den Rhythmus aus dem Doom und den Hang zu Wahn und Verstörung aus dem ursprünglichen Industrial zieht. Sludge ist ein ebensolcher, auf die gesamte Schöpfung entladener Frust, wie es der Hardcore Punk war, nur unter völlig ins negative verkehrten Vorzeichen. Wo Hardcore immer noch nach Perspektiven suchte und die Welt verändern wollte, erbricht sich im Sludge nur die rohe nihilistische Verzweiflung und Wut der Resignation. Deshalb muss Sludge einfach nach Blut, Pisse, Alkohol und Kotze stinken. Er ist die konsequenteste Übertragung der Introspektive in den bleiernen Gemütszustand einer frustrierten jungen Generation des unter Reagen/Thatcher abgehängten und perspektivlosen Sozialmilieus der langsam zu Grunde gegangenen Industriekultur. Da war Sludge auch Ausdruck des Hasses der Arbeiterklassekinder, welchen selbst die nicht erstrebenswert erscheinende Lebensperspektive ihrer Eltern im Verlust der klassischen Arbeiterklasse genommen wurde. Was bleibt einer solchen Generation noch? Klebstoff schnüffeln, sich miteinander Prügeln, Alkohol, THC, Katzen quälen, es hinaus schreien...

Dass da solche Death-Doom/Funeral-Doom-Kombos mit dem Label belegt werden hat mehr mit einer Hybride aus mangelndem Wissen und Marketing zu tun als mit musikhistorischen Entwicklungen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich find halt, dass viele von den Punkten die du als "Sludge-Kriterien" siehst, auf diese Musik zutreffen. Von Death Metal hör ich da keine Spur.

kein Noise, keine Dynamik, kein Hass, kein Weltekel, kein manisch-depressiver Sänger

All das hör ich auf diesem Album, sorry.
Trotzdem schöne Zusammenfassung des Genres.
 
Von Death Metal hör ich da keine Spur.
Du hörst keine Spur Death-Doom in diesem Riffing und den Grunts?
Ich find halt, dass viele von den Punkten die du als "Sludge-Kriterien" siehst, auf diese Musik zutreffen.
Noise, Southern Rock und Blues kann ich -zumindest auf dem Album- keinen nennenswerten entdecken. Ich mag die Musik echt gern, die Band ist auch wirklich gut, aber ich würd sie einfach nicht als Sludge bezeichnen.
Die erste Vergleichsband die mir eingefallen ist als ich das Album hörte war Of Spire and Throne:
und die sind eigentlich auch nur ne Fortführung des Grundgedankens von Winter (https://www.youtube.com/watch?v=5WYnPgFJWWY) und den frühen Paradise Lost (https://www.youtube.com/watch?v=rJIhX5K3Lio). Das klingt halt sehr ähnlich wie Thorr's Hammer (https://www.youtube.com/watch?v=jgLbzM_6V1Y), Dark Castle (https://www.youtube.com/watch?v=8dgUkIVDtl4), Esoteric (https://www.youtube.com/watch?v=rNlu-ojlppY) die raueren Sachen mit Stijn van Cauter (https://www.youtube.com/watch?v=-E67W9G3qoU), Worship (https://www.youtube.com/watch?v=KbA6c9_m0CU), Bereft (https://www.youtube.com/watch?v=CRviSd7GirI) etc. Alles sind doomige Bands, und die meisten dieser Doom-Substile haben sich Ende der 1980er Anfang der 1990er in der gleichen Celtic-Frost-Melvins-Black-Flag-Black-Sabbath-Saint-Vitus-Ursuppe -die man damals ab und an Doomcore nannte- entwickelt, aber es sind mittlerweile ausdifferenzierte Stile mit unterschiedlicher Attitüde und unterschiedlicher Ausrichtung. Vieles davon floss immer schon ineinander über. Nimm nur Grief (https://www.youtube.com/watch?v=8QWnS2tf1oA). Aber wenn man heute EyeHateGod (https://www.youtube.com/watch?v=LYSiZ2eh5ok), Iron Monkey (https://www.youtube.com/watch?v=MQmrChMHfr0), Buzzov*en (https://www.youtube.com/watch?v=1Abo0LiSVYQ), Bongzilla (https://www.youtube.com/watch?v=FqGOy6YapVw) oder Noothgrush (https://www.youtube.com/watch?v=93lxCOSDE2c) auf der einen und Of Spire and Throne, Dark Castle, Thorr's Hammer etc. auf der anderen Seite gegen Disrotted hält, wo bleiben da dann die stärkere Gemeinsamkeit bei Of Spire and Throne oder bei EyeHateGod? Am Ende ist das auch wurscht, Du kannst das natürlich nennen wie Du willst. Ist ne gute Band und n gutes Album, ist für mich nur kein Sludge. ;)
 
Jo danke, versteh jetzt was du meinst, Of Spire And Throne kannte ich noch garnich, klingt ziemlich geil.
 
Dark Castle würd' ich jetzt nicht gerade in die Death/Doom-Ecke stecken. Schon gar nicht mit den genannten Band und Zumutungen.

Finde übrigens Disrotted ziemlich lame. Aber ich kann mit den meisten Funeral Doom/swingbefreiten Death/Doom-Stillstand-Geschichten eh nix anfangen.
 
Solange Du damit Esoteric und vielleicht Stijn van Cauter meinst sind wir im grünen Bereich, geht es darüber hinaus müssen wir uns zu einem gefrorener-Aal-Fecht-Duell auf Leben und Tod treffen, naja auf Worship würd ich mich noch einlassen. Bei Of Spire and Throne bekommen wir schon Probleme und Winter, Thorr's Hammer, die frühen Paradise Lost und Bereft sind in meiner Welt unantastbar.

Dark Castle würd' ich jetzt nicht gerade in die Death/Doom-Ecke stecken.
Die Spirited Migration ist doch recht eindeutig ne Death-Doom-Platte, die Flight of Pegasus war auch schon mehr Death Doom als irgendwas anderes, wobei da noch die Spieltechnik eine Rolle größere spielte, die Surrender to all Life beyond From ist für mich allerdings schon fern eines jeden Genrebegriffs. Boah, jetzt wo ich dran denk muss ich die morgen alle drei mit zur Arbeit nehmen.

Finde übrigens Disrotted ziemlich lame. Aber ich kann mit den meisten Funeral Doom/swingbefreiten Death/Doom-Stillstand-Geschichten eh nix anfangen.
Du kannst ja auch nur eine bestimmte Sunn O))) am Stück auf Platte hören, vom Effekt ist das vermutlich sehr ähnlich: Entweder es langweilt einen oder man versinkt drin, dazwischen ist bei solchen reduzierten Musikstilen einfach nicht viel Raum vorhanden. Ich mag aber einfach auch Stillstandmusik von Drone über Funeral bis zu Dark Ambient und Death Industrial, das ist alles irgendwo Stillstandmusik die ich mag und nur sehr wenig davon groovet und swingt. Am meisten ist da noch im Drone vorhanden. In all dieser Stillstandmusik gibt es gewiss massive qualitative Unterschiede, gerade im Hinblick auf den jeweiligen Ausdruck. Woraus auch mein Hauptproblem mit einigen Funeral-Bands wächst, der schnell einbrechende und all zu oft künstlich wirkende Kitsch und Jammer-Pathos kotzt mich da oft an.
 
Winter, Thorr's Hammer, die frühen Paradise Lost und Bereft sind in meiner Welt unantastbar.

Dürfen sie gerne bleiben. Gehören auch zu geschätzten Bands. Winter sowieso. Esoteric, Evoken, Worship und die ganze Tonne melodischen Death/Dooms kann mir gerne gestohlen bleiben. Ausnahmen gibt es sicher, aber so im Ganzen mag ich das Gerne nicht besonders...

Die Spirited Migration ist doch recht eindeutig ne Death-Doom-Platte, die Flight of Pegasus war auch schon mehr Death Doom als irgendwas anderes, wobei da noch die Spieltechnik eine Rolle größere spielte, die Surrender to all Life beyond From ist für mich allerdings schon fern eines jeden Genrebegriffs. Boah, jetzt wo ich dran denk muss ich die morgen alle drei mit zur Arbeit nehmen.

Finde, die beiden Alben sind klar auf der Metal-Seite der Geschichte, aber nun wirklich eher weniger Death-Metal-beeinflusst. Dafür stark von den Nachwehen von Damad (also nicht nur von der Band selbst, sondern von der Schublade, die sie mit geöffnet haben und die andere weiter getrieben haben).

Ich mag aber einfach auch Stillstandmusik von Drone [über Funeral] bis zu Dark Ambient und Death Industrial, das ist alles irgendwo Stillstandmusik die ich mag und nur sehr wenig davon groovet und swingt.

Ich auch. Ich meinte es schon genau so, wie ich es tippte. Metal. Was ambiente Stile angeht, ist das wieder etwas ganz anderes (Sunn mal ausgenommen, die finde ich meist tatsächlich einfach unspannend und, äh, einseitig...).

Woraus auch mein Hauptproblem mit einigen Funeral-Bands wächst, der schnell einbrechende und all zu oft künstlich wirkende Kitsch und Jammer-Pathos kotzt mich da oft an.

Ja.
 
Finde, die beiden Alben sind klar auf der Metal-Seite der Geschichte, aber nun wirklich eher weniger Death-Metal-beeinflusst. Dafür stark von den Nachwehen von Damad (also nicht nur von der Band selbst, sondern von der Schublade, die sie mit geöffnet haben und die andere weiter getrieben haben).
So richtig viel von der Georgia-Connection haben die für mich nie gehabt. Ich weiß, dass man Dark Castle da gern mit reingenommen hat und immerhin hat Cope die Spirited Migration produziert. Das die darüber und über die gemeinsamen Auftritte noch vor der Spirited Migration populär wurden ist klar und dass die daraufhin mit einer bestimmten Szene in Verbindung gebracht wurden auch. Musikalisch und kulturell waren die aber immer schon enger an den Florida-Death-Metal gebunden. In etwa ist das auch stets Stevies Standpunkt gewesen:
invisibleoranges schrieb:
Was it your intention from the outset to do a lot of touring?
Sort of. When we started it was just the two of us on guitar and a drum machine, and it was a lot more technical because we were both coming from death metal bands, and we were playing a lot faster. We wanted to tour but Dark Castle was just a side project we were doing for fun – we were definitely taking it seriously, but even though it was only six or seven years ago when we started, there weren’t a lot of two-pieces we were aware of, so the band was more of a fun thing for us. Once we started writing, we were playing every day and were just so obsessed with music, it pretty quickly became something that we were really serious about and wanted to tour, but it came about naturally.

Being based in Florida, did you feel the influence of classic Floridian death metal on what you were doing?
For sure. Death is one of our favorite bands of all time, Morbid Angel is one of Rob’s favorite bands and definitely a big influence to me too. We listened to a lot of death metal back then, but we’ve always listened to lots of different kinds of music. I always kind of think in a death metal way, even if it’s slower music, a slower, minimalistic style or a time signature, even alternate picking, palm muting and weird circular riffs – to me a lot of death metal has this lullaby effect where it’s in this swirling, circular motion with all the different kinds of picking and timings.

Do you attribute a lot of what you’ve written, i.e. the more technical, odd-timed riffs that sets your music apart from others within sludge/doom, to having a background in death metal?
Probably a lot of it, yeah. Also, Rob is an incredible guitar player who has taught me a lot – he got me into scales when we first met, a lot of multicultural scales that have been around for hundreds of years before the blues, and I was immediately into it because I was familiar with some of it from piano, which I had played since I was a little kid. A lot of people are scared of scales, but they’re actually just this loose, general guide that there’s so much you can do with – it’s limitless. For example, we use Japanese scales a lot, and there’s only five notes, it’s really simple, but there’s thousands of different things you can do with that. And your creative imagination is still there within what you’re writing, you’re just putting it within this framework. I can’t even really write outside of scales; once I started I couldn’t really go back.

And yeah, we have a lot of weird timings, I don’t exactly know how that happened – a lot of it probably has to do with the fact that we played death metal… once we started slowing things down, it made everything sound even more off-time and weird. We’re really into having the eccentric times and accenting in weird places and have little riffs that transition from one thing to another and they’re kind of out of nowhere, but still keeping that underlying groove so you could play it to a metronome if you wanted, sort of – but it’s not.
Read More: Interview: Dark Castle's Stevie Floyd

Esoteric, Evoken, Worship und die ganze Tonne melodischen Death/Dooms kann mir gerne gestohlen bleiben. Ausnahmen gibt es sicher, aber so im Ganzen mag ich das Gerne nicht besonders...
Hehe, das unterschreibe ich zum Teil sogar, das richtige Melo-Death-Doom-Zeugs von Swallow the Sun und Saturnus find ich ganz scheußlich.
 
Hehe, das unterschreibe ich zum Teil sogar, das richtige Melo-Death-Doom-Zeugs von Swallow the Sun und Saturnus find ich ganz scheußlich.

Ja. Und so pathosverseuchter Mist wie My Dying Bride (ab der zweiten LP). Bäh.

Florida-Death-Metal

Finde ich nicht. Sicher, ein Einfluss mag da sein, meinetwegen kann sie sich auch gerne in der Tradition von David Bowie sehen. Ihr leicht progressives Metal-Gebräu hat in meinen Ohren (relativ) mehr mit den Doom/Schlager-Spielarten gemein, die diesen Wüstenpunkbands entwachsen sind als mit (Florida-) Death Metal (selbst der Humpa-Schule). Ändert aber auch nichts dran, dass sie für mich meilenweit von den oben genannten Bands entfernt sind. Death-Metal-Background hin oder her. Den haben auch Volbeat.
 
Und so pathosverseuchter Mist wie My Dying Bride
:acute:Songs of Darkness Words of Light ?

. Ihr leicht progressives Metal-Gebräu hat in meinen Ohren (relativ) mehr mit den Doom/Schlager-Spielarten gemein, die diesen Wüstenpunkbands entwachsen sind als mit (Florida-) Death Metal (selbst der Humpa-Schule).
Ich weiß nicht recht, vielleicht näherten sich Dark Castle dem ganzen aus der entsprechenden Richtung an. Von der Pegasus zur Spirited Migration merkt man einen deutlichen Sprung. Die progressive Gitarrenspieltechnik wurde runtergeschraubt, die Atmosphäre dafür rauf. Was ich dann auf dem zweiten Album sehr deutlich höre ist der nachhaltige Einfluss von Sanford Parker. Das zeugt auch von einer an die jeweiligen Gegebenheiten des temporären Umfeldes und die damit verbundenen flüchtigen musikalischen Präferenzen gekoppelte Entwicklung.
Aber eigentlich ist das Egal, Du hast gewiss Recht am Ende zählt der Klang und nicht das Gequatsche Drumherum, aber den Klang sah ich bei der Pegasus und der Spirited Migration immer so. Sicherlich nicht zuletzt aufgrund des Growlings. Für mich waren die damit eine sehr eigenständige Band im Death Doom, aber immer noch eine Band im Death Doom.
Ändert aber auch nichts dran, dass sie für mich meilenweit von den oben genannten Bands entfernt sind.
Das kann ich nachvollziehen, gerade weil sie so kaum zu irgendwem sonst passen und damit ist der Rest oben eigentlich auch egal. Außer das mit My Dying Bride...:)
 
Berlin fass ich auch mal ins Auge, Song find ich ganz gut, gewohnte Grief-Kost würd ich mal sagen.
Wie heißt die andere Band auf dem Zettel? Find irgendwie nix.
 
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