[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Ragexx' Liste

RageXX

Till Deaf Do Us Part
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100. Flying Circus - 1968 (D, 2020)

"1968" ist das jüngste Werk einer seit rund 25 Jahren an der Veröffentlichungsfront tätigen, deutschen Band, die in einem weiten Feld zwischen Classic-Rock, Prog, Folk, Art-Rock (auch neuerer Bauart), als auch Jazz und Fusion wildert. "1968" vertont verschiedene Ereignisse des Jahres '68 und lässt hierbei alle genannten Musikstile ineinander fließen: so ist der Opener "Paris" beispielsweise tatsächlich eher relaxter Indie-Artrock, unmittelbar gefolgt von einem regelrechten Jazz- und Fusionmassaker in Form von "New York". Highlight ist sicher "My Lai", das eine besondere Intensität gewinnt, wenn man sich das Geschehnis zum Titel anschaut: selten passten Text und Musik derart gut zueinander. "1968" ist alles andere als gewöhnlich oder geradlinig, vielmehr fordernd - und passt tatsächlich nicht wirklich in eine Schublade.

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099. Superior - Younique (D, 1998)
Richtete sich der Vorgänger "Behind" noch sehr an Dream Theater aus, so war "Younique" eine faustdicke Überraschung: die Pfälzer erweiterten klar ihren Horizont, reicherten (nicht nur) den Opener mit tiefergelegten Rammstein-Gitarren an (trotzdem sowas von oberlässig, einfach Hammer), hauten mit dem folgenden "Gods Funeral" mal eben eine stilistische Kehrtwende hin, die tatsächlich auch bisweilen ein wenig verjazzt anmutet, "Nothing" ist sicherlich einer der ergreifendsten Titel, die je unter dem Prog-Banner (nicht nur) aus deutschen Landen stammen, "Think" spielt schon mit elektronischen Zutaten, als dies in Sachen Prog(metal) eher die Ausnahme war. "Free minded" mit seinen großartigen Swing- und Bläsereinsätzen ist dann letztlich nicht nur das Highlight des Albums, sondern auch unmittelbar eine Art Motto von "Younique".
https://www.youtube.com/watch?v=tiZpbnlKN6E&list=RDtiZpbnlKN6E&start_radio=1&rv=tiZpbnlKN6E&t=1085

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098. Asia - Aura (GB, 2001)

Ein Asia-Werk aus der gemeinhin als "Klassikerphase" benannten Zeit wird man in meiner Liste nicht finden, was letztlich darin begründet liegt, dass ich schlicht die "John-Payne"-Ära bevorzuge. Natürlich sind Asia schon knapp an der Grenze zum AOR (meinetwegen Kitsch), "Aura" bietet aber derart viele wundersam eingebettete Feinheiten in die streckenweise eingängigen Songs, dass man über eine Stunde nicht nur im Wohlfühl, sondern auch im Entdeckermodus verweilen kann. Allein Guthrie Govan setzt hier Akzente, von wunderschönen Soli bis hin zu einfach traumhaften Melodien. Ein Highlight ist indes "Free", das gänzlich aus dem Rahmen des sonst eher gediegenen Sounds des Albums fällt und zwei Gitarrengiganten (Saga's Ian Crichton und eben Govan) eine perfekte Plattform bietet. Wohlfühlprog der feineren Sorte, nebst einem progrockigen Ausreißer, der für mich zu den größten Songs zählt, die je unter den Namen Asia veröffentlicht wurden.
https://www.youtube.com/watch?v=TrXGLaR5k08
 
Zuletzt bearbeitet:
Geil, es zieht jemand nach, I like it!!

Und gleich mal drei Scheiben, die ich (noch) nicht kenne. Da weiß ich schon, was heute Abend läuft. Die Beschreibungen lesen sich schon mal super....bis auf den ersten Satz bei der Asia. Du meinst wirklich, dass eine Prog Top 100 Liste ohne z.B. "Close To The Edge" auskommen kann? Puh, das ist hart. Aber mit solchen Momenten/Fragen werden wir alle wohl in den nächsten Listen, Wochen, Monaten desöfteren konfrontiert werden. Spannend, indeed.

Ach ja: Wollen wir jedes Mal, wenn einer ein jpc Cover verlinkt alle zusammen zehn Push Ups Machen?
 
. Du meinst wirklich, dass eine Prog Top 100 Liste ohne z.B. "Close To The Edge" auskommen kann? Puh, das ist hart.
Ja. Oder YES! Aber hier geht es um ASIA.

Von den drei Alben habe ich die SUPERIOR, aber auch erst vor recht kurzer Zeit erworben und noch nicht wirklich oft gehört, wird geändert. Von FLYING CIRCUS liegt hier das Debüt noch ungehört, aber das ändere ich dann wohl auch in Kürze. Diese ASIA habe ich auch noch nicht, eines von vier Werken, die mir fehlen. Es wird sich sehr bald herausstellen, ob das ein Fehler war.
 
Du meinst wirklich, dass eine Prog Top 100 Liste ohne z.B. "Close To The Edge" auskommen kann?

Tatsächlich zählt der Herr @Vauxdvihl hier die richtigen Erbsen: in der Tat geht es in diesem Post tatsächlich um Asia, deren bekanntere Alben zwar ihren Reiz haben, mich aber nie auf einer Ebene angesprochen haben, die mich zu Jubelstürmen hingerissen hätte. Es ist sogar möglich, dass die komplette Liste gar ohne Yes auskommen könnte, aber ich mag nicht zu sehr spoilern: die Auswahl erfolgt nach meinem Gusto, nicht nach dem Standing der Alben gemeinhin, was ja gerade den Reiz dieser Listungen ausmacht.

Ja. Oder YES! Aber hier geht es um ASIA.

Von den drei Alben habe ich die SUPERIOR, aber auch erst vor recht kurzer Zeit erworben und noch nicht wirklich oft gehört, wird geändert. Von FLYING CIRCUS liegt hier das Debüt noch ungehört, aber das ändere ich dann wohl auch in Kürze. Diese ASIA habe ich auch noch nicht, eines von vier Werken, die mir fehlen. Es wird sich sehr bald herausstellen, ob das ein Fehler war.

Die Superior ist sicherlich eine der ungewöhnlichsten Prog-Scheiben, die ich so in meiner Listung habe, subjektiv betrachtet. Es gab daher wenig bis gar nichts wirklich Vergleichbares, auch, wenn natürlich klassisch-progmetallische Elemente zu finden sind. "Mutig" trifft es sicher gut, ich liebe dieses Album einfach - und schon plagen mich gar Zweifel, ob ich es mit der 99 nicht gar ein wenig unter (persönlichem) Wert verkauft habe. Asia haben mich seinerzeit mit dem ersten John-Payne-Album "Aqua" mächtig erwischt, "Who will stop the Rain" ist der wohl großartigste Asia-Hit, der keiner wurde. Flying Circus haben einen sehr aktiven YT-Channel und die Band ist derzeit präsenter denn je. "1968" ist das Forderndste, was die alten Herren bislang rausgehauen haben. Ich nehme an, Du sprichst hinsichtlich bei der Dir vor sich hin staubenden CD aber noch immer vom neu aufgenommenen Debutalbum. Hier macht es Spaß, das Original mit der Neuauflage zu vergleichen, denn das ist mal keine leblose Neueinspielung, sondern zieht alle Register, die die heutige Besetzung bietet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch so ein Thread? Ja geil, auch hier werde ich in alles reinhören weil ich zu 100%ger Wahrscheinlichkeit nicht mal 10 Alben kennen werde. Vielen vielen dank euch beiden für die zahllosen Plattentipps! You make the DEAF in Forever ♥

Vielen Dank für den letzten Satz :).

"Schlimmer" noch: Zielsetzung ist es, irgendwann (wir hatten mal ein Jahr gesetzt, aber ich "fürchte", es dauert wohl ein wenig länger ;)) aus zahlreichen Listen (von denen die Meine und die von @Pavlos nur der Beginn sein sollten...hoffe ich) ein Ranking zu erstellen. Ich denke, da wir jetzt einen Start haben kommt über kurz oder lang noch mehr, was ich dann per Excel auswerten werde. Ein Auswertungslongtrack sozusagen. Hier nahm alles seinen Anfang (nach einem Vorgeplänkel im Psychotic-Waltz-Faden):

https://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/100-meisterwerke-top-of-the-progs.19069/

Kurzum: Du bist gern eingeladen, um mitzumachen. Mögliche Fragen beantworten sich (hoffe ich in Gänze) im verlinkten Faden.

Irgendwann haben wir hier wahrscheinlich forumsübergreifend ohnehin inoffiziell die wohl größte Nerd-Datenbank zwischen Hardrock und Black/Deathmetal. In Sachen Prog oder auch AOR und Metal ist es für mich schon schwindelerregend, was ich alles gefunden habe, noch finden werde - und leider noch gar nicht anhören konnte...
 
Was Prog angeht, kann ich maximal mit ohrenschmeichelnden eingängigen NEoProg der Marke Arena, Threshold, Riverside, Nevermore, Rush, Psycho Drama, Queensryche etc dienen, da kriege ich wenn überhaupt 40-50 Alben zusammen, die zudem eh fast jeder kennt, der auch nur 2 Minuten hier im Forum unterwegs ist. Darum werde ich still mitlesen und ggf mich melden wenn ich mal was gefunden habe, was mich begeistert.
 
Was Prog angeht, kann ich maximal mit ohrenschmeichelnden eingängigen NEoProg der Marke Arena, Threshold, Riverside, Nevermore, Rush, Psycho Drama, Queensryche etc dienen, da kriege ich wenn überhaupt 40-50 Alben zusammen, die zudem eh fast jeder kennt, der auch nur 2 Minuten hier im Forum unterwegs ist. Darum werde ich still mitlesen und ggf mich melden wenn ich mal was gefunden habe, was mich begeistert.

Wir hatten uns geeinigt, dass die abgegebenen Listen auch weniger als 100 Scheiben beinhalten dürfen.

Je mehr mitmachen, desto besser, so come on!!
 
Noch so ein Thread? Ja geil, auch hier werde ich in alles reinhören weil ich zu 100%ger Wahrscheinlichkeit nicht mal 10 Alben kennen werde. Vielen vielen dank euch beiden für die zahllosen Plattentipps! You make the DEAF in Forever ♥

Dieser Post hätte zu 99% von mir kommen können. Einzig die Zahl der bekannten Alben wird bei mir vermutlich etwas höher sein.
Wie hoch wird man sehen. Freue mich aber auf jeden Fall auf jede einzelne Liste.
 
Schön, dass @Pavlos und @RageXX angefangen haben. Ich hatte mich um den Jahreswechsel etwas in meiner „Short“List verloren, zudem noch einige Bands wieder- und andere neuentdeckt. Dank des durch Euch aufgebauten Drucks habe ich meine 100er-Liste jetzt aber auch fertig und werde auch in den nächsten Tagen anfangen vorzustellen.

Die drei Alben hier kannte ich alle nicht. Vor allem die Superior macht aber einen tollen Ersteindruck, schade dass die nicht in den Streaming Portalen ist (YouTube nutze ich nicht so gerne). Aber auch mit der Spätphase von Asia sollte ich mich mal etwas eingehender beschäftigen.
 
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097. Landmarq - Science of Coincidence (GB, 1998)
Landmarq spielen das, was man wohl gemeinhin "Britischen Wohlfühlprog" nennen darf und sich im weitesten Sinne in einer Schnittmenge von Arena bis hin zu moderneren Marillion bewegt. Wurzelten die Vorgängerwerke teils noch streckenweise in kauzigem 70's Prog (speziell was gewisse Songstrukturen betraf), so brachte der Wechsel am Mikro von Damian Wilson zu Tracy Hitchings eine gewisse Leichtfüßigkeit in die Kompositionen ein. "Science..." überfordert nicht und ist gemeinhin auch für den nicht so prog-affinen Hörer absolut tauglich. Das Ganze gipfelt in großartigen Longtracks wie "The Overlook" (absolute Empfehlung, düster und sehr atmosphärisch), "Lighthouse" oder dem Opener "The Vision Pit", der stilistisch noch recht nahe an den Vorgängern zu finden ist. Die Oberballade "Between Sleeping and Dreaming" (in einer hervorragenden Version auf dem "Thunderstruck"-Live-Album der Band auch mit Publikum verewigt) macht das komplette Album rund. Hinzu kommt die den meisten britischen Prog-Bands eigene, großartige Gitarrenarbeit, sowie eben ein außergewöhnlich ausdrucksstarker Gesang von Tracy, die leider im vergangenen Dezember im Alter von nur 60 Jahren verstorben ist. Das Album findet sich leider nicht in Gänze auf YT, weshalb ich weiter unten einfach mal 2 Titel verlinke:
"The Overlook" - "The Vision Pit" - https://www.youtube.com/watch?v=bsL4peI24dk
...und als Bonus die großartige Livefassung von "Between Sleeping and Dreaming" - https://www.youtube.com/watch?v=tck-HK16v9o

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096. Lanfear - Zero Poems (D, 1999)

"Zero Poems" ist das Debut der Band Lanfear, die heutzutage eher für "klassischen" Power-Metal deutscher Prägung steht. Dieses Erstwerk aber ist definitiv eines der zahlreichen, völlig untergegangenen Kleinode des Deutschen Progs. Großartige Refrains treffen auf vertrackte Songstrukturen, neoklassische Zutaten finden sich wohldosiert ebenso wie facettenreichen Gesag, man höre hier nur einmal Titel wie "My Karma told me" oder auch "Eight Silent Chambers". "Zero Poems" ist kein "Prog von der Stange" und man merkt dem Album natürlich an, dass die finanziellen Mittel für diese Form von Musik recht begrenzt waren. Nach dem Ausstieg des damaligen Sängers Stefan Zorner (der in den besten Momenten einen hervorragenden Jon Oliva gibt!) wurde der auf "Zero Poems" eingeschlagene Weg leider nicht fortgesetzt. Geblieben ist ein phantastisch vielseitiges Prog-Metal-Werk, das der Ein- oder Andere Liebhaber dieser Richtung unbedingt im Schrank stehen haben sollte und definitiv in diese Liste gehört.
https://www.youtube.com/watch?v=wKMtVHPaimQ&t=1243s

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095. Iluvatar - s/t (US, 1993)
Wer sich Enchant mit phasenweise etwas mehr Wums und einer Prise mehr Rush vorstellen kann, für den ist der Stil der Amis von Iluvatar schon recht gut umschrieben. Das Debut verquickt vertrackte Rhytmen (die Drums!) mit atmosphärischen Keys und großartigen Melodien, der Gesang von Leadsänger Glenn McLaughlin ist angenehm und überaus passend, Songs wie der Dreiteiler "In the Eye" oder "Emperor's new Clothes" bieten perfekt in die 90er transportieren 70's Prog mit Kante, das Ganze ist liebevoll und mit Hingabe ausgearbeitet, da ist nichts zu viel oder zu wenig - und das komplette Album ist aller Wendungen und Überraschungen - aufgelockert durch kompaktere Rocker wie "New Found Key" oder "Wait for the Call". Auffällig und sehr interessant für Jünger der Marillion-Fish-Ära: "Marionette" klingt wie ein Titel aus eben jenen Tagen (irgendwo zwischen "Script..." und "Fugazi") und bietet einen zusätzlichen Farbtupfer. Ein Album, das eine bestimmte Magie versprüht, der man sich schwerlich entziehen kann, wenn sie einen einmal gepackt hat...
https://www.youtube.com/watch?v=bhWMpxizk9Y
 
Puh, da hast du mich 3x erwischt. Stehen alle auf dem Einkaufszettel, sind aber alle nicht so leicht zu bekommen. Ich frage mich, warum ich von Landmarq gar nix habe, wo doch Damian da gesungen hat. Anyway, die Suche wird investiert, kann ja nicht sein, dass mir das fehlt. Sagen auch die Hörbeispiele.
 
Hah, mein erster Dreier!!

Will sagen: kenne und habe (und liebe!!) ich alle drei, die Iluvatar wäre sogar fast in meine Top 100 reingerutscht.
 
Zuletzt bearbeitet:
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100. Flying Circus - 1968 (D, 2020)

"1968" ist das jüngste Werk einer seit rund 25 Jahren an der Veröffentlichungsfront tätigen, deutschen Band, die in einem weiten Feld zwischen Classic-Rock, Prog, Folk, Art-Rock (auch neuerer Bauart), als auch Jazz und Fusion wildert. "1968" vertont verschiedene Ereignisse des Jahres '68 und lässt hierbei alle genannten Musikstile ineinander fließen: so ist der Opener "Paris" beispielsweise tatsächlich eher relaxter Indie-Artrock, unmittelbar gefolgt von einem regelrechten Jazz- und Fusionmassaker in Form von "New York". Highlight ist sicher "My Lai", das eine besondere Intensität gewinnt, wenn man sich das Geschehnis zum Titel anschaut: selten passten Text und Musik derart gut zueinander. "1968" ist alles andere als gewöhnlich oder geradlinig, vielmehr fordernd - und passt tatsächlich nicht wirklich in eine Schublade.

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099. Superior - Younique (D, 1998)
Richtete sich der Vorgänger "Behind" noch sehr an Dream Theater aus, so war "Younique" eine faustdicke Überraschung: die Pfälzer erweiterten klar ihren Horizont, reicherten (nicht nur) den Opener mit tiefergelegten Rammstein-Gitarren an (trotzdem sowas von oberlässig, einfach Hammer), hauten mit dem folgenden "Gods Funeral" mal eben eine stilistische Kehrtwende hin, die tatsächlich auch bisweilen ein wenig verjazzt anmutet, "Nothing" ist sicherlich einer der ergreifendsten Titel, die je unter dem Prog-Banner (nicht nur) aus deutschen Landen stammen, "Think" spielt schon mit elektronischen Zutaten, als dies in Sachen Prog(metal) eher die Ausnahme war. "Free minded" mit seinen großartigen Swing- und Bläsereinsätzen ist dann letztlich nicht nur das Highlight des Albums, sondern auch unmittelbar eine Art Motto von "Younique".
https://www.youtube.com/watch?v=tiZpbnlKN6E&list=RDtiZpbnlKN6E&start_radio=1&rv=tiZpbnlKN6E&t=1085

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098. Asia - Aura (GB, 2001)

Ein Asia-Werk aus der gemeinhin als "Klassikerphase" benannten Zeit wird man in meiner Liste nicht finden, was letztlich darin begründet liegt, dass ich schlicht die "John-Payne"-Ära bevorzuge. Natürlich sind Asia schon knapp an der Grenze zum AOR (meinetwegen Kitsch), "Aura" bietet aber derart viele wundersam eingebettete Feinheiten in die streckenweise eingängigen Songs, dass man über eine Stunde nicht nur im Wohlfühl, sondern auch im Entdeckermodus verweilen kann. Allein Guthrie Govan setzt hier Akzente, von wunderschönen Soli bis hin zu einfach traumhaften Melodien. Ein Highlight ist indes "Free", das gänzlich aus dem Rahmen des sonst eher gediegenen Sounds des Albums fällt und zwei Gitarrengiganten (Saga's Ian Crichton und eben Govan) eine perfekte Plattform bietet. Wohlfühlprog der feineren Sorte, nebst einem progrockigen Ausreißer, der für mich zu den größten Songs zählt, die je unter den Namen Asia veröffentlicht wurden.
https://www.youtube.com/watch?v=TrXGLaR5k08
Flying Circus klingen anhand der Beschreibung interessant. Wird unbedingt angetestet!

Auf "Younique" haben Superior die Grenzen gehörig ausgelotet und sind mutig vom bisher eingeschlagenen Weg abgewichen. Das gehört meiner Ansicht nach gewürdigt.

Ich muss gestehen, dass ich ebenso eine Schwäche für die "Payne -Asia" habe. Mein Favorit ist hier die "Aqua", aber auch "Aura" ist ein ganz wundervolles Album. Die Band klang in dieser Phase erdiger, weniger glatt als auf den ersten beiden Alben. "Astra" war dann ein klassisches Übergangsalbum.
 
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097. Landmarq - Science of Coincidence (GB, 1998)
Landmarq spielen das, was man wohl gemeinhin "Britischen Wohlfühlprog" nennen darf und sich im weitesten Sinne in einer Schnittmenge von Arena bis hin zu moderneren Marillion bewegt. Wurzelten die Vorgängerwerke teils noch streckenweise in kauzigem 70's Prog (speziell was gewisse Songstrukturen betraf), so brachte der Wechsel am Mikro von Damian Wilson zu Tracy Hitchings eine gewisse Leichtfüßigkeit in die Kompositionen ein. "Science..." überfordert nicht und ist gemeinhin auch für den nicht so prog-affinen Hörer absolut tauglich. Das Ganze gipfelt in großartigen Longtracks wie "The Overlook" (absolute Empfehlung, düster und sehr atmosphärisch), "Lighthouse" oder dem Opener "The Vision Pit", der stilistisch noch recht nahe an den Vorgängern zu finden ist. Die Oberballade "Between Sleeping and Dreaming" (in einer hervorragenden Version auf dem "Thunderstruck"-Live-Album der Band auch mit Publikum verewigt) macht das komplette Album rund. Hinzu kommt die den meisten britischen Prog-Bands eigene, großartige Gitarrenarbeit, sowie eben ein außergewöhnlich ausdrucksstarker Gesang von Tracy, die leider im vergangenen Dezember im Alter von nur 60 Jahren verstorben ist. Das Album findet sich leider nicht in Gänze auf YT, weshalb ich weiter unten einfach mal 2 Titel verlinke:
"The Overlook" - "The Vision Pit" - https://www.youtube.com/watch?v=bsL4peI24dk
...und als Bonus die großartige Livefassung von "Between Sleeping and Dreaming" - https://www.youtube.com/watch?v=tck-HK16v9o

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096. Lanfear - Zero Poems (D, 1999)

"Zero Poems" ist das Debut der Band Lanfear, die heutzutage eher für "klassischen" Power-Metal deutscher Prägung steht. Dieses Erstwerk aber ist definitiv eines der zahlreichen, völlig untergegangenen Kleinode des Deutschen Progs. Großartige Refrains treffen auf vertrackte Songstrukturen, neoklassische Zutaten finden sich wohldosiert ebenso wie facettenreichen Gesag, man höre hier nur einmal Titel wie "My Karma told me" oder auch "Eight Silent Chambers". "Zero Poems" ist kein "Prog von der Stange" und man merkt dem Album natürlich an, dass die finanziellen Mittel für diese Form von Musik recht begrenzt waren. Nach dem Ausstieg des damaligen Sängers Stefan Zorner (der in den besten Momenten einen hervorragenden Jon Oliva gibt!) wurde der auf "Zero Poems" eingeschlagene Weg leider nicht fortgesetzt. Geblieben ist ein phantastisch vielseitiges Prog-Metal-Werk, das der Ein- oder Andere Liebhaber dieser Richtung unbedingt im Schrank stehen haben sollte und definitiv in diese Liste gehört.
https://www.youtube.com/watch?v=wKMtVHPaimQ&t=1243s

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095. Iluvatar - s/t (US, 1993)
Wer sich Enchant mit phasenweise etwas mehr Wums und einer Prise mehr Rush vorstellen kann, für den ist der Stil der Amis von Iluvatar schon recht gut umschrieben. Das Debut verquickt vertrackte Rhytmen (die Drums!) mit atmosphärischen Keys und großartigen Melodien, der Gesang von Leadsänger Glenn McLaughlin ist angenehm und überaus passend, Songs wie der Dreiteiler "In the Eye" oder "Emperor's new Clothes" bieten perfekt in die 90er transportieren 70's Prog mit Kante, das Ganze ist liebevoll und mit Hingabe ausgearbeitet, da ist nichts zu viel oder zu wenig - und das komplette Album ist aller Wendungen und Überraschungen - aufgelockert durch kompaktere Rocker wie "New Found Key" oder "Wait for the Call". Auffällig und sehr interessant für Jünger der Marillion-Fish-Ära: "Marionette" klingt wie ein Titel aus eben jenen Tagen (irgendwo zwischen "Script..." und "Fugazi") und bietet einen zusätzlichen Farbtupfer. Ein Album, das eine bestimmte Magie versprüht, der man sich schwerlich entziehen kann, wenn sie einen einmal gepackt hat...
https://www.youtube.com/watch?v=bhWMpxizk9Y
Drei Volltreffer, die du hier zurecht würdigst. Was Lanfear betrifft, finde ich das tatsächliche Debut "Towers" ähnlich stark. ;):D
 
Drei Volltreffer, die du hier zurecht würdigst. Was Lanfear betrifft, finde ich das tatsächliche Debut "Towers" ähnlich stark. ;):D

"Towers" war mir komplett entfallen. Ich kann mich jetzt aber dunkel erinnern, dass die schon nicht mehr erhältlich war, als ich "Zero Poems" seinerzeit erwarb, angefixt durch eine Rezi und ein Interview mit der Band in der "Heavy oder was?!". Zu erwähnen wäre, dass Zorner unter dem Namen "Zhorn" etwas später noch das hörenswerte Album "Z comes first" veröffentlicht hat, das den Kurs von "Zero Poems" etwas softer fortgeführt hat.
 
so, mein erster Kauf (auch) aufgrund dieser Listen ist getätigt. Die "Zero Poems" habe ich zu einem fairen Kurs gefunden und gleich mal eingetütet. War neben der "Towers" eh meine einzige Lücke bei der Band, das hatte mich eh schon immer gestört.
 
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094. Without Warning - Believe (US, 1995)
US Metal eignet sich vorzüglich für progressive Elemente. Die Amis von Without Warning haben es in Summe auf 3 Alben gebracht, wobei der Zweitling "Believe" den Stil der Band am Besten auf den Punkt bringt: geboten wird durchaus Dream-Theater-ähnlicher Prog, der aber roh und angriffslustiger wirkt als dies beim Traumtheater meistens der Fall ist. Speziell wer "Awake", "Train of Thought" oder die erste CD der "Six Degrees..." auf seiner bandinternen Liste von New Yorks Finest weit vorne führt dürfte mit "Believe" bestens zurecht kommen. Hinzu kommt bei Without Warning der rohe und ungeschliffene Gesang eines Jack Bielata, der einen echten Kontrast zu den eher melodischen Sängern des Prog-Metals jener Tage darstellt. Auffällig ist, dass man aller Frickelei zum Trotz regelrechte Wohlfühlchorusse in die Titel einbaut (bestes Beispiel: "What"). Anders als die zur gleichen Zeit auf der Prog-Landkarte erschienen Landsmänner von Symphony X ist der neoklassische Anteil im Keyboardbereich eher reduziert und verfügt nicht selten eher über einen barock-gothischen Anstrich, der die Songs in eine düstere Richtung lenkt.

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093. Chaosbay - Asylum (D, 2020)
"Modern Stuff" from Germany. Mit "Asylum" haben Chaosbay ein Album erschaffen, das sich perfekt zwischen (melodischem) Metalcore und klassichem Progmetal platziert. Ehe jetzt Jemand die "Flucht" ergreift: Jan Listing, der als Mastermind die Geschicke der Band leitet, hat ein unfassbares Händchen für Melodien und Songaufbauten, so dass nicht alles in einem eher ungenießbaren Soundbrei versickert. Homogen werden hier Elemente aus den genannten Segmenten zu Songs verwoben, die fast durch die Bank Ohrwurmcharakter haben, ohne dabei gleichförmig zu wirken. Hier passt jedes Break, die Titel sind nicht auf Überlänge konzipiert, sondern leben von zahlreichen Feinheiten, die meist innerhalb von 4-5 Minuten "abgearbeitet" werden. Mit "Limbus Inn" treiben Chaosbay diese Symbiose auf die Spitze und haben einen Titel aufs Parkett gehauen, der keine Fragen offen lässt und die Qualitäten sowohl von "Asylum" als auch der Band im Gesamten auf den Punkt bringt.
"Asylum" beschäftigt sich als Konzeptalbum (ähnlich wie auch das im vergangenen Jahr erschienene, sehr empfehlenswerte Werk "Home" von Ardarith) mit der nach wie vor aktuellen Flüchtlingsthematik, dies zur Komplettierung. Im Übrigen ist die Band live eine echte Empfehlung und aktuell auf Tour.
https://www.youtube.com/watch?v=e3h69k8haGQ&t=69s

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092. Lazuli - Saison 8 (F, 2018)
Nach eher klassisch-progressiven Krach und eher modern-progressiven Krach hin zu ruhigeren Tönen: gemeinhin wird die Band als ein Mix aus "World Music" und Prog einsortiert - und ja, das passt durchaus. Aufmerksam geworden bin ich auf die Franzosen seinerzeit über einen Samplerbeitrag auf der eclipsed-Heft-CD ("Les Malvaillants" vom "4603 Battements"-Album), der auch gekonnt mehr oder minder ein wenig auf modernere Prog-Zutaten schielt - richtig "klick" gemacht hat es dann erst später bei der Live-Performance auf der "Night of the Prog": Lazuli sind - ihrer doch eher nachdenklichen Texte zum Trotz, so fern mein Französisch da noch mitspielt - eine grandiose Liveband. Was das mit "Saison 8" zu tun hat? Eine Menge, denn es ist über die Jahre zu einem permanent treuen Begleiter für mich geworden. Der eingangs angesprochene Mix (dem man auch gern ein wenig Folk hinzufügen darf) ist auf diesem Album auf unwiderstehliche Art und Weise zu 8 Ohrenschmeichlern aufbereitet, gekrönt durch den wunderbaren Gesang von Dominique Leonetti in französischer Sprache. Das Ganze erzeugt völlig eigene Stimmung und verschafft beim Hören einen Wohlfühlmoment nach dem Anderen, Gänsehaut inclusive. Wer sich einmal auf den unglaublich gelungenen Spannungsaufbau von "Un Linceul de Brume", den tollen Live-Kracher "Mes Amis, mes frères" oder den herrlich balladesken Rausschmeißer "Les 4 Morts des Saisons" eingelassen hat, der erkennt schnell das Suchtpotential, das speziell diesem Album von Lazuli innewohnt.
https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_mCDa5mifXM0p536vO3-WGDpb_cYxiYpDY
 
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