[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Ragexx' Liste

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043. Psychotic Waltz - Into the Everflow
Was könnte man über dieses Werk noch schreiben, was nicht schon an anderer Stelle ausgeführt wurde? Der PW-Zweitling krachte relativ zeitnah nach dem "Images & Words"-Prog-"Urknall" in meine Welt - und war auf eine Art durchaus dem Traumtheaterwerk ähnlich und doch völlig anders: natürlich sind sie da, diese vertrackten, verschachtelten und fordernden Elemente, die auch aus New York kamen - und doch verfügt die Musik von Psychotic Waltz über ein weiteres Element: Tiefe. Überdies verstecken sich die Dream Theater doch recht offensichtlichen Chorusse hier unter einem musikalischen Deckmantel, den es zu lüften gilt. Der atmosphärische Beginn von und mit "Ashes" führt in die Irre, denn schon mit "Out of Mind" geht es auf eine abgefahrene, teils schon jazzige (!) Reise. Dazu fließen Elemente ein, die durchaus dem Thrash-Genre entliehen scheinen - und über all dem thronen die gigantischen Vocals von Buddy. "Into the Everflow" ist spätestens ab "Out of Mind" ein Album zum Erarbeiten, im absolut positiven Sinne. Es wirkt wie ein dunkler, fast schon bedrohlicher Trip in die Tiefe, der Dich - wenn er denn einmal zugepackt hat - nicht mehr loslässt. Das Album verfügt über eine unterschwellige Härte, es greift nie wirklich offensiv an, sondern gräbt sich sukzessive ins Bewusstsein, "Tiny Streams", der Titeltrack, das grandiose "Butterfly" - vielleicht haben Waltz geahnt, dass man auf dieser Schiene eigentlich gar kein besseres Album machen kann. Was bleibt ist ein forderndes, ja, schon epochal zu nennendes Stück Prog-Metal, das in dieser Form schwerlich zu toppen sein dürfte. Hat man sich gegenüber dem Debut nun komplett neu erfunden oder einfach vorhandene Pfade weiter ausgeweitet? Knifflige Frage...

"Butterfly" - https://www.youtube.com/watch?v=DgeZSozTT_8

"Freakshow" - https://www.youtube.com/watch?v=hV0n9ANct9I

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042. Shadow Gallery - Carved in Stone
Kann man die Dramaturgie vom Klippenhänger toppen? Von den ersten Klängen bis zum perfekten Finale des fast Neunminüters bekommt man perfekt arrangierten Prog-Rock(Metal) serviert. Was sich auf dem bereits bärenstarken Debut andeutete fand auf "Carved in Stone" einen ersten Höhepunkt. Orchestral gestaltete Songs, deren Frickelfaktor sich in Grenzen hält, deren Chorarrangements dafür um so mehr aufhorchen lassen und gerne an 70er Queen denken lassen. Auf "Carved..." findet sich nicht ein schwaches Stück Musik, sondern ausschließlich Ohrenschmeichler, die wahlweise zum Träumen oder zum Mitwippen einladen. Dazu dieser einfach unfassbare Gesang von Mike Baker, der die Songs (trotz auch hier eher magerer Produktion) regelrecht atmen und leben lässt. "Crystalline Dream", "Alaska", "Warcry" - es folgt ein Prog-Hit auf den nächsten, gekrönt vom Geisterschiff, einem Longtrack der Extraklasse, der alle Qualitäten der zunächst eher - äh - "gerafften" Songs auf Breitband entfaltet. SG lassen Soundtrack/Klassik/Rock/Metal-Elemente förmlich fließend in- und übereinander gleiten, selbst ein frickeliges Solo ist nie nur eine Zurschaustellung von Talent oder ein Muskelspiel, sondern fügt sich in den Gesamtkontext des jeweiligen Songs ein. "Carved in Stone" ist nach dem Erstling ein fettes Ausrufezeichen - weitere sollten folgen....

"Cliffhanger" - https://www.youtube.com/watch?v=_U7Bd959q6Q

"Don't ever cry, just remember" - https://www.youtube.com/watch?v=cqKfIQ2fXTk

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041. Civil Defiance - The Fishers for Souls
Hier mache ich es mir einfach und kopiere aus meinem "Aufgelegt"-Faden von einst:

Ähnlich wie die in diesem Thread bereits erwähnten Black Symphony sind auch Civil Defiance eine progressiv ausgerichtete US-Metal-Band mit arg progressivem Einschlag. "The Fishers for Souls", erschienen 1996, ist eine Wundertüte an musikalischen Ideen und weit mehr als Metal von der Stange.

Das Intro "Whirring Jar" mündet in "Days of Rain" - in Summe ergibt dies eine Art "Over the Hills and far away" im Metal-Gewand, ich denke, diese Bezeichnung passt gut. Hätte als Soundtrack für Braveheart fantastisch funktioniert. "Death to the Clown" rifft sich brutal und gewaltig in die Gehörgänge, hier braten die Klampfen, ehe es in einem eher ruhiger gehaltenen Teil in Sachen Strophe weitergeht um dann in einem schon thrashig zu nennen Chorus zu explodieren. Psychedelische Einsprengsel verleihen dem Stück eine besondere Eigenständigkeit.

"Man on Fire" ist dann Thrash - ohne Wenn und Aber, na gut: mit jazzigen Zutaten. Geht nicht? Geht wohl! Mag in manchen Ohren seltsam klingen, ist aber im besten Sinne abgefahren und speziell für Watchtower-Jünger sicher mehr als interessant. Mit "A dry white Season" folgt eine rund 6minütige, ruhige und erneut recht jazzige Komposition, die die bislang recht präsente Härte des Albums auflöst: zusätzlich mit Streichern und einer akustischen Gitarre unterlegt klingt der Song ein wenig wie die Filmmusik zu einem düsteren Arthouse-Film. Allerdings vielleicht auch nicht jedermanns Sache.

Das folgende "Faith" lässt dann die Sonne aufgehen: auch hier kaum eine Spur von Metal, eher ein Hardrocksong mit einer leicht folkloristischen Attitüde, tolle Gesangsspuren. Live wäre das garantiert Granate. "Dreams die fast" kehrt dann zurück zu dem Muster, thrashige Elemente mit ruhigen Passagen zu paaren, auch hier fließen wieder so einige her psychedelische Momente mit ein, im Kontext mit den Lyrics ein ganz großes Stück Kino, zumal es dennoch gelingt, hier eine gewisse Eingängigkeit hervorzuzaubern. "Man in the Moon" beendet ein großartiges Album mit einer Art Ballade: Aufbau hier von ruhig bis hin zu einem epischen Finale, auch hier sind wieder Streicher mit von der Partie.

"The Fishers for Souls" ist mehr als ein Album: es ist ein Kunstwerk, ein Kleinod, weit, weit über den Tellerrand des Üblichen hinaus, aufregend, spannend, progressiv, psychedelisch, thrashig, metallisch, jazzig, folkig....und sogar emotional. Das Ganze ist dann auch noch mit einer Produktion gesegnet, die im Rahmen der Möglichkeiten das Optimum herausholt. Eine Melange, die man in dieser Form nur sehr selten serviert bekommt und deshalb: ja, das Ding ist 10 Punkte wert.


Dem kann ich auch aus heutiger Sicht einfach nichts hinzufügen. Ein wirklich außergewöhnliches Album. Und daher auch in seiner vollen Pracht verlinkt, denn allein die Eröffnung auseinander zu reißen...ne, geht gar nicht.

 
43 - Jetzt schon? Überschneidung natürlich.

Die Luft ab U 50 wird dünn...demnach: ja, jetzt schon...

42 - Warum hatte ich dieses 9.5-10-Punkte-Album eigentlich nicht drin gehabt?

Zwischen Platz 250 und 1 bleibt so mancher 9,5-10 Pünkter gar auf der Strecke....was soll man da machen? Grundsätzlich eine Frage, die ich mir auch nicht selten stelle, wenn sie denn in ähnlichem Zusammenhang in anderen Listen auftaucht...
 
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043. Psychotic Waltz - Into the Everflow
Was könnte man über dieses Werk noch schreiben, was nicht schon an anderer Stelle ausgeführt wurde? Der PW-Zweitling krachte relativ zeitnah nach dem "Images & Words"-Prog-"Urknall" in meine Welt - und war auf eine Art durchaus dem Traumtheaterwerk ähnlich und doch völlig anders: natürlich sind sie da, diese vertrackten, verschachtelten und fordernden Elemente, die auch aus New York kamen - und doch verfügt die Musik von Psychotic Waltz über ein weiteres Element: Tiefe. Überdies verstecken sich die Dream Theater doch recht offensichtlichen Chorusse hier unter einem musikalischen Deckmantel, den es zu lüften gilt. Der atmosphärische Beginn von und mit "Ashes" führt in die Irre, denn schon mit "Out of Mind" geht es auf eine abgefahrene, teils schon jazzige (!) Reise. Dazu fließen Elemente ein, die durchaus dem Thrash-Genre entliehen scheinen - und über all dem thronen die gigantischen Vocals von Buddy. "Into the Everflow" ist spätestens ab "Out of Mind" ein Album zum Erarbeiten, im absolut positiven Sinne. Es wirkt wie ein dunkler, fast schon bedrohlicher Trip in die Tiefe, der Dich - wenn er denn einmal zugepackt hat - nicht mehr loslässt. Das Album verfügt über eine unterschwellige Härte, es greift nie wirklich offensiv an, sondern gräbt sich sukzessive ins Bewusstsein, "Tiny Streams", der Titeltrack, das grandiose "Butterfly" - vielleicht haben Waltz geahnt, dass man auf dieser Schiene eigentlich gar kein besseres Album machen kann. Was bleibt ist ein forderndes, ja, schon epochal zu nennendes Stück Prog-Metal, das in dieser Form schwerlich zu toppen sein dürfte. Hat man sich gegenüber dem Debut nun komplett neu erfunden oder einfach vorhandene Pfade weiter ausgeweitet? Knifflige Frage...

"Butterfly" - https://www.youtube.com/watch?v=DgeZSozTT_8

"Freakshow" - https://www.youtube.com/watch?v=hV0n9ANct9I

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042. Shadow Gallery - Carved in Stone
Kann man die Dramaturgie vom Klippenhänger toppen? Von den ersten Klängen bis zum perfekten Finale des fast Neunminüters bekommt man perfekt arrangierten Prog-Rock(Metal) serviert. Was sich auf dem bereits bärenstarken Debut andeutete fand auf "Carved in Stone" einen ersten Höhepunkt. Orchestral gestaltete Songs, deren Frickelfaktor sich in Grenzen hält, deren Chorarrangements dafür um so mehr aufhorchen lassen und gerne an 70er Queen denken lassen. Auf "Carved..." findet sich nicht ein schwaches Stück Musik, sondern ausschließlich Ohrenschmeichler, die wahlweise zum Träumen oder zum Mitwippen einladen. Dazu dieser einfach unfassbare Gesang von Mike Baker, der die Songs (trotz auch hier eher magerer Produktion) regelrecht atmen und leben lässt. "Crystalline Dream", "Alaska", "Warcry" - es folgt ein Prog-Hit auf den nächsten, gekrönt vom Geisterschiff, einem Longtrack der Extraklasse, der alle Qualitäten der zunächst eher - äh - "gerafften" Songs auf Breitband entfaltet. SG lassen Soundtrack/Klassik/Rock/Metal-Elemente förmlich fließend in- und übereinander gleiten, selbst ein frickeliges Solo ist nie nur eine Zurschaustellung von Talent oder ein Muskelspiel, sondern fügt sich in den Gesamtkontext des jeweiligen Songs ein. "Carved in Stone" ist nach dem Erstling ein fettes Ausrufezeichen - weitere sollten folgen....

"Cliffhanger" - https://www.youtube.com/watch?v=_U7Bd959q6Q

"Don't ever cry, just remember" - https://www.youtube.com/watch?v=cqKfIQ2fXTk

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041. Civil Defiance - The Fishers for Souls
Hier mache ich es mir einfach und kopiere aus meinem "Aufgelegt"-Faden von einst:

Ähnlich wie die in diesem Thread bereits erwähnten Black Symphony sind auch Civil Defiance eine progressiv ausgerichtete US-Metal-Band mit arg progressivem Einschlag. "The Fishers for Souls", erschienen 1996, ist eine Wundertüte an musikalischen Ideen und weit mehr als Metal von der Stange.

Das Intro "Whirring Jar" mündet in "Days of Rain" - in Summe ergibt dies eine Art "Over the Hills and far away" im Metal-Gewand, ich denke, diese Bezeichnung passt gut. Hätte als Soundtrack für Braveheart fantastisch funktioniert. "Death to the Clown" rifft sich brutal und gewaltig in die Gehörgänge, hier braten die Klampfen, ehe es in einem eher ruhiger gehaltenen Teil in Sachen Strophe weitergeht um dann in einem schon thrashig zu nennen Chorus zu explodieren. Psychedelische Einsprengsel verleihen dem Stück eine besondere Eigenständigkeit.

"Man on Fire" ist dann Thrash - ohne Wenn und Aber, na gut: mit jazzigen Zutaten. Geht nicht? Geht wohl! Mag in manchen Ohren seltsam klingen, ist aber im besten Sinne abgefahren und speziell für Watchtower-Jünger sicher mehr als interessant. Mit "A dry white Season" folgt eine rund 6minütige, ruhige und erneut recht jazzige Komposition, die die bislang recht präsente Härte des Albums auflöst: zusätzlich mit Streichern und einer akustischen Gitarre unterlegt klingt der Song ein wenig wie die Filmmusik zu einem düsteren Arthouse-Film. Allerdings vielleicht auch nicht jedermanns Sache.

Das folgende "Faith" lässt dann die Sonne aufgehen: auch hier kaum eine Spur von Metal, eher ein Hardrocksong mit einer leicht folkloristischen Attitüde, tolle Gesangsspuren. Live wäre das garantiert Granate. "Dreams die fast" kehrt dann zurück zu dem Muster, thrashige Elemente mit ruhigen Passagen zu paaren, auch hier fließen wieder so einige her psychedelische Momente mit ein, im Kontext mit den Lyrics ein ganz großes Stück Kino, zumal es dennoch gelingt, hier eine gewisse Eingängigkeit hervorzuzaubern. "Man in the Moon" beendet ein großartiges Album mit einer Art Ballade: Aufbau hier von ruhig bis hin zu einem epischen Finale, auch hier sind wieder Streicher mit von der Partie.

"The Fishers for Souls" ist mehr als ein Album: es ist ein Kunstwerk, ein Kleinod, weit, weit über den Tellerrand des Üblichen hinaus, aufregend, spannend, progressiv, psychedelisch, thrashig, metallisch, jazzig, folkig....und sogar emotional. Das Ganze ist dann auch noch mit einer Produktion gesegnet, die im Rahmen der Möglichkeiten das Optimum herausholt. Eine Melange, die man in dieser Form nur sehr selten serviert bekommt und deshalb: ja, das Ding ist 10 Punkte wert.


Dem kann ich auch aus heutiger Sicht einfach nichts hinzufügen. Ein wirklich außergewöhnliches Album. Und daher auch in seiner vollen Pracht verlinkt, denn allein die Eröffnung auseinander zu reißen...ne, geht gar nicht.


Läuft!
3 Überschneidungen! :top:
 
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040. Soen - Lotus (SWE, 2019)
Es ist nicht mehr sehr häufig, aber ab und an haut einen ein Album so mir nichts - dir nichts einfach aus den Socken. Soen standen mit mittlerweile schon einigen Veröffentlichungen auf meiner "To-Hear"-Liste, doch konnte ich mir eigentlich nicht mal anhand der Reviews und/oder Interviews in der einschlägigen Fachpresse ein Bild vom Sound der Band machen. Als Anhaltspunkt diente Martin Lopez, der mich gedanklich - ohne einen Ton gehört zu haben - schon in Richtung "ältere Opeth" dirigierte. Durchaus weißt speziell "Lotus" noch Querverweise in Richtung seines ehemaligen Arbeitgebers auf, doch wirkt das Gesamtkonstrukt zebrechlicher, melancholischer. Hätte ich eher auf eine eher (death-)metallischere Ausrichtung getippt, so überraschen Soen auf "Lotus" zwar mit dem durchaus knackigen "Opponent", sowohl instrumental als auch von den Vocals her bewegt man sich indes eher in Richtung der ruhigeren Opeth-Gefilde. Was Lotus (und auch seine Nachfolger) auszeichnet: komplexe Songstrukturen mit Breaks und Wendungen, aber stets den Song als Solchen im Blick. Da sind wundervolle Soli, grandiose Vocals, leicht angejazzte Versatzstücke ("Lascivious") - und über Allem diese herrliche Melancholie. Es ist fett zu unterstreichen, dass Lopez' Art und Weise, sein Instrument zu bedienen dem Ganzen einen nochmals besonderen Glanz verleiht: da kommen Besen zum Einsatz, das Drumming ist mal hart, mal sanfter, mal variantenreich - ein absoluter Hörgenuß, filigran und virtuos, ebenso wie mal mit Dampf auf dem Kessel wenn es sein muss. "Martyrs" macht es dann rund: was für ein Song, was für ein Refrain, was für Melodien - Prog für das neue Jahrtausend und alle, die noch kommen mögen. Für mich sind diese rund 6 Minuten die absolute Essenz der Band, wer bei diesem Refrain (eingeleitet durch eine fantastische Bridge, mit einer Art "Spoken-Gesang") nicht eine meterdicke Gänsehaut bekommt, dem ist nicht zu helfen, zumal im direkten Anschluss ein fettes und gleichsam vertracktes Riffing den Titel wieder auf einer Grundlinie zu postieren scheint bis ein Keyboard-Intermezzo nebst Eklöfs grandiosem Gesang noch einmal massiv einen draufsetzt. Was - für - ein - absolut - geniales Stück Musik. Unfassbar. Der Titelsong ist der Prototyp einer Gänsehautballade (eigentlich kann man das komplette Werk am Besten in Ruhe und unter dem Kopfhörer genießen, damit es sich in Gänze entfaltet), bislang selbst im bandeigenen Kosmos nciht mehr erreicht: diesesr bluesige, sanfte und doch schlicht packende Aufbau, dieser Refrain, der erneut nicht von dieser Welt scheint...ein klein wenig erinnert mich das Ding tatsächlich an eine ausladendere Version von Purples "Soldier of Fortune", dazu dieses Gitarrensolo, das nicht von dieser Welt zu sein scheint und Feinfühligkeit mit Tiefgang verbindet, wie es ein Blackmore zu besten Zeiten vermochte....womöglich verirre ich mich gerade in meiner Leidenschaft für eines der wohl besten Songdoppel, die je hintereinander auf einem Tonträger verewigt wurden. Schlag auf Schlag setzt sich das emotionale Hitfeuerwerk bis zum Ende des Albums fort, wobei ein Durchtreten des Gaspedals absolut unnötig ist: "Lotus" lebt von seiner Schwermut, die gleichermaßen eine unterschwellige Hoffung vermittelt, gelegentlich unterbrochen von gar latent funkig anmutenden Elementen (sowohl in "Covenant" als auch in "Rival"), die perfekt in der Songstruktur eingewoben werden und oft nur bruchteilhaft aufblitzen. Der 8minüter "Lunacy" setzt das absolute Ausrufezeichen unter das gesamte Album und setzt eine fette "10" als Langzeitwertung unter ein Album, an dem sich wohl die Band selbst noch über Jahre und der überaus gelungenen Nachfolger zum Trotz die Zähne ausbeißen könnte. Da die Frage des Öfteren in den Raum gestellt wird: Soen sind absolut Prog, auf "Lotus" sicherlich noch erheblich vordergründiger als auf "Imperial" oder "Memorial". Die Genialität im Detail erschließt sich trotz vordergründig zunächst nicht selten eingängiger Songs erst nach zahlreichen Durchläufen. Soen sind schon eine Klasse für sich.

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039. Haken - The Mountain (GB, 2013)
"The Mountain" ist das Magnum-Opus aus dem Hause Haken. Versprechen, die mit den Vorgängern "Aquarius" und vor allem "Visions" gemacht wurden, Genialität, die diese Alben bereits vermuten ließen, der Berg löst sie ein bzw. präsentiert sie in all' ihrer Pracht. Das Faszinierende an Haken aus meiner Sicht ist, dass sie mir speziell mit diesem Werk auch noch einmal den Zugang in die Welt des 70er Prog eröffnet haben, denn so "modern" das Album auch zunächst stellenweise schon anmuten mag, so tief ist es in den Idealen der alten Prog-Giganten verwurzelt. Da sind diese jazzig-verspielten Elemente in "Atlas Stone", diese vor allem von Yes seinerzeit eingesetzten, eigentlich "schräg" wirkenden Satzgesänge, diese fast schon fusionartig präsentierten Instrumental-Parts - und dennoch wirkt es in seiner Gesamtheit absolut homogen, passend, stellenweise gar loungig, verträumt, selten (zu) heavy (das hatten wir dann später mal - kann die Band bekanntermaßen auch sehr gut) und scheut sich nicht davor, bisweilen gar ein wenig in 80er AOR-Gefilden zu wildern - all das bezieht sich jetzt im Wesentlichen nur auf den Atlasstein, dessen perfekten Chorus ich hiermit zur Abrundung des Ganzen natürlich nicht unterschlagen möchte. Der Kakerlaken-König mischt die Moderne noch kompromissloser mit der Old-School-Schiene: schräger Canterbury-Stile, hier mit noch effektiverem Satzgesang trifft auf tiefer gelegte Gitarren, ehe der Titel an eine moderne Vision aus dem Rober-Fripp-Baukasten denken lässt. "In Memoriam" lässt dann die Prog-Metal-Sau von der Leine, erneut mit hervorragendem Gesang, hier ganz offen der eher modernern Prog-Metal-Sparte verpflichtet, ehe das schräg-loungig anmutende "Because it's here" (maritimes Flair inclusive) eine Brücke zum fast-zwölf-Minüter "Falling back to Earth" schlägt: Wahnsinn in Tüten, King Crimson kommen mir auch hier anfänglich in den Sinn - und ähnlich wie auch schon bei Soen soeben gelobt: dieses verflixt versierte Schlagzeugspiel, zwischen jazzig-verbogen bis hin zu massiv knallend. Letztlich kann die Band hier ihre Vorliebe für Dream Theater kaum leugnen, denn speziell im späteren Verlauf und auch zum Songfinale hin klingt das wie eine mutigere Version der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "The Mountain" eher auf sicher segelnden Vorbilder aus New York. "As Death embraces" ist ein Zwischenspiel, eine Verbindung zwischen "Falling..." und der nächsten Longtrack-Großtat "Pareidolia", die mit leicht orientalischen Zutaten gewürzt ist und erneut diesen "mutigeren" Dream-Theater verfolgt. So ab Minute 3'50 darf man sich gern an keyboardtechnsiche Großtaten eines Jordan Rudess erninnert fühlen, dazu dieser streckenweise choralähnliche Gesang...und diese erstaunlich, unterschwellig "böse" wirkenden spoken Words von Ross Jennings. "Somebody" ist ein 9-minüter der getragenen Version (hier entdeckt man - ähnlich wie auch schon in "Atlas Stone" - durchaus Motive, die an das Debut der Band denken lassen), garniert mit ein wenig (positivem) Pathos, ehe "The Path unbeaten" und "Nobody" das Album eher ausgleiten lassen. "The Mountain" ist ein Parforceritt durch die Welt des Prog, kokettiert mit den Grundzutaten der 70er und braut auf dieser Grundlage mit einer gehörigen Portion Dream-Theater-90er-Sound und gar jazzigen Elementen in Verbindung mit schneidend-modernen Sounds ein Album zusammen, das für mich ein moderner Klassiker ist. Was hier stattfindet ist ein Verschmelzen dieser Elemente: zu keiner Sekunde klingt "The Mountain" wie ein Klon der Bandeinflüsse, aber zu jeder Zeit nach einer absolut ambitionierten Band, die sich anschickt, in der Prog-Welt ihren Fußabdruck zu hinterlassen - mit ihrem ganz eigenen Sound.

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038. Symphony X - The divine Wings of Tragedy (USA, 1997)
Womöglich dürften Yngwie Malmsteen nach dem Erscheinen dieses Albums sämtliche Extensions von den Haarspitzen gerutscht sein: so geht also Neoklassik, hör mal einer an....dabei ist der Drittling der Amerikaner mitnichten gänzlich aus dem Nirvana gekommen: nach einem noch etwas unausgegorenen Debut ließ ließ schon der Vorgänger "The Damnation Game" aufhorchen, den Quantensprung, den "The Divine..." letztlich bedeuten würde konnte man allerdings nur als absoluter Optimist erwarten. Das komplette Album ist Hit auf Hit, ein irrwitziges Sammelsurium an grandiosen Melodien, eine Musterbeispiel dafür, wo man wann welche Breaks setzt, wann es ausgefrickelt ist, wie man Spannungsbögen aufrecht erhält, wie man einen hervorragenden Sänger in Szene setzt und wie man letztlich so unterschiedliche Einflüsse wie neoklassischen Metal, Kansas-Sprengsel und Dream-Theater miteinander kreuzt. Macht es Sinn, hier überhaupt Songbeispiele zu bringen? "Of Sins and Shadows", "Out of the Ashes" ,"The Accolade", "The Witching Hour", der alles vernichtende Titelsong oder die Kerzenlichtphantasie zum Ausklang: dieses Album ist ein Klassiker, der leider aus meiner Sicht nur einen Makel aufweist: die Produktion - und doch gehört sie ebenso dazu. Trotzdem wage ich die Prognose, dass eine Arschtrittproduktion (wie später auf "Paradise Lost") hier vielleicht sogar eine 11 aus einer lupenreinen 10 gezaubert hätte....sei's drum: so gut waren sie danach nie wieder, obgleich es kein wirklich schwaches Album der Band gibt - dafür schon viel zu lange kein Neues mehr....
 
Sehr schön, dass es weitergeht und natürlich ein hervorragender Dreier mit zwei Überschneidungen und einem hübschen Berg.
 
2/3

Ich finde, dass die Produktion perfekt zur Symphony X passt. Das ist eine Band, die nicht zu fett klingen darf, da das Pendel sonst zu sehr in Richtung Metal ausschlägt. Gerade der wunderbar ausbalancierte Sound mit all den Dynamikspielchen macht die Band meiner Meinung nach so einzigartig.
 
Da sehe ich mal wieder, was ich alles aufzuholen habe. Soen, die ich nicht mal namentlich kannte, sind ja herrlich. Bin großer early-Opeth-Fan. Bei Haken finde ich aktuell noch den besten Zugang übers Debüt, aber wenn ich erwachsen bin, bin ich auch für "The Mountain" irgendwann reif. Wir fahren über Ostern an den Eiger, dessen Nordwand dem Bild auf dem Cover nicht völlig unähnlich sieht (ist aber der Wichren).
 
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039. Haken - The Mountain (GB, 2013)
"The Mountain" ist das Magnum-Opus aus dem Hause Haken. Versprechen, die mit den Vorgängern "Aquarius" und vor allem "Visions" gemacht wurden, Genialität, die diese Alben bereits vermuten ließen, der Berg löst sie ein bzw. präsentiert sie in all' ihrer Pracht. Das Faszinierende an Haken aus meiner Sicht ist, dass sie mir speziell mit diesem Werk auch noch einmal den Zugang in die Welt des 70er Prog eröffnet haben, denn so "modern" das Album auch zunächst stellenweise schon anmuten mag, so tief ist es in den Idealen der alten Prog-Giganten verwurzelt. Da sind diese jazzig-verspielten Elemente in "Atlas Stone", diese vor allem von Yes seinerzeit eingesetzten, eigentlich "schräg" wirkenden Satzgesänge, diese fast schon fusionartig präsentierten Instrumental-Parts - und dennoch wirkt es in seiner Gesamtheit absolut homogen, passend, stellenweise gar loungig, verträumt, selten (zu) heavy (das hatten wir dann später mal - kann die Band bekanntermaßen auch sehr gut) und scheut sich nicht davor, bisweilen gar ein wenig in 80er AOR-Gefilden zu wildern - all das bezieht sich jetzt im Wesentlichen nur auf den Atlasstein, dessen perfekten Chorus ich hiermit zur Abrundung des Ganzen natürlich nicht unterschlagen möchte. Der Kakerlaken-König mischt die Moderne noch kompromissloser mit der Old-School-Schiene: schräger Canterbury-Stile, hier mit noch effektiverem Satzgesang trifft auf tiefer gelegte Gitarren, ehe der Titel an eine moderne Vision aus dem Rober-Fripp-Baukasten denken lässt. "In Memoriam" lässt dann die Prog-Metal-Sau von der Leine, erneut mit hervorragendem Gesang, hier ganz offen der eher modernern Prog-Metal-Sparte verpflichtet, ehe das schräg-loungig anmutende "Because it's here" (maritimes Flair inclusive) eine Brücke zum fast-zwölf-Minüter "Falling back to Earth" schlägt: Wahnsinn in Tüten, King Crimson kommen mir auch hier anfänglich in den Sinn - und ähnlich wie auch schon bei Soen soeben gelobt: dieses verflixt versierte Schlagzeugspiel, zwischen jazzig-verbogen bis hin zu massiv knallend. Letztlich kann die Band hier ihre Vorliebe für Dream Theater kaum leugnen, denn speziell im späteren Verlauf und auch zum Songfinale hin klingt das wie eine mutigere Version der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "The Mountain" eher auf sicher segelnden Vorbilder aus New York. "As Death embraces" ist ein Zwischenspiel, eine Verbindung zwischen "Falling..." und der nächsten Longtrack-Großtat "Pareidolia", die mit leicht orientalischen Zutaten gewürzt ist und erneut diesen "mutigeren" Dream-Theater verfolgt. So ab Minute 3'50 darf man sich gern an keyboardtechnsiche Großtaten eines Jordan Rudess erninnert fühlen, dazu dieser streckenweise choralähnliche Gesang...und diese erstaunlich, unterschwellig "böse" wirkenden spoken Words von Ross Jennings. "Somebody" ist ein 9-minüter der getragenen Version (hier entdeckt man - ähnlich wie auch schon in "Atlas Stone" - durchaus Motive, die an das Debut der Band denken lassen), garniert mit ein wenig (positivem) Pathos, ehe "The Path unbeaten" und "Nobody" das Album eher ausgleiten lassen. "The Mountain" ist ein Parforceritt durch die Welt des Prog, kokettiert mit den Grundzutaten der 70er und braut auf dieser Grundlage mit einer gehörigen Portion Dream-Theater-90er-Sound und gar jazzigen Elementen in Verbindung mit schneidend-modernen Sounds ein Album zusammen, das für mich ein moderner Klassiker ist. Was hier stattfindet ist ein Verschmelzen dieser Elemente: zu keiner Sekunde klingt "The Mountain" wie ein Klon der Bandeinflüsse, aber zu jeder Zeit nach einer absolut ambitionierten Band, die sich anschickt, in der Prog-Welt ihren Fußabdruck zu hinterlassen - mit ihrem ganz eigenen Sound.

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038. Symphony X - The divine Wings of Tragedy (USA, 1997)
Womöglich dürften Yngwie Malmsteen nach dem Erscheinen dieses Albums sämtliche Extensions von den Haarspitzen gerutscht sein: so geht also Neoklassik, hör mal einer an....dabei ist der Drittling der Amerikaner mitnichten gänzlich aus dem Nirvana gekommen: nach einem noch etwas unausgegorenen Debut ließ ließ schon der Vorgänger "The Damnation Game" aufhorchen, den Quantensprung, den "The Divine..." letztlich bedeuten würde konnte man allerdings nur als absoluter Optimist erwarten. Das komplette Album ist Hit auf Hit, ein irrwitziges Sammelsurium an grandiosen Melodien, eine Musterbeispiel dafür, wo man wann welche Breaks setzt, wann es ausgefrickelt ist, wie man Spannungsbögen aufrecht erhält, wie man einen hervorragenden Sänger in Szene setzt und wie man letztlich so unterschiedliche Einflüsse wie neoklassischen Metal, Kansas-Sprengsel und Dream-Theater miteinander kreuzt. Macht es Sinn, hier überhaupt Songbeispiele zu bringen? "Of Sins and Shadows", "Out of the Ashes" ,"The Accolade", "The Witching Hour", der alles vernichtende Titelsong oder die Kerzenlichtphantasie zum Ausklang: dieses Album ist ein Klassiker, der leider aus meiner Sicht nur einen Makel aufweist: die Produktion - und doch gehört sie ebenso dazu. Trotzdem wage ich die Prognose, dass eine Arschtrittproduktion (wie später auf "Paradise Lost") hier vielleicht sogar eine 11 aus einer lupenreinen 10 gezaubert hätte....sei's drum: so gut waren sie danach nie wieder, obgleich es kein wirklich schwaches Album der Band gibt - dafür schon viel zu lange kein Neues mehr....
Mit Soen hab ich mich nie beschäftigt, aber "The Mountain" (Pareidolia!) und "The Divine Wings Of Tragedy" (Alles!) feiere ich ab!
:verehr:
 
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