[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Ragexx' Liste

Oha, hier geht's aber zur Sache heute... :top:

56: siehe @Vauxdvihl

55: Hmm, ja, kenne ich wohl, habe ich jetzt aber nicht als so herausragend abgespeichert, aber auch schon ewig nicht mehr laufen lassen...

54: Beste Opeth für mich und ganz klar 10/10. Der Titelsong, ey, was für'n Spannungsaufbau vor der dann folgenden Schlussabfahrt, da ist die Streif nix gegen!

53: Das einzige mir unbekannte Werk aus diesem Sechserpack, das sollte ich wohl ändern.

52: Ganz wunderbares Album, hat bei mir ganz knapp nicht für die Liste gereicht. Der Nachfolger kann übrigens auch was, wenn auch etwas weniger...

51: Für mich eine der Entdeckungen dieses Spielchens, nachdem @Impaler666 die vor ein paar Monaten bereits in den Ring warf. Fehlt mir allerdings noch physisch...
 
53 und 51 sind natürlich beide toll, die 52 kenne ich nicht, werde aber jetzt natürlich reinhören....
 
In Ergänzung zu meiner 52 hier noch ein Live-Video zu Soulsplitters "The Transition", das die Qualität dieser Band noch einmal massiv unterstreicht:


Am 09.09. in der Zeche Carl zu Essen live zu bewundern...ist ja nicht so, dass ich eigentlich schon genug Konzerte für den Herbst auf dem Zettel hätte, außerdem ist es wohl ein Support-Slot für "t", aber warum auch immer, diese Musik hat mich schlicht an den Eiern - und € 25,00 ist fast geschenkt für 2 x Prog....
 
Während sich hier so manch einer der Top 10 nähert bin ich noch nicht mal U50...ein Umstand, den ich mal ändern sollte, wenn auch für heute mit erstmal nur einem "Einer":

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050. Pendragon - Pure (GB, 2008)
Pendragon hatten mit "The Masquerade Ouverture" und dem Nachfolger "Not of this World" ihren Sound schlichtweg perfektioniert: mehr war nicht rauszuholen, Neo-Prog im High-End-Level, allerdings auch berechenbar. So wagte man denn mit "Believe" (2005) einen Schritt in alternative (?) Welten und baute den Bandsound um - mit mäßigem Erfolg. Für mich wurde die Band damit eher uninteressant und die Erwartungshaltung an einen Nachfolger hielt sich in überschaubaren Grenzen. Dass Nick Barret & Co. allerdings ausgerechnet mit eben jenem, "Pure" betitelten, Nachfolger mal eben ihr Meisterstück abliefern würden (zig Jahre nach ihrer Bandgründung), damit war nun am Allerwenigsten zu rechnen: tatsächlich verwendet man auch hier eine etwas modernisierte und hardrockigere Marschrichtung des eigentlichen Pendragon-Signature-Sounds - ohne die eigentlichen Tradmarks unter den Teppich zu kehren. Das Eröffnungsdoppel "Indigo"/"Eraserhead" präsentiert die Band in absoluter Frische, zeitgemäß und trotzdem fest im "klassischen" Prog verwurzelt. Barrets Gitarrenspiel "gilmourt" nicht nur, mit einem Mal rifft es auch, es setzt alternative Tupfer, die Keys tönen nicht mehr nur klassisch, sondern verleihen der Musik auch einen zeitgemäßen Anstrich in Form von regelrecht schwebenden Melodien, die Themen variieren hierbei mannigfaltig, mal orchestral, mal atmosphärisch. Eine gewisse Düsternis hält bisweilen Einkehr, wechselt dann wieder auf die heitere Seite - und jeder Song dieses Albums bietet nicht nur eine Vielzahl an Wendungen und Überraschungen, sondern nimmt sich dennoch auch die Zeit für ausufernde Soli. Das berechenbar floydig-genesis-neoproggige ist mit einem Mal einer regelrechten Enteckungsreise gewichen, man kann die Band hinter "Pure" klar ausmachen und muss sich doch die Ohren mehrfach durchpusten, um diesen absolut gelungenen Wandel nachzuvollziehen. Das 3teilige "Comatose" täuscht zunächst als "klassisches" Pendragon-Stück an, wächst sich dann allerdings und überraschenderweise über die gesamte Laufzeit von fast 18 Minuten zu einem regelrechten Monster aus, in dem moderne Klänge ebenso ihren Platz finden wie Verbeugungen vor Queen oder gar ELO - und dennoch ist da eine Riesenmenge Old-School-Prog mit drin, der beste Song, den Pendragon je veröffentlicht haben. "The Freak Show" indes rifft metallisch (!) los, um dann mit einem dieser unnachahmlichen Barrett-Soli weitergeführt zu werden und zum wohl kompaktesten Ohrwurm der Band zu mutieren. "It's only me" (mit Bluesharmonika-Intro!) beschließt das Album und darf ohne Wenn- und Aber schlicht als großartige Prog-Ballade tituliert werden, bei der speziell Keys und Gitarre noch einmal alle Register ziehen. "Pure" ist das womöglich vielseitigste und gewagteste Werk der Bandgeschichte und belohnt mit absoluter Dichte und durchgängig packendem Songmaterial, dem man sich als Neo-Prog-Fan kaum entziehen kann, die streckenweise harten Gitarren rücken die Band nicht zwingend in die Metal-Ecke, machen die Band so aber auch für eine Hörerschicht interessant, denen die bisherigen Werke zu seicht waren.

Anspieltipp: "Comatose" https://www.youtube.com/watch?v=UNmVePw4C6Q
 
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049. Sylvan - Posthumous Silence (D, 2006)
Es gibt Bands, die in Summe nie ein wirklich schlechtes Album veröffentlicht haben: das Ein- oder Andere ragt ein wenig heraus - aber es gibt exakt ein Magnum Opus. Bei den Hamburgern Sylvan hört eben Jenes auf den Namen "Posthumous Silence" - und es ist ein Konzeptalbum. Und es ist ein Konzeptalbum, dessen Thematik man auch problemlos in Pathos und Kitsch ertränken kann. Dass exakt dies nicht geschieht, sondern sich rund 70 Minuten im besten Sinne emotional und abwechslungsreich füllen lassen, genau dies stellt der 2006er Output der Band unter Beweis: "Posthumous Silence" erzählt die Geschichte eines Vaters, der das Tagebuch seiner jugendlichen Tochter liest - nach deren Suizid. Die Einträge des Tagebuchs sind musikalisch perfekt in den Kontext der lyrisch erfreulich offen gehaltenen Texte gesetzt, von klassischen Instrumenten über Samples bis hin zu Chören schrecken Sylvan vor nichts zurück, um die Geschichte des Mädchens zu erzählen, die offensichtlich mit den Problemen des Erwachsenwerdens zu kämpfen hatte - und diesen Kampf letztlich verliert. Klingt nach einer tränentreibenden Story, vielmehr aber setzen Sylvan auf einen nachdenklichen Aspekt der gesamten Thematik, die sich mit dem "groß werden" und vielen einzelnen, alltäglichen Kämpfen, mit sich selbst oder dem Umfeld, aueinandersetzen. Dies geschieht musikalisch mitnichten nur im im runter gedämpften Modus und es in einem Tagebuch abzuarbeiten ist ein kleiner Geniestreich. Ich wage eine Ketzerei: Marillions "Brave" behandelt eine ähnliche Thematik, Sylvan laufen ihren "großen" Kollegen aus England aber hier klar den Rang ab. "Posthumous Silence" funktioniert ideal über den Kopfhörer und ausschließlich am Stück, es ist sinnfrei, einzelne Stücke hervorzuheben, da sie tatsächlich nur optimal im Zusammenhang funktionieren. Dennoch dürfen Perlen wie "In Chains" (ein echtes Prog-Epos mit heute noch überaus zeitgemäß wirkendem Anstrich) "Pane of Truth" (was für eine Reise!) oder der Titeltrack (das orchestrale Tränentreiben exakt an der richtigen Stelle, nämlich zum Ausklang des Albums) gerne als Anspieltipps genannt werden. "PS" ist Perfektion in der Disziplin "Verweben von Text und Musik" - ein nachdenkliches, nie wertendes Meisterwerk, das die Bedeutung dieser Band für die deutsche Prog-Szene mit einem dicken Ausrufzeichen versieht. Die Anspieltipps sind von der sehenswerten "Leaving Backstage" - Live-DVD, lieber wären mir Auszüge aus "Posthumous Silence - The Show" (grandiose Live-Darbietung des gesamten Albums) gewesen, leider finde ich da ad hoc nichts im Netz....

"In Chains" - https://www.youtube.com/watch?v=FrwziOCXJYI
"Posthumous Silence" - https://www.youtube.com/watch?v=yl9UQF7o5S8


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048. Heaven's Cry - Outcast (CAN, 2016)
Die Frankokanadier von Heaven's Cry passen perfekt in die schier unendliche Liste an unterbewerteten Bands - und gehören aus meiner subjektiven Sicht dort problemlos in die Top 10! Nach einem grandiosen Debut folgen 2 "gute" Alben, dass man aber mit dem (immer noch aktuellen) Werk mal eben einen Personal-Classic auf meine Liste setzt, damit war nicht zu rechnen. Ich breche es auf einen ganz einfachen Nenner herunter: wären Rush auf die Idee gekommen, sich metallischer zu geben, dann wären Songs wie der phänomenale Opener "The Human Factor" dabei heraus gekommen - und auch der titelgebende Folgetrack sounded massiv nach 70's Rush im Metal-Gewand. Dazu kommt diese unglaublich passend-erdig-aggressive Produktion, die auf ein Glattbügeln des Sounds verzichtet und gerade dieser Musik (die in manchem Momenten auch mal gern an der Grenze zum Thrash wandelt) den nötigen Raum zum Atmen gibt und die phantastische Bassarbeit zu keiner Sekunde unter den Teppich kehrt. Ich hoffe inständig auf ein baldiges Lebenszeichen dieser Band, denn das hier, das ist einfach eine Art Prog-Metal, der in dieser Form, vor allem aber in der teils überirdischen Qualität, kaum zu finden ist. Schwierig, hier einen Anspieltipp zu nennen, ich mach's trotzdem und gebe die ersten 3 Songs raus:
"The Human Factor" - https://www.youtube.com/watch?v=35R9Sa-UB3c
"Outcast" - https://www.youtube.com/watch?v=UXlTTqUdwlI
"The Day the System failed" - https://www.youtube.com/watch?v=W_NfLc7bFtk


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047. IQ - The Wake (GB, 1985)
Im gleichen Jahr, in dem sich Marillion mit "Misplaced Childhood" anschickten, die vorübergehende Prog-Chartherrschaft an sich zu reißen erschien mit "The Wake" der Zweitling von IQ: ungleich düsterer, mit dezenten, aber durchaus wahrnehmbaren Effekten aus dem Wave-Bereich gelang es den Mannen um Peter Nicholls und Mike Holmes, die zweifelsfrei beim Debut schon vorhandenen, überaus positiven Ansätze weiter auszufeilen: allein der Opener "Outer Limits" führt in eine Art Parallelwelt, "The Wake" setzt diesen Kurs problemlos fort, Songs wie "Widow's Peak" (dessen getragenes Intro gar ein wenig an Maiden erinnert!), "Corners" oder "The magic Roundabout" sollten in Lehrbuch für Prog-Rock auftauchen. Oft wirken die Kompositionen schwerer und, ja, härter als die von beispielsweise Marillion oder auch Pendragon zu dieser Zeit, auch fußen IQ gerade mit ihren ersten beiden Alben metertief im 70's Prog und verleihen diesem durch die erwähnten, dezenten (seinerzeit) modernen Sounds noch mal eine Art Frischzellenkur, ohne die Grundatmosphäre der durch die Bank tollen Songs zu verwässern. Ein ganz starkes Album, das im Laufe der Jahre mehr und mehr gewachsen ist und immer wieder gern aufgelegt wird. In der Nachbetrachtung würde ich orakeln, dass man sich beim Nicholls-Comeback "Ever" massiv an "The Wake" orientiert haben dürfte.

"Widow's Peak" - https://www.youtube.com/watch?v=qeHFcL8gW3s&list=OLAK5uy_nFZL5a7BlDtrwPMliuUhl2Qt3gbumBDqs&index=5
"The magic Roundabout" - https://www.youtube.com/watch?v=3K3pSjUZOTA&list=OLAK5uy_nFZL5a7BlDtrwPMliuUhl2Qt3gbumBDqs&index=3
 
49 - tolles Album und in der Tat das "Magnus Opus" der Band. Ist bei mir nur knapp gescheitert.
48 - tolles Album, aber hier habe ich dann doch das Debüt vorgezogen, "Outcast" ist aber in der Tat auf Ohrenhöhe.
47 - tolles Album, aber welches IQ-Album mit Nicholls ist das nicht?
 
49. Muss zu meiner Schande gestehen Band und Album nicht zu kennen. Deine Beschreibung alleine ist wieder einmal Grund genug dort reinzuhören obwohl ich Konzeptalben bis auf wenige Ausnahmen eher semigut finde.
Einfach WELTKLASSE immer wieder Deine Kritiken und Anmerkungen zu den Alben inhalieren zu dürfen.

48. Meine Zweitliebste "Heaven's Cry" nach dem unglaublichen Debut.
Bitte die beiden Songs "If I Only Knew" und "Alive" ebenfalls anchecken. Es lohnt sich !
9,5/10


47. Um @Vauxdvihl zu zitieren : Tolles Album, aber welches IQ-Album mit Nicholls ist das nicht ? 9,5/10
 
49: Sylvan, hmmm, ja, nach wie vor Bildungslücke, grummel, nächstes Jahr!
48: Kommt in der Tat (fast) an das großartige Debüt heran. Letzteres habe ich mit Platz 97 möglicherweise etwas unterbewertet. Wie so vieles.
47: IQ geht immer, "The Wake" sowieso. Bitte nicht nachfragen, warum ich das Album nicht gelistet habe, danke.
 
47: IQ geht immer, "The Wake" sowieso. Bitte nicht nachfragen, warum ich das Album nicht gelistet habe, danke.

Die Frage wird man mir bei so vielen Alben ganz sicher auch nicht stellen (sollen?). Eine Auswahl von "nur" 100 Stück ist tatsächlich eine wirklich nur geringe Auswahl, was alle Teilnehmenden wohl in Summe schon so für sich herausgefunden habe. "Nur" 3 IQ-Alben zu erwählen war schon ein Ding der Unmöglichkeit, da ich diese Band ungemein schätze, aber eigentlich zu wenig höre.

Die "Top-of-the-Progs"-Listen bisher bergen allein schon eine Unmenge an Potential zum Entdecken und ich würde einfach mal sagen, allein die 70er aufzuarbeiten dürfte schon eine Aufgabe für sich sein. Was mir momentan bei meinem Hörverhalten so auffällt ist die Tatsache, dass gerade so Dinger wie Camel oder auch Genesis prima reinlaufen, bei Gentle Giant bin ich stecken geblieben in der Discographie und, und, und. Ein gänzlich eigenes Terrain einfach, das ich mit nur wenigen Bands, die diese Stilmittel auch aktuell einsetzen (sagen wir mal Birth oder The Book of Revelations) gnadenlos unterversorge, zumal die Krux auch darin besteht, dass man so feine Modernitäten wie halt Molybaron, Soen, OK Goodnight, Leprous, Temic oder District 97 eigentlich nicht vernachlässigen darf. Eigentlich wollte ich auch das neue DGM-Album mal zum Anlass nehmen, um mich mal mit der Band zu befassen, aber der "Dream-theater-mäßige"-Prog ist momentan eher ein wenig nach unten gerutscht in meiner momentanen Hörerei.

Ich fordere vom Bundesgesundheitsminister daher, dass "Musikverrücktheit" als Krankheit akzeptiert wird. Akut oder chronisch Erkrankten muss die Möglichkeit eingeräumt werden, mindestens 25 Stunden Musik am Tag genießen zu können. Werde mal eine Mail an den Karl aufsetzen.

'23 ist in der Breite des Prog ein unglaublich ergiebiges Jahr, ohne einen lupenreinen 10er zu liefern. Womöglich habe ich den aber auch einfach noch nicht wahrgenommen.

Bezüglich Sylvan: Live war das in diesem Jahr wirklich ganz schön enttäuschend (was aber auch einer - aus meiner Sicht - sehr unglücklichen Setlist geschuldet war), Alben wie eben "PS" oder auch "Home" (ganz stark!) haben dann aber letztlich mit der Live-Performance nichts zu tun. Möglicherweise war es auch die eher "unglückliche" Opener-Rolle vor RPWL, die eine gewisse Verunsicherung gebracht haben mag - denn die wiederum haben eine ganz starke Performance geliefert, es aber mit nicht einem Album in die LISTE geschafft, was schon einem gewissen Frevel gleichkommt.

Heaven's Cry: würde ich auf den Brustwarzen hinkrabbeln, um die einfach mal live zu sehen. Meine Leidenschaft für diese Kapelle ist hier im Thread ja hinlänglich bekannt - und ja, das Debut ist noch ein wenig stärker als "Outcast". Sagt im Übrigen auch die LISTE. Damit genug gespoilert für heute, würde ich sagen.
 
Ich fordere vom Bundesgesundheitsminister daher, dass "Musikverrücktheit" als Krankheit akzeptiert wird. Akut oder chronisch Erkrankten muss die Möglichkeit eingeräumt werden, mindestens 25 Stunden Musik am Tag genießen zu können. Werde mal eine Mail an den Karl aufsetzen.
Ich denke, eine Online-Petition ist besser. Wo kann ich unterschreiben?

'23 ist in der Breite des Prog ein unglaublich ergiebiges Jahr, ohne einen lupenreinen 10er zu liefern. Womöglich habe ich den aber auch einfach noch nicht wahrgenommen.
Ja, höre ich auch so.

Heaven's Cry: würde ich auf den Brustwarzen hinkrabbeln, um die einfach mal live zu sehen,
Da würde ich mitkrabbeln.
 
Platz 49 ist völlig unbekannt. Das MUSS MUSS MUSS aber (nach der Beschreibung) sofort geändert werden.
Erstlauschung läuft...
 
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046. The Alan Parsons Project - Tales of Mystery and Imagination (GB, 1976)
Nicht zuletzt durch sein Mitwirken an Meilensteinen der Beatles ("Abbey Road", "Let it be") und Pink Floyd ("Dark Side of the Moon") war Alan Parsons als Toningenieur schon eine Größe für sich. In Verbindung mit dem kongenialen Songschreiber Eric Woolfson erschien anno 1976 sozusagen seine Vision moderner Rock- oder auch Popmusik - wie immer man mag. "Tales of Mystery and Imagination" vereint zahlreiche Einflüsse (so arbeitete Parsons auch mit John Miles, dessen orchestral-musikalisches bei "The Tell-Tale Heart" auftaucht), und verbindet diese zu einem großen Ganzen: sowohl der Opner "A Dream within a Dream" als auch das grandiose "The Raven" tragen durchaus Querverweise an Pink Floyd in sich, Parsons und Woolfson bringen aber eine andere Form der Dramatik ein, als dies bei Floyd der Fall ist: beide Songs wirken gleichermaßen leicht, tragen aber auch eine düstere Komponente in sich. Das angesprochene "The Tell-Tale-Heart" hat einen nahezu musicalähnlichen Charakter, bombastisch mit klassischen Elementen, die das Stück ein wenig in die Nähe einer Steinmann (oder eben John Miles) Komposition rücken. "The Cask of Amontillado" verfolgt diesen Ansatz weiter, auch hier verweist nicht wenig an Miles, der Einstieg indes gemahnt mit seinen beatles-ähnlichen Chören an eben, genau, die Pilzköpfe. Ab Minute 3:15 wird es hier noch einmal arg neoklassisch mit einer schlicht phantastischen Melodielinie, die Bläser verleihen dem Stück letztlich gar eine echte Erhabenheit. "(The System of) Doctor Tarr and Professor Fether" greift eingangs auf Motive der 2 Opener zurück, eher reduziert, mit kirchenorgelähnlich anmutenden Keys untermalt, darauf hin entwickelt sich ein eingängiger anmutender Titel, dessen "eigentlicher" Chorus auf bizarre Weise gar nonkonform wirkt und letztlich die Kirsche auf der Torte darstellt. Das aus 5 Teilen bestehende "The Fall of the House of Usher" ist das Herzstück des Albums bündelt in einem Epos alles, was bislang an Zutaten aufgetischt wurde: das Ding ist für meine Ohren moderne Klassik, gleichermaßen wirkt es an manchen Stellen auch wie ein Soundtrack, Part 2 ("Arrival") ist massiv floydig, "The Fall of the House of Usher" ist quasi die Geburtsstunde des später noch oft von Parsons elektronischen Sounds, ehe es zum Ende hin noch einmal klassisch-noisig wird. "To One in Paradise" ist als Rausschmeißer nach dem Mammutepos von Usher dann ein eher relaxter Rausschmeißer.
Parsons hat auf diesem Album eine Unmenge an Stilistiken zu einer homogenen Masse verschmolzen: Prog, Klassik, Elektronik, 60er Sounds in die "Neuzeit" transportiert - ein richtungsweisendes Album und vielleicht auch gar nicht für Jedermann in die Defintion "Prog" passend, in meiner Welt im Wortsinne definitiv progressiv und - ja, ich erwähnte es schon, richtungsweisend.

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045. Aragon - Mouse (AUS, 1995)
Über dieses Album ist schon im Rahmen anderer Listen diskutiert worden: von einer Nummer 1 bis hin zu "geht so gar nicht" ist da alles mit dabei. Beide Ansichten kann man teilen: dieses Album ist zunächst sperrig, unterirdisch produziert und tatsächlich so etwas wie das "Manilla Road" des Prog - und exakt und genau deshalb so wertvoll. Ein Titel, quasi zerhackt in zahlreiche Segmente, ein Wandel nach dem nächsten, dennoch eindeutig dem Neo-Prog zuzuordnen, dazu grandiose Melodien. "Mouse" ist das Meisterstück der Cirith Ungol des Prog, auf unnachahmliche Weise ein Zusammenspiel aus unterschwellig inszenierter, musikalischer Brutalität und Spannung (nicht Härte), andererseits gespickt mit Melodien, die oftmals nur einen Moment verweilen, um sich kurz darauf im teils agressiv wirkenden Gesang von Les Dougan zu verirren. Es gibt kein wirklich vergleichbares Werk und als ich es damals erstmalig in den CD-Schacht packte ließ es mich absolut ratlos zurück. "Mouse" will erarbeitet werden, es ist das Ergebnis der Vision einer dem Undergrund entstammenden australischen Band, Grenzen zu verschieben und neu auszulogen, ohne all zu bewährte Elemente komplett über Bord zu werfen. Aragon waren (sind) einzigartig und werden es immer bleiben, kontrovers - und leider viel zu unbekannt. "Mouse" - egal, zu welcher der eingangs genannten Erkenntnisse man letztlich gelangt - muss gehört werden und ist ein Must-Have für einen jeden Musikliebhaber.

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044. Overhead - Metaepitome (FIN, 2005)
Overheads Debut wurzelt zweifelsfrei in den 70ern: allein der rund 20minütige Opener und Titelsong verarbeitet Einflüsse von Pink Floyd bis Genesis und spielt klar auch die Karte der Dramaturgie der 70er Prog-Longtracks. Overhead verstehen es dabei, diesen Sound trotz der zweifelsfrei erkennbaren Basiszutaten eigenständig und spannend zu halten, ihm einen frischen Anstrich zu verleihen, der selbst heute absolut zeitgemäß aus den Boxen tönt. Gleich, ob schräg, psychedelisch, rockig (man beachte im Mittelpart des Openers, so ab Minute 10, gar die offen zitierte Child-in-Time-Sequenz!), kauzig - diese 20 Minuten vergehen wie im Flug. "Warning: Ending without Warning" erweitert den eingangs erwähnten, eher britischen, Zutatenkosmos um krautige Elemente, dieser Song versprüht ein eindeutiges Eloy-Flair, das beim grandiosen "Butterfly's Cry" (eigentlich ein Hit, kann man nicht anders sagen), gar um Novalis oder auch grobschnitt-artige Passagen erweitert wird. Diese gesamte Mixtur gipfelt letztlich im Rausschmeißer "Dawn", der unfassbar relaxt rüber kommt, allein schon durch diese schlicht anmutende Melodie zum Eingang, die sich über den gesamten Aufbau zieht. Das Faszinierende an diesem Album: obwohl es ganz ohne Zweifel metertief im Retro der 70er verankert ist bekommt man schnell Zugang zu den Songs, obwohl diese arg komplex sind. Overhead wissen, wie sie wann welche Akzente setzen müssen, verzichten auf unnötige Frickeleien zum Selbstzweck und stellen den Song als Gesamtkonstrukt in den Vordergrund. "Metaepitome" ist ein echtes Statment, eine Verneigung vor den "Großen" der 70's - und gleichermaßen ein Ausrufezeichen.

Sowohl die 46., als auch die 45 sind so sehr Album, dass sie nur als Komplettverlinkung funktioniert hätten, für die 44 als Anspieltipps:

"Metaepitiome" - https://www.youtube.com/watch?v=dz3Q210nC1k&list=PLtuiJcwuIZqGquqmub4z3mKUH5CWw59Qg

"Butterfly's Cry" - https://www.youtube.com/watch?v=yM5be0GDPMk&list=PLtuiJcwuIZqGquqmub4z3mKUH5CWw59Qg&index=4
 
Stehen alle drei hier....und liefen auch alle drei schon viel zu lange lange nicht mehr. Spontan würde ich jetzt die Maus vorne sehen, aber die Overhead hab ich auch noch als richtig gut abgespeichert. Alan Parson und seine Projekte fand ich immer nur ganz gut. Ab und an große Momente, aber in Summe dann eben nur ganz gut. Die Tales sehe ich in seinem Schaffen ganz vorne. Ich zieh jetzt mal alle drei CDs aus dem Regal und leg sie für's Wochenende bereit.
 
46 - ich kenne von APP nur die "Pyramid" und ein paar Singles. Keine Ahnung, warum ich das noch nie weiter verfolgt habe.
45 - Überschneidung, 10 Punkte, Gott
44 - Tolles Album, tolle Band. Wann war noch mal das Konzert in Bonn?
 
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