RageXX
Till Deaf Do Us Part

100. Flying Circus - 1968 (D, 2020)
"1968" ist das jüngste Werk einer seit rund 25 Jahren an der Veröffentlichungsfront tätigen, deutschen Band, die in einem weiten Feld zwischen Classic-Rock, Prog, Folk, Art-Rock (auch neuerer Bauart), als auch Jazz und Fusion wildert. "1968" vertont verschiedene Ereignisse des Jahres '68 und lässt hierbei alle genannten Musikstile ineinander fließen: so ist der Opener "Paris" beispielsweise tatsächlich eher relaxter Indie-Artrock, unmittelbar gefolgt von einem regelrechten Jazz- und Fusionmassaker in Form von "New York". Highlight ist sicher "My Lai", das eine besondere Intensität gewinnt, wenn man sich das Geschehnis zum Titel anschaut: selten passten Text und Musik derart gut zueinander. "1968" ist alles andere als gewöhnlich oder geradlinig, vielmehr fordernd - und passt tatsächlich nicht wirklich in eine Schublade.

099. Superior - Younique (D, 1998)
Richtete sich der Vorgänger "Behind" noch sehr an Dream Theater aus, so war "Younique" eine faustdicke Überraschung: die Pfälzer erweiterten klar ihren Horizont, reicherten (nicht nur) den Opener mit tiefergelegten Rammstein-Gitarren an (trotzdem sowas von oberlässig, einfach Hammer), hauten mit dem folgenden "Gods Funeral" mal eben eine stilistische Kehrtwende hin, die tatsächlich auch bisweilen ein wenig verjazzt anmutet, "Nothing" ist sicherlich einer der ergreifendsten Titel, die je unter dem Prog-Banner (nicht nur) aus deutschen Landen stammen, "Think" spielt schon mit elektronischen Zutaten, als dies in Sachen Prog(metal) eher die Ausnahme war. "Free minded" mit seinen großartigen Swing- und Bläsereinsätzen ist dann letztlich nicht nur das Highlight des Albums, sondern auch unmittelbar eine Art Motto von "Younique".
https://www.youtube.com/watch?v=tiZpbnlKN6E&list=RDtiZpbnlKN6E&start_radio=1&rv=tiZpbnlKN6E&t=1085

098. Asia - Aura (GB, 2001)
Ein Asia-Werk aus der gemeinhin als "Klassikerphase" benannten Zeit wird man in meiner Liste nicht finden, was letztlich darin begründet liegt, dass ich schlicht die "John-Payne"-Ära bevorzuge. Natürlich sind Asia schon knapp an der Grenze zum AOR (meinetwegen Kitsch), "Aura" bietet aber derart viele wundersam eingebettete Feinheiten in die streckenweise eingängigen Songs, dass man über eine Stunde nicht nur im Wohlfühl, sondern auch im Entdeckermodus verweilen kann. Allein Guthrie Govan setzt hier Akzente, von wunderschönen Soli bis hin zu einfach traumhaften Melodien. Ein Highlight ist indes "Free", das gänzlich aus dem Rahmen des sonst eher gediegenen Sounds des Albums fällt und zwei Gitarrengiganten (Saga's Ian Crichton und eben Govan) eine perfekte Plattform bietet. Wohlfühlprog der feineren Sorte, nebst einem progrockigen Ausreißer, der für mich zu den größten Songs zählt, die je unter den Namen Asia veröffentlicht wurden.
https://www.youtube.com/watch?v=TrXGLaR5k08
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